McConagheys Hand fasste ihn schmerzhaft am Oberarm.
Jason fuhr mit einem Knurren zu ihm herum. Ihre Blicke trafen sich und er sah das wohlbekannte schwarze Feuer in McConagheys Augen auflodern. »Du lässt mich in deinem Interesse los, oder Gott möge dir gnädig sein«, zischte der dunkelblonde Agent kalt, als er den größeren Agenten mit seinem Blick aufspießte.
McConaghey begann schallend zu lachen, kam jedoch seiner Aufforderung nach. » Scheiße , Singer«, rief er amüsiert. »Was hat denn heute das Roulette gesagt? Sollst du mich dazu bringen, dass ich mich totlache?«, fragte der Schwarzhaarige.
Jason zog es vor, nicht auf die Provokation seines Kollegen anzuspringen. Er spürte, dass nicht mehr viel fehlte, bis er auf alle Befehle pfiff.
»Wem krabbelst du eigentlich dieser Tage heulend auf den Schoß, da Daddy ausfällt?«, rief McConaghey ihm verächtlich hinterher.
Jason versuchte tief Luft zu holen, um sich die letzten zwei Schritte, die ihn vom Ausgang der Trainingshalle trennen, noch zusammenzureißen, als sein Denken aussetzte. Mit wenigen Schritten, war er wieder bei McConaghey und ohne ihr den Befehl gegeben zu haben, schnellte seine Hand vor und legte sich um die Kehle des anderen Agenten. »Du geistesgestörtes Stück Scheiße willst dich prügeln?«, fuhr er ihn an, während die Wut in seinen Eingeweiden endgültig explodierte. »Soll mir recht sein.« Jasons Hand löste den Griff um McConagheys Kehle, bevor er sich abwandte und zum Ring trat. Noch einmal erinnerte er sich an den eindeutigen Befehl, den er erhalten hatte, dann verscheuchte er diesen Gedanken. Er würde die Konsequenzen seiner Befehlsverweigerung mit Freuden tragen, wenn er vorher McConaghey krankenhausreif schlagen konnte. Aus dem Augenwinkel sah er den Hünen zu einem Paar Bandagen greifen. »Hast du Angst, dass du dir die Fingernägel abbrichst?«, spie Jason ihm, mit aller Verachtung, zu der er fähig war, entgegen.
Befriedigt quittierte er, dass McConaghey die gepolsterten Bandagen wieder zur Seite legte und zu ihm an den Ring trat. »Ich wollte dir lediglich nicht mehr weh tun, als nötig, Kleiner«, versetzte er grinsend, bevor er zwischen den Seilen hindurchkletterte.
»Große Worte für einen toten Mann«, zischte Jason kalt zurück, als er ebenfalls in den Ring stieg.
Sofort begannen beide Männer sich, auf eine Schwäche des anderen lauernd, zu umschleichen. Jason sah das fast unmerkliche Zucken von McConaghey rechter Schulter, als dieser einen Schlag anzubringen versuchte. Instinktiv tauchte er unter der Faust weg und versuchte, seinerseits, einen Tritt gegen die Kniescheibe seines Gegners. McConaghey tänzelte elegant aus seiner Reichweite.
»Du warst auch schon mal schneller«, höhnte Jason, als er sich unter einem weiteren Schwinger hinwegduckte und in derselben Bewegung seinen linken Ellenbogen gegen McConagheys Rippen hämmerte.
»Du schlägst, wie die Pussy, die du auch sonst bist«, keuchte McConaghey, als er das Knie hochzog und es Jason in den Bauch rammte. Jason biss sich auf die Lippen, als der Schmerz ihn durchfuhr, dann schlug er mit dem Handballen in McConagheys ungeschützten Solarplexus.
Der Hüne unterdrückte ein Stöhnen, als er den jüngeren Agenten an den Schultern packte, und wieder das Knie hob.
Jason ließ ihn gewähren, konterte jedoch mit einem brutalen Kopfstoß, als McConaghey erneut versuchte, einen Kniestoß in seinen Magen anzubringen. McConagheys Griff löste sich, er taumelte erstaunt einen Schritt zurück.
Jason setzte sofort nach, als er seinen Gegner mit einigen schnellen recht-links Kombinationen in die Seile trieb.
Schneller, als er es kommen sah, vollzog McConaghey eine halbe Drehung und knallte ihm das Knie in die Niere. Jason stöhnte, als McConaghey versuchte, den Spieß umzudrehen.
Er ließ ihn herankommen, dann drehte er seinen Oberkörper leicht und bekam das rechte Handgelenk des Hünen zu fassen. Noch in der Drehung ließ er sein linkes Bein einknicken, sodass McConaghey über seine Schulter segelte. Der andere Agent landete mit einem dumpfen Geräusch auf der Matte.
Jason setzte nach, als er zu einem Tritt gegen McConagheys Kehlkopf ansetzte. Finger fassten brutal seinen Knöchel, doch bevor er auch nur daran denken konnte, sich zu befreien, verlor er die Bodenhaftung. Jason gelang es in letzter Sekunde, etwas von der Wucht des Aufpralls mit den Unterarmen abzufangen, dann durchfuhr ihn der Schmerz, als McConaghey sein Bein verdrehte.
Jason folgte automatisch der Bewegung seines Gegners und schaffte es, ohne den Schmerz zu beachten, mit seiner Ferse das Kinn des anderen Agenten hart zu treffen. McConagheys Griff löste sich und Jason nahm ihn in eine Beinschere, bevor er ihn ein zweites Mal durch eine schnelle Drehung seines Körpers auf die Matte segeln ließ.
Elegant sprang Jason zurück auf die Beine, um McConaghey einen harten Tritt in die ungeschützte Seite zu verpassen. »Was ist? Hast du genug, alter Mann?«, fragte Jason höhnisch, als sein Fuß erneut die ungeschützte Seite seines Gegners traf. Sein Fuß schnellte wieder vor, doch dieses Mal fand er sein Ziel nicht.
Förmlich aus dem Nichts, gelang es McConaghey seine Beine um Jasons Waden zu schlingen, bevor er sie ihm, mit einer schnellen Bewegung, unter dem Körper wegzog. Der dunkelblonde Agent sah den Boden rasant näherkommen, dann knallte er auch schon auf die Matte. Er spürte McConagheys Gewicht auf sich, als dieser ihn festnagelte. »Noch lange nicht, Pussy«, antwortete McConaghey, als er seine Finger in Jasons Haar krallte und seinen Kopf nach hinten zog. Dann hagelten die Schläge auf Jasons Kopf nieder, bevor McConaghey ihn grob auf den Rücken drehte.
Jason sah die Faust heransausen, hatte ihr aber nichts entgegenzusetzten. Er schmeckte Blut in seinem Mund und wieder war McConagheys Faust da. Es gelang ihm die Beine anzuwinkeln, dann rammte er sie McConaghey hart in die Rippen. Der schwarzhaarige Agent taumelte zurück und Jason kam schnell wieder auf die Beine. Er machte sich sofort bereit zum Angriff.
»Hey, ihr Witzfiguren! In meinem Ring kämpft nur einer blank und das bin ich«, ertönte eine Stimme von der Tür her, dann näherten sich schnelle Schritte. Jason drehte leicht den Kopf, dann schlich ein Grinsen auf seine Züge, als er den Mann erkannte, der soeben gesprochen hatte.
»Misch dich nicht ein, Opa«, rief McConaghey höhnisch, als der kahlköpfige Mann zwischen den Seilen hindurchschlüpfte.
Jason biss sich auf die aufgeplatzte Unterlippe, um nicht laut loszulachen, als der Alte mit geschmeidigen Bewegungen langsam auf McConaghey zutrat. Er musterte ihn kurz. Die Zeit hatte ihre Spuren in seinem Gesicht hinterlassen, aber sowohl seine Haltung, als auch seine Augen strahlten noch immer jene Autorität aus, die Jason schon während seiner Ausbildung auf der Farm das Fürchten gelehrt hatten.
Ein Klatschen riss Jason aus seinem Anflug von Nostalgie und er blickte zur Quelle des Geräusches. Eric Wilson, sein früherer Nahkampftrainer, verpasste McConaghey gerade einen zweiten Kinnhaken, bevor er ihm die Beine unter dem Körper wegtrat. Jason grinste, als er sah, dass der schwarzhaarige Hüne dem unerwarteten Angriff nichts entgegenzusetzen hatte und wie ein gefällter Baum zu Boden ging, als er sich wieder daran erinnerte, dass der von den Rekruten vieler Generationen halb scherzhaft Steelhammer genannte Ausbilder, ihn viermal so übel verprügelt hatte, dass er einige Tage im Krankenhaus ausruhen durfte.
»Lektion Eins: Wenn du das nächste Mal eine freche Lippe riskierst, sei dir vorher sicher, dass du deinem Gegner gewachsen bist, mein Sohn«, belehrte Steelhammer McConaghey trocken, bevor er ihm die Hand hinstreckte, um ihm auf die Beine zu helfen. McConaghey knurrte eine mürrische Erwiderung, als er die angebotene Hand ausschlug.
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