Der Eindringling hat bewiesen, dass seine Werbung nicht nur heiße Luft ist. Was mit den Chinesinnen anzustellen ist, will er im Programm der Abendstunden präsentieren. Judith vermag es kaum abzuwarten.
Hausierer lädt man in der Regel zwar nicht ein, das Wohnzimmer zu betreten, aber diese Ware war so vielversprechend, dass Judith nicht umhinkam, sie dem Neger abzukaufen. Über den Kaufpreis hinaus gab sie ihm ein fürstliches Trinkgeld. Die Hausherrin hatte sich von dem Wert des Produktes überzeugen zu lassen, und das macht man nicht vor der Haustüre.
Nach dieser eindrucksvollen Begrüßung werden den Animateuren die Einrichtungen des Hauses mit den unterschiedlichen Möglichkeiten der Körperertüchtigung gezeigt. Die Stimmungsmacher sollen sich einen Fahrplan für ihre Aktivitäten zurechtlegen können. Villenbesitzer sind stets entschlossen, zu protzen, nicht zu kleckern.
An der Bar werden anregende Getränke kredenzt. Gemixt vom Hausherrn und Judith persönlich, die schon in gehobener Verfassung sind. Arnold sah seiner Frau sofort an, dass sie ein eindrucksvolles Erlebnis hatte. Das freut ihn ganz ohne Neid.
Jeder weiß aus langjähriger Erfahrung, dass Alkohol in jeglicher Form die Sinne sich entfalten lässt. Insbesondere bei Gästen, die zum ersten Mal die Vergnügungsmöglichkeiten des Hauses genießen kommen. Also doch ein Freudenhaus?
Nicht nur vor der Terrasse gibt es einen Pool, auch innerhalb der Villa steht einer zur Verfügung, mit Sauna. Je nach Wunsch und Laune könnte man draußen wie drinnen seinem (Schwimm)Vergnügen nachgehen.
Stimmungsvolle Musik ertönt im Hintergrund, ein Mikrofon ist ebenfalls vorhanden, für den Fall, dass jemand frivole Witze oder Lieder zum Besten geben will. In der Raummitte dreht sich eine gläserne, verspiegelte Scheibe, drum herum bequeme Sitzmöglichkeiten, im Hintergrund einige Liegen. Der Raum ist hell beleuchtet, weil die großflächigen Spiegel an den Wänden und unter der Decke blitzen und gleißen sollen. Das alles hat Arnold sich mit Judith so ausgedacht. Innenraumarchitekten setzten die Ideen dann um. Wenn das der Polizist von der Sitte gesehen hätte, würde er gleich an ein Bordell gedacht haben. Aber es ist ja rein privat. Sein Geld verdient Arnold auf andere Weise.
Der Afrikaner und seine fernöstlichen Begleiterinnen nehmen in den komfortablen Sitzmöbeln einen ersten Harddrink zu sich. Sobald die Akteure später ihre Sketche vortragen, sollte jeder Gast auf affengeile Gedanken kommen. Ist jemand prüde, hat der hier kein Bleiberecht.
Abgetrennt nur durch einen schweren Gobelin, gibt es einen weiteren Fitnessraum mit Bartresen. Nur für Kenner werden hier Mischungen angeboten, die gezielte Wirkungen entfalten.
Dieser Raum ist abgedunkelt, in diskreten Separees, durch anheimelnde Kerzen in schummeriges Licht getaucht, wird Stimmung erzeugt. Dort sorgt eine andersgeartete Atmosphäre als im Spiegelsaal für Verfassung.
Dieser Barraum ist eher eine kleine Sporthalle. Eine Art Schwebebalken, wie in Turnhallen üblich, wurde installiert. Denn hier darf geturnt werden, aber mit andersartigen Übungen als in Schulsporthallen. Schulkinder haben hier nichts zu suchen; nur Schüler eines Lehrfachs mit ornithologischer Zielrichtung hätten Zutritt.
Der Balken ist aufgehängt an Tauen, welche von der Decke herunterhängen und in hin- und herschwingende Bewegung versetzt werden können. Dazu breiter und sogar weich gepolstert. Hier dürften die Akteure kaum herunterfallen, und wenn doch, landen sie am Boden auf flauschigen Tiger - und Schaffellen. Dann trainiert der Sportler weitere Turnübungen, und wer Kamasutra-Figuren beherrscht, wird Bestnoten erzielen. Im Besonderen sind die wendigen Chinesinnen von der Ausstattung dieser begeistert.
Probehalber besteigen sie das Gerät. Arnold erklärt mit gewandten Vertreterworten, mit welchem Speed der Schwebebalken, von ihm selber ausgedacht und mittlerweile ertragreich vermarktet, besonders effektiv anschlägt. Und die Nachfrage steigt, wie er stolz verkündet. Qualität spricht sich eben herum.
Arm- und Beinreifen fixieren die Probanden. Darauf Übungen zu absolvieren, scheint jede Menge Spaß zu bringen. Auch das Spiegelkabinett beeindruckte die jungen Damen und beflügelt ihre Fantasie. Da bekommt man Lust, zu arbeiten.
Ein weiterer Drink an der Bar sorgt für steigende Stimmung. In gehobener Gemütsverfassung führt Arnold die Darsteller durchs Haus. Wer von seinen Gästen am Ende der nächtlichen Zecherei Ruhe und Erholung sucht, wird ebenso das hier finden. In illustren Gästezimmern der Villa, ausgestaltet mit prächtigen Schlafstätten, vermögen gestresste Freunde zu regenerieren. Möglicherweise auch nicht.
Frivol darf es hier zugehen, doch die Sittenpolizei hat hier keine Handhabe.
Die Darsteller sind schwer beeindruckt. Das haben sie nicht erwartet. Mit Kinkerlitzchen werden sie hier nicht punkten können, ihre Darbietungenhaben schon gehaltvoll zu sein. Für sie geht's nach diesen Erkenntnissen nicht nur darum, prima Geld zu verdienen, sondern ureigene Instinkte sind es, die sie beflügeln.
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Arnold ist ein aktiver Mensch, als Unternehmer und Freizeitsportler. Sein Sport ist schweißtreibender als Joggen oder Zumba. Er trainiert seinen Körper durch Matratzensport. Da ist er Spitze.
Sein spezielles Fitnesstraining praktiziert er regelmäßig, darauf beruht die Kondition, wie er sich einbildet, doch ebenso wirtschaftlicher Erfolg. Judith und Arnold unterstützen sich darin gegenseitig.
Sie hat ihre schlanke Figur aus der Jugendzeit trotz der vier Kinder weitest erhalten. Ihre blonden Haare trägt sie sportlich-kurz, ihr bezauberndes Lächeln und der reine, weiße Teint beeindrucken im Besonderen Männer mit dunkler Hautfarbe.
Angehörige andersfarbiger Rassen fliegen auf hellhaarige Nordländer, und wen Judith mit ihren grünlich schimmernden Sehern durchbohrt, ist hingerissen. Ihre wohlgeformte Oberweite bewirkt ein Übriges. Sie weiß ihre körperlichen Eigenschaften bewusst einzusetzen.
Nicht selten werden gefeiert, zu denen illustre Gäste erscheinen. Dann ist die Villa voller Wettkämpfer, woraus man zu schließen vermag, wie beliebt eine sportliche Freizeitbeschäftigung doch ist. Extra gute Freunde treffen sich darüber hinaus manchmal zu viert oder sechst. Wasserpfeife wird bei dem Meeting keine geraucht. Freizügigkeit ist immer oberstes Gebot.
Es erregt ja keinerlei Ärger in der Nachbarschaft, alles vollzieht sich im privaten Rahmen. Das Gelände ist abgeschirmt, Nachbarvillen weit entfernt, gelegentliche Spaziergänger, die sich hierher verirren, hätten keinen Zutritt. Es ist eine Stätte der gehobenen Freundschaftsbegegnungen. Welcher normal denkende Mensch wird diese Lebensart mit Abstinenz verschmähen wollen?
Die neuen Mitarbeiter/innen sind nicht nur für die Pflege der Räumlichkeiten und des Außengeländes zuständig. Ebenso für zwischenmenschliche Wohlfühlvermittlung hat Arnold sie eingestellt. Das ist rechtsgültig in ihrem Arbeitsvertrag niedergeschrieben. Und es ist für sie keine Last, sondern Lust.
Sandra, auch wenn sie erst kurz vor ihrem Achtzehnten steht, hat sich von der fachübergreifenden Eignung des Gärtners überzeugen können. Ihr privates Empfangszimmer hatte hochwillkommenen Besuch empfangen. Man prostete sich zu und genoss das Unbekannte.
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Die ersten Gäste heute werden gegen 21h erwartet. Das ist eine gängige Uhrzeit zum Start amouröser Veranstaltungen. Bis dahin wird Judith ihre Blessuren vergessen machen. Man wird ihr nicht ansehen, dass sie eh ihr Vergnügen hatte, und das zu ungewöhnlicher Zeit. Soll sie sich einen Button anstecken wie: „Black is beautiful!?“
Zweifellos würde jeder Gast wissen, was damit gemeint ist, denn die geladenen Personen sind im Bilde, was sie erwarten dürfen. Die Villa ist ein begehrter Treffpunkt.
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