1 ...8 9 10 12 13 14 ...21 75Über diese Debatte und ihre Verbindungen zur Dolchstoßlegende siehe BARTH 2003 [270], S. 26–37.
76BONZON/DAVIS 1997 [290], S. 333–339.
77DAVIS 2000 [304].
78BONZON/DAVIS 1997 [290], S. 317.
79VINCENT 1985 [405], S. 136.
80Ebd., S. 141–145.
81LIULEVICIUS 2002 [362].
82VINCENT 1985 [405], S. 150.
83Siehe Kapitel II.8.
84DAVIS 2000 [304], S. 243.
85VINCENT 1985 [405], S. 162.
86Zitiert nach ROTH 2004 [658], S. 1065. Siehe auch GRANIER 1969 [600]. Der echte Enthusiasmus der Elsass-Lothringer hinderte diese nicht daran, ihre sozialen, schulischen und religiösen Rechte zu verteidigen, die sie während des Deutschen Kaiserreichs erhalten hatten, das sie ansonsten wenig vermissten. Zum Einzug der Truppen selbst siehe BAECHLER 1969 [558], S. 393–407.
87WAHL/RICHEZ 1994 [675], S. 114–121.
88GRÜNEWALD 1984 [603], S. 20 und UBERFILL 2001 [673]. Die Passagen zu dieser Frage verdanken den beiden Werken vieles, auf die mich Jean-Marc Dreyfus freundlicherweise hingewiesen hat. Sie sind die einzigen, die eingehend auf diese Frage eingehen. Das letztgenannte ist besonders präzise und wertvoll, behandelt jedoch nur Straßburg. In ihrer Gesamtheit wartet diese Episode noch auf ihren Historiker. Der sehr patriotische GRANIER 1969 verliert kein Wort über diesen Punkt.
89UBERFILL 2001 [673], S. 196–284.
90Ebd., S. 336.
91Siehe die Frontispiz-Zeichnung dieses Kapitels, S. 17.
92GRANIER 1969 [600], S. 43.
93OETTINGER 2004 [651]. Dieser Autor sieht hierin nur eine unverständliche Bewegung einer antideutschen Menge, ohne den symbolischen Aspekt dieser Demontage zu erfassen.
94WEIN 1992 [676]. Siehe auch Kapitel II.5.
95UBERFILL 2001 [673], S. 206.
96WAHL/RICHEZ 1994 [675], S. 117.
97Ebd., S. 118.
98UBERFILL 2001 [673], S. 196–284. Die Währungsumstellung schuf auch neue Ungleichheiten innerhalb der elsässischen Bevölkerung und ließ die Lebenshaltungskosten steigen.
99Zu dieser Frage: NOIRIEL 1999 [249].
100Dieser publizierte wenig eloquente Erinnerungen zu dieser Frage: MILLERAND 1923 [69], S. 30–31.
101WAHL/RICHEZ 1994 [675], S. 118; UBERFILL 2001 [673]: In seinem Vorwort unterstreicht Pierre Ayçoberry, dass das Verschwinden der Archive der Auswahlkommission, das jede exakte Rechnung erschwert und den Blick auf die Vorgehensweisen dieser Kommissionen verdunkelt, vielleicht Ausdruck eines schlechten Gewissens sei und/oder das Zeichen, dass man die Spuren dieser Arbeit verwischen wollte.
102UBERFILL 2001 [673], S. 239ff.
103BARIÉTY 1977 [430], S. 5–25; GRÜNEWALD 1984 [603].
2. Den Krieg trotz allem hinter sich lassen: Die Demobilisierung der Soldaten in Deutschland und Frankreich
2.1. Eine überwundene Krise
Obwohl der Krieg in seinen Grundzügen in verschiedenen Bereichen fortgesetzt wurde, sehnten sich die französischen und deutschen Gesellschaften in großen Teilen nach Frieden und einer Rückkehr zum Alltag. Der Friede wird in der Tat mit enormer Erleichterung begrüßt. Ernst Troeltsch spricht sogar von einem „Traumland der Waffenstillstandperiode“ 104.
Die Rückkehr zur Normalität verlief zunächst und vor allem durch die Rückkehr von ungefähr fünf Millionen französischer und sechs Millionen deutscher Soldaten nach Hause und ins Zivilleben. Die Sehnsucht, ein normales Leben wiederzuerlangen, was Jay Winter als „Nostalgie“ 105bezeichnet, hatte sich nach und nach während des Konflikts herausgebildet und ging, bisweilen bei ein und derselben Person, mit der bereits erwähnten Hoffnung auf einen Sieg einher. Sobald Gewissheit über das Ende herrschte, erleichterte diese Sehnsucht die Rückkehr der Soldaten nach Hause und zur Arbeit sowie die gleichzeitige Rückkehr der Frauen von den Fabriken an den heimischen Herd 106. Die Soldaten konnten sich gewiss sein, dass sie Anerkennung finden würden, beziehungsweise, dass gegen ihre Vorgesetzten und die Niederlage revoltiert werden würde. Allerdings teilten die Soldaten die erwähnte Nostalgie mit der Bevölkerung hinter der Front, was den Erfolg der beiden Demobilisierungen teilweise zu erklären vermag. Auch andere Faktoren erklären diese ruhige Rückkehr 107, darunter diffuse Ängste der führenden Eliten in Deutschland wie in Frankreich, etwa vor einer revolutionären Ansteckung. Diese Eliten sahen – vor allem im Falle Deutschlands – die sozio-ökonomische Krise am Kriegsende voraus, welche die wirtschaftliche Wiedereingliederung der Demobilisierten erschwerte, und fürchteten dabei die Unzufriedenheit der Soldaten, die so schnell wie möglich wieder nach Hause zurückkehren wollten. Sie entschieden sich nach und nach, den teuren Preis zu zahlen, damit sich die Demobilisierung so gut wie möglich abspielte. Aber dorthin musste man erst noch gelangen. Dieser „Übergang“ war in der Tat entscheidend. De facto war er stark ritualisiert und eingeteilt in „drei Phasen, die den auf Übergangsriten spezialisierten Ethnologen wohlbekannt sind“ 108:
„Während einer Trennungsphase verabschiedet sich der Soldat gleichzeitig vom physischen Kontakt mit der Kampfzone, der Gesellschaft einiger seiner Kameraden, der Nähe der Toten (…) Daran schließt sich eine einleitende Phase an (…), in der sich der Veteran nach und nach eine neue Identität schafft. Schließlich, in einer mehr oder weniger langen Eingliederungsphase, integrieren sich die Männer – oder versuchen, sich zu integrieren – in das zivile Wirtschaftsleben, in die Regeln der Zivilgesellschaft, in die alltäglichen Familien- und Freundschaftsbeziehungen“ 109.
Hieran wird noch einmal deutlich, wie wichtig der Erfolg dieser Operation für das künftige Gleichgewicht der Nachkriegsgesellschaften ist, die zu diesem Zeitpunkt, 1918–1920, Gesellschaften im Übergangszustand sind, im „Dazwischen“ 110. Der Fall Frankreichs kann angesichts des herannahenden Sieges von vornherein als weniger schwierig betrachtet werden als jener Deutschlands. Vielleicht sind daher die mit der Demobilisierung verbundenen konkreten Probleme von französischer Seite weniger gut vorausgesehen worden 111.
Wie dem auch sei, der Sieg erlaubt es eher, den gesamten Maßnahmen der Anerkennung einen Sinn zu verleihen. Darüber hinaus ist die politische Lage weit weniger chaotisch, und trotz sehr starker sozialer Spannungen erscheint die Möglichkeit einer Revolution weniger wahrscheinlich.
Im deutschen Fall macht die Niederlage Anerkennungsmaßnahmen schwieriger, und die Revolution ist bereits da. Die neuen republikanischen Führer müssen diese gleichzeitig erhalten, die neuen republikanischen Institutionen schaffen und es vermeiden, von einer noch viel radikaleren Revolution überschwemmt zu werden, während es ihre größte Angst ist, dass die bewaffneten und häufig ausgehungerten Soldaten sich den Gegnern des Regimes auf der Rechten oder Linken anschließen. Sie müssen die Soldaten demobilisieren, um sie zu entwaffnen, und dabei gleichzeitig ein bewaffnetes Kontingent zu ihrem eigenen Überleben behalten.
De facto hatte das Deutsche Kaiserreich, auch wenn es seit 1916 Demobilisierungpläne besaß 112, nicht damit gerechnet, dass es diese in einem Kontext der Niederlage, der Revolution, des politischen Regimewechsels und des Chaos würde ausführen müssen. Doch schließlich verwandeln sich diese chaotische Situation und die von den Alliierten aufgezwungenen Einschränkungen, die eine rasche Demobilisierung und einen Rückzug vom linken Rheinufer fordern, zu einer Ressource, die es erlaubt, die Demobilisierung zu beschleunigen und die Hauptforderung der Soldaten, nach Hause zurückzukehren, zu erfüllen. Am 1. Dezember 1918 haben sich bereits eine Million von ihnen selbständig auf den Weg gemacht und sich damit selbst demobilisiert 113. Richard Bessel beschreibt diesen Vorgang folgendermaßen: „Die übereilte und chaotische Natur der militärischen Demobilisierung war nicht notwendigerweise schlecht“ 114. Im Gegensatz zu Frankreich, wo sie notwendig war, wäre eine progressive Demobilisierung in Etappen, so wie sie vorgesehen war, unnötig und angesichts des starken Willens, nach Hause zurückzukehren, sogar gefährlich gewesen.
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