Stefan Koenig
Neue Zeiten - 1990 etc.
Zeitreise-Roman
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Stefan Koenig Neue Zeiten - 1990 etc. Zeitreise-Roman Dieses ebook wurde erstellt bei
1990 Catch-as-catch-can
Die DDR im Lockdown
Hochstapler stapeln oft zu hoch
Deutsche Bank verpflanzt Konten
Urlaub in Honeybridge
Schnäppchenjäger & Einflüsterer
Unfaire Spiele, dafür alte Freunde
Fetter Brocken für die Allianz
John landet in Irland
Friss oder wähl
Ein schöner Ort – zum Verlieben
Postel fliegt auf
Wahlsieger & Kunsthaar & Barschel
Neue Liebe in Irland
Die DDR-zieht`s ins Blaue
Zauberkünstler am Werk
Schmetterlinge im Bauch
Versicherungs- & Volksvertreter
Unverhofftes Wiedersehen
Neue CD & runderneuerte DDR
Rausgemoppt in Ost wie West
Zen-Buddhismus & das Schweige-Seminar
Anlagebetrug & anderer Lug
Freundes-Briefe & Berliner Depressionen
Filzgefahr & Pink-Floyds „The Wall“
Währungsunion & Rohwedder & Fußball
Fußballweltmeister & die Berliner Flunkerer
Die D-Mark ist allgegenwärtig
Umweltinstitute im Osten
Autohändler im Paradies & Wacken in Wacken
Westliche Stromer unterwegs
„Bunte Republik Deutschland“
Ein Rednerpult im DDR-Parlament
Ein Brief & eine neue Bekanntschaft
Neue Kräfte braucht das neue alte Land
Das Jahresende naht
1991 Träume sind Schäume
Abwickeln, abwickeln, abwickeln
Torremolinos – wir kommen!
Als George in Afrika war
Der Stolz der DDR
Weiterfahrt nach Marokko
Thomas Münzers Wilder Haufen
Hotel Marseille in Marrakesch
Kommissar Hassan in Tanger
Kommando Ulrich Wessel
Machenschaften
Beschützerinstinkte & Herzberg
Inside DDR
1992 Schäume mit Wut
Untreue Treuhand & andere Untreue
Ganoven in Halle & allerlei Ungemach
Schauspielerei & Betrug & Lug
Tricksereien
What to do?
Bestechung auf hohem Niveau
Dagobert foppt die Bullen
Versilbern, verscheuern, verscherbeln & Honni sinniert
Gedanken im Knast & Theater
Wie alles begann
Heiße Eisen
Pechsträhnen
Täuschung oder Arglist?
Offene Posten
Impressum neobooks
Stefan Koenig
Neue Zeiten
1990 etc.
Zeitreise-Roman
Band 7
Aus dem Deutschen
ins Deutsche übersetzt
von Jürgen Bodelle
Geht‘s mal nach links
Dann bieg ich nicht ab
Ich fahr geradeaus
Und mach keinen Stopp
Geht‘s mal nach rechts
Ich fahr dran vorbei
Ich schau hinterher
Doch bleibe dabei
Und manchmal glaub ich
Ich geh wie auf Schienen
Ich folge dem Weg
Doch will da gar nicht hin
Ich weiß jetzt
Auf dem Weg, auf dem ich lauf
Bin ich an so vielen vorbeigerauscht
Auf dem Weg liegt
Was ich such
Ich schaue jetzt hin
Ich lass es endlich zu
Gibt‘s mal ‘nen Halt dann steig ich nicht aus
Ich bleib einfach drin
Und sitz es aus
Es kann kommen was will
Ich bleib auf der Bahn
Ich suche das Ziel
Und komme nicht an
(Song » Auf dem Weg«
von Mark Forster)
Stefan Koenig
Neue Zeiten
1990 etc.
Für
Alexa P.
Anja P.
Sonja D.
Karin W.
Herbert B.
Hans-Joachim K.
Mit freundlicher Unterstützung der
Hessischen Kulturstiftung
Wiesbaden
Pegasus Bücher
Wie lange lebt der Mensch, letzten Endes?
Lebt er tausend Tage oder einen einzigen?
Eine Woche oder mehrere Jahrhunderte?
Für wie lange Zeit stirbt der Mensch?
Was bedeutet »Für immer«?
(Pablo Neruda)
Vorwort
kein Vorwort
kein Wort
nirgendwo
oder doch
vielleicht
nur ein Wort
ein einziges Wort
auf einem Autofriedhof
ein Wort aus einem
alten Radio
ein einziges Wort
wenn ich es nur
tatsächlich gehört habe
wenn
das Wörtchen wenn
ein Wort nur
ein Wort
»hope«
(Dieses Gedicht widme ich
meiner guten Bekannten Carina Corona)
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass er ein Betrüger ist“, sagte ich zu meiner Frau. Emma schaute mich mit großen Augen an, sprachlos. Ich verzog mein Gesicht in der Hoffnung, dass nun auch meine Augen die notwendige Erstaunensgröße hätten, wie ihre bernsteinfarbenen Augen.
Sie nahm einen Schluck aus dem Kaffee-Pott. „Jeder, der vom großen Geld träumt, kann auf krumme Gedanken kommen“, sagte sie. „Das liegt im Wesen der Sache. Ist doch völlig normal.“
„Du glaubst doch nicht, dass ein junger Mann in meinem Alter allein durch ein paar manipulierte Aktienkäufe ruckzuck zum Millionär wird! Er wird mit seinen Immobiliengeschäften und mit seinen Bank- und Börsenverbindungen ein echtes Fundament gelegt haben. Vielleicht sollten wir doch sein Angebot annehmen.“
„Ein junger Mann in deinem Alter?“ Emma lachte laut und etwas derb und sah mich gespielt mitleidig an. „Du wirst im September immerhin schon vierzig. Von wegen jung! Der Harksen ist inzwischen ein alter Hase an der Börse. Er hat gewiss schon eine Menge Tricks im Sandkasten des Kapitalismus mitgekriegt und …“
Ich unterbrach meine Liebste: „ … und genau das wird ihn eher zum ausgebufften Insider als zu einem Betrüger machen.“
Emma wiegte zweifelnd den Kopf. „Er mag zwar ein goldenes Händchen im Börsenzocken haben, ob er aber auch im trickreichen Immobiliengeschäft solide ist, kann doch niemand von uns überprüfen. Und überhaupt trau ich keinem der modischen Krawattenträger, die in Sachen Immobilien und Börse derzeit Kasse machen. Das sind schmierige Typen und sie machen schmierige Dinge in schmierigem Umfeld. Und dass Harksen deinen Freund Meise immer wieder als Türöffner bemüht, macht mich ehrlich gesagt mehr als stutzig.“
Jürgen Harksen hatte uns ein Hamburger Immobilienangebot unterbreitet. Ein Hochglanzprospekt hatte gestern im Briefkasten gelegen. Mein alter 68er-WG-Kumpel Meise, ein Comic-Künstler, hatte noch eine kleine Comic-Zeichnung dem Prospekt des Börsen-Newcomers beigelegt und drei Zeilen dazu geschrieben: „Ich soll euch von Jürgen grüßen und euch wissen lassen, dass ihr natürlich Vorzugskonditionen erhaltet. Kommt ihr demnächst mal nach Hamburg? Könnt bei mir übernachten. Übrigens liegt eine Einladung von Panik-Udo anbei. Auftritt erst im September in Halle.“
„Was hat Meise da eigentlich gezeichnet?“, fragte Emma. Da rief im Kinderzimmer Luca sein etwas kreischend klingendes „Maaammaa!“ Emma stand auf, ging um mich herum und sah mir kurz über die Schulter. „Ach, ein Porträt von Lindenberg mit Schlapphut, mit Mikro und Gitarre.“
„Und ein persönliches Geschenk von Udo. Zwei Tickets zum Lindenberg-Open-Air am 7. September in Halle, oder altdeutsch gesagt: Einlasskarten für ein Freilichtbühnen-Konzert“, rief ich Emma hinterher. Unsere Sprache nahm immer mehr Amerikanisch an. Mir fiel es auf, anderen scheinbar nicht. Es juckte keinen. Vielleicht weil alles so viel modischer als früher klang. Mir war es egal. Es gab Wichtigeres im Leben.
Hörbi, mein Freund aus alten Schul- und WG-Zeiten und jetziger Pädagogischer Leiter unserer Bildungseinrichtung, war da anderer Meinung. „Da schleicht sich mit der Amerikanisierung der Sprache ebenso wie bei den Hollywoodfilmen eine Menge transatlantischer Vasallendenke mit ein“, hatte er einmal gesagt, und er meinte, dass damit unbewusst eine gehörige Portion Loyalität, ein Gefühl wenig hinterfragter Verbundenheit, transportiert würde. Ich hatte ihm versprochen, das wir das ein andermal ausführlich diskutieren könnten. Bis heute war ich drumherum gekommen.
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