Stefan Sethe - Das Geheimnis des Bischofs

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In seinem dramatischen Kriminalroman lässt der Autor Entwicklungen ab 1990 Revue passieren, enthüllt geheime politische Mechanismen und beleuchtet die permanenten Bedrohungen der Freiheit. Selten wurden der Missbrauch politischer Macht und die Probleme der Wiedervereinigung und so spannend, authentisch und schonungslos geschildert. Darüber hinaus bekommen die Leser unterhaltsame Einblicke in historische Bezüge und die Thüringer Lebenswirklichkeit.

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Stefan Sethe

Das Geheimnis des Bischofs

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Inhaltsverzeichnis Titel Stefan Sethe Das Geheimnis des Bischofs Dieses ebook - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Stefan Sethe Das Geheimnis des Bischofs Dieses ebook wurde erstellt bei

Vorbemerkung Vorbemerkung Das Geschehen vermengt fiktive und reale Elemente des eigenen Erlebens oder Beobachtens. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen und aktuellen Geschehnissen sind daher gewollt. Es wird allerdings betont, dass alle Handlungen von Personen, die als negativ oder gar ehrenrührig empfunden werden könnten, frei erfunden sind, sofern sie nicht einer undementierten, öffentlichen Presseberichterstattung entnommen wurden. Insbesondere die Person des Katholischen Bischofs der Erzdiözese Erfurt und seine Mitarbeiter sind über moralische und faktische Zweifel erhaben. Kriminelle oder auch nur anrüchig erscheinende Machenschaften werden ihm qua Person oder Amtes weder unterstellt noch vom Autor für möglich gehalten.

Dr. Edelmann verschwindet spurlos

Andreas Stefani wird misstrauisch

Kommissarin Rose sehnt sich nach einem handfesten Bankraub

Theatertreffen

Recherche in der Polizeidirektion

Wer ist der Scheich?

Religion und Politik

Edelmann Fantomas?

Der Sekretär des Bischofs

Im Reitstall

Drohungen

Gutenbergs Schüler

Nostalgie

Amoklauf

Die „treuen Unterthanen hiesiger Stadt“

Unerfindliche Gänge

Spurensuche

Felsenkeller

Im Untergrund

Spaghetti all´amatriciana

Archiv der Staatskanzlei

Sie haben noch einen Tag!

Im Zentrum der Macht

System der Unterdrückung

Hartmann macht ernst

Klinikstress

Todesangst

Flucht

zu spät

Jenenser Exil

Misserfolg

Macht der Presse

Aus einem Brief Stefanis an Lea

Aus einem Brief Leas an Stefani

Wahrscheinlichkeitsrechnung

Impressum neobooks

Vorbemerkung

Das Geschehen vermengt fiktive und reale Elemente des eigenen Erlebens oder Beobachtens. Ähnlichkeiten zu lebenden Personen und aktuellen Geschehnissen sind daher gewollt. Es wird allerdings betont, dass alle Handlungen von Personen, die als negativ oder gar ehrenrührig empfunden werden könnten, frei erfunden sind, sofern sie nicht einer undementierten, öffentlichen Presseberichterstattung entnommen wurden. Insbesondere die Person des Katholischen Bischofs der Erzdiözese Erfurt und seine Mitarbeiter sind über moralische und faktische Zweifel erhaben. Kriminelle oder auch nur anrüchig erscheinende Machenschaften werden ihm qua Person oder Amtes weder unterstellt noch vom Autor für möglich gehalten.

Dr. Edelmann verschwindet spurlos

Donnerstag, 19. Februar

Dr. Tamara Edelmann war von ihrem Arbeitsplatz in der Thüringer Staatskanzlei verschwunden. Einfach so. Ihr beiger Mantel hing noch am Garderobenhaken neben der Tür, die hellbraune Handtasche fand man später in der untersten Schreibtischschublade, wo Frau Edelmann jeden Morgen ihre Tasche deponierte, neben Kamm, Taschentüchern und einigen persönlichen Utensilien.

Zunächst fiel das Verschwinden der kleinen, zurückhaltenden, immer äußerst korrekt gekleideten Frau nicht weiter auf. Es war Weiberfastnacht. Wie in jedem Jahr ging es an diesem Karnevalstag in der Thüringer Staatskanzlei besonders hoch her. Als wohl einzige Staatskanzlei Deutschlands verfügte die Thüringer Regierungszentrale im barocken Gebäude der einstigen Mainzer Statthalterei über einen eigenen Elferrat. Es war dies ein unverkennbares Relikt aus der Jahrhunderte alten Verbindung zur Karnevalshochburg Mainz, die auch zu DDR-Zeiten nicht abgebrochen war.

Bereits vor über 1250 Jahren war das Bistum Erfurt mit jenem von Mainz vereinigt worden. 1664 wurde die einst stolze und relativ autonome Stadt Erfurt von den Mainzern unterworfen und bis 1802 von einem Kurmainzischen Statthalter regiert, der in eben jener Statthalterei residierte, wo auch an dieser Weiberfastnacht die Narren wieder ein- und ausgingen. Angesichts der über tausendjährigen Zugehörigkeit zum Erzbistum Mainz verwundert es nicht, dass das Erfurter Stadtwappen dem Mainzer Rad entlehnt ist und der Heilige Martin als Patron beider Regierungssitze herhalten muss. Die Mitgliedschaft im renommiertesten Karnevalsklub ist in beiden Städten unabdingbare Voraussetzung, um geschäftlich oder politisch ein Bein auf die Erde zu bekommen.

Weiberfastnacht ging daher auch an der Staatskanzlei wieder alles andere als spurlos vorbei. Selbst die sonst etwas spröde wirkende Tamara Edelmann hatte sich dem Trubel nicht entziehen können. Man hatte sie im grünen Hexenkostüm und schon recht angeheitert kurz nach dem Einmarsch des Erfurter Prinzenpaares im trauten Gespräch – manche sagten eng umschlungen – mit einem großwüchsigen Scheich im Burnus gesehen, der sie um fast einen halben Meter überragte. Den krönenden Abschluss des offiziellen Teiles der Karnevalssitzung hatten traditionsgemäß die Buschfunker Hans-Werner Fell und Michael Meinung bestritten, die – nomen est omen – in der Tat mit ihrer Meinung nie hinter dem Berg hielten und deshalb wohl auch seit einem Jahrzehnt nicht mehr befördert worden waren. Zu diesem Zeitpunkt hatten Hexe Edelmann und der unbekannte Scheich noch schunkelnd in den Refrain eingestimmt:

Ja wenn bei uns der Buschfunk geht,

ist alles schon geschehen, natürlich aus Versehen,

ja wenn bei uns der Buschfunk geht,

da ist es alles schoooon zu spät!“

Bei der zugegeben nicht sehr geistvollen vorletzten Strophe:

für die Pendler spar man die Pauschale,

fordert Neukate in so manchem Saale,

er selbst parkt im Hofe vor der Tür,

ohne Spritgeld oder Parkgebühr“

waren sie jedoch aufgestanden und im Treppenhaus verschwunden.

Danach verlor sich die Spur von Frau Dr. Edelmann.

Freitag, 20. Februar

Dass Dr. Edelmann am nächsten Tag nicht zur Arbeit erschien, war bei dieser stets korrekten und zuverlässigen Mitarbeiterin mit der streng wirkenden Brille und meist hochgesteckten Frisur zwar ungewöhnlich, aber schließlich war Karneval und Dr. Edelmann stammte aus Dachwig, einem Vorort von Erfurt, wo sie womöglich anschließend noch weiter gefeiert hatte. In der Dachwiger Narrenhalle ging es zur Faschingszeit meist besonders heftig zur Sache. Die Scherze waren dort recht zotig, und die politischen Witze - oft auf Kosten des Nachbarn - trafen mitunter derartig unter die Gürtellinie, dass man sich fragte, wer das Dorf nach Karneval jeweils wieder befrieden sollte. Die lähmende Wirkung des gefährlichen Gemischs aus Nordhäuser Doppelkorn und Braugold-Bier hielt in Dachwig nicht selten etliche Tage an.

Vielleicht war Tamara Edelmann aber auch nur in den Armen des unbekannten Scheichs versunken. Man munkelte und spottete über das ungleiche Paar, aber die Kolleginnen, und namentlich die Kollegen, gönnten ihr ein kleines oder auch größeres Abenteuer. Niemals zuvor war sie in Begleitung eines Mannes gesehen worden, was bei dieser stets freundlichen, aber mitunter etwas aseptisch wirkenden Frau schon oft zu allerlei Spekulationen Anlass gegeben hatte.

Montag, 23. Februar

Rosenmontag war Dr. Edelmann jedoch immer noch nicht wieder an ihrem Arbeitsplatz aufgetaucht. Man fand in ihrer Handtasche Auto-, Büro- und Haustürschlüssel, das Portemonnaie mit Ausweisen und Kreditkarten, und auch das Handy lag in der unverschlossenen Schreibtischschublade. Telefonisch meldete sich in ihrem Appartement in Dachwig niemand. Ein eilig nach Dachwig entsandter Wagen der Fahrbereitschaft fand im kleinen Dachgeschoss eines Fachwerkhauses neben der Kirche nur ihre ordentlich aufgeräumtes, menschenleeres Appartement vor. Aus dem Briefkasten quollen die „Thüringer Allgemeine“ vom Freitag, Samstag und Montag, das katholische Wochenblatt „Tag des Herren“, eine TeGut-Werbung und eine Telefonrechnung der Telecom. Der Käfig mit einem halb verhungerten, trübsinnigen Kanarienvogel wurde einer Kollegin übergeben.

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