«WIR MÜSSEN UNSERE KINDER BEREIT MACHEN FÜR DIE HERAUSFORDERUNGEN DER ZUKUNFT!»
Die Schule ist für unsere Kinder eine Vorbereitung auf eine Arbeitswelt, wie sie in zehn, zwanzig Jahren aussehen wird. Wir können diesen Anforderungen der Zukunft nicht mit Bildungskonzepten von gestern begegnen. Das ist keine Panikmache, das ist verantwortungsvolle Vorbereitung. Darum fordert der Bildungsexperte Andreas Pfister in seinem Debattenbuch eine «Matura für alle». Mit einer allgemeinen Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr sollen alle eine Chance auf gute Bildung erhalten, auch die, die sich selbst von Bildung ausschliessen – wie einst der Geissenpeter.
Andreas Pfister (1972) arbeitet als Gymnasiallehrer, Bildungsjournalist und freier Autor. Er unterrichtet die Fächer Deutsch und Medien. Für die Fachzeitschrift «Gymnasium Helveticum» betreut er den Bildungsticker. Er hat in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften Artikel zu Bildungsthemen publiziert. 2011 gab er den Sammelband «Das Gymnasium im Land der Berufslehre» heraus. 2015–17 leitete er den Bildungsblog des «Tages-Anzeigers».
Aufgewachsen ist Andreas Pfister auf dem elterlichen Bauernhof im Kanton Freiburg. Nach der Sekundarschule machte er ein Welschlandjahr, dann das erste Lehrjahr als Zimmermann. Darauf wechselte er ans Gymnasium. An der Universität Freiburg studierte er Germanistik und Histoire Contemporaine. 2005 promovierte er in Literaturwissenschaft. Heute lebt er mit seiner Familie in Zürich.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.
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Umschlaggestaltung und Satz: Lynn Grevenitz, Kulturkonsulat,
Hamburg, www.kulturkonsulat.de
Lektorat: Vanessa Sonder, Zürich
E-Book: CPI books GmbH, Leck
ISBN: 978-3-9524924-4-4
Vorwort VORWORT Ich schlage eine Matura für alle vor. Alle Jugendlichen in der Schweiz sollen entweder eine gymnasiale Maturität, eine Berufs- oder Fachmaturität erlangen. In unserer Wissensgesellschaft steigen die Anforderungen. Deshalb brauchen wir eine neue Bildungsoffensive. Wir müssen unsere Jugendlichen bereit machen für die Herausforderungen der Zukunft. Denn: Nachobligatorische Bildung, verstanden nur als Chance, genügt nicht. Auch Weiterbildung reicht nicht. Es braucht einen Ausbau der Grundbildung. Nur dank solider Bildung können unsere Jungen souverän über ihr Leben bestimmen. Bildung ist mehr als ein Mittel zum Zweck. Bildung führt den Menschen zu sich selbst. Sie befreit und bereichert. Der Vorschlag einer Maturitätspflicht ist durch meine Tätigkeit als Bildungsjournalist, insbesondere durch die Medienschau für den Bildungsticker des VSG 1 , das Bloggen für den Tages-Anzeiger 2 und meine Arbeit als Lehrer entstanden. Aus diesen Tätigkeiten ergibt sich ein Überblick über die bildungspolitischen Diskussionen in diesem Land, und zwar über alle Stufen hinweg, in den verschiedenen Sprachregionen und Kantonen. Im Fokus dieses Buchs steht der Bildungsdiskurs, also die Art und Weise, wie wir über Bildung schreiben, sprechen – oder auch schweigen. Im Umfeld der Zürcher Aufnahmeprüfung ans Gymnasium 2017 publizierte der Tages-Anzeiger das Interview «Ich plädiere für eine Matura für alle» 3 . Zuvor war im Bildungsblog 4 der Vorschlag einer Matura für alle erstmals publiziert worden. Seither wird die Idee kontrovers 5 diskutiert. In diesem Buch wird die Matura für alle erklärt und begründet. Die Forderung nach dieser Bildungsoffensive schreibt sich ein in die Tradition von Erneuerungsschritten im Schweizer Bildungswesen – wie es zuvor die Gründung der Volksschule tat sowie auch die Öffnung der höheren Bildung und die Erfolgsgeschichte von Berufsmaturität und Fachhochschulen. Heute gilt es, die nachobligatorische Schulzeit zu reformieren und zukunftstauglich zu machen. Im Kern beinhaltet das eine Ausweitung der Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr. Mit dem Schritt von der Chance zur Pflicht sollen alle erreicht werden, auch die Bildungsfernen, die sich selbst von Bildung ausschliessen – wie einst der Geissenpeter. Das Geissenpetersyndrom überwinden heisst die Selbstexklusion überwinden. Dazu braucht es die allgemeine Maturitätspflicht. Der Eigenwert der Bildung, der Arbeitsmarkt und die Chancengerechtigkeit verlangen es gleichermassen: Das Recht auf Bildung muss für alle gelten. Dieses Buch möchte dazu beitragen – für unsere Jugendlichen, für unsere Zukunft.
01 61,9 – Von der Schulpflicht zur Maturitätspflicht
02 Duale Besonderheiten
03 Megatrends der Gegenwart
04 Von der Chance zur Pflicht
05 Bildungsferne
06 Selbstexklusion
07 Die neue Sprache der Ausgrenzung
08 Das Geissenpeter-Syndrom
09 Reflexion statt Reflex
10 Handwerk des Denkens
11 War for Talents
12 Zwei Stufen
13 «Die braucht es auch»
14 Prinzessinnen- und Königsweg
15 Vom Nutzen des Unnützen
16 Diskursanalyse im Arbeitsmarkt
17 Jugend ohne Lobby
18 Bildungsmythen im Faktencheck
19 Orchideen- und MINT-Fächer
20 Finanzielle Bildungslücke
21 Geld und Geist
Nachwort
Endnoten
Literatur
Ich schlage eine Matura für alle vor. Alle Jugendlichen in der Schweiz sollen entweder eine gymnasiale Maturität, eine Berufs- oder Fachmaturität erlangen.
In unserer Wissensgesellschaft steigen die Anforderungen. Deshalb brauchen wir eine neue Bildungsoffensive. Wir müssen unsere Jugendlichen bereit machen für die Herausforderungen der Zukunft. Denn: Nachobligatorische Bildung, verstanden nur als Chance, genügt nicht. Auch Weiterbildung reicht nicht. Es braucht einen Ausbau der Grundbildung. Nur dank solider Bildung können unsere Jungen souverän über ihr Leben bestimmen. Bildung ist mehr als ein Mittel zum Zweck. Bildung führt den Menschen zu sich selbst. Sie befreit und bereichert.
Der Vorschlag einer Maturitätspflicht ist durch meine Tätigkeit als Bildungsjournalist, insbesondere durch die Medienschau für den Bildungsticker des VSG 1, das Bloggen für den Tages-Anzeiger 2und meine Arbeit als Lehrer entstanden. Aus diesen Tätigkeiten ergibt sich ein Überblick über die bildungspolitischen Diskussionen in diesem Land, und zwar über alle Stufen hinweg, in den verschiedenen Sprachregionen und Kantonen. Im Fokus dieses Buchs steht der Bildungsdiskurs, also die Art und Weise, wie wir über Bildung schreiben, sprechen – oder auch schweigen.
Im Umfeld der Zürcher Aufnahmeprüfung ans Gymnasium 2017 publizierte der Tages-Anzeiger das Interview «Ich plädiere für eine Matura für alle» 3. Zuvor war im Bildungsblog 4der Vorschlag einer Matura für alle erstmals publiziert worden. Seither wird die Idee kontrovers 5diskutiert.
In diesem Buch wird die Matura für alle erklärt und begründet. Die Forderung nach dieser Bildungsoffensive schreibt sich ein in die Tradition von Erneuerungsschritten im Schweizer Bildungswesen – wie es zuvor die Gründung der Volksschule tat sowie auch die Öffnung der höheren Bildung und die Erfolgsgeschichte von Berufsmaturität und Fachhochschulen.
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