„Das haben wir längst getan. Wo waren Sie denn, als der Überfall auf die Bank stattgefunden hat?“
Alois zuckte mit den Schultern. Dann öffnete er per voice control seine Timeline auf der Plasmawand und machte eine einladende Handbewegung. Cooper und Briggs scrollten sich ungeniert durch seinen Terminkalender.
„Möchten Sie vielleicht auch noch ein Bewegungsprofil erstellen?“
„Das haben wir bereits versucht. Aber Sie tragen anscheinend kein eKomm bei sich.“
„Gehen ständig kaputt, die Dinger.“
Briggs legte den Kopf schief und schaute ihn prüfend an. Alois war nicht ganz sicher, aber er glaubte, die leichte Asymmetrie seines Gesichts war möglicherweise einem Implantat geschuldet. Der Agent deutete ein wissendes Grinsen an und wies auf Alois' Augen.
„Cyberware?“
„Jap. Sie auch?“
Briggs nickte. „ Pharma-Tech .“
„Ich auch.“
Sie grinsten einander verstehend an.
„Soll ich als nächstes das Aufgebot bestellen?“, fragte Cooper genervt. Es war das erste Mal, dass man überhaupt seine Stimme hörte. Alois lächelte zufrieden. Er hatte den Schwachpunkt des Schweigsamen gefunden: Eifersucht.
„Davon steht nichts in Ihrer Akte“, nahm Briggs den Faden wieder auf. Er warf seinem Kollegen einen schnellen Blick zu, der ihn offenbar besänftigen sollte, was auch erstaunlich gut funktionierte. Cooper setzte wieder sein stoisches Gesicht auf und ließ den Blick durch die Wohnung schweifen. Alois war sich sehr sicher, dass ihm nicht die geringste Kleinigkeit entging.
„Ich habe die Implantate erst vor ein paar Monaten bekommen. Augen und Ohren.“
„Die Dinger sind sehr teuer, wie können Sie sich das denn leisten, ohne gesichertes Einkommen? Rücklagen aus der Zeit bei der PML?“
„Nein, ich bin völlig mittellos nach Hause gekommen.“
„Wie kommen Sie dann zu den teuren Implantaten?“
„Sie wurden mir angeboten, als Testobjekte.“
„Einfach so?“
„Nein, man wollte mich ausspionieren.“
„Warum?“
„Ich war an einem Fall dran, in den Pharma-Tech verstrickt war. Das wusste ich aber zu dem Zeitpunkt noch nicht. Inzwischen habe ich die Geräte gerippt. Sollten Sie auch tun.“
Briggs wirkte eindeutig überrascht von der Information. Die Vorstellung, dass der Pharmakonzern seit Jahren Daten direkt aus der Zentrale der STF abfischen konnte, ohne dass man davon wusste, war in der Tat beängstigend.
„Meine Implantate sind sehr alt, ich kann mir nicht vorstellen, dass man damals schon die technischen Möglichkeiten hatte, Daten abzufischen, ohne dass ich es merke.“
„Aber Sie haben einen Wartungsvertrag, oder?“
Briggs nickte.
„Na also. Dann könnte man Ihnen längst ein Add-on untergejubelt haben. Sie sollten jemanden beauftragen, die Datenleitungen zu kappen, falls es welche gibt.“
„Wer hat Ihre gerippt?“
„Äh...“, machte Alois und hob entschuldigend die Hände. Cooper machte einen Schritt nach vorn und hob drohend die Faust, aber Briggs winkte ab. Sofort entspannte sich der Schweigsame wieder.
„Schon gut, deswegen sind wir nicht hier. Kommen wir noch mal auf Myrner zurück. Laut Ihrer Timeline waren Sie zum Zeitpunkt des Überfalls verabredet mit einer Person namens Raglan. Ein Zwerg, nehme ich an?“
Alois nickte und mied Linus' Blick. Seit Wochen versuchte der Cop ihn mit dem Zwerg zu verkuppeln, was Raglan sicher recht gewesen wäre. Aber Alois stand eben weder auf Kerle noch auf Zwerge. Dennoch ging er manchmal gern mit Raglan aus. Er war ein guter Tänzer.
„Wir waren tanzen, in der Südstadt.“ Er richtete sich zu voller Größe auf, um jede Art von Spott von vornherein zu unterbinden. Aber Cooper und Briggs hatten zu viel Erfahrung, um sich zu einer privaten Bemerkung verleiten zu lassen.
„Wird der Zwerg uns das bestätigen?“
„Das werden Sie feststellen, wenn Sie ihn fragen.“
„Dann geben Sie uns mal seine eKomm-Adresse.“
„Sonst noch was?“ Alois hatte keine Lust mehr. Sein Fisch lag noch immer in der Küche, wahrscheinlich inzwischen von zahllosen Fliegen umschwirrt.
„Wir werden auf Sie zurückkommen, da können Sie sicher sein“, erklärte Briggs einigermaßen freundlich, aber Alois hörte die versteckte Drohung. Die Typen von der STF hielten sich einfach für die Größten.
Die beiden Agenten verließen ohne weiteren Gruß die Wohnung, Linus blieb zurück und trippelte nervös von einem Bein auf das andere.
„Wenn du pissen musst, steh hier nicht rum.“
„Es tut mir leid, Alois, wirklich. Ich konnte doch nicht ahnen, dass sofort die STF kommt, wenn ich in der Datenbank nach Myrner suche.“
„Warum hast du überhaupt nach ihm gesucht?“
„Ich war neugierig. Du erzählst mir ja nix.“
„Linus, ich will nicht, dass irgendetwas von der Zeit in der Zone in deinen dämlichen Geschichten auftaucht, ist das klar?“
„Klar.“
Alois seufzte laut und stand auf. Eigentlich hätte der dem Kleinen noch einen langen mürrischen Vortrag halten wollen, aber es gab aktuell Wichtigeres. Denn jetzt konnte er sich endlich seinem Heilbutt widmen.
„Oh, Fisch“, freute sich Linus. „Ich habe schon ewig keinen echten Fisch mehr gegessen.“ Er strahlte Alois an und der Troll hörte sich zu seinem eigenen Entsetzen eine Einladung zum Essen aussprechen.
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