Anja Kwiatkowski - Die Stadt ist der Dschungel

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Alois Hintertupfer sieht zufällig einen alten Bekannten wieder, mit dem er dereinst in der Paramilitärischen Legion auf dem Kontinent gedient hatte. Dieser wird im Zusammenhang mit einem Banküberfall von einer Anti-Terror-Einheit beobachtet, und so gerät Alois ebenfalls ins Zentrum dieser Ermittlungen. Er wird vom Leiter dieser Einheit zwangsrekrutiert und muss helfen, seine ehemaligen Kameraden aufzuspüren. Dabei stellen er und die Agenten schnell fest, dass es um weit mehr geht als um einen Banküberfall. Denn auch sein Erzfeind, der Konzern Pharma-Tech, hat offenbar wieder seine Finger im Spiel. Und deren Interesse liegt auf dem Gebiet der Cyberware, wobei sie auch vor Versuchen an Menschen in den verseuchten Gebieten offenbar nicht zurückschrecken, um ihre neue Technologie zu testen.

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Anja Kwiatkowski

Die Stadt ist der Dschungel

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Inhaltsverzeichnis Titel Anja Kwiatkowski Die Stadt ist der Dschungel Dieses - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Anja Kwiatkowski Die Stadt ist der Dschungel Dieses ebook wurde erstellt bei

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Impressum neobooks

Kapitel 1

Die Passagiere im Hafenkomplex machten Alois und seinen Begleitern instinktiv Platz. Der Kopfgeldjäger nahm es mit zufriedenem Grinsen zur Kenntnis. So sollte es sein. Wenn ein Troll in Ledermontur einen etwas orientierungslosen Menschen in Handschellen hinter sich her zerrte, dann war es nur allzu natürlich, dass sich ihnen niemand in den Weg stellte. Der Gefangene sah verständlicherweise ebenfalls nicht sonderlich glücklich aus, aber da er in wenigen Minuten auf einer Fähre Richtung Kontinent sitzen würde, konnte man es ihm auch nicht verübeln. Er war illegal auf die Insel gekommen und wurde nun abgeschoben. Ein privater Sicherheitsdienst hatte Alois Hintertupfer auf den Mann angesetzt, der Troll hatte ihn ohne Probleme aufgespürt und nun wurde er wieder von der Insel weggebracht. Alois hatte sich abgesichert, falls es am Hafen zu Problemen mit den Behörden kommen sollte, und seinen Bekannten Linus mitgenommen, einen Streifencop, der nebenbei schlechte Romane über Alois' aufregendes Leben schrieb. Hätte man den Troll danach gefragt, dann war es ausschließlich das Einkommen durch diese Geschichten, das ihn die Gegenwart des nervigen Cops erdulden ließ. Linus Caesar Jagelowsky war einer der anstrengendsten Menschen, die Alois kannte und das sollte durchaus etwas heißen, denn er fand einfach alle Menschen anstrengend. Er konnte sich noch gut an die Geschichten seines Großvaters erinnern, als Menschen von der Insel verbannt waren. Nach und nach waren die Bestimmungen gelockert worden, erst durften sie in bestimmten Zonen leben, dann wurden die Ausgangssperren für Menschen schrittweise aufgehoben. Schließlich wurden sie per Dekret der Ethikkommission für gleichberechtigt erklärt. Alois' Großvater hatte als junger Troll gegen diese Entscheidung demonstriert, war entschlossen gewesen, zur Not den bewaffneten Kampf aufzunehmen, wie viele andere auch. Die verordnete Gleichberechtigung der Menschen hatte damals viele Angehörige der anderen Rassen in die Arme der Radikalen getrieben. Geändert hatte das nichts. Menschen wurden per Gesetz gleichgestellt. Großvater Hintertupfer gab den Widerstand recht bald wieder auf, wurde vielfacher Vater und hatte andere Sorgen. Aber die Trennung in den Köpfen blieb. Niemand traute den Menschen. Aber seither machten die sich überall breit, die Kriminalitätsrate stieg sprunghaft an, das Leben war nicht mehr so wie vorher. Das behauptete jedenfalls Alois' Großvater. Es gab keinen Grund, daran zu zweifeln. Die Auswirkungen menschlichen Verhaltens würden weltweit noch auf Jahrhunderte spürbar bleiben. Sperrzonen, Fall-out-Areas, egal, wie man es nannte, es waren Menschen gewesen, die dafür verantwortlich waren, dass große Teile des Planeten nicht mehr bewohnt werden konnten. Und nicht wenige der anderen Völker verlangten daher, dass die Menschen in eben diesen Zonen leben sollten, die sie so dauerhaft verseucht hatten, anstatt in den Regionen zu leben, die geschützt waren, und in denen die anderen Völker überlebt hatten. Sicherlich war das eine radikale Ansicht, aber je mehr man sah, wie sehr die Menschen bereits wieder alles beherrschen wollten, bedurfte es keiner Wahrsagerei, um zu wissen, dass eine neue Katastrophe nur eine Frage der Zeit sein würde. Menschen waren gefährliche Störfaktoren, die man besser unter Kontrolle gehalten hätte. Aber natürlich fanden sich ein paar Aktivisten, die sich gegen die Diskriminierung der Menschen einsetzten, ohne wahrhaben zu wollen, welche fatalen Folgen das für die Weltgemeinschaft haben würde. Denn dass die Menschen mal dazulernen würden, damit rechnete Alois nicht. Und so lebten sie nun wieder mitten unter ihnen, in den großen Städten. Alois hatte erst neulich gelesen, dass etwa 80% aller verurteilten Kriminellen Menschen waren. Wundern tat ihn das nicht. Sie hatten einfach einen Hang zu unmoralischem Verhalten. Zugegeben, er verdiente sein Geld mit der Tatsache, dass es immer jede Menge kriminelle Menschen gab, die gefunden werden mussten. Insofern sollte er sich vielleicht nicht beklagen. Und natürlich gab es auch den einen oder anderen Menschen, der es vielleicht ehrlich meinte. Aber es änderte nichts an der Tatsache, dass er Menschen grundsätzlich für kriminell hielt. Nicht, dass die anderen Völker da nicht auch durchaus mithalten konnten, aber es schien, als würden Menschen es besonders darauf anlegen, all ihre - ohne Frage vorhandene - Kreativität vor allem in kriminelle Energie umzusetzen. Was aber noch viel schlimmer war, zumindest nach Alois' Ansicht, war die Tatsache, dass sich Menschen deutlich schneller vermehrten als irgendeine andere Rasse, sogar schneller als die Orks und die vermehrten sich wie die Karnickel. Zumindest hatte das Großvater Hintertupfer behauptet. Alois selber hatte noch nie in seinem Leben ein Karnickel gesehen.

„Was ist denn los mit dir, Alois? Wenn du weiter so große Löcher in die Luft starrst, bildet sich gleich ein solches schwarzes“, sagte Linus und rammte ihm kameradschaftlich seinen Ellenbogen in die Hüfte. Alois brummte unzufrieden. Das war auch so ein Punkt. Menschen reichten ihm gerade einmal bis zur Brust, meinten aber dennoch, ihm irgendwie auf Augenhöhe zu begegnen.

„Schwarzes was?“, fragte er irritiert.

„Loch, Alois. Schwarzes Loch. Du bist vollkommen abwesend. Was ist denn los?“

Sie hatten auf den unbequemen Plastikbänken im Transitbereich Platz genommen und warteten auf den Beamten, der den Menschen in Empfang nehmen würde, um ihn auf die Fähre Richtung Kontinent zu verfrachten. Sie waren nicht die einzigen. Ein paar Sitze weiter sahen sie drei Orks, die verdächtig nach Grenzbeamten in Zivil aussahen, und die menschliche Familie in ihrer Begleitung machte einen so elenden Eindruck, dass man getrost vermuten durfte, sie sollten ebenfalls abgeschoben werden. Alois fand das absolut richtig, die Insel war klein, sie hatten hier ihre eigenen Probleme mit Sperrzonen, da brauchten sie nicht auch noch die Verseuchten vom Kontinent.

„Typisch Menschen“, knurrte er. „Erst die Welt ins Chaos stürzen und sich dann verpissen wollen.“

„Ich muss doch sehr bitten“, empörte sich Linus. „Ich bin ein Hüter des Gesetzes, ich stürze niemanden ins Chaos.“

„Aber mit den Gesetzen nimmst du es auch nicht so genau. Oder muss ich dich tatsächlich dran erinnern, dass wir erst vor ein paar Wochen höchst illegal eingebrochen sind und anschließend auch noch zwei Wachmänner ausgeschaltet haben? Wir haben uns nicht gerade Mühe gegeben, festzustellen, ob sie überlebt haben. Du bist ein Killer, Linus. Ein staatlich sanktionierter Killer.“

Der Cop war blass geworden und schaute sich vorsichtig nach allen Seiten um. Aber sie saßen außer Hörweite der Grenzorks und ihr eigener Gefangener hatte dermaßen viele Drogen intus, dass er nicht viel von dem mitbekam, was um ihn herum geschah. Es war nötig gewesen, ihn ruhig zu stellen, da er sich heftig gegen seine Abschiebung gewehrt hatte. Wer wollte ihm das verübeln? Die Aussicht, in Zukunft wieder in verseuchtem Gebiet ums Überleben kämpfen zu müssen, wäre für niemanden erfreulich gewesen. Aber das hätten sich die Menschen eben vorher überlegen müssen, bevor sie in ihrer Gier und religiösen Verblendung alles vernichteten, was über Jahrtausende aufgebaut worden war. Den Preis dafür mussten sie nun alle bezahlen.

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