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Seine Hand auf meinem Bein riss mich aus meinen Gedanken. Alexejs Blick ging mir durch und durch und ich hoffte, dass mein Vater diese Geste mitbekam und Alexej dafür die Hand abhacken ließ. Doch Juri war viel zu sehr in das Gespräch mit meinem Verlobten vertieft und beachtete meine entsetzte Reaktion überhaupt nicht.
Meine Mutter, die es sich nie wagen würde, etwas gegen meinen Vater zu sagen, bemerkte meinen Blick und schüttelte kaum merklich den Kopf. So war es schon immer gewesen. Die Männer in unserem Clan führten an, wir Frauen hatten den Mund zu halten und willig zu sein.
Wieder war ich weit weg mit den Gedanken gewesen und registrierte zu spät, dass das Gespräch an Tisch verstummt war und mein Vater und Alexej mich fragend anschauten.
»Bitte? Ich ... ich«, fing ich stotternd an.
Der missbilligende Blick meines Vaters ließ mich auf dem Stuhl immer kleiner werden, bis mich Alexejs Hand auf meiner zu ihm schauen ließ.
»Janka, meine Liebste.« Er nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. »Wo bist du nur mit deinen Gedanken? Etwa schon bei den Hochzeitsvorbereitungen?«
Natürlich entging mir das gefährliche Glitzern in seinen Augen nicht.
»Meine Gedanken kreisen nur noch um diesen einen Tag«, gab ich zurück und das war noch nicht einmal gelogen.
»Mein lyubimyy , dein Vater meinte gerade, dass du mir euer schönes Anwesen zeigen solltest.«
Schnell entzog ich ihm die Hand und sprang fast von meinem Stuhl hoch, denn er sollte mich nicht lyubimyy nennen. Das war ich ganz sicher nicht, sein Liebling.
»Es wäre mir eine Ehre, dir alles zeigen zu dürfen, Alexej.« Mein aufgesetztes Lächeln würde irgendwann in meinem Gesicht festfrieren.
Wieder nahm er einfach meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Als er so neben mir stand, machte er mir enorm Angst. Dieser Mann war pure Muskelmasse und sicherlich fast zwei Köpfe größer als ich. Dass er jetzt so zart meine Hand hielt, war Show, denn ich konnte schon wieder das Glitzern in seinen Augen erkennen. Und tatsächlich, als wir das Obergeschoss erreicht hatten, drängte er mich in das nächste Zimmer und fasste mir grob in meine langen Haare.
»Meinst du, mir fallen deine abschätzigen Blicke nicht auf, du kleine Schlampe?«, zischte er dicht an meinem Ohr und mir brach der Schweiß aus. »Wenn du erst einmal mir gehörst, werde ich dir zeigen, wie du dich als Frau eines Antonowitsch zu verhalten hast. Dein Vater hat dich verweichlicht.«
Mit einem Ruck drehte er mich herum und drückte mich auf die Sessellehne hinab. Scheiße, warum mussten wir auch in einem kleinen Salon landen. Brutal schob er mir den Rock hoch, riss mein Höschen entzwei und trat dicht hinter mich. Mein Blut rauschte durch die Adern, mein Herz schlug mir bis zum Hals und doch würde ich nie auf die Idee kommen zu schreien. Denn egal, was Alexej jetzt mit mir machte, allein weil ich eine Frau war, war ich schuld.
Ich hörte, wie er sich in die Hand spuckte, zuckte zusammen, als er grob die Feuchtigkeit über meinen Anus verteilte und schloss die Augen. Meine Hände krampften sich in den Sessel und als er sich in mich drängte, schoss der Schmerz durch meinen Körper und ließ mich wimmern.
»Halt ja die Klappe, du Miststück. Ich zeig dir jetzt, wie du dich zu benehmen hast!«
Unaufhörlich schob er sich in meinen Körper. Noch nie hatte ich solche Schmerzen gespürt. Lautlos liefen mir die Tränen über die Wangen.
»Nach jedem Sieg wirst du in Zukunft in der Kabine auf mich warten, um mich gebührend zu belohnen«, keuchte er hinter mir.
Ich biss mir auf die Unterlippe, bis ich den metallischen Geschmack von Blut schmeckte. Und doch schaffte es der Schmerz nicht, mich von dem abzulenken, was Alexej mit mir tat.
Mit einem letzten heiseren Aufkeuchen rammte er sich in mich. Dann zog er sich schnell aus mir heraus und ich hörte das Schließen eines Reißverschlusses.
»Mach dich sauber und sieh zu, dass du auf der Stelle wieder bei uns erscheinst. Und wage es dich, einen Ton zu sagen, du gehörst mir!«
Die Tür fiel ins Schloss und ich sackte auf dem Boden zusammen. Von Weinkrämpfen geschüttelt, wusste ich, dass ich es noch nicht einmal eine Woche an seiner Seite aushalten würde.
Aidan - Altbekanntes
»O’Connor! In mein Büro!«
Die Stimme Chief Goodmans donnerte über den Flur und ich zuckte zusammen. Hilflos sah ich über den Schreibtisch hinweg zu Dave, meinem Kollegen. Seit drei Monaten schon saß ich in der sogenannten Papierabteilung des Departments, Außendienst durfte ich bis auf Weiteres nicht mehr machen. Ich solle froh sein, dass ich nicht freigestellt würde, hatte man mir süffisant lächelnd mitgeteilt und mir somit durch die Blume gesagt, dass ich meine Fresse zu halten hatte.
Der Chief hatte allerdings nicht danach geklungen, als würde er mich in sein Büro bitten, um mit mir einen Kaffee zu trinken. Ich fragte mich, was ich beim Sortieren von alten Fallakten schon großartig falsch hätte machen können. Seufzend erhob ich mich und trottete langsam in Richtung seines Büros.
»Setzen Sie sich, O’Connor!«
Erstaunlicherweise lächelte mich Goodman freundlich an, was mich sofort in Alarmbereitschaft versetzte. Nicht gut, Aidan! , schoss es mir durch den Kopf. Der Chief musterte mich von oben bis unten, dann nickte er. »Sie haben Recht, Specialagent Mahony. Er ist perfekt!« Mein Kopf ruckte herum. In der Ecke hinter der Tür stand noch jemand, den ich beim Reinkommen übersehen hatte, so fixiert war ich auf den Chief.
Es war ein Kerl im schicken schwarzen Anzug, der jetzt seine Sonnenbrille zusammenklappte und in seiner Jackeninnentasche verstaute. Schweigend verschloss er alle Jalousien und nahm damit jedem draußen die Sicht ins Büro hinein. Ich musste schlucken und der Schweiß brach mir aus. Der Typ war vom FBI.
Was zur Hölle konnte ich verbrochen haben, und wieso erinnerte ich mich an kein Vergehen? Mein letzter Ausrutscher war drei Monate her und hatte mich in die Papierabteilung gebracht. Da ich meinen Job eigentlich mochte, hatte ich mich seitdem am Riemen gerissen und mit zusammengebissenen Zähnen jede noch so erniedrigende Arbeit ausgeführt, ohne aufzumucken. Mich ebenfalls von oben bis unten betrachtend kam der Agent auf mich zu, nachdem er jegliche Sicht nach draußen - oder nach drinnen – verhindert hatte und nickte mir zu.
»Aidan O’Connor, 23 Jahre alt, aufgewachsen in Philadelphia. Als 13-Jähriger beim Gammeln in einem Abbruchhaus aufgegriffen und in ein Sozialprojekt für Straßenkids aufgenommen. Es zeigte sich schnell, dass Sie Talent zum Boxen haben. In den nächsten vier Jahren gelang es Ihnen, einige Jugendtitel zu erringen, und Sie hätten vermutlich ein Großer im Boxen werden können, wenn Sie sich nicht selbst im Weg gestanden hätten. Mit 17 Jahren wurden Sie vom Verband rausgeworfen, weil Sie mal wieder eine Prügelei außerhalb des Ringes mit einem Ihrer Boxgegner anzettelten.«
Ich klatschte provozierend in die Hände. »Prima, meine Akte gelesen haben Sie also schon mal!«, stieß ich sarkastisch hervor. Natürlich wusste ich, was ich jetzt zu hören bekommen würde.
Der Agent ließ sich davon nicht stören, sondern fuhr unbeeindruckt fort. »Nachdem Sie vom Verband rausgeworfen wurden, versuchten Sie sich einige Zeit als Straßenkämpfer, bis bei einem dieser Kämpfe Ihr bester Freund Jonathan Leary ums Leben kam. Ihr Glück war, das Sie damit nichts zu tun hatten. Aber zu diesem Zeitpunkt scheint es bei Ihnen zumindest teilweise zu einer Einsicht gekommen zu sein, denn Sie absolvierten die Tests der Policeacademy.«
Wut machte sich in mir breit, ich sprang auf. »Können wir bitte«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, »von etwas anderem sprechen als meiner Vergangenheit? Ich war dabei, ich kenne sie!« Die Dinge, von denen der Agent da sprach, suchten mich bis heute noch oft genug nachts heim, er musste nicht deutlicher werden.
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