Lauen zählen, uns verleiten, im Eifer zu erlahmen.
3. Wie stark war die Glut aller Ordensleute in den ersten Zeiten, als ihre heiligen
Gründungen ins Leben traten! Welche Hingabe im Gebete, welcher Wetteifer im
Ringen um die Tugend! Wie hoch stand die Zucht! Wie blühten bei allen die
Ehrfurcht und der Gehorsam gegen die Regel des Meisters! Zeugen dessen, daß sie
wirklich heilige, vollkommene Menschen waren, die in wackerem Streit die Welt
unter ihre Füße brachten, sind die noch vorhandenen Spuren. Heute aber gilt schon
als groß, wer die Gebote nicht übertritt und sein Los geduldig zu ertragen versteht. O
der Lauheit und Nachlässigkeit in unserem Stande, dass unsere erste Glut so schnell
erkaltet und wir vor Trägheit und Saumseligkeit des Lebens müde werden! Möchte
doch in dir das Verlangen nach Fortschritt in der Tugend niemals einschlafen,
nachdem du wiederholt so viele Beispiele gottinniger Menschen gesehen hast.
1. Sie verbinden innere Tugend mit ernstem Wollen.
2. Sie sind weiten und wachen Geistes, zieltreu und gesammelt.
3. In der Aszese klug, schonen sie sich nicht und stellen die gemeinsamen Übungen
über die privaten.
4. Mit den Übungen je nach den liturgischen Zeiten wechseln.
1. Das Leben eines guten Ordensmannes muß alle Tugenden aufweisen, damit er
innerlich das sei, was er im Äußeren vor den Menschen zu sein scheint. Ja, eigentlich
sollte in seinem Inneren mehr sein, als nach außen sichtbar wird; denn Gott sieht ins
Herz: Gott, dem wir die höchste Ehrfurcht schulden, mögen wir sein, wo wir wollen,
Gott, vor dessen Augen wir wie Engel wandeln sollen. Jeden Tag müssen wir unseren
Vorsatz erneuern und unseren Eifer entfachen, als hätten wir uns heute erst bekehrt,
und beten: "Herr, Gott, hilf mir in meinem guten Vorhaben und in deinem heiligen
Dienste. Gib, dass ich heute vollkommen beginne; denn alles, was ich bisher getan
habe, ist nichts."!! Wie unser Vorsatz, so unser Fortschritt. Wer gut vorankommen
will, bedarf größten Eifers. Wenn schon der starke Wille oft versagt, was wird
geschehen, wenn sich einer nur selten und mit halbem Willen etwas vornimmt! Auf
mannigfache Weise werden wir unserem Vorsatz untreu, und schon eine leichte
Lässigkeit in den Übungen geht kaum ohne schädliche Wirkung vorüber. Was sich
die Gerechten vornehmen, gründet mehr in der Gnade Gottes als in eigener Weisheit.
Auf Gott vertrauen sie auch stets, mögen sie unternehmen, was sie wollen. Denn "der
Mensch denkt, Gott aber lenkt" (Spr 16,9), und des Menschen Weg liegt nicht in
seiner Hand.
2. Wenn man zuweilen in frommer Absicht oder um dem Bruder zu helfen, eine
gewohnte Übung unterlässt, so kann man sie leicht nachholen. Unterlässt man sie aber aus Überdruss oder Saumseligkeit, so ist das sehr gefehlt; die nachteiligen Wirkungen wird man zu spüren bekommen. Versuchen wir, was wir können; wir werden noch leicht in vielen Dingen fehlen. Doch immer sollten wir uns etwas Bestimmtes vornehmen, besonders gegen jene Schwächen, die uns am meisten behindern. Unser Inneres wie auch Äußeres werden wir in gleicher Weise prüfen und ordnen, denn beides fördert den Fortschritt. Kannst du dich nicht dauernd sammeln, so versuche es wenigstens bisweilen oder einmal im Tage, etwa morgens oder abends. Morgens setze dir ein Ziel, abends überdenke deinen Wandel: Wie waren deine Worte, deine Werke, deine Gedanken? Vielleicht hast du darin öfter Gott und den Nächsten beleidigt.
3. Umgürte dich wie ein Mann gegen die Hinterlist des Teufels. Zügle die
Gaumenlust, und du wirst jede fleischliche Regung umso leichter überwinden. Sei
nie ganz müßig, sondern lies oder schreib, bete, betrachte oder arbeite etwas zum
Nutzen der Gemeinschaft. Körperliche Aszese ist nur mit Vorsicht anzuwenden; sie
eignet sich nicht in gleichem Maße für alle. Was keine gemeinsame Übung ist, soll
man nicht so offen zeigen. Private Aszese übt man sicherer im Verborgenen. Hüte
dich aber, die gemeinsamen Übungen träge und die privaten eifrig anzuwenden.
Erfülle zuerst treu und gewissenhaft deine Pflicht und Schuldigkeit. Wenn du dann
noch Zeit erübrigst, widme dich dir selbst, wie dich deine Hingabe treibt.
4. Jede Übung eignet sich nicht für jeden. Dem einen ist diese angemessener, dem
anderen jene. Es empfiehlt sich auch, je nach dem Charakter der Zeit mit den
Übungen zu wechseln. Einige eignen sich mehr für Festtage, andere mehr für
Werktage. Diese tun uns Not zur Zeit der Versuchung, jene in Stunden des Friedens
und der Ruhe. Manches überdenken wir gern, wenn wir traurig sind, anderes, wenn
wir uns freuen in Gott. Vor den Hauptfesttagen soll man die bewährten Übungen
erneuern und die Fürbitte der Heiligen mit mehr Inbrunst anrufen. Von einem Fest
zum andern sollten wir Vorsätze fassen, als wenn wir dann von dieser Welt scheiden
würden, um in den ewigen Feiertag einzugehen. Darum werden wir uns in den
geweihten Tagen sorgsam vorbereiten, mit größerer Hingabe leben und allen
Pflichten gewissenhaft nachkommen, so treu, als würden wir in Kürze von Gott den
Lohn für unsere Mühe empfangen.. Hat es aber bis dahin noch gute Weile, so lasst uns glauben, dass wir nicht genügend dafür vorbereitet und darum einer so großen
"Herrlichkeit, die zur vorbestimmten Zeit an uns offenbar werden soll" (Röm 8, 18),
unwürdig waren. Seien wir also bemüht, uns besser auf den Heimgang einzustellen.
"Selig", heißt es beim Evangelisten Lukas, "wen der Herr bei seiner Ankunft
wachend findet! Wahrlich, ich sage euch, über alle seine Güter wird er ihn setzen"
(12, 37-44).
Liebe zu Einsamkeit und Schweigen
1. Minuten der Stille schaffen besinnliche Menschen mit sicherem Auftreten.
2. Den Freunden der Stille erwächst eine noch größere Sicherheit, wenn sie demütig
und geduldig sind.
3. In der Stille begegnen dir: Reue, Trost, Licht und göttliche Nähe.
4. Die Stille bewahrt dein Herz vor unnötiger Zerstreuung.
5. Nicht die laute Welt, die Einsamkeit ist dein Himmel auf Erden.
1. Suche dir eine passende Zeit, um für dich zu sein, und gedenke oft der Wohltaten
Gottes. Laß von der Neugier! Lies Bücher, die mehr der Zerknirschung als der
Unterhaltung dienen. Wenn du dich des übermäßigen Schwätzens und des müßigen
Umherlaufens enthältst und dein Ohr den Neuigkeiten und Gerüchten verschließest,
wirst du genügende und passende Zeit zu guter Betrachtung finden. Die größten
Heiligen mieden den Umgang mit Menschen, wo sie nur konnten, und zogen es vor,
Gott im verborgenen zu dienen. Es hat jemand gesagt: "Sooft ich unter Menschen
weilte, war ich beim Heimgehen weniger Mensch." Das erfahren wir öfter, wenn wir
uns lange unterhalten. Es ist leichter, nichts zu reden, als reden und nicht fehlen. Es
ist leichter, im Hause zurückgezogen zu leben, als draußen genügend über sich zu
wachen. Wer also ein innerlicher, ein geistlicher Mensch werden möchte, muss mit
Jesus der Menge ausweichen. Keiner tritt sicher an die Öffentlichkeit, der nicht gern
im Verborgenen bleibt. Keiner tritt im Reden mit Sicherheit auf, der nicht gern
schweigt. Keiner kann andern sicher vorstehen, der nicht gern untertan ist. Keiner
kann sicher befehlen, der nicht gut gelernt hat zu gehorchen. Keiner wird sich
wahrhaft freuen, wenn er nicht das Zeugnis des guten Gewissens in sich trägt.
2. Doch war die Sicherheit der Heiligen stets mit großer Gottesfurcht gepaart. Sie
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