Stefan G. Rohr - Das Kontingent
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Willi hatte schon als Kind Bluthochdruck, und sein sichtbares Übergewicht wirkt dem nicht unbedingt entgegen. Ungeachtet seiner Figur ist er ständig dabei, irgendetwas zu naschen. Am liebsten Lakritz. Seinen unbändigen Appetit an diesen Dingern konnten wir ihm auch dadurch nicht nehmen, in dem wir ihm mit absolut ernsthafter Mine einmal erklärten, dass das Zeug aus Pferdeblut hergestellt wird. Er stopfte sofort ein paar Lakritzen nach, kaute genüsslich und begann mit verschmitztem Lächeln und einem Augenzwinkern das Wiehern eines Gaules nachzuahmen. Das allerdings hörte sich eher nach einem durchgedrehten Zirkus-Pony an. Wir beschlossen daraufhin, ihm seine Leidenschaft nicht mehr weiter ausreden zu wollen.
Das Haus ist Willis Leben und einzige Einnahmequelle. Er hält alles so gut es geht in Schuss. Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger – wie er immer sagt. Dennoch bleiben die meisten Mieter nicht lange. Es gibt schönere Häuser, in besseren Gegenden Hamburgs. So stehen nun schon einige Wohnungen länger leer. Willi nimmt das mit einer für uns erstaunlichen Gelassenheit. Wie er einmal gesagt hat, kommen ihm nur die richtigen Mieter ins Haus. Da lässt er lieber die paar Einheiten unvermietet, als Rabauken ins Haus zu lassen. Uns ist es recht, und er wird wissen, was er tut.
Während wir noch alle mit dem Schock zu kämpfen haben, ist es Willi, der Julius am Arm packt, sanft vom Stuhl hochzieht und sich anschickt, mit ihm die Werkstatt zu verlassen. Durch das Blaulicht alarmiert, ist auch Marta aus ihrer Wohnung von oben zu uns gerannt und hat die letzten Szenen schockiert und mit vorgehaltenen Händen auf ihrem Mund beobachtet. Dann hat sie Julius in den Arm genommen und ihn lange fest gehalten. Sie ist die einzige Frau in unserem Kreise, unsere gute Fee. Sie gewinnt dann auch als nächste von uns ihre Fassung wieder. Während Willi mit Julius langsam in den Hof geht, begibt Marta sich wieder in ihre Wohnung, um uns allen einen Tee zu kochen. Und – es sollen ja tatsächlich noch Wunder geschehen – einen Kirsch habe sie auch noch im Schrank.
Wir anderen setzen uns langsam in Bewegung um Willi und Julius zu folgen. Weiß wie Kalkeimer und mehläugig trotten wir prozessionsartig über den Hof und halten erst wieder vor der Bank, auf der wir gerade eben noch so unbekümmert gesessen haben. Der Eindruck, den wir in diesem Moment machen, ist wohl noch eine große Portion trauriger, als er normalerweise ohnehin schon ist. Unsere kleine Gruppe besteht aus ein paar Menschen, die in diesem Haus entweder kleben geblieben sind, oder deren Schicksalswendungen einen besseren Ort nun nicht mehr zulassen. Vielleicht auch beides zusammen. Wir empfinden das mittlerweile aber gar nicht mehr als Drama, auch nicht als eine Art der Unzumutbarkeit. Obwohl wir alle zuvor schon deutlich bessere Gesichter des Lebens gesehen haben, entstand mit unserem hiesigen Einzug eine Art vollendeter Kunstform, den vorerst letzten Schritt auf unserem Abstieg auf diese Weise zu meistern. Es ist die Kunst, sich in Zufriedenheit auf ein bisher als unerträglich angenommenes Minimum reduzieren zu können. Dabei ist zwischen uns nicht etwa eine lamentierende Leidensgenossenschaft entstanden, vielmehr eine Freundschaft, ein Zusammenhalt und ein Miteinander. Und das ist für uns alle in dieser Güte etwas völlig Neues, bisher Nichtgekanntes.
Marta, aber auch Kalli, wohnen schon viel länger als der Rest von uns in diesem Haus. Marta ist für uns alle hier eine Mischung aus guter Freundin, älterer Schwester, manchmal auch Mutter. Ihre Mitte Siebzig sieht man ihr nicht wirklich an, denn sie hat noch ein sehr glattes Gesicht und schöne volle Haare, die sie stets ein wenig blond hält. Sie ist zwar Klavierlehrerin, doch mit ihren meist hoch geschlossenen Kleidern, hellen Spitzenkragen und ungalanten Schnallenschuhen könnte sie sich genauso gut der Deutschen Grammatik verschrieben haben. Sie lebt uns Tugendhaftigkeit vor und so manche unserer Launen und Eigenarten, Laster und Gewohnheiten treffen bei ihr auf Missfallen, welches sie prompt und unermüdlich mit fürsorglichen Predigen und Apellen unverblümt mitteilt.
Sie hat von ihrem Mann eine kleine Rente, die sie über Wasser hält. Mit den Einnahmen aus ihren Klavierstunden dazu, ist sie unter uns so etwas, wie der Krösus. Die Zahl ihrer Schüler sinkt zwar rapide, doch es bleiben immer noch ein paar Eltern, die ihren Kindern ein wenig Kultur vermitteln lassen. Mozart, Beethoven und Chopin allerdings drehen sich bei den gehackten Etüden der Probanden regelmäßig in ihren Gräbern. Auch nicht gerade ein schönes Dasein, wie ich finde. Und wir, als die gequälten Zwangszuhörer, werden dann immer einmal wieder dadurch entlohnt, dass uns Marta persönlich ihre hohe Kunst beweist.
Ihre Finger sind, trotz ihres Alters, geschmeidig und flink, absolut sicher und mit einem verzaubernden Anschlag gesegnet. Unter uns ist sie die ruhende Kraft und sorgt für Ausgleich und Gelassenheit. Als Katholikin geht sie uns zwar des Öfteren mit wiederholten Ermahnungen und Zurechtweisungen in Bezug auf unser in ihren Augen allzu loses und manchmal sogar sündhaftes Leben auf die Nerven, aber im Herzen liebt sie uns alle, so wie wir sind und meint es nur gut, denn sie sorgt sich schließlich um unser Seelenheil.
Während in der Druckwerkstatt noch das Licht brennt und sich der gelbliche Schein kegelförmig über den Hof ergießt, sitzen wir in dieser lauen Juninacht zum zweiten Mal auf unserer Bank, der Rest steht abermals im Halbkreis um die Sitzenden herum. Wir trinken Martas Früchtetee, aber dieser ist für uns eigentlich mehr ein Alibi. Unsere Aufmerksamkeit gehört eindeutig der Flasche Kirschwasser, die wir so gerecht wie es zwischen routinierten Schlitzohren eben geht, in unsere Teegläser verteilten. Nur Willi hat erst einmal einen großen Schluck direkt aus der Flasche genommen, als diese unter kaum merklich angehobenen Augenbrauen von Marta in unsere Verfügung überging. Der Alkohol belebt schnell unsere Gemüter und erzeugt eine warme Ausstrahlung in unserer Bauchgegend, die die dumpfe Leere in unseren Köpfen wohltuend überstrahlen lässt.
Wir sprechen nicht viel und wenn einer etwas sagt, dreht es sich um die Unvorhersehbarkeit des Todes, und dass wir Julius jetzt trösten und auffangen müssen. Der Junge sitzt inmitten von uns und starrt mit geröteten Augen in den Himmel über unserem Hof. Wir sorgen dafür, dass er nochmals einen guten Schluck mehr erhält, denn wir erhoffen uns damit eine schnellere Bettreife unseres Schützlings.
Marta schaut immer wieder in die Runde, sieht mich an, Willi, Ruprecht, Fritz und Fredo. Ihr Blick ist so tief traurig, dass es mir den Hals zuschnürt. Gleichfalls aber habe ich für eine kleine Sekunde das Gefühl, sie schaue uns an, sich fragend, ob einer von uns vielleicht der nächste sei.
Da ist unser Ruprecht, mit vollem Namen: Dr. Ruprecht Scholz. Äußerlich passt er eigentlich gar nicht so recht zu uns, denn er bevorzugt bis heute, seine Anzüge aus besseren Zeiten aufzutragen. Damit wirkt er stets ein wenig `overdressed´. Bei näherer Betrachtung stellt man allerdings fest, dass selbst ein klassischer Stil irgendwann einmal aus der Mode kommt, der Stoff an den besonders beanspruchten Stellen sichtbar dünner wird und seinem Träger dann ein etwas ärmliches Aussehen verleibt. Ruprecht ignoriert das jedoch. Wichtiger ist es für ihn, sich von der Allgemeinheit abzuheben. Ihn einmal ohne eine Krawatte zu ertappen, gehört zu den seltenen Momenten und kann deshalb an einer Hand abgezählt werden. Seine bis heute hagere, dünne Figur lässt ihn mit seiner Größe von fast zwei Metern noch schlaksiger wirken, als er ohnehin ist und stehen wir im Kreise zusammen, ragt sein Kopf wie der Hamburger Michel aus unserer Mitte hervor.
Ruprecht ist eigentlich Rechtsanwalt, einst einmal mit einer gutgehenden Kanzlei. Doch diese hat er nicht mehr. Mit seinen sechzig Jahren wäre er zwar noch lange nicht zu alt um zu arbeiten, doch er hat vor einigen Jahren seine Gerichtszulassung verloren. Schuldlos, wie er stets beteuerte, reingelegt. Sein Sozius zog noch am gleichen Tage Ruprechts Geschäftsanteile ein, ließ ihn seine persönlichen Sachen in einen leeren Gerichtsaktenkarton packen und warf ihn kurzerhand aus der Kanzlei. Seit diesem Moment ist Ruprecht mittellos. Zwar besaß er damals noch ein schönes Haus in bester Gegend, eine hübsche Lebensversicherung und ein paar gut entwickelte Wertpapierfonds. All das aber hatte er, wie man das für den unwahrscheinlichen Fall der Fälle ja so macht, seiner lieben Frau übertragen. Diese riet ihm sodann fürsorglich und sportlich zu einem totalen Neuanfang. Und zwar ohne sie. Sie selbst wollte natürlich nicht noch einmal neuanfangen und behielt, was ihr gehörte. Das war der Moment, als Ruprecht von Sozialhilfe zu leben begann und in dieses Haus zog.
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