1 ...8 9 10 12 13 14 ...19 „Nein, und wenn, ihr könntet das zumindest nicht.“
So kam es, dass wir das Tor in einem kleinen Ritual aus der Wand nahmen und in ein Edelsteinherz übertrugen. Ich hielt den Raum dafür und Barbara den Stein. Sie brachte ihn in die Nähe der Wand und bat ihre Engel und El Morya um kraftvolle Unterstützung für die Verschiebung in den Stein. In ihrer Vorstellung sah sie dabei, wie das Tor, das sie sich wie ein echtes dachte, zusammenschmolz zu einer kleinen Lichtkugel und sich in den Stein bewegte. „Nun ist das Tor im Stein,“ sagte Barbara am Ende freudestrahlend und wir waren wie zwei Kinder, die mit ihren Sachen spielten. Als nächstes wickelte Barbara das Edelsteintor in ein Tuch und legte es behutsam in einen Korb.
Dann brachen wir auf zu einem öffentlichen Park, wo Barbara sich eine abgelegene und geschützte Stelle an einem kleinen Teich aussuchte. Dort verschwand sie mit dem kleinen Paket, denn sie wollte mit ihren Lieblingswesen alleine sein, wenn sie in einem selbst erdachten Ritual das Tor dort in der Erde vergrub. Hier sollte es bleiben. In diesem Gartengelände neben einem kleinen See mit einer Wasserfontäne konnten ruhig auch ein paar Elfen und Zwerge herumspringen, hier war es wunderschön und niemand würde im Schlaf gestört. Und die Natur würde davon nur profitieren, denn wo Elfen und Zwerge sind, wächst und gedeiht alles viel üppiger. Das erklärte Barbara mir später. Ich wusste immer noch nicht so recht, was ich dazu sagen oder denken sollte, mit Zwergen und Elfen hatte ich mich noch nie beschäftigt. Aber immerhin hatte ich das Tor wirklich gespürt. Ich fühlte mich, als sei ich mit meinem Leben mitten in einem Märchenbuch gelandet.
Ich hatte zufrieden beobachtet, wie Barbara im Gebüsch verschwand, dann wandte ich mich der Wasserfontäne zu, deren Wassertropfen in der Sonne in allen Regenbogenfarben schillerten. Ein wunderschöner Anblick, ich fühlte mich eins mit der ganzen herrlichen Schöpfung und war einfach dankbar. Und während ich noch in diesen Anblick versunken so dasaß, wurde ich durch eine lautlose Stimme in meinem Kopf aus meiner Träumerei gerissen:
„Das Problem sind nicht die Elfen und Zwerge, sondern die Kobolde.“
Woher kam diese Stimme? Ich hatte die Wasserfontäne angeschaut, also schaute ich wieder fragend dahin und in meinem Kopf formte sich:
„Ja, ich bin es, die Fontäne!“
Hatte ich nun komplett den Verstand verloren? Dass andere Menschen behaupteten, sie könnten die Elfen reden hören, und darüber ganze Bücher schrieben, war eine Sache, dass ein Wasserstrahl mit mir sprach, eine andere! Wären es doch nur Zwerge und Elfen gewesen! Da passierte mir endlich auch einmal etwas so Außergewöhnliches und ich würde damit nicht einmal bei einem Kaffeekränzchen glänzen können, es schien mir fast schon zu banal um es überhaupt zu erzählen! Ein Wasserstrahl! Da konnte ich ja gleich mit meinen Pommes reden, bevor ich sie verspeiste.
„Na, du Pomm, von welchem Acker stammst du denn?“
Soweit kommt’s noch, dachte ich und seufzte. Dann wandte ich mich wieder dem Wasserstrahl zu, der immer noch in allen Farben glänzte. Ganz vorsichtig und nur so zur Probe ließ ich mich auf ein Gespräch mit dem Strahl ein, der etwa die Dicke meines Daumens hatte und bestimmt fünf Meter hoch steil nach oben schoss, bevor er sich in viele Tropfenschnüre auffächerte und plätschernd zurück in den kleinen Teich fiel. Es war mir langweilig und so ließ ich mich darauf ein.
„Was ist denn das Problem mit den Kobolden?“ fragte ich innerlich und wandte mich dem Wasserstrahl zu.
„Nun, die haben zum Beispiel den größten Spaß, Menschen zu ärgern und zu verwirren, indem sie deren Emotionalkörper in die eine Richtung schwungvoll in Drehung setzen und den Mentalkörper dann in die entgegengesetzte Richtung. Über die verwirrten Reaktionen der Menschen können sie sich dann schieflachen.“
Irgendwie leuchtete mir ein, dass die verschiedenen unsichtbaren Schichten der Aura eines Menschen wie ineinanderliegende Eier gegenläufig in Schwung versetzt werden konnten, und dass ein Mensch dann ziemlich verwirrt sein musste, war mehr als plausibel. Es musste sich so auswirken wie sich um die eigene Achse drehen, hin und her, ohne dass man es tat. Dann kam meine Verwirrung womöglich von solchen Neckereien? Ich konnte diese Eier zwar nicht sehen, damals nicht und das blieb auch so bis heute, aber ich hatte mittlerweile viele Hellsichtige getroffen, die sie alle ganz ähnlich beschrieben. Es gab erst einmal den Emotionalkörper, der meist nur eine Handbreit über den physischen Körper hinausragte, und in dem manche die Gefühle des Menschen als verschiedene Farben sehen konnten, und wieder eine Handbreit weiter draußen dann den Mentalkörper, der alle Gedanken eines Menschen enthielt, ebenfalls als Farben zu sehen. Es gab wohl auch noch weitere Eier immer weiter draußen, aber die Fontäne sprach nur von diesen beiden.
Ich unterhielt mich dann noch über dies und das mit dem Wasserstrahl, mehr so im Scherz, denn wirklich glauben wollte ich das nicht. So ein Blödsinn, Wasser konnte doch nicht reden! Aber zumindest kam da eine Information von außerhalb, die ich so vorher noch nicht besaß, denn von mir selbst stammte diese Idee mit dem Schubsen der beiden Aura Körper auf keinen Fall und das erstaunte mich schon sehr. Und als ich noch weiter so über die Fontäne nachdachte, kam es mir in den Sinn, vielleicht waren ja alle Lebewesen nur Fontänen, denn auch sie hielten ihre sichtbare Form doch nur solange aufrecht, wie Lebendigkeit durch sie hindurch strömte. Alle Körper zerfielen wieder, wenn sie nicht mehr von Lebenskraft oder der göttlichen Grünkraft, wie die Heilige Hildegard sie nannte, in Form und Leben gehalten wurden. Hörte der göttliche Wasserdruck in ihnen auf, gab es sie nicht mehr. Alle Wichtigkeit und Besonderheit war dann einfach dahin. Wie sich die Dinge doch ähnelten, wunderte ich mich.
Dann kam Barbara zurück.
„Stell dir vor, ich sprach gerade mit einem Wasserstrahl!“ sagte ich zu ihr. „Jetzt werde ich wohl komplett verrückt.“
„Bist du doch längst!“ kommentierte Barbara lachend meine Bemerkung, ohne weiter Interesse an meinem Wassergespräch zu zeigen.
Wir blieben noch eine Weile und genossen den Park, es war einfach wunderschön dort, und mit den Elfen und Zwergen würde es noch schöner werden. Spät am Nachmittag traten wir mit leerem Korb und Tuch den Heimweg an. Vor dem Haus angekommen, weigerte sich Barbara, den Korb wieder mit nach oben zu nehmen. Sie behauptete, er würde ihr nicht mehr gefallen, irgendwas wäre mit ihm und sie wolle ihn nicht mehr haben. Sprach’s und steuerte zielstrebig auf den Müll zu.
Ich fand den großen Korb toll und viel zu schade zum Wegwerfen und mir war dieses Gefühl von Barbara dabei auch ziemlich egal, die hatte nämlich offensichtlich vor irgendetwas Angst. Als ich mehr darüber wissen wollte, konnte Barbara mir nur sagen, da sei irgendetwas komisch bei dem Korb, aber es war nicht auszumachen, um was es sich handelte. Ich kannte Barbara schon eine Weile und wusste, dass sie schnell zu Ängstlichkeit neigte. Ich selbst ließ mich weniger leicht von einem komischen Gefühl beeindrucken. In meinem Leben hatte ich einen anderen Umgang mit Angst entwickelt, ich stellte mich ihr grundsätzlich so schnell wie möglich. Mir war nämlich aufgefallen, dass die großen Entdeckungen der Menschheit immer mit Angst verbunden waren, ich brauchte nur an Kolumbus zu denken, der zu einer Zeit gen Amerika segelte, wo alle Menschen dachten, der würde von der Scheibe runterfallen und in der Hölle landen. Und ich entdeckte und forschte eben selbst auch sehr gerne.
Und hier spürte ich außerdem einfach nichts, alles war im grünen Bereich, also bat ich Barbara, mir den Korb zu schenken, ich konnte ihn für meine Werkstatt gut gebrauchen. Dann brachte ich ihn glücklich in meinem Auto unter und folgte Barbara nach oben. An Elfen, Zwerge und Kobolde dachten wir beide nicht mehr. Und in dem torfreien Bett konnte ich die nächsten Nächte gut schlafen.
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