Das Klingeln meines Handys riss mich aus meinen trüben Gedanken und ich zuckte zusammen. Nicht die Tatsache, dass ich angerufen wurde, sondern auf welchem Handy es klingelte, ließ mir einen Schauer den Rücken hinablaufen. Ich hatte ein Telefon für ganz spezielle Notfälle und diese Nummer kannten wirklich nur eine Handvoll Menschen. Hektisch kramte ich es hervor. Irritiert, weil es keine der gespeicherten Nummern war, schaute ich auf das Display. Keiner, der diese Nummer hatte, würde sie rausgeben … auf jeden Fall nicht leichtfertig. Entweder war einer meiner Kontakte der Meinung gewesen, dass jemand meiner Hilfe bedurfte, oder aber die Nummer war nicht freiwillig rausgegeben worden.
Ich nahm das Gespräch an, »Hallo?«, und musste erst einmal den Hörer vom Ohr reißen, weil direkt danach ein lautes Poltern zu hören war, welches mein Trommelfell schmerzhaft schwingen ließ. Eine männliche Stimme fluchte im Hintergrund. »Hallo, wer ist denn da?«, versuchte ich, auf mich aufmerksam zu machen.
Schweres Atmen war zu hören, dann erklang eine tiefe männliche Stimme an meinem Ohr. Fuck, wer war das? Vor allen Dingen, was war mit dem Mann los? Nach den ersten Sätzen, die so viele Schimpfwörter und Flüche enthielten, dass es jedem anderen die Schamesröte ins Gesicht getrieben hätte, kapierte ich, dass Aidan, dieser verdammte Arsch, meine Nummer irgendeinem besoffenen Kerl gegeben hatte.
Doch irgendetwas zwang mich, das Gespräch nicht zu beenden. Der Mann war stockbesoffen, aber seine Stimme enthielt eine Traurigkeit, die mich weiter den Hörer ans Ohr pressen ließ.
Als er endlich seinen Namen nannte, entfuhr mir ebenfalls ein Fluch. Ich wusste natürlich, wer Dog war, Aidan hatte mir so oft von dem Boxtrainer vorgeschwärmt, dass es mir schon zum Hals heraushing. Doch jetzt hatte ich dessen Stimme in meinem Ohr und merkte, wie verzweifelt der Kerl war. Warum hatte Aidan ihm meine Nummer gegeben? Was war hier los?
Sein »Er hat geschrieben, dass ich Ihnen vertrauen kann«, ließ mich fast aus der Haut fahren. Wenn man mir nicht vertrauen konnte, wem dann? Was sollte die Scheiße?
Ich versuchte herauszubekommen, was er wollte und beim Wort Blut schrillten sämtliche Alarmglocken los. Hatte er jemanden umgebracht und ich sollte das Ganze diskret regeln, oder was dachte er sich?
Nur mit Mühe bekam ich herausgekitzelt, wo er sich befand und es dauerte einige Sekunden, bis mir Dogs richtiger Name einfiel. Blitzschnell flogen meine Finger über die Tastatur, um in Erfahrung zu bringen, wo sein Trailer stand.
Mittlerweile hatte dieser allerdings für sich beschlossen, dass es eine absolut hirnrissige Idee gewesen war, mich anzurufen, wobei ich ihm da wirklich zu gerne zugestimmt hätte. Stattdessen saß ich nur fünf Minuten später in meinem Wagen und brauste mit Höchstgeschwindigkeit zu Dogs Adresse.
Sein Wohnwagen stand in der Nähe der Halle, wo er sicherlich auch Aidan trainiert hatte. Ich parkte und sah, dass noch Licht brannte. Schnell war ich an seiner Tür und klopfte laut.
»Dog?«, rief ich und war froh, dass sonst keine Menschenseele hier wohnte. »Hallo? Machen Sie verdammt noch mal die Tür auf!«
Endlich hörte ich schwere Schritte und dann dauerte es Minuten, bis er die Tür geöffnet bekommen hatte. Als er diese aufriss und nach hinten schwankte, war ich mit einem Satz bei ihm und versuchte, den verdammt großen und breiten Kerl aufzufangen. Das Unterfangen war von Anfang an zum Scheitern verurteilt und er riss mich mit sich. Wenigsten seinen Fall konnte ich ein wenig abmildern und dann lag ich auf ihm. Sein Atem, der nach Alkohol stank und sicher einen Elefanten narkotisieren konnte, schlug mir entgegen.
»Du gehst aber ran, Lady! Aber Dog nimmt nur von hinten. Stellungswechsel!«
Zum Glück verlangsamte ihn der Alkohol und ließ ihn recht unkoordiniert nach mir greifen, sodass ich mich ihm entziehen konnte, bevor er noch meinte, mich in die richtige Position für einen Fick von hinten bringen zu können.
Ich rappelte mich auf und ließ ihn auf allen vieren zurück, brachte mich aber außer Reichweite seiner Hände, denn immer noch versuchte er, mich am Fuß zu erwischen.
»Herrgott noch mal, Dog«, rief ich so laut, dass er zusammenzuckte, innehielt und mich aus roten Augen anstarrte. »Harper. Ich bin Avery Harper und keine deiner … deiner … ach egal. Du hast mich angerufen.«
Ganz langsam sackten meine Worte zu ihm durch und seine Augen wurden größer. »Du bist ein Cop?«
Ich stöhnte auf. Typisch Mann. Nur weil ich gut aussah, meinten sie, mich über einen Kamm scheren und als total ungeeignet für den Job als Polizistin ansehen zu müssen.
»Ja, ich bin ein Cop. Wo ist das Blut? Ist jemand verletzt … oder sogar tot?« Auch wenn mir die Fragen unter den Nägeln brannten, stellte ich sie langsam, damit er mich verstand. Immer noch hockte er auf dem Boden und schien nicht fassen zu können, wer oder was ich war. Dann zeigte er mit einem leichten Nicken zum Tisch und ich sah den aufgeklappten Laptop und einige Unterlagen, die daneben lagen.
Mit einem Blick erkannte ich auf dem Computer Bilder von einem Unfallort mit zwei Leichen. Das Datum lag 15 Jahre zurück und ich hätte fast erleichtert aufgeatmet, dass er keine echte Leiche oder einen Verletzten gemeint hatte.
»Okay, das hat noch Zeit. Hier stirbt keiner in den nächsten Minuten. Du allerdings musst ins Bett.«
Ein breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht und seine Augen glitten über meinen Körper. Ich stöhnte laut auf. »Ohne mich! Los, hoch mit dir, Dario.« Das Nennen seines richtigen Vornamens schien ihn endlich vom Gedanken, mich unbedingt nehmen zu wollen, abzulenken.
Er brummelte und versuchte, aufzustehen. Nach einigen Versuchen fluchte ich laut und hielt ihm die Hand entgegen. Jetzt war ich auf seine stattliche Figur vorbereitet und schaffte es irgendwie, ihn hoch zu zerren, dann stützte er sich schwer auf mir ab. Heilige Scheiße, wenn der mich jetzt unter sich begrub, war ich verloren. Ich schliff ihn zu seinem großen Bett und er ließ sich einfach nach hinten fallen. Super, somit blieb die ganze Arbeit an mir hängen, wobei ich ihn auch einfach so liegen lassen konnte.
Doch mein blödes Gewissen ließ das nicht zu. Ich machte mich an die Schnürung seiner Boots und war nach dem zweiten Stiefel klitschnass geschwitzt. Das Hemd würde ich ihm anlassen, aber die Jeans … Grollend und mit spitzen Fingern begann ich, die Hose aufzuknöpfen.
Obwohl er stark alkoholisiert war, sah ich seine Hand nicht kommen. Blitzschnell lag diese an meinem Gelenk und hielt mich fest. Sein Blick war schon fast wütend auf mich gerichtet. »Nur blasen, es wird nicht auf mir gesessen.«
Verdutzt hielt ich inne, dann lachte ich. »Meinst du wirklich, dass ich dir in deinem Zustand einen blase? Du hast doch echt ‘nen Knall, Mann.«
Er grinste breit. »Nüchtern aber schon?«, fragte er.
»Nicht in deinen feuchtesten Träumen«, knurrte ich. »Und nun halt still, ansonsten kannst du dich alleine ausziehen.«
»Schade«, nuschelte er und ließ mich widerstrebend los. Doch jetzt beobachtete er jede meiner Bewegungen. Endlich hatte ich die Jeans komplett aufgeknöpft, fasste beherzt zu und zog sie ihm über die Hüfte herunter.
Sein tiefes Lachen ließ mich Dog wütend anfunkeln. Dieser … »Du Arschloch«, fauchte ich und wollte mich aufrichten, doch wieder war er schneller und griff nach meiner Hand. Dieser verdammte Mistkerl hatte keine Unterhose an und sein Schwanz stand, obwohl er betrunken war, hart und steil ab.
Er wollte spielen? Konnte er haben. Ich rutschte langsam auf ihn und das Lachen verging ihm. »Du möchtest ficken, Dog? Dann nach meinen Regeln.«
Er presste die Zähne fest aufeinander und zog seine Hand zurück, als habe er sich verbrannt.
»Geht doch«, grinste nun ich und stand wieder auf. Wobei ich gestehen musste, dass seine stattliche Größe … ich schüttelte ganz schnell den Gedanken ab, zog ihm die Jeans endlich komplett aus und nachdem er sich irgendwie aufs Bett hochgeschoben hatte, schmiss ich ihm die Decke über den Körper. Keine zwei Sekunden später schnarchte er so laut, dass ich Bedenken hatte, ob die Wände das aushielten.
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