Wenn du dir selbst dein Glück nicht gönnen kannst, wenn du alleine bist, werden das auch die anderen und vor allem potenzielle Partner merken. Und wer will schon einen Trauerkloß? Du trägst also selbst aktiv dazu bei, dass du alleine bleibst und noch mehr trauern kannst.
Aber auch passiv passt du deine Welt an deine Erwartungen an, indem du einfach nur in deinem Leben etwas aufnimmst, was dein Ideal wieder bestätigt und den reißenden Strom nährt.
Beispiel 1: Stress im Alltag
„Siehst du, dein Chef hat dich heute nicht gegrüßt, weil du gestern nicht gut genug warst!“ Vielleicht hast du Gedanken wie diesen. In der Folge dieser Feststellung versuchst du, deinem Chef möglichst alles recht zu machen, damit er dich wieder beachtet und du verlierst womöglich dein eigentliches Ziel bei der Arbeit völlig aus den Augen.
Beispiel 2: Ängste und Selbstzweifel
„Alle haben gemerkt, dass ich bei der dritten Folie im Vortrag die Ziffern der Seitenzahl bei der Quellenangabe vertauscht habe und mögen mich jetzt nicht mehr!“ Merkst du das während des Vortrages, bist du natürlich total abgelenkt, verlierst den Faden und versemmelst das Ding noch mehr.
„Dieser gutaussehende Typ hat mich nicht einmal von Weitem angeguckt … ich hab’s einfach nicht verdient!“ Solche Gedanken lassen dein Selbstbewusstsein in den Keller sinken und du strahlst noch weniger Anziehung auf gutaussehende Kerle aus.
Erkennst du, was hier passiert? Genau, Leid und Probleme entstehen durch das Festhalten an Erwartungen.
» Du sorgst bewusst und unbewusst selbst dafür, dass du noch mehr leidest!
Es ist wie mit der Annahme, dass die Welt flach sei: Solange du diese Annahme glaubst, kannst du dich nicht vom Gegenteil überzeugen, weil du Angst hast, vom Rand der Welt zu stürzen. Die Prophezeiung bewahrheitet sich selbst. Henry Ford hat das einmal ganz trefflich in einem Satz zusammengefasst:
„Ob du denkst, du kannst es, oder du kannst es nicht: Du wirst auf jeden Fall recht behalten.“
(Henry Ford)
Aber es geht noch weiter mit unserem eigenen Zutun zu unserem Leid! Nicht nur, dass wir in unserem Kopf und mit unseren unmittelbaren Reaktionen unsere Erwartungen bestätigen, wir verschlimmern unsere Probleme meist sogar selbst.
Wie wir unsere Probleme selbst verschlimmern
Wir verschlimmern unsere Probleme, indem wir versuchen, sie mit dem gleichen Mindset zu lösen, mit dem wir sie geschaffen haben.
» Das, worin du deine Energie investierst, das wächst. Auch, wenn es Probleme sind.
Wie genau wir das anstellen und unsere Probleme durch unsere Lösungsversuche selbst wachsen lassen, schauen wir uns im nächsten Kapitel an.
» Solange du dein Mindset nicht änderst, bewirkst du deine Probleme selbst.
Unsere Gehirne sind harmoniesüchtig und stets bestrebt, Welt und Erwartung in Einklang zu bringen.
Da unsere Erwartungen mit der Zeit selbstverständlich für uns werden und unabänderbar erscheinen, scheint der einfachere Weg für uns immer der zu sein, unsere Erwartungen zu bestätigen.
Das tun wir sogar bei negativen Erwartungen.
a) Wir tun es aktiv, indem wir Handlungen ausführen, die unsere Erwartungen bestätigen und sie oft sogar noch weiter anwachsen lassen.
b) Oder passiv, indem wir Ereignisse und Tatsachen aufgreifen und unterstreichen, die unsere Erwartung bestätigen.
Am Ende sorgen wir selbst meist dafür, dass wir noch mehr leiden als vorher. Unsere Erwartungen werden zu selbsterfüllenden Prophezeiungen.
Deshalb können wir auch keine Lösung herbeiführen, wenn wir mit der gleichen Erwartungshaltung an ein Problem herantreten, mit der wir es verursacht haben. Wir verschlimmern es sogar noch …
Wie hat sich die Erwartung hinter deinem aktuellen Problem zuletzt bestätigt? Wie hast du reagiert und zu dieser Bestätigung vielleicht sogar selbst aktiv oder passiv beigetragen und deine Erwartung genährt?
Wie wir uns selbst immer weiter reinreiten
„Es sind deine besten Absichten, die dich hierher brachten. Also vergiss deine besten Absichten!“
(Unbekannt)
In den meisten Fällen erkennen wir leider nicht die wahren Ursachen unserer Probleme. Deshalb versuchen wir oft mit Lösungen aufzuwarten, die nicht die leiseste Chance haben, zu funktionieren und unsere Probleme sogar oft noch verschlimmern. Laotse hat das bereits zu seiner Zeit ganz praktisch formuliert:
„Fülle deine Trinkschale bis zum Rand, und sie wird überlaufen. Schärfe dauernd dein Messer, und es wird stumpf werden. Jage Geld und Sicherheit nach, und dein Herz wird sich niemals öffnen. Sorge dich um den Beifall der Leute, und du wirst ihr Gefangener sein. Verrichte dein Werk, tritt dann zurück. Das ist der Weg zur Gelassenheit.“[Fußnote 9] (Laotse)
Dieses Verschlimmern ist genau die Art von „gelenktem Handeln“, die wir im Kapitel über das Festhalten kennengelernt haben. Wir erinnern uns kurz:
Je mehr du die Liebe festzuhalten versuchst, desto mehr entrinnt sie dir.
Je mehr dir an einer Aufgabe liegt, desto eher versagst du.
Je mehr Sicherheiten du im Leben suchst, desto unsicherer wird es.
Warum ist das so?
» Wir machen es schlimmer, weil wir die Beschaffenheit unserer Probleme, also ihre Ursache und ihren Kern, nicht sehen.
Im Kapitel zur Schuldfrage haben wir ja schon gesehen, warum und wie gerne wir immer den Umständen die Schuld geben. Und genauso fallen dann auch unsere vermeintlichen Lösungen aus. Wir begehen Handlungen, die sich nicht gegen die Ursache unserer Probleme richten und sie daher nicht nur nicht lösen, sondern sogar noch verstärken. Dieses Prinzip wollen wir wieder am Beispiel des Wassers verdeutlichen:
Der Weg des Wassers – wie wir unsere Probleme selbst verschlimmern
Stell dir eine Wasseroberfläche vor. Egal, ob ein Bach, ein Teich, ein See, ein Fluss oder das Meer. Nun sagen wir, du hast das Ideal, dass diese Wasseroberfläche möglichst „glatt“ und eben sein sollte. Aber das ist sie nicht. Sie ist uneben und voller Wellen. Zugegeben, dieses Beispiel ist etwas neurotisch, aber lass dich kurz darauf ein. Also, igitt … Wellen, brrrr. Dagegen musst du sofort etwas unternehmen. Du springst hinein ins Wasser und versuchst mit aller Kraft die Wellen zu „glätten“. Du haust drauf, streichst sie glatt, drückst sie runter, schaufelst sie weg. Was ist das Ergebnis all deiner Bemühungen? Noch mehr Wellen!
» Dein Eingreifen und der Versuch, die Wellen zu glätten, erzeugen noch mehr Wellen!
Und genauso verfahren wir leider immer wieder mit den Problemen in unserem Leben:
Beispiele – wie auch du alles nur noch schlimmer machst
Ein hervorragendes Beispiel für dieses Phänomen ist der Streisand-Effekt: Er besagt, dass der Versuch eine unliebsame Information zu unterdrücken oder entfernen zu lassen, nur noch mehr Aufmerksamkeit auf diese Information lenkt und somit genau das Gegenteil bewirkt. Warum „Streisand“? Weil die amerikanische Sängerin und Schauspielerin Barbra Streisand diesen Effekt berühmt gemacht hat. Sie verklagte einen Fotografen, weil dieser ein Foto ihres Hauses inmitten 12.000 anderer Aufnahmen der kalifornischen Küste auf seiner Webseite abbildete. Damit stellte sie selbst die Verbindung zwischen sich und dem Haus her, woraufhin sich das Bild natürlich lawinenartig im Internet verbreitete. Sie hat an ihrer Erwartung festgehalten, dass man kein Bild von ihrem Anwesen im Internet finden sollte und damit alles nur noch schlimmer gemacht. Eine lustige Anekdote, aber die traurige Wahrheit ist leider, dass wir diesen Effekt in ähnlicher Weise auch ständig in unseren „Normalo-Leben“ beobachten können:
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