Heinz Rieder - Das Massaker am Lagerberg

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Im Jahr 1992, besser gesagt, in der Nacht vom 15. auf 16. August, kam es auf einem Berg nahe des kleinen Ortes Wallenbach, Landkreis Schwäbisch Haar in Bayern, zu einer blutigen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von Jugendlichen.
Die Bilanz dieser Nacht waren sechsundfünfzig Tote und neunzehn zum Teil Schwerverletzte, von denen noch drei wenig später ihren Verletzungen erlagen.
Bei einer kurze Zeit später abgehaltenen Untersuchung konnten weder Hintergründe noch Tathergang ermittelt werden, da sich keiner der wenigen Überlebenden erinnern konnte oder wollte.
Als Anstifter dieser kaum zu fassenden Gewaltorgie wurde der Anführer des Motorrad- Clubs «Shadows Of The Night» genannt.
Er und seine Stellvertreter wurden nie gefunden. Man nimmt an, dass sie sich unter den, zum Teil bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten, Opfern befanden.
Dieser Vorgang ging so als «Ungelöster Fall» mit der Aktennummer 92/1245-2 in die Annalen der Kriminalgeschichte im Raum Schwäbisch Haar ein, in der Bevölkerung besser bekannt als «Das Massaker am Lagerberg»
Im Juli 2002, also zehn Jahre später, kam es zu einer Anhäufung von Vorfällen, die viele mit den Ereignissen von damals in Verbindung brachten.
Untersuchungen der Polizei sollen angeblich das Geheimnis um dieses Verbrechen aufgedeckt haben.
Tatsächlich wurde in einem Nachtrag zur Akte 92/1245-2 der Fall als «bedingt gelöst» eingestuft. Ein erklärender Bericht wurde nicht beigelegt.
Warum dies nie geschah, soll hier nachstehend aufgeführt werden…
Gerald Preller, er ist Anfang dreißig und Inspektor der Mordkom­mission München, bringt er seine Erlebnisse, im Zusammenhang mit mehreren Morden in eben dieser kleinen Gemeinde, wenige Monate später zu Papier.
Er wird in den Fall von damals verwickelt , als nach zehn Jahren drei der tot­geglaubten Rocker wieder auftauchen. Sie sind auf der Suche nach dem Leader der Gang. Auch er hat die Gewaltorgie überlebt.

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Ach, seine Eltern!

Auch die waren sich anscheinend uneins was die Schuld oder Unschuld ihres Sohnes betraf.

Eines Tages wurde er zufällig Zeuge eines Gespräches zwischen Vater und Mutter. Daraus konnte er entnehmen, dass auch der eigene Vater an seiner Unschuld zweifelte.

Seine Probleme sich mitzuteilen, dass er noch keine Freundin hätte und so weiter, würden ihn für so eine Tat regelrecht prädestinieren.

Was folgte war ein langer Abend voller Vorwürfe und Streit, den es zwischen seinen Eltern immer häufiger gab. Wen wunderte es da, als der Vater eines Tages auszog und nicht mehr zurück kehrte.

Das Letzte mal sah Jürgen ihn beim Scheidungstermin vor Gericht zu dem er seine Mutter begleitet hatte. Seitdem, es mag wohl sechs Jahre her sein, hatte er nichts mehr von ihm gehört.

Der Computer war sein einziger Freund geworden und auch geblieben. Ihm vertraute er in geheimen Tagebüchern all’ die Sorgen und Probleme an, die junge Männer sonst normalerweise mit Freunden ihres Alters besprechen.

Das es gerade dieser Freund PC war, der ihm indirekt das ganze Dilemma beschert hatte, wusste er nicht.

Um es vorweg zu nehmen.

Im Rahmen der Ermittlungen zu Jürgen Dipold 's tot machten wir auch Ulrike Rauch ausfindig, jenes Mädchen, dass ihn damals der Vergewaltigung beschuldigte.

Nach langem hin und her schilderte sie den wahren Hergang des Verbrechens, jedoch nur unter dem Vorbehalt, dass sie alles widerrufen würde, käme es zu einer Verhandlung wegen Rufmord oder dergleichen.

Auch ihre Eltern durften nichts davon erfahren.

Wie hätte sie ihren streng katholischen Erzeugern auch erklären sollen, dass sie von einem zwanzigjährigen Hilfsarbeiter aus Schwäbisch Haar geschwängert worden war, als aus einem harmlosen Spiel plötzlich mehr geworden war?!

Wie hätte sie auch der Polizei erklären können, von ihm verdroschen und vergewaltigt worden zu sein, als sie sich beim Zweiten mal verweigerte?

So erfand sie eben diese Lügengeschichte.

Jürgen Dipold kannte sie nur aus der Zeitung.

Er hatte ein Preisausschreiben gewonnen, dessen Thema sich um Computer drehte. Das Wissen dazu hatte er sich selbst angeeignet.

Sie erinnerte sich des ruhigen Jungen, den sie öfter auf dem Pausenhof sah. Er würde ihr sicherlich nichts antun, wenn sie ihn beschuldigen würde. Beim Vater ihres ungeborenen Kindes konnte sie sich dabei nicht so sicher sein.

Also log sie und log immer wieder.

Zur unerwarteten Hilfe kam ihr dabei ein Paar Handschuhe und eine Strumpfmaske.

Sie waren unweit der Lichtung gefunden worden, auf der sie ihren »Freund« getroffen hatte.

Es war zwar möglich, das diese Sachen irgendwann zur Ausführung eines Verbrechens getragen wurden, aber mit dem ihren hatten sie absolut nichts zu tun.

Die Flucht aus Wallenbach war eine Flucht aus Scham. Niemand sollte sehen, wie die vermeintliche Frucht der Tat in ihr wuchs.

Die Hoffnung, Jürgen dafür finanziell angehen zu können zerplatzte wie eine Seifenblase nach dessen Freilassung.

Als das ungeborene Kind vier Monate später nach einem «Zufälligen Sturz» der Mutter ungeboren starb, ging fast so etwas wie Erleichterung durch die Familie Rauch.

Seltsamer Weise hatten sie ihre Eltern nie gefragt, warum sie damals offensichtlich den falschen Mann beschuldigte.

Während Jürgen mit dem Vorsatz gegen Abend des Fest noch einmal zu besuchen in seinen Wagen stieg und in die Kreisstadt fuhr, konnte er nicht wissen, dass er bald Gegenstand eines Gespräches werden würde, dessen Inhalt, hätte er ihn den gekannt, sicherlich ausreichend gewesen wäre, Wallenbach letztlich doch den Rücken zu kehren; und zwar so schnell als nur möglich.

Die ortsansässige Brauerei, an die sich auch ein Gasthof anschloss, lag mitten im Zentrum von Wallenbach.

Die Pächter des Brauereigasthauses hatten auf dem breiten Bürgersteig Tische und Bänke aufgestellt, da bei anhaltend gutem Wetter wohl nicht damit zu rechnen war, dass Besucher und Einwohner in der Wirtsstube ihren Durst zu löschen gedachten.

An einem dieser Tische fiel ein älterer Mann ins Auge, dem gegenüber einige Vertreter der jüngeren Generation saßen. Obwohl um diese Herren vergnügtes Treiben herrschte, schienen sie es kaum zu bemerken. Ihre Blicke starrten ins Leere, sichtlich anderen Gedanken nachhängend. Es war der ältere, der das Schweigen brach. Es war eingetreten, als die Bedienung den x-den Krug Bier an den Tisch gebracht hatte. »Wenn ich diese Schweine erwische, dann bring’ ich sie um, das schwöre ich.« Der Ton, mit dem Michael Böller das sagte, erinnerte an einen Western und ließ erkennen, dass er seine Nerven bereits mit einigen Bieren betäubt hatte.

»Netter Mensch, dieser Polizist im Krankenhaus, uns den Namen eines dieser Verbrecher gleich Express zu liefern.« Böller grinste mit glasigen Augen.

»Welchen Namen?«, wollte einer der jungen Männer wissen, die sich zu den Freunden von Gary Rößle zählten.

»Na, Manuela hat doch ein paarmal «Jürgen« gerufen, im Delirium.«

»Ja, aber was heißt das schon. Immerhin wissen wir ja nicht, ob sie damit einen der... der Typen gemeint hat, die ihr das antaten.«

»Trottel, natürlich hat sie einen der Kerle gemeint. Nach so einem Erlebnis, im Fieber, da rezitierst du auch nicht den Einkaufszettel deiner Mutter«, wurde der Zweifler sofort von einem seiner Nachbarn zurechtgewiesen.

Gary selbst hatte bis jetzt noch nichts gesagt. In ihm rumorte es. Er würde diese Kerle schon finden. Diese Ratten, sollten dafür bezahlen, sie sollten büßen für das, was sie ihm angetan hatten. Ja, ihm!

Ihm, dem aufstrebenden jungen Polizisten, der gut aussah und dazu noch mit dem hübschesten Mädchen des Ortes verlobt gewesen war... ja war! Er wusste selbst nicht, seid wann er sich darüber klar geworden war, aber es blieb dabei. Anfänglich füllte ihn Schmerz über das geschehene Verbrechen aus. Manuela tat ihm furchtbar leid. Aber dann begann er nachzudenken. Sein ohnehin schon vollkommen überlasteter Geist wurde nun von üblen Phantasien heimgesucht. Was wäre, wenn es ihr vielleicht zu Letzt noch Spaß gemacht hatte, ja wenn sie es genauso gewollt hatte? Plötzlich sah er Manuela auf dem Grund seines fast leeren Kruges, über ihr einen der Peiniger. Ihre Fingernägel gruben sich in dessen Rücken während sie dabei lustvoll aufstöhnte. Er schüttelte angewidert den Kopf und atmete tief durch. Auch bei ihm machte sich der Bierkonsum endgültig bemerkbar. Er litt; konnte das den niemand sehen? Alle sprachen nur von ihr, aber an ihn dachte niemand, ihn den «gehörnten» Freund. Er wusste, er würde nie mehr mit ihr intim werden können! Vielleicht wollte sie es ja auch gar nicht mehr, vielleicht bevorzugte sie jetzt andere Praktiken, delikater, ausgefallener. Nichtmal einen Kuss könnte er ihr mehr geben. Bei dem Gedanken, was sie wohl alles im Mund gehabt hatte...Wieder drängte sich ihm ein Bild auf und er war froh, als ihn einer seiner Freunde anrempelte. Nein, er wollte mit ihr nichts mehr zu tun haben, das war klar. Er würde es Manuela sagen, wenn es ihr besser ginge oder vielleicht sogar einfach alles einschlafen lassen. Das wäre das Beste für ihn... und sicherlich auch für sie. Langsam blickte er zu Michael Böller. Warum saß er noch bei diesem alten Trottel, der sein Schwiegervater hätte werden sollen? Er kannte den Grund nur zu genau. Wenn jemand diese Schweine vor der Polizei finden würde, dann der alte Böller. Schließlich wollte auch Gary Rache nehmen, aber nicht für Manuela, sondern für sich selbst. »Moment mal!« Der Ruf des alten Böller hatte Gary aus seinen düsteren Gedanken geholt. »Wir alle kennen doch einen Spezialisten für Vergewaltigung!« Sein Blick der Erkenntnis wanderte im Kreis. »Wen denn?«, wollte Gary, plötzlich hellwach, wissen. »Na, Jürgen Dipold selbstverständlich!« Alle Männer in der Runde blickten Manuelas Vater mit großen Augen an. Die Lethargie war von ihnen abgefallen. Plötzlich wusste jeder etwas über diesen schüchternen jungen Mann, den sie sonst keines Blickes würdigten. »Aber er konnte es nicht allein gewesen sein. Die Kripo geht von mehreren Tätern aus«, ereiferte sich Gary, »sie gehen von den drei Kerlen aus, die zuletzt im Gasthof waren.« »Aber da war der Dipold nicht dabei«, gab einer von Garys Freunden zu bedenken. »Ja, aber vielleicht war es geplant und er wartete draußen. Immerhin würde das auch erklären, warum die drei den Kellereingang kannten.« »Ja, ich sage euch da muss ein Einheimischer die Finger im Spiel gehabt haben!«, mischte sich jetzt wieder Manuelas Vater ein. »Außerdem«, warf Hans Berthold, ebenfalls ein Freund Garys ein, »schleicht der doch sowieso überall herum und fällt kaum auf. Ich glaube, er ist auch auf Manuela scharf gewesen. Hab’ ich wenigstens gehört. Da wäre es nicht verwunderlich.« »Ganz einfach. Er hat sich Verstärkung aus der Stadt geholt, irgend welche Zechkumpane... oft genug ist er ja dort; und er hat das ganze ausgeheckt.« »Und so haben sie es getan«, ergänzte Michael Böller die Ausführungen von Hans. »Wenn dem so ist, dann sollten wir den guten Jürgen einmal befragen. Natürlich ganz ohne Gewalt«, war von Gary nach ein paar Sekunden des Schweigens zu hören. Er hatte gerade eine erneute Vision bezüglich seiner Ex Verlobten und Jürgen Dipold, was sein Polizisten Ego und alle damit verbundenen Bedenken in die tiefste Schublade seiner Seele verschwinden ließ. Alle stimmten zu. Aber in ihren Augen war anderes zu lesen als Gewaltlosigkeit. Wieder einmal hatten wir einen Samstag mit Überstunden verbracht. Es war spät geworden, den draußen brach bereits die Nacht herein. Drückende Schwüle lag über der Stadt und im Westen zogen schwarze Wolken auf. »Es wird ein Gewitter geben«, sagte Arnold aus dem Fenster blickend. »Kein Wunder. Zuerst kalt und Regen, dann diese Hitze.« Wir machten unsere Berichte fertig, die mehr als schmal ausfielen. Beide hatten wir ein ungutes Gefühl unseren Chef betreffend. Wie würde er wohl reagieren ?, immerhin waren wir von der Mordkommission, aber im Fall Böller gab es keine Leiche. Also waren wir dort eigentlich fehl platziert. Dazu kam, dass heute am frühen Abend unweit von Wallenbach in der Tat ein brutaler Mord passiert war. Es handelte sich um einen Raubmord. Allem Anschein nach wurde ein Zweiradgeschäft überfallen und dem Besitzer, der noch selbst hinter dem Ladentisch stand, die Kehle durchgeschnitten. Die Regale waren durchwühlt. Kasse und Geldschrank aufgebrochen. Der Ladentisch, die Wand alles war mit Blut besudelt. Vermutlich hatte das Opfer noch versucht zu entkommen, als es bereits tödlich verletzt war. Eine Nachbarin sagte aus, vom Hergang selbst nichts gehört zu haben. Erst der Knall, mit dem die Fensterscheibe des Geschäftes zerbarst, ließ sie nach unten rennen. Sie sah noch drei Motorräder die in der Dunkelheit verschwinden, dann rief sie sofort die Polizei. Es war dem Zufall zu verdanken, dass nicht Arnold und ich, sondern Kollegen von uns den Fall übernehmen konnten. Immerhin waren wir für diese Gegend zuständig. Eben kam eine Kopie des Obduktionsberichtes ins Büro. Arnold schlug ihn auf und begann zu lesen. Kopfschüttelnd blätterte er weiter und sagte, mir kurz darauf den Bericht reichend: »Wenn du das liest, das glaubst du nicht.« Er hatte die fragliche Seite bereits aufgeschlagen. » Der Tod trat infolge hohen Blutverlustes ein, der auf eine gewaltsame Durchtrennung des gesamten Halsbereiches zurückzuführen ist. Dabei wurde vermutlich keine Waffe verwandt. Nach vorläufiger Sachlage wurde dem Opfer die Kehle durchgebissen. Die Bissspuren am Hals des Opfers weisen eindeutig menschliche Züge auf. « Auch ich schüttelte den Kopf. »Was soll denn das sein, will der Pathologe etwa damit sagen, die Täter hätten ihrem Opfer den Hals durchgebissen?« »Anscheinend.« »Macht er einen Witz?« »Glaube ich kaum, er ist kein besonders witziger Mensch«, sagte Arnold, während er zum Hörer griff. »Bacher... du, wir haben hier deinen Bericht liegen... ja... ja..., und du bist dir sicher?... und in der anderen Sache, alles klar, danke!« Er legte auf. »Kein Scherz. Sein Hals war zerbissen, die Abdrücke sind menschlich. Die DNA Analysen laufen; auch im Fall von Manuela... aber du weißt ja, wie lange das dauern kann« Ich hatte ihn verstanden, war aber im Kopf immer noch abwesend. »Nicht zu glauben!« ich versuchte mir das Bild vorzustellen, ließ es dann aber. Anscheinend fehlte mir dazu doch die Phantasie. Jürgen Dipold war in Schwäbisch Haar gewesen und hatte sich dort in seiner Stammkneipe mit ein paar Arbeitskollegen getroffen. Die Zeit war im Nu verflogen. Mit ihnen konnte er sich wenigstens einmal vernünftig unterhalten. Es war bereits dunkel, als er mit seinem alten Golf GTI, dem er einige Extras gegönnt hatte, in Richtung Wallenbach unterwegs war, um noch einmal das Fest zu besuchen. Es wurde zwar noch die ganze Woche gefeiert, aber nach der Arbeit hatte er sicherlich keine große Lust mehr dorthin zu gehen. Er wusste nicht, dass er zum Ersten mal seit Jahren sehnsüchtig erwartet wurde. Nach weiteren Bieren hatte sich die Gruppe um Michael Böller immer mehr in Rage gebracht und wollte nun aufbrechen, um etwas zu unternehmen. Gary Rößle war sehr unwohl in seiner Haut. Er hatte zwar auch genügend, aber von allen Beteiligten immer noch am wenigsten getrunken. Er konnte sich gut ausmalen, was passieren würde, wenn sie erst mal Jürgen Dipold gefunden hätten. Außerdem konnte er sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen, das dieser schweigsame, ruhige Typ Manns genug wäre so etwas wie eine Vergewaltigung durchzuziehen. Nicht, dass ihm der Bursche etwa leid tat, aber er hatte keine große Lust für einen Totschlag mehrere Jahre ins Gefängnis zu gehen. Das war ihm Manuela, also sprich die ganze Sache nicht mehr wert. Gary war so in seine Gedanken versunken, dass er jäh zusammenzuckte, als er von hinten angerempelt wurde. Er drehte sich um und erblickte einen Mann, Anfang dreißig, den er in Wallenbach noch nie gesehen hatte. Er war groß und blond. »'Tschuldigung«, sagte dieser lächelnd. Gary nickte zurück. Nein, er konnte ihn nicht einordnen, obwohl er hiesigen Dialekt sprach. »Vielleicht ein Gast aus Schwäbisch Haar«, dachte er bei sich, während er den Blick nicht von ihm lassen konnte. Es war ihm, als hätte er diesen Mann doch schon einmal gesehen, wusste aber nicht wo er ihn hin stecken sollte. Die Augen, es waren diese durchdringenden Augen, die ihm aufgefallen waren. Der Fremde ging ein paar Schritte und drehte sich dabei mehrmals nachdenklich wirkend um. Anscheinend hatte er Teile ihres Gesprächs mit angehört. Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich ihre Blicke. Ein Funken flackerte plötzlich in den Augen des Fremden auf, gerade wie bei Jemandem, dem eben eine gute Idee in den Sinn gekommen war. Gary hatte ein mieses Gefühl, konnte es aber nicht einordnen. In diesem Moment drehte sich der Mann um und ging mit entschlossenen Schritten davon. »Wenn ich nur wüsste wo?«, dachte sich Gary noch, als er sich wieder seinen betrunkenen Freunden zu wandte. Michael Böller legte den Hörer des Apparates auf. Aus einer Telefonzelle hatte er bei Jürgen zu Hause angerufen, um zu erfahren, wo er sich gerade aufhielt. Seine Begleiter hatten solange vor der Zelle gewartet. »Er kann jeden Moment aus der Kreisstadt zurück kommen. Seine Mutter hat nichts gemerkt.« »Dann sollten wir nicht länger zögern. Am besten wird es sein, wir erwarten ihn vor seinem Haus.« Hans Bertold tat sich in der kleinen Gruppe immer mehr hervor. »Also, ...wer kneift?« Manuelas Vater blickte in die Runde. Betretenes Schweigen war die Antwort. »Gut, dann sind wir uns ja einig.« Der Trupp zog los, in Richtung Jürgen Dipolds Haus. Auf dem Weg dorthin kamen sie an einem alten, verlassenen Grundstück vorbei. Michael Böller steuerte plötzlich darauf zu und ergriff einen der umher liegenden Zaunpfähle. Ohne ein Wort bedienten sich auch seine Begleiter, bis auch der letzte bewaffnet war. Ihre wahren Absichten traten damit offen zutage. Genau dies hatte Gary vorhergesehen. Er gab sich einen Ruck und ging etwas schneller, um Manuelas Vater an der Spitze des Trupps einzuholen. »He, Michael, wäre doch sicher von Vorteil, wenn wir etwas zu trinken hätten. So wird das Warten wenigstens nicht so langweilig.« »Wäre nicht schlecht«, gab dieser zurück. »Was hältst du davon, wenn ich schnell zurück laufe und ein paar Flaschen Bier besorge!?« Manuelas Vater nickte zu stimmend, »Aber mach’ nicht zu lange. Der Kerl muss bald hier sein.« »Keine Panik, bin gleich wieder hier.« Mit diesen Worten verschwand Gary auf dem Weg, den sie gekommen waren. »Wo will er denn hin?«, wollte Hans wissen. »Er holt was zu trinken.« Hans nickte zu stimmend. Aus Michael Böllers Augen war die Sorge um seine Tochter gewichen. Rache und Mordlust funkelten jetzt darin. »Na prima, das klappt ja langsam recht gut!«, rief ich, als das Telefon klingelte. Wir waren, wie gestern, gerade im Begriff nach Hause zu gehen. Ich hob ab und wollte mich mit meinem Standartspruch melden, doch der Anrufer fiel mir nach drei Worten in den Satz. » Hallo, hören sie zu, ich sag’ s nur einmal, die Vergewaltigung gestern. Manuelas Vater beschuldigt Jürgen Dipold aus Wallenbach daran beteiligt gewesen zu sein. Jetzt lauert er ihm auf. Ich befürchte, er schlägt ihn tot, wenn er ihn erwischt... und er erwischt ihn bestimmt « »Geben sie mir die Adresse, schnell!«, fieberhaft suchte ich einen Bleistift. » Wallenbach, Birkenstraße neun « » Und wie war ihr Name noch mal?« » Ich bin nur ein Freund. Hättest dich gefreut, wenn der alte Trick geklappt hätte was? « Ein hartes Klicken; der Anrufer hatte aufgelegt. »Was ist los?« Arnold war aufmerksam geworden. »Dein Freund Böller lauert einem gewissen Dipold auf. Angeblich will er ihn erschlagen.« »Jürgen Dipold?« Arnolds Gesicht war blass geworden. Ich nickte. »Also los, wir brauchen mindestens zwanzig Minuten!« rief mir Arnold zu, der bereits auf dem Gang war. Mit Blaulicht ging es Richtung Wallenbach. Vom Auto aus versuchte ich die Wache dort zu erreichen, leider ohne Erfolg. »Da geht niemand ran«, informierte ich Arnold, der den Wagen fuhr. »Wundert mich nicht. Da draußen gehen die Uhren noch anders. Wahrscheinlich sind alle auf dem Fest.« Er gab noch mehr Gas, der Wagen heulte förmlich auf. »Hast du eine Ahnung, wer da angerufen hat?« »Klar, Gary Rößle. Er hat sich zwar verstellt, aber ziemlich schlecht«, antwortete ich. »Ich könnte Bannert...« Arnold war sichtlich sauer. »Ja, ich auch, hoffentlich kommen wir nicht zu spät!« Jürgen befand sich etwa dreihundert Meter von der Abzweigung entfernt, die kurz vor dem Ortsschild zu seiner Wohnung führte, als mit lautem Knall die Windschutzscheibe des Wagens zerbarst. Im Bruchteil einer Sekunde war durch Tausende kleiner Glasstücke die Sicht gleich null. Erschrocken trat er auf die Bremse und riss das Steuer nach links. Dabei kam er von der Straße ab und überschlug sich krachend mehrmals, ehe sein Wagen liegen blieb. Wie durch ein Wunder kam er auf den Rädern zum Stehen. Es war das Heulen einer Sirene in weiter Ferne, dass ihn langsam ins Leben zurück rief. Zuerst leise, dann immer lauter, bis er schließlich durch den Lärm erwachte. Blinzelnd öffnete er seine Augen. Er fuhr mit der Zunge über seine Lippen und bemerkte eine ölige, nach Rost schmeckende Flüssigkeit, die ihm langsam über den Mund lief; Blut. Es stammte aus einer Platzwunde an der Stirn und rann an der Nase entlang über sein Gesicht. Die Sirene hatte aufgehört. Es war die Hupe seines Autos gewesen, auf deren Auslöser er gelegen hatte. Ruckartig hob er seinen Kopf. Ein stechender Schmerz durchzuckte ihn und ließ Jürgen spüren, dass er noch unter den Lebenden weilte. Sein Brustkorb fühlte sich an, als wäre eine Elefantenherde darüber hinweg marschiert; Nachwirkungen des Gurtes. Wahrscheinlich waren ein paar Rippen gebrochen, aber mit Ausnahme der Kopfverletzung hatte er wohl nochmal Glück gehabt. Der Kopfschmerz wurde stärker und er musste sich übergeben. Während er damit beschäftigt war, wurde ihm klar, dass wohl eine saftige Gehirnerschütterung dazu kommen würde. Er stieg aus und ging langsam auf die Straße zu, in der Hoffnung einen anderen Wagen anhalten zu können, der ihm vielleicht helfen konnte. Plötzlich bemerkte er einen Schatten am Straßenrand. »Gott sei Dank! Da ist schon jemand.«, er atmete auf. »Ah, du lebst also noch!«, sagte die Gestalt, die jetzt auf ihn zu kam. »Ich hatte einen Unfall, nein... Irgendwas... meine Scheibe zersprang plötzlich und...« »Ich weiß«, sagte die Gestalt. Jürgen betrachtete ihn irritiert. Sein Kopf schmerzte mittlerweile, als wolle er jeden Augenblick explodieren. Das Denken wurde immer schwieriger. »Können sie mir helfen?, ich bin verletzt« »Natürlich werde ich dir helfen, darum bin ich ja hier«, sagte der Mann, der Jürgen jetzt gegenüber stand. Er war etwa eins achtzig groß und hatte blondes Haar. Obwohl es fast dunkel war trug er eine Sonnenbrille. Es war die Lederjacke, die Jürgens Blick an diesem Fremden fesselte. Das Leder war schwarz und über und über mit Nieten besetzt, die sogar noch bei diesen Lichtverhältnissen zu glänzen schienen. Die Reißverschlüsse waren alle mit kleinen goldenen Kettchen verziert. Über dem Ganzen trug der Mann, der etwa Anfang dreißig sein mochte, eine ärmellose Jacke, wie es bei Motorradclubs üblich war. Seine war mit Spangen und Emblemen übersät. Als der Fremde sich kurz nach der Straße umdrehte, sah Jürgen auf dem Rückenteil der Jacke, oder besser Weste, ein aufgenähtes Bild, das im Dunkeln zu leuchten schien. Es stellte einen Vollmond dar, mit ein paar Wolken links und rechts davon. Im Vordergrund war eine Gestalt zu sehen, die einen überdimensionalen Schatten warf. »Also, wir haben wenig Zeit«, sagte Jürgens Gegenüber, der sich wieder dem Verletzten zu wandte. »Wenig Zeit wofür?« »Wenn ich mich nicht irre, und das passiert mir selten, werden hier gleich ein paar Herren auftauchen.« Der Fremde zog ein Päckchen mit Zigaretten aus der Jackentasche und steckte sich ein Stäbchen an. »Auch eine?« Jürgen schüttelte vorsichtig den Kopf. Er wusste nicht, was er von diesem Kerl zu halten hatte. »Bitte, ich bin verletzt...« »Na, jetzt hab’ dich nicht so, mich hat es schon schwerer erwischt.« Der Fremde lächelte und fuhr dann fort: »Nun ja, man könnte diese Gesellen auch als Lynch- Mob bezeichnen... und die haben 's auf dich abgesehen, mein Freund. Ja, diese Bierfässer wollten dir eigentlich den Schädel einschlagen, aber wenn sie dich so sehen, dann machen die sich die Hosen voll und rennen weg, das kannst du mir glauben. Feiges Pack, diese Burschen.« »Warum... wieso...?« Nur langsam begriff Jürgen die Worte seines Gegenübers. Der Fremde sog an der Zigarette und blies Jürgen den Rauch ins Gesicht. »Ganz einfach, sie glauben, du hast Manuela Böller so übel aufpoliert.« »Die Vergewaltigung?« »Genau« »Aber ich war das nicht, ich...« »Beruhige dich Mann, ich weiß, dass du es nicht warst.« »Aber woher?« »Ich bin vermutlich der einzige im ganzen Umkreis, der mit ziemlicher Sicherheit weiß, wer die Kleine so zugerichtet hat. Aber wenn ich das diesem besoffenen Haufen stecke, würden sie sich wie du fragen: »Aber woher weiß er das?« Am Schluss würden sie auch mich verdächtigen und ebenfalls erschlagen wollen... da ist es für meine Wenigkeit irgendwie gesünder sie glauben zu lassen, du währst es gewesen... das leuchtet dir doch ein, oder?« Jürgen sah ihn entsetzt an. Der Kerl grinste übers ganze Gesicht. Ein klickendes Geräusch in der Hand des Fremden ließ ihn nach unten blicken. Erst jetzt bemerkte Jürgen, dass sein Gegenüber Handschuhe trug. Mit der Linken umklammerte er den Griff eines Totschlägers. »Das Schicksal kann manchmal so ungerecht sein«, quittierte der Fremde Jürgens große Augen schulterzuckend. »Das ist alles nicht wahr, ich träume das nur. Gleich weckt mich eine hübsche Krankenschwester auf und fragt, wie es mir geht«, zog es durch Jürgens Kopf. Aber es geschah nichts. Stattdessen trat der Fremde seine Zigarette aus. »Wer sind sie?« »Ich?« Der Fremde blickte Jürgen kaltblütig an, sein Gesicht war hart und schmal geworden. »Meine Freunde nennen mich Alpha«, sagte er, dann schlug er mit aller Kraft zu. Jürgen hörte ein krachendes Geräusch, wie das knacken einer Walnuss. Danach verschwamm sein Gegenüber in einer roten Wolke. Jürgen war tot. Der Mann schlug noch zweimal auf den leblosen Körper ein, dann blickte er auf. In der Ferne waren mehrere Martinshörner zu hören, die schnell näher kamen. Er wandte sich dem nahen Waldrand zu, drehte sich aber kurz nochmal um, als er Stimmen hörte, die rasch näher kamen. Lächelnd verschwand er zwischen den Bäumen. Der Wald hatte ihn geschluckt.

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