Der Weg des Wassers – warum Negativität unser Denken und Handeln bestimmt
Diese negative Energie ist es, die unsere „Gedankenströme“ in ihre Bahnen lenkt. Und diese negative Energie ist es auch, die unsere „Gedankenströme“ in diesen Bahnen hält. Selbst dann, wenn wir es besser wissen. Und diese negative Energie ist es ebenfalls, die all unsere Bemühungen, ein Problem durch das Denken in diesen Bahnen zu lösen, zum Scheitern verurteilt und es noch schlimmer macht.
» Diese negative Energie ist wie die Schwerkraft, die das Wasser eines Flusses in seinen Graben und im wahrsten Sinne des Wortes nach unten zieht.
Wegen der Schwerkraft sucht das Wasser immer wieder die tiefsten Gräben und Furchen für seinen Lauf.
Genauso suchen unsere Gedanken wegen der Negativität immer wieder dieselben Bahnen.
Die Schwerkraft ist es, die unsere Wasseroberfläche im obigen Beispiel nur noch mehr Wellen schlagen lässt, je mehr wir mit ihr interagieren.
Und die Negativität bewirkt, dass wir in unserem Leben nur noch mehr Wellen schlagen, wenn wir versuchen, mit ihrem Antrieb ein Problem zu lösen.
Diese negative Energie ist wie das physikalische Prinzip, das einen Dominoeffekt auslöst, sobald der erste Stein gefallen ist. Schauen wir uns an, wie und warum diese negative Kraft in unserem Leben wirkt und so viel Macht über uns hat …
Gerade haben wir gesehen, warum wir uns so sehr auf das Negative in unserem Leben konzentrieren. Jetzt erforschen wir, wie und wieso dieser Fokus auf das Negative unser Leben und alles, was wir tun, so negativ beeinflusst. Die Antwort liegt in einer ganz simplen Tatsache. Eigentlich nur in einem simplen Wort. Das Wort ist „Nein“. Nein ist das schlimmste Wort, das je erfunden wurde! Gleich danach folgen alle Variationen von nein wie „nicht“, „ohne“, „weniger“, „ausgenommen“ etc. Also die Verneinung generell. Alle diese Wörter beinhalten nämlich ein Signal, das ein Teil unseres Gehirns nicht versteht. Nur der bewusste, rationale Teil unseres Gehirns versteht dieses Verneinungssignal. Er hat es auch erschaffen. Es ist ein rein gedankliches Konstrukt. Der viel größere, mächtigere und unbewusstere Teil – unser Unterbewusstsein oder besser „Überbewusstsein“ – versteht dieses negative Signal allerdings nicht.
» Hinweis: Ab hier werden wir den Begriff Unterbewusstsein größtenteils mit dem Wort „Überbewusstsein“ ersetzen. Dies ist viel zutreffender und im Laufe des Buches wirst du verstehen, warum.
Genau hier entstehen jedenfalls die Probleme: Dieses Signal der Verneinung, so simpel es auch im ersten Blick scheinen mag, ist unnatürlich. Warum? Das wollen wir folgendem Beispiel herausfinden.
Elfmeterschießen – warum dein Gehirn mit Verneinungen nicht klarkommt
Nehmen wir eine Tätigkeit, die in Deutschland jeder kennt: Fußball. Genauer: Elfmeterschießen. Ein Schütze steht am Elfmeterpunkt. Der Ball liegt bereit. Nun hat er zwei mögliche Denkmuster, mit denen er seinen Schuss vorbereiten und ausführen kann:
1 „Ich will nicht vorbeischießen. Alles nur nicht vorbeischießen!“
2 „Ich will ein Tor schießen. Er muss reingehen!“
Welches Denkmuster funktioniert besser? Natürlich b)!
» Weil unser Überbewusstsein die Verneinung nicht versteht.
Unser Überbewusstsein arbeitet in Bildern. Und wenn du daran denkst, dass du den Ball nicht danebenschießen willst, dann entsteht in deinem Kopf ein Bild von einem Ball, der danebengeschossen wird. Drei mal darfst du raten, was im Anschluss geschieht … Dabei ist es aber nicht einfach so, dass dein Überbewusstsein, Gott oder das Schicksal auf mysteriösen Wegen den Ball ins Aus lenken, weil du negativ gedacht hat. Nein, du selbst bist es, der das tut und wenn du achtsam bist, kannst du die Anzeichen sogar erkennen. Im Fall des Elfmeterschusses ist es vielleicht ein ganz kurzer Blick, den du vor dem Schuss neben das Tor richtest. Dahin, wo du eben nicht hinschießen willst. Oder dein Standfuß zeigt unbewusst in diese Richtung, weil deine Haltung viel mehr von deinem Überbewusstsein kontrolliert wird, als von deinem bewussten Verstand. Dasselbe gilt für die komplexe Motorik bei der Ausführung des Schusses selbst. Wichtig ist, dass du verstehst, dass immer du es bist, der das negative Bild in deinem Kopf umsetzen will. Das „nicht“ in deinen Gedanken fällt also einfach weg. Es wird ignoriert. Es ist, als würde ich dir sagen: „Mach – peeep – die Tür auf!“ Was verstehst du? Genau … Wenn du dieses Prinzip der Verneinung erst einmal verstanden hast, merkst du, dass das Leben und unser Überbewusstsein es eigentlich gut mit uns meinen. Sie wollen um alles in der Welt umsetzen, was wir uns vornehmen. Wir nehmen es uns nur falsch vor! Und das hat noch eine weitere wichtige Konsequenz …
Denke nicht an Bier – warum Unterdrücken nicht funktioniert
Die Tatsache, dass dein Überbewusstsein keine Verneinungen versteht, führt dazu, dass du keine Gedanken oder Emotionen unterdrücken kannst. Es ist, als würde ich dir sagen, dass alles gut ist, solange du nicht an einen rosafarbenen Elefanten denkst. Woran denkst du?
Es gibt sogar diverse Studien zu diesem Phänomen. In einer davon geht es um Bier: Zwei Gruppen wurden gebeten, an Bier zu denken. Die erste Gruppe sollte für 5 Minuten so viel wie möglich an Bier denken, laut aussprechen, was sie dachten und jedes Mal ein akustisches Signal betätigen, wenn sie in Gedanken bei der goldenen Flüssigkeit waren. Danach sollten sie für 5 Minuten überhaupt nicht mehr an Bier denken. Die zweite Gruppe sollte für 10 Minuten durchgehend an Bier denken. Welche Gruppe hat mehr an Bier gedacht? Kurioserweise hat die erste Gruppe, die es aktiv vermeiden sollte, an Bier zu denken, am Ende doppelt so oft daran gedacht wie die Kontrollgruppe. Du kannst also Gedanken und Emotionen nicht nur nicht vermeiden, du förderst sie sogar, wenn du sie aktiv vermeiden willst! Dann entstehen wieder die selbsterfüllende Prophezeiung und der Teufelskreis.
» Negativität und Verneinung sind der Treibstoff unserer Selbstsabotage.
Was stattdessen wirklich hilft, ist, solche Gedanken und Emotionen achtsam wahrzunehmen. Jemandem, der mit dem Rauchen aufhören will und sein Verlangen nach einer Zigarette achtsam wahrnimmt und akzeptiert, wird es viel leichter fallen, die Finger vom Glimmstängel zu lassen, als jemandem, der dieses Verlangen bewusst unterdrücken will. Der Zweite verstärkt es durch sein Verhalten nur. Dazu mehr im dritten Teil, wenn es um die Lösung unserer Probleme geht.
Dass wir unsere Probleme durch Negativität verschlimmern, ist aber nicht nur bei Bier, Zigaretten oder im Fußball so. Es ist dasselbe beim Golf: Sieh dahin, wo der Ball nicht landen soll und er landet genau dort. Beim Bogenschießen, beim Tennis, beim Bowling, beim Dart und sogar bei „Looping Loui“!
» Wenn wir daran denken, dass etwas nicht passieren soll, dann bewirken wir selbst, dass genau das passiert.
Alles nur, weil wir unsere Gedanken unpassend formulieren. Weil wir eine Sprache benutzen, die das Leben und unser Überbewusstsein nicht verstehen. Und dieses Prinzip wirkt nicht nur im Sport oder bei Drogen. Es wirkt überall!
Beispiele – wie die Negativität uns zur Selbstsabotage treibt
In den vergangenen Kapiteln haben wir gesehen, wie deine Ideale dich zu vermeintlichen Lösungsmaßnahmen trieben, die deine Probleme nur verschlimmern. Wodurch entstehen diese selbsterfüllenden Prophezeiungen und Teufelskreise? Natürlich aus Negativität …
Beispiel 1: Stress im Alltag
Warum betreibst du all den Aufwand, um mit allen Mitteln deine Bilder der perfekten Angestellten, Hausfrau und Mutter aufrecht zu erhalten? Und warum geht das dann nach hinten los? Wie beispielsweise in dem fiktiven Beispiel mit der Haushälterin, die dir am Ende noch mehr Stress verursacht? Weil du dich von deiner Negativität leiten lässt. Die Negativität zieht dich nach unten. In diesem speziellen Beispiel hast du vielleicht Gedanken wie:
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