© 2021 Thomas Thiemeyer, Stuttgart
Coverillustration: Thomas Thiemeyer
ePub : ISBN 9783948093297
Printausgabe Hardcover: ISBN 978-3-7855-6574-2
Printausgabe Taschenbuch: ISBN 978-3-7855-7409-6
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Für Bruni
Inhalt
Prolog
Teil 1 – Die Wiege der Rätsel
Kapitel 1 – Von dem Augenblick …
Kapitel 2 – Oskar erwachte mit …
Kapitel 3 – Die Treppe, die …
Kapitel 4 – Der Zweispänner raste …
Kapitel 5 – Als es Max …
Kapitel 6 – Harry Boswell erwachte …
Kapitel 7 – Nein!« Elizas Gesicht …
Kapitel 8 – Die junge Frau …
Kapitel 9 – Es war der …
Kapitel 10 – Harry Boswell benötigte …
Kapitel 11 – Charlotte war sofort …
Kapitel 12 – Es geht um …
Teil 2 – Der Atem des Windes
Kapitel 13 – Max Pepper hatte …
Kapitel 14 – Die dampfgetriebene Barkasse …
Kapitel 15 – Der Kutscher lenkte …
Kapitel 16 – Die Sonne war …
Kapitel 17 – Gouverneur Ernesto Alvarez …
Kapitel 18 – Das Tal des …
Kapitel 19 – Valkrys Stone ritt …
Kapitel 20 – Es war spät …
Kapitel 21 – Es war kurz …
Kapitel 22 – Es war der …
Kapitel 23 – Harry Boswell wälzte …
Kapitel 24 – Valkrys Stone konnte …
Kapitel 25 – Wir müssen weg …
Kapitel 26 – Oskar war etwa …
Kapitel 27 – Die Schüsse war …
Kapitel 28 – Die Treppen führten …
Kapitel 29 – Die Sicht war …
Kapitel 30 – Oskar schlug die …
Kapitel 31 – Es war früh …
Kapitel 32 – Oskar steckte mitten …
Kapitel 33 – Die ersten Schritte …
Kapitel 34 – Max Pepper stand …
Kapitel 35 – Das Linguaphon war …
Kapitel 36 – Es dauerte eine …
Kapitel 37 – Max reichte Valkrys …
Kapitel 38 – Oskar musste einen …
Kapitel 39 – Die Sonne stand …
Kapitel 40 – Die Figuren waren …
Kapitel 41 – Acht Stunden waren …
Kapitel 42 – Eine knappe Stunde …
Kapitel 43 – Über der Schlucht …
Kapitel 44 – Der Aufzug hielt …
Kapitel 45 – Die Steinerne Festung …
Kapitel 46 – Hoch über der …
Teil 3 – Die Königin der Sonne
Kapitel 47 – Am nächsten Morgen …
Kapitel 48 – Oskar beschirmte seine …
Kapitel 49 – Humboldt schlug Valkrys’ …
Kapitel 50 – Jetzt nur keine …
Kapitel 51 – Valkrys ließ ihr …
Kapitel 52 – Der Regen hatte …
Kapitel 53 – Valkrys war tot. …
Kapitel 54 – Berlin war in …
Encyclopedia Humboldtica
Danksagung
Über den Autor
Prolog
Januar 1893, irgendwo in den
peruanischen Anden …
Der Atem des Mannes ging stoßweise. Seine Haut glänzte im warmen Licht der Abendsonne. Schweiß, Blut und Staub hatten auf seiner Kleidung Spuren hinterlassen. Fleckig und zerknittert klebte der Stoff auf seiner Haut und ließ seine Arme und Beine darunter hervortreten. Der breite Hut, der ihn vor der südamerikanischen Sonne geschützt hatte, war ihm bereits vor Tagen verloren gegangen. Ein tragischer Verlust, bedachte man, welche Kraft die Sonne hier entfalten konnte. Nun drohten ihre Strahlen ihm auch noch das letzte bisschen Verstand auszudörren.
Sein schütteres Haar flatterte im aufkommenden Wind wie grauer Rauch. Nur langsam arbeitete sich der Mann vorwärts. Vorsichtig, einen Fuß vor den anderen setzend, bewegte er sich entlang eines schmalen Simses, den die innere Kraft der Erde vor Urzeiten aus der Felswand gebrochen hatte. Während er mit den Fingern in den Ritzen des rauen Granits nach Halt suchte, versuchte er krampfhaft, nicht nach unten zu schauen. Der Anblick des bodenlosen Abgrunds übte eine geradezu hypnotische Anziehungskraft aus. Er wusste um die verlockende Kraft der Tiefe. Sie konnte jeden – mochte er auch noch so schwindelfrei sein – irgendwann zu sich herabziehen.
Die Aussicht war gleichermaßen faszinierend wie erschreckend. Hin und wieder öffnete sich unter seinen Füßen eine Lücke zwischen den Wolken und erlaubte einen Blick in noch größere Tiefen. Dort schimmerte dunkel und geheimnisvoll der Urwald. Wie ein smaragdfarbenes Moospolster, dessen Oberseite an manchen Stellen von verirrten Sonnenstrahlen erhellt wurde, lag er da.
Der Mann schloss die Augen. Noch fester klammerten sich seine Finger in den Stein. Nicht auszudenken, was geschehen würde, wenn er den Halt verlöre. Sein Sturz würde vermutlich eine halbe Ewigkeit dauern. Zum Glück gehörte er nicht zu den Menschen, die unter Höhenangst litten. Er hatte schon viele Berge erstiegen, war über die Mauerkronen turmhoher Ruinen geklettert und hatte Hängebrücken überquert, bei denen so manchen seiner Kollegen die Angst gepackt hätte. Aber dies hier war anders. Eine solch immense Felswand war mit dem Verstand nicht mehr zu erfassen. Hier versagten alle Vergleiche. Zwei Kilometer steil nach unten abfallend und mindestens einen Kilometer über seinem Kopf aufragend, bildete sie das größte vertikale Plateau, das je ein Mensch erblickt hatte. Ein Naturwunder, vor dem selbst die Victoriafälle in Afrika oder der Grand Canyon in Nordamerika wie billige Jahrmarktsattraktionen aussahen. Und als wäre das noch nicht genug, war er hier auf eine Kultur gestoßen, die so außergewöhnlich war, dass es ihm daheim kein Mensch glauben würde. Doch er verfügte über unwiderlegbare Beweise. Was er an seiner Seite in einer ledernen Umhängetasche mit sich führte, war wertvoller als alles, was er zu Hause auf seinem Bankkonto hatte. Wertvoller als sein Haus in New Jersey einschließlich des benachbarten Anwesens seiner Eltern. Dieser Schatz war in Zahlen nicht zu bemessen, auch wenn er eher geistiger denn materieller Natur war. Ein Schatz des Wissens, der das Leben der Menschen für immer verändern konnte.
Das einzige Problem bestand darin, ihn unversehrt nach Hause zu bringen. Denn wie bei allen großen Geheimnissen gab es auch hier jemanden, der verhindern wollte, dass etwas davon an die Öffentlichkeit geriet.
Über die Hälfte des Weges hatte er zurückgelegt, als er sich eine kleine Atempause gönnte. Die Sonne stand so niedrig, dass sein Körper einen langen Schatten auf die goldene Felswand warf. Vor sich konnte er bereits den Pfad erkennen, der in die Freiheit führte. Das Buschwerk und die dichten subtropischen Wälder boten ausreichend Versteckmöglichkeiten – vorausgesetzt, er erreichte sie, bevor die Sonne verschwand. Ein Abstieg bei Dunkelheit wäre reiner Selbstmord und die Nacht kam schnell in diesen Breitengraden. Zweihundertfünfzig Meter trennten ihn von seinem Ziel. Ein ganzer Viertelkilometer entlang eines Vorsprungs, nicht breiter als ein Handtuch – ohne Schutz, ohne Ausweg und ohne die Möglichkeit einer Abkürzung. Er saß hier wie auf dem Präsentierteller. Bisher hatte er Glück gehabt. Offenbar hatten seine Verfolger nicht damit gerechnet, dass er so tollkühn sein würde, diesen Weg einzuschlagen. Wenn sie ihn suchten, dann bestimmt an allen möglichen anderen Orten. Die Frage war nur: Wie lange noch? Wann würden sie auf den Gedanken kommen, dass er den Himmelspfad eingeschlagen hatte? Die Zeit wurde langsam knapp.
Schwitzend und kraftlos arbeitete er sich vorwärts. Hand für Hand, Fuß für Fuß, Schritt für Schritt.
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