Reinhold Zobel - Die Entleerung des Möglichen

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Eine Gruppe Passanten findet sich auf der Flucht vor Terroristen in einem Haus zusammen, wird dann von den Kriminellen gekidnappt und in den Keller gesperrt. Dort beschließen die Gefangenen, sich die vor ihnen liegende Nacht mit dem Erzählen von Geschichten zu vertreiben. Zeitrahmen: 1950-2019.

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Nacht der Maharadschas, der Mandarine, des Mantras, der Mandrille.

Er blickte sich um. Eigentlich sollte man , dachte er, an dieser Stelle innehalten. Kaum, dass der amtierende Akkord verklungen war. Alles um ihn herum schien zu vibrieren. Er spielte weiter. Er improvisierte. Seine Klavierläufe, biegsam wie Grashalme, feurig wie Geschmeide, perlten durch die stark verrauchte, nitroglyzerine Barluft. Er konnte, wenn es gut lief, für Minuten vollkommen abschalten, tief in einen eigenen Kosmos eintauchen und gleichwohl die Außenwelt, wie bei einer Schlangenbeschwörung oder einem Seiltrick daran teilhaben lassen. Ja, er konnte, wenn es gut lief, jede beliebige Stimmung heraufbeschwören. Und heute lief es gut. Es fanden sich Momente darunter, die er, wäre es ihm möglich gewesen, für die Ewigkeit hätte einbalsamieren lassen.

Oscar hatte sogar ein paar Extra-Augen für das Publikum, in Sonderheit für all die prachtvolle Weiblichkeit, die in dieser Nacht das Gouffre Bleu in ungewohnter Zahl bevölkerte. Eine blonde Schöne, eine aus der käuflichen Abteilung, sparsam bekleidet, mit einer Korona wogender Brüste und sehr roten Lippen kam einige Male zu ihm auf die Bühne und presste sich von hinten an ihn, was er willig über sich ergehen ließ, ohne sein Tastenspiel zu unterbrechen. Sie war neu im Club.

Wie heiß t du?

Odile.”

Willst du mir nachher assistieren, Odile?

Aber sicher , Cherie.”

In der warmen, üppigen Dünung ihres Busens, der seinen Hinterkopf umarmte, überlegte er sich, in welche Bühnennummer das Mädchen wohl eingebettet werden könnte. Am besten, so kam ihm die verwegene Idee, wäre vielleicht eine Fesselungsnummer, die er nur leider nicht im Programm hatte. Doch auch so würde sie, welche Aufgabe ihr immer zufiele und wäre es von allen vorstellbaren die geringste, eine köstliche Beilage in der Speisefolge seiner musikalischen Darbietungen sein. Sollte er nicht überhaupt, so setzte er seine Überlegungen fort, dazu übergehen, neben dem im Hintergrund agierenden Pepe, einen weiblichen Part in seine Bühnenshow mit einzubinden? Es gab, wenn er Pause machte, die Auftritte der Tanzgirls, doch war das nicht vergleichbar.

Oscar blickte sich während der nächsten Spielpause im Saal um. Er schritt, nachdem er sich mit einem Handtuch, beflissen dargereicht von Pepe, den Schweiß abgetrocknet hatte, hinüber zur Bar und gönnte sich einen Whisky. Es war wie üblich eine Menge halbseidenes Volk im Publikum: Falsche Wimpern, falscher Luxus, Goldketten-Glamour, schusssichere schwarzgraue Westen, Spieler, Sex, Opiate, Gewaltinstinkte. Es gab strenge Regeln in diesem erotischen Mysterienspiel, Regeln, an die man sich besser hielt, wollte man nicht riskieren, seine Unversehrtheit einzubüßen. Angenehmer wäre es gewesen, man hätte sie, ohne Schaden zu nehmen, außer acht lassen können. Und noch angenehmer, hätte er, Oscar seine eigenen Regeln setzen können, so wie Frank Freyer Mohun, dessen Herzschlag vermutlich den höchsten Punkt der Erregungskurve dort streifte, wo er in dem Bewusstsein handelte, genau das zu tun. Denn das war er: ein Regelsetzer.

Oscar trank seinen Whisky. Er wechselte ein paar Worte mit dem Barkeeper, den er mochte und der ihn mochte. Gerard war einer der Dienstältesten in Mohuns Team, fast so alt wie Oscar. Er stammte aus Deauville , war früher Kaskadeur gewesen und strahlte im lebhaften Widerstreit mit seinen verknitterten Zügen männliche Virilität aus. Er war ein großer Mann, eine Schrankwand.

Ab und an kamen Gäste auf Oscar zu, um ihm zu sagen, wie sehr ihnen sein Bühnenprogramm gefalle, meistens waren es Frauen. Ja, Oscar war jetzt ein kleiner Star. Er sonnte sich streckenweise in seinem Erfolg, nicht auffällig, aber erkennbar für die, die ihn besser kannten. Er wollte nicht zu viel davon. Denn wer viel hat , dachte er, hat auch viel zu verlieren...

Oscar wälzte sich, die Wachbilder im Kopf, im Bett auf die andere Seite. Oder war es die eine Seite? Jedenfalls auf die eine oder andere Seite. Er zählte nicht mehr. Er kam nicht in den Schlaf, beziehungsweise der Schlaf kam nicht über ihn. Er drehte Wachrunden und grübelte Brandlöcher in die Laken. Irgendwann stand er auf und ging grunzend in seinen vier Wänden umher. So ging es seit fünf, sechs, sieben Nächten. Zweimal hatte er seine Mansarde verlassen und sich mit Hilfe von Bruder Martin abzustillen versucht...

Die Zeit danach. Die Zeit davor. Er hatte da sein persönliches Taxameter. Die Stunde Null im Jahre Null. Es war das einzige Datum, das sich exakt datieren ließ. Die anderen durchzog ein vergifteter Nebel, der sein Bewusstsein zuschleimte, wenn er sie zu lange ins Auge fasste.

Die Zeit danach also: Erster Akt. Da war er im Geiste ja gerade gewesen. Unbeschwerte Tage? Glückliche Nächte? Nein, eher rauschhafte Tage und Nächte. Es war seine mit Abstand beste Periode gewesen, seit er hierher, nach Paris gekommen war. Sie erinnerte ihn im Rückblick an Schneekugeln aus seiner Kindheit, winzige Glaswelten, die, schüttelte man sie, für kurze Augenblicke zu einem verzauberten Dasein unter unschuldig weißen Flocken erwachten. Er hatte als Junge eines dieser Kleinode besessen, es war eine echte Perzy - Kugel gewesen. Und ihr Inneres barg ein schmuckes kleines Gotteshaus...

Je weiter derzeit Dinge von seinem persönlichem Erleben entfernt lagen, um so leichter passierten sie seine Bewusstseinsschwelle. So hätte er, wäre er dazu aufgefordert worden, die Genesis der Schneekugel momentan besser ins Bild setzen können als seine eigene.

Jener österreichische Mechanikermeister, Erwin Perzy , der um die Jahrhundertwende per Zufall dieses so magisch anzuschauende Schmuckstück erfunden hatte, obwohl er doch eigentlich nur die Lichtausbeute von Kohlenfadenlampen hatte erhöhen wollen - Ein Meisterstück des Zufalls. Oscar fühlte sich gerade wie eine Kohlenfadenlampe, wenngleich er lieber eine Schneekugel gewesen wäre.

Von heute aus betrachtet war jedoch die Zeit seines Höhenflugs nicht wirklich makellos zu nennen. Der Bühnenruhm, der Erfolg als Musiker überdeckte Schwachstellen der Aufführung hinter den Kulissen, abseits des Rampenlichts. Wenn die Scheinwerfer erloschen, blieb er allein. Anderes drängte sich plötzlich in den Vordergrund. Mit wem sollte er reden, außer mit Mohun und natürlich mit Saloua? Mit Varga hätte er es noch tun können, doch nein, das hatte sich erledigt...

Er hätte sich gerne ausgetauscht, über seine Arbeit beispielsweise, über Musik, über Dinge, die ihn interessierten. Sollte er mit Joe etwa über Bachkantaten plaudern, mit Napoleon über den verkürzten Dominantseptakkord und mit Radu, Raoul oder Didi über die viol ã o gago ? Im Falle des letzteren hätte er ohnehin mit seinem Geist vorlieb nehmen müssen, denn Didi (Benjamin und Neuzugang in Mohuns Truppe) war, wie Joe es ausdrückte ' auf dem Feld der Ehre ’ gefallen, sprich, er war bei der Schießerei im Rapzodie, die auch Ferenczy das Leben gekostet hatte, von einer Kugel erwischt worden, und es war keine Mozartkugel gewesen.

Kurzum, alle diese Möglichkeiten blieben im Grunde unbefriedigend. Sicher, die Anerkennung, die er zeitweise hochdosiert erfahren hatte, vermochte vorübergehend seine Lebenswurzeln zu wässern. Doch war das auf Dauer nicht sättigend, nicht berauschend genug. Er konnte schließlich außerhalb dieser Räusche nicht immer nur mit den Elfenbein-Tasten seines Klaviers reden oder, was ihn an Plattheiten umgab, in musikalische Hologramme verwandeln.

Dann die Zeit davor: Die erste Schockwelle, in der auch die erste Schneekugel zerbrach. Es war die Nacht nach dem Abend, an dem er mit Saloua im Kino gewesen war. Es war seine Idee gewesen. Er hatte sie dazu eingeladen. Sie sahen Orfeu Negro . Er hatte zufällig gesehen, dass der Film in einem kleinen Kino im Quartier Latin gegeben wurde.

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