1 ...7 8 9 11 12 13 ...21 Er schnaubte. Glaubte sein Chef eigentlich, er hätte einen Idioten geheiratet, der seine Winkelzüge nicht durchschaute? Okay, letzte Nacht hatte er echt null Durchblick gehabt. Aber, wer bitte schön konnte auch damit rechnen, dass ein Selfmade-Millionär, der jeden Tag knallhart Übernahmen plante, mit einem Augenzwinkern den Ehehafen mit seinem persönlichen Assistenten ansteuerte, nur um dessen Kündigung zu umgehen? Richtig! Niemand.
Marcel fuhr hinunter in die Lobby und steuerte die erste Herrenboutique an, die auf dem Weg lag. Während er die Kreditkarte seines ‚Ehemannes‘ nach Herzenslust ausreizte - ja, er konnte auch eine Diva sein - spekulierte er darüber, was seinen Arbeitgeber zu diesem drastischen Schritt bewogen hatte.
Dass sein Chef unsterblich in ihn verliebt war, schloss er aus. Dafür war er nicht mehr naiv genug. Aber Christopher begehrte definitiv seinen Körper, was ihm sehr zusagte. Fürs Erste. Das war allerdings kein zwingender Grund für eine Heirat. Vielleicht Rache? Der Kerl fühlte sich wahrscheinlich in seinem männlichen Stolz gekränkt, da Marcel ihn für einen Bastard mit epischen Proportionen hielt.
Unwahrscheinlich. Wenn Beleidigungen ausreichen würden, wäre die gesamte Weltbevölkerung bereits unter der Haube. Doch herauszufinden, warum der Mann ihn nun geheiratet hatte, stand nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste. Vor ihm lag nämlich noch die monumentale Aufgabe, es seinen Brüdern beizubringen. Und die Reaktion konnte er sich jetzt schon bildlich vorstellen: Totaldesaster! Blieb nur zu hoffen, dass sie alle relativ unbeschadet wieder aufstanden.
Marcel dachte erneut an den Moment, als Christopher ihm den Beweis für ihre Eheschließung unter die Nase gehalten hatte. Völlig offen hatte dieser Bastard seine schändliche Tat zugegeben. Er hatte ihm plump ins Gesicht gesagt, dass er nicht die Absicht hege, seinen effizientesten Angestellten zu verlieren, auch wenn das bedeutete, mit unlauteren Mitteln zu kämpfen.
Das war nach dem zweiten Mal, als er ihn angefallen hatte und Marcel war zu betäubt von den Worten „effizientester Angestellter“ gewesen, um dem Idioten irgendetwas entgegenzusetzen.
‚Na ja‘, dachte er nüchtern. ‚Ich hätte es schlimmer treffen können. Der Kerl ist der Hammer im Bett, löst sich am nächsten Morgen nicht in Luft auf und ich kann endlich einige meiner Fantasien ausleben, die mich begleiten, seit ich meinen Chef das erste Mal sah.‘
Also würde er es einfach genießen, solange es dauerte und dann weitersehen. Das einzige Problem, dass er jetzt noch lösen musste, war herauszufinden, wie zum Teufel er zu seiner eigenen Geburtstagsparty kam.
Nachdem er sichergestellt hatte, dass Marcel ihm nicht abgehauen war, erledigte Christopher einige Anrufe. Als Erstes schickte er die Heiratslizenz per Kurier nach Deutschland, um sie im Standesamt in Berlin beglaubigen zu lassen. Er würde seinem Ehemann keine Möglichkeit geben, sich aus ihrem Vertrag herauszuwinden.
Seinem Büro hatte er mitgeteilt, dass er in den Flitterwochen weilte und für mindestens zwei Wochen nicht zur Verfügung stand. Er hatte nicht vor seine ‚Marcie‘ aus den Augen zu lassen, bis er überzeugt war, dass dieser sich mit der neuen ‚Situation‘ zurechtfand.
Auch jetzt folgte ihm ein Wachmann, während er einkaufte. Christopher traute ihm nämlich durchaus zu, dass er versuchte, auszureißen. Er kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er niemals einen Vertrag brechen würde. Aber eine Hochzeit aus heiterem Himmel, wo eine der beiden Parteien kaum zurechnungsfähig gewesen war? Etwas ganz anderes.
Auf keinen Fall durfte bei seinem Mann der Eindruck entstehen, er wäre von ihm zur Ehe genötigt worden. Er schauderte. Nicht auszudenken, was ihm in diesem Fall wohl blühte.
Oh, und dann gab es da noch die drei Brüder. Natürlich kannte er Marcels Familie in-und auswendig, seit er ihn eingestellt hatte, beruhigend war das allerdings nicht. Das war ein winziges Detail, das ihm bei seinem brillanten Plan entfallen war. Aber okay, solange nicht alle gleichzeitig auf ihn losgingen ... Auf jeden Fall musste er Marcels Brüder von sich überzeugen. Eine geeinigte Front schaffen.
Der zweite Punkt war ihr Arbeitsverhältnis. Da wollte er selbstverständlich nicht daran rütteln, hatte sich jedoch vorgenommen, ihn ab sofort in wichtige Entscheidungen miteinzubinden. Das würde Marcel zeigen, dass er ihn wertschätzte. Dieser hatte ihm letzte Nacht bis ins kleinste Detail auseinandergesetzt, was er von seinem mangelnden Respekt hielt - und leider hatte er recht gehabt. Selbst wenn es hauptsächlich aus Selbstschutz geschehen war.
Denn Christopher hatte es nicht gewagt, ihm anzuvertrauen, wie sehr er ihn brauchte. Wie viel er für ihn tat. Wie sehr er seine Nähe genoss. Der rasiermesserscharfe Verstand und der trockene, sarkastische Humor hatten ihn immer sofort in einen Zustand beinahe unerträglicher Erregung versetzt. Aber das hatte er natürlich auch unerwähnt gelassen. Nicht auszudenken, falls sein Assistent ihm je auf die Schliche gekommen wäre. Vermutlich hätten sie einmal gevögelt und danach das Arbeitsverhältnis beendet.
Christopher hatte bei seinen Nachforschungen nämlich festgestellt, dass sein Angestellter keiner für eine schnelle Nummer war. Nein, er war offenbar auf der Suche nach dem Märchenprinz. Tja, und mit seinem Chef durfte er nur auf eine ausschließlich sexuelle Liaison hoffen. Liebe kam in der von ihm geplanten Gleichung nicht vor. Er war nun mal nicht der Typ für Herzen und Blumen. Es ging schlicht und ergreifend um eine sie beide befriedigende körperliche Affäre, die ihr Arbeitsverhältnis nicht beeinträchtigte.
Und Christopher war überzeugt davon, dass Marcel das bewältigen konnte. Den Effekt einer festen Beziehung hatte er mit der Heirat geschaffen. So würde sein Assistent sich nicht benutzt fühlen. Obwohl er das eigentlich tat - irgendwie - neben ihrer professionellen Partnerschaft. Es war jedoch die ideale Lösung. Marcel ließ sich gerne von ihm flachlegen, er war verrückt nach ihm und froh, nicht jedes Mal aufs Neue, jemanden verführen zu müssen, der dann wie eine Klette an ihm hing.
Und geschäftlich? Einen besseren persönlichen Assistenten kriegte er niemals. Sie hielten es jetzt schon länger miteinander aus als verliebte Paare. Ja, dieses Arrangement war die perfekte Antwort für sein Problem. Romantik und Liebe vernebelten nur den Verstand. Unnötiger Ballast. Und er war überzeugt, dass Marcel das ebenfalls verstand. Er war ein intelligenter, und vor allen Dingen pragmatischer, Mann, er würde rasch kapieren, dass die Heirat mit dem CEO der Thalberg-Corporation ihm sämtliche Türen öffnete.
Christopher hatte ihnen beiden also überflüssigen Stress erspart. Keine sinnlosen Verführungen mehr, einfach nur Sex, wann und wo immer er wollte. Bei dem Gedanken, dass der heiße Kerl ihm jetzt ständig zur Verfügung stand, stellte sich sein Schwanz vor Vorfreude auf. Er grinste. In den letzten zwölf Stunden hatte er mehr gefickt als im vergangenen Monat zusammengenommen.
Er griff erneut zum Telefon und rief in seiner Villa in Nizza an. Nachdem seine Haushälterin ihm versichert hatte, dass alle Gäste abgereist seien, erklärte er ihr, dass er heute mit seinem Ehemann zurückkehren würde. Der älteren Dame gelang es nicht ganz, ihre Überraschung zu verbergen, als sie ihm zur Hochzeit gratulierte, stellte jedoch keine Fragen. Er verabschiedete sich und sah sich in der Suite um. Es war eine Schnapsidee gewesen, ausgerechnet nach Monte Carlo zu fliegen, wo er kein Haus besaß.
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