Stefan Koenig - Rasante Zeiten - 1985 etc.

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Rasante Zeiten - 1985 etc.: краткое содержание, описание и аннотация

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Die 1980er Jahre. Wir Spät-68er wurden erwachsen. Peter Maffay und die DDR-Band Karat ließen uns über sieben Brücken gehen. Udo Jürgens sang «Adler sterben» und Rio Reiser hielt dagegen mit «Alles Lüge». Madonna und Michael Jackson starteten sexy durch. Trendy und überlebenswichtig wurde das Thema Umweltschutz. Uwe Barschel überlebte seine Beziehungen zum organisierten Waffenhandel nicht. In Genf, dem Drehpunkt der Politmafiosi, lag er tot in der Badewanne. Die CIA trieb ihr Unwesen, aber die Stasi geriet in Verdacht. Die Coronar-Krise von damals war die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl. Wir kauften säckeweise Milchpulver. Verstrahlte Frischmilch, Cäsiumbelastetes Gemüse und Obst waren tabu. Nie wieder wollten wir eine solch schlimme Krise erleben. Aber wir tanzten trotzdem.

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Manchmal wusste er selbst nicht mehr, ob dem, was er an Vergangenheit korrigierte, nun bereits die brandneue oder schon die mehrfach bearbeitete oder vielleicht noch die ursprüngliche Version der Wirklichkeit zugrunde lag. Er kam zusehends durcheinander.

Hatten da immer diese langen Reihen heruntergekommen aussehender Häuser aus dem neunzehnten Jahrhundert gestanden? Waren die zerbombten Ruinen, auf deren Trümmer Unkraut wucherte, Überbleibsel des Zweiten Weltkriegs oder doch der Beweis neuer Kriegshandlungen, in die Großbritannien auf ewig verstrickt schien, als sei es eine gottgewollte Selbstverständlichkeit?

Wir beeilten uns, um nicht zu spät an Winstons Arbeitsplatz zu kommen. Was bedeuteten die in der Ferne zu hörenden Detonationen? Waren es aktuelle Bombeneinschläge oder kamen die Einschlagsgeräusche bloß aus den Lautsprechern an den viktorianisch verzierten Straßenlaternen? Aber Winston schwieg vor sich hin und erinnerte sich nicht wirklich, während das Wahrheitsministerium in seiner übergroßen Dimension immer näher rückte.

Wir hatten jetzt nur noch eine Strecke von vielleicht zweihundert Metern bis zum Eingang vor uns.

„Wird man mich einlassen?“ Ich konnte mir nicht vorstellen, dass man ohne irgendeine elektronische Erkennung in das Zentrum der Macht gelangen konnte.

„Der rote Punkt ist fälschungssicher. Er besteht aus einem besonderen, einem geheim gehaltenen Farbspektrum, das nur ein spezielles optisches Spektrometer erkennen kann.“

Ich wunderte mich, wie weit entwickelt dieses heruntergekommene Land war. Im internationalen Vergleich des Bruttoinlandsproduktes rangierte es auf Platz Sieben hinter der DDR.

„Was, wenn man meinen Ausweis sehen will?“, fragte ich.

„Wir kommen ohne persönliche Kontrolle hinein. Bleibe einfach an meiner Seite und frage mich harmlose Dinge, wie zum Beispiel, ob ich dir aktuelle Rüstungszahlen oder die Berichtszahlen über die in der letzten Schlacht gefallenen feindlichen Soldaten nennen kann. Das sind die üblichen Unterhaltungen, und wir fallen nicht auf, wenn wir entschlossen und wie gute alte Kollegen durch marschieren.“

„Was wäre meine Funktion an deinem Arbeitsplatz?“

„Du wirst von mir als mein neuer Kollege angelernt, ganz einfach.“

Die Sonne fiel an diesem Morgen auf die unzähligen Fenster des Wahrheitsministeriums, deren Glas die Strahlen erbarmungslos zurück in die staubdurchsetzte Luft schleuderte. Die von der Sonne abgewandten seitlichen Fensterschlitze sahen aus wie Schießscharten einer Festung an der Atlantikwestfront 1942. Mein Herz schlug wild und ich fühlte Schweißperlen, die sich an meinem Haaransatz bildeten. Diese riesige Pyramide aus Schießscharten war uneinnehmbar; sie war ein Monument der neuen, der momentan absoluten Wahrheit:

Wer die Macht zur Gestaltung der Gegenwart hat, hat die Macht über die Wahrheit. Wer über die Gegenwart verfügt, hat die Macht zur Veränderung der Vergangenheit und damit die Macht zur Gestaltung der Zukunft. Das jedenfalls war das Theorem, das Winston aus dem Parteiprogramm zu verstehen glaubte.

Die Tories sagten, das Inselreich Großbritannien habe schon immer den verbündeten USA als riesiger Flugzeugträger gegen den Ostfeind gedient. Winston Smith aber wusste, dass es früher einmal andere Kräftekonstellationen gegeben hatte. Aber wo war dieses Wissen verankert? Nur in seinem eigenen Bewusstsein, das früher oder später samt seinem Körper unweigerlich in Staub zerfallen und von reflektierten Schießscharten-Sonnenstrahlen durchlöchert würde.

Wenn die Massen die von der Partei verbreiteten Lügen glaubten, wenn alle Schriftdokumente, Lehr- und Tagebücher, Romane, Zeitungen und Zeitschriften, Filme, Bilder und Hörspiele umgeschrieben wären und gleich lauteten, dann ging die Lüge in die Geschichte ein und wurde Wahrheit.

Im Parteiprogramm stand unzweideutig etwas, was Voraussetzung des sogenannten Zwiedenkens war. Es war einfacher formuliert als Winston es je zu formulieren in der Lage gewesen wäre: „Wer die Vergangenheit beherrscht, beherrscht die Zukunft; wer die Gegenwart beherrscht, beherrscht die Vergangenheit.“ Somit war festgelegt, dass das gegenwärtig Wahre wahr blieb bis in alle Ewigkeit. So einfach war das. Es war nichts weiter nötig als eine nicht abreißende Kette von Siegen über das eigene Gedächtnis, eine Art sanfter Gehirnwäsche, indem frühere Erinnerungen von der kriegerischen Macht der Gegenwart verdrängt wurden. »Wirklichkeitskontrolle« nannten sie es; in der Neusprache hieß es »Zwiedenken«.

Ich konnte Winston natürlich nicht an seinem Arbeitsplatz zu diesen mir so interessant erscheinenden Themen »Neusprech« und »Zwiedenken« interviewen. Hinter seinem Schreibtisch hing ein Televisor, der alles beobachten konnte. Ich wäre den Aufpassern mit meiner Fragerei direkt ins Netz gegangen.

„Setzen Sie sich bitte“, sagte Winston und siezte mich, weil wir nun offiziell Kollegen waren und es den Mitarbeitern untereinander verboten war, sich zu duzen. Das Duzen konnte persönliches Vertrauen schaffen und war somit eine Gefahr für die Partei.

„Womit gedenken Sie Ihre Arbeit zu beginnen?“, fragte ich in einem möglichst glaubwürdigen und gestelzten Englisch.

„Ich führe Sie als Erstes in die Systematik unserer Arbeitsweise ein.“ Er deutete an die Seitenwände neben seinem Schreibtisch, wo ich drei mit Klappgittern geschützte Schlitze in unterschiedlicher Größe sah. „Hier sehen Sie unsere wichtigsten Papierkörbe. Wir nennen sie Gedächtnislöcher. Sie existieren überall im gesamten Ministeriumsgebäude, auch auf den Fluren und in den Aufzügen.“

„Was dürfte ich darin entsorgen?“

„Wenn man weiß, dass ein Dokument zur Vernichtung bestimmt ist oder man sieht inoffizielle Papiere, getarnt als Abfallpapiere, herumliegen, ist es unsere Pflicht, das Schutzgitter des nächstbesten Gedächtnisloches hochzuklappen und das Papier dem darin herrschenden Luftsog zu überlassen.“

„Ein Luftsog soll etwas vernichten?“, fragte ich ahnungslos.

„Der Luftstrom wirbelt das Stück Papier fort zu unseren hochmodernen Verbrennungsöfen, die im Tiefgeschoss acht Etagen unter der Erdoberfläche arbeiten und an die Energieversorgung des Gebäudes angebunden sind.“

Winston griff nun in eines der Rohrpostfächer, in denen die für ihn vorgesehenen Arbeitsaufträge landeten. Er zog eine Ausgabe der Times vom 17.3.1984 hervor, an der ein Zettel heftete. Darauf stand: BS Rede Fehlbericht Industrie China rechtstellt.

Winston sah zu mir und sagte: „Reine Routine.“ Der Arbeitsauftrag, den er erhalten hatte, bezog sich auf einen Artikel, in dem eine Rede von Big Sister (BS) Margaret Thatcher zur Auslagerung von britischer Industrie zwecks Zerschlagung der Gewerkschaften und wegen der Gewinnung finanzieller Vorteile für die Bank of England abgedruckt war. Der Artikel musste umgeschrieben oder, wie die offizielle Phraseologie lautete, richtig gestellt werden.

So ging aus dem Artikel vom 17. März hervor, dass Big Sister in ihrer Rede am Vortag prophezeit hatte, die Gewerkschaften würden bis zum Ende des Empires eine nationale Gefahr darstellen und auf der anderen Seite würden die lebensnotwendigen, systemrelevanten Finanzeliten durch die Auslagerung einiger Industriezweige nicht genügend Geld generieren können, um neue Finanzprodukte wie gebündelte Immobilienzertifikate und Wetten auf Kreditversicherungen auf den Weg zu bringen. Man müsste noch mehr Kernindustrie und auch die Zulieferindustrie nach Asien auslagern.

In Wirklichkeit jedoch lagen die Gewerkschaften bereits am Boden und die Arbeitnehmerschaft wie auch die Labour-Party hatten kapituliert, wobei Labours Führungselite inzwischen vollständig von amerikanischen Maulwürfen unterwandert war. Dem musste Winston Smith nun Rechnung tragen. Also schrieb er, dass Big Sister in den Gewerkschaften keine Gefahr sah, da diese sich zu Recht als überflüssig begriffen und freiwillig auflösten.

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