1 ...6 7 8 10 11 12 ...17 Das erste Paar schellte bereits vor 21h. Von dem vergoldeten Klingelknopf, nicht aus Messing wie bei minder Bemittelten, breitet sich ein melodiöser Klang aus. Hier ist alles vom Feinsten. Der Pomp darf ruhig bestechen. Die Frühkommer wollten die Ersten sein auf dem Date.
Ein Hausmädchen öffnet und leitet die Besucher an die Getränkebar der »Sporthalle«, dort, wo der Schwebebalken zum Turnen einlädt. Der Begrüßungstrunk ist obligatorisch, Ex. Man möchte schnell dahin gelangen, wo es lustig wird.
Die Gastgeber gesellen sich dazu, es entwickeln sich anregende Gespräche, die sich hauptsächlich nur um das EINE Thema ranken.
Politikgefasel ist am heutigen Abend unerwünscht, selbst wenn man sich noch so sehr über die Ausfälle des neuen US-Präsidenten Trump ereifern könnte. Doch sofern er von abgrapschen twittert, wirkt er sogar sympathisch auf gewisse Leute.
Durch die Eigenart des Raumes, beleuchtet nur durch ein diffuses Licht verbreitende Kerzen, kommen Gäste schnell in Stimmung. Und als sich ihre Augen an das Kerzenlicht gewöhnt haben, bemerken sie auf dem Schwebebalken eine Figur sich rekeln. schräg stehende Augen verraten ihre Herkunft. Sachte schaukelt sie hin- und her. Ihr Meister und die andere Gespielin verbergen sich im Separee. Der Spot ist auf die in grün gekleidete Turnerin gerichtet.
Die Hausherrin weiß Männer um den Finger zu wickeln. Wie zufällig greift Judith dem ersten Besucher bald an die Garderobe. Der Gast hat es erwartet. Es erregt ihn. Sein Puls geht schneller.
Arnold ist ebenfalls nicht untätig. Er lässt seinen Charme spielen und kümmert sich um die Weiblichkeit. Ihr ist, als wäre ein glühender Frisierstab auf sie angesetzt. Der Barhocker gerät in eine gefährliche Schieflage, als sie sich dem Angriff erwehren will. Arnold lässt nicht mit sich spaßen.
Noch sind es nur diese zwei Gäste, an denen die Gastgeber ihr Willkommen zu entrichten haben. Doch Weitere werden erscheinen. Es ist die Leitlinie des Abends, herauszufinden, welche Vorlieben ihre Besucher haben, um sie zu vorgerückter Stunde nicht im Regen stehen zu lassen.
Die Turnerin auf dem Balken macht sich warm und geschmeidig, wie Zirkusartisten vor ihrem Auftritt. Mit wissenden Augen beobachtet sie das reizende Treiben vor dem Bartresen.
Während die Erstankömmlinge sich vergnügen, läutet das nächste Paar. Der Ablauf der Begrüßung ist ähnlich, sie werden von einem der Hausmädchen zur Bar geleitet und bekommen das Getränk ihrer Wahl. Die Gastgeber kümmern sich einfühlsam um ihre Bedürfnisse.
Mit einem Cocktail in der Hand bemerken auch diese Gäste die Turnerin. Die hat jetzt einen Godemiché im Mund und lutscht daran hingebungsvoll.
Kurz darauf erscheint das letzte Paar. Die kennen sich hier aus, erwarten aber bei jedem Date etwas Neuartiges. Das Besondere am heutigen Abend ist der Schwebebalken mit dem Mädchen aus Fernost. Den Schwarzen im Separee hat bislang niemand bemerkt.
Am Tresen erreicht die Party ihren vorläufigen Höhepunkt. Einer der Gäste nimmt sich eine Lady zur Brust. Bestimmt ist es nicht die eigene Frau. Sie bechern Brüderschaft, um sich kennenzulernen. Ein erstes, dann ein zweites Glas ihres Lieblingsgetränks wird auf Ex entsorgt. Die Lady erkennt, dass es ein Mann ist, mit dem sie trinkt. Frivolität ist Voraussetzung zur Einladung, und schon kommt man auf das Kamasutra zu sprechen.
»Natürlich kennst du das Lehrbuch«, schmeichelt Kuno, der bereits einen in der Krone hat, »aber ist dir t he Plough oder the hinge bekannt? The Supernova ist gleichfalls eine unglaubliche Stellung. Schon mal probiert?«
» Supernova hört sich gut an, kenn ich bisher nicht. Könnte mich aber interessieren. Beschreibe mal.«
»Beschreiben ist nicht, kann es mit dir nur machen: Würde dich damit überraschen. Später. Vorher sollen uns ja wohl einige Sketche in Stimmung bringen.«
Irene, die Favoritin Kunos, ist völlig aus dem Häuschen. Endlich mal was anderes in Aussicht, als nur immer das Einerlei mit ihrem Angetrauten.
Kuno lässt ihr seine Männlichkeit spüren. Er ist ein großer, kräftiger Mann, standfest bis aufs Trinken. Da kann er nicht allzu viel vertragen. » Mir fällt eine weitere tolle Stellung ein: The Clasp. Und The Bridge. Würde dir sicher ebenfalls gefallen.« Irene trifft es schwer, darauf zu warten.
Die Chinesin auf dem Turngerät bekommt endlich den bedeutungsvollen Hinweis, dass alle Geladenen eingetroffen sind und sie mit ihrer Schau beginnen kann. Dass zwei weitere Animateure anwesend sind, wird nicht verraten.
Aufreizend langsam befreit sie sich von ihrem Bikini-Oberteil. Sowie ihre formvollendete Figur unverhüllt ist, startet die Asiatin mit geschmeidigem Stellungsspiel. Sie windet ihren zarten Körper in absurde Positionen und erhält dafür verhaltenen Beifall. Sollte das etwa alles sein?
Zuschauer werden lange hingehalten. Daher wittern sie etwas Besonderes, Unbekanntes. So entwickeln sich lüsterne Begierden, nicht nur bei Männern. Die Vorführung wirkt wie das für Menschen nicht wahrnehmbare Sexuallockmittel manch paarungswilliger Tiere.
Die Chinesin ist in der Darstellung zweideutiger Positionen eine Meisterin ihres Faches. Unter dem Handtuch steigt das Mädchen aus dem Höschen und wirft es in Richtung Bar. Erotisierte Männer versuchen wie kleine Buben, es zu erhaschen. Verlockende Düfte sind nicht zu ignorieren.
Der Schwebebalken ist an belastbaren, groben Seilen aufgehängt, die auch als Stimulanzien benutzt werden. Gelenkig, wie sie ist, richtet die Asiatin ihren Unterkörper daran auf und umgreift das Tau mit den Füßen. Der Strick gleitet durch eine Berg-und Tallandschaft und schickt durch seine Rauigkeit wohlige Schauer durch ihren Körper. Gewiss doch werden die Gäste dadurch stimuliert. Und Arnold ist ein aufmerksamer Gastgeber. Er meint zu wissen, was die Akrobatin in diesem Moment braucht: einen Schampus für ihr , einen Zwetschgensekt.
Den kann sie haben. Arnold benimmt sich wie ein Kellner. Der Korken knallt, der Sekt fließt, schön gekühlt ist die Brause. Nicht nur die Zunge labt sich daran. Aber Vorsicht, damit das Glas im empfindlichen Körperteil keinen Schaden anrichtet!
Erregend, wie sie sich am Tau reibt und rekelt, begeisternd, wie dieser Vorspann auf die Zuschauer wirkt.
Jetzt kommt auch der Farbige aus der Dunkelheit der Nische; wegen seiner tiefschwarzen Hautfarbe wurde er von den Gästen bisher nicht bemerkt. Nur wenn man genauer hingesehen hätte, würde man helle Augäpfel gewahrt haben, welche die Szene beobachten. Es wirkt satanisch, sobald weiß gleißende Augen aus völlig dunkler Umgebung strahlen.
Was sich hinter seiner roten Adidas- Sporthose verbirgt, ist nicht sofort auszumachen; ein Shirt verdeckt zudem einen athletischen Oberkörper. Selbstgefällig präsentiert der Schwarze eine Figur, die nichts zu wünschen übrig lässt. Kräftige Oberarme, einen muskulösen, jetzt vom Poloshirt befreiten Brustkorb, stämmige Beine, ein Gesicht ähnlich dem eines Gorillas, der Tiefe seiner Kehle entringen sich unartikulierte Laute. Mit Ovationen wird er begrüßt. Dann kommt eine zweite Chinesin, die sich bisher ebenso unsichtbar gehalten hat, aus dem Separee hervorgetänzelt.
Die Gäste steigern sich in frivole Erwartungshaltung.
Weiterhin reckt sich die Sklavin an diesem rauen Tau. Sie scheint leicht angekratzt. Sie ist vom Schampus gezeichnet.
Genüsslich schlürft der Schwarze von der Quelle des Lebens. Zuschauern entringt sich ein mehrstimmiges und sinnenfrohes Stöhnen. Hat man das selber so nie erlebt? Ist das der Grund, weshalb man so gerne dieser Einladung folgt?
Der Afrikaner bleibt weiter bei seinem hingebungsvollen Zungentrick. Eine kleine Erbse hat sich erheblich vergrößert.
Kuno, der Kamasutrakenner, lässt Irene nicht aus den Augen. Und nicht nur die hat Feuer gefangen.
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