Die Hauptaufgabe dieses Bauch-Gehirns ist vor allem die Steuerung aller Darmbewegungen sowie die ordnungsgemäße Entleerung des Darms. Gerät das Organ nun aus der Balance, kann es zu heftigen Verdauungsbeschwerden kommen.
Diese wichtigen Aufgaben und Funktionen übernimmt das Bauchhirn aber nicht in Eigenregie, sondern in einer engen Kooperation mit dem Gehirn im Kopf! Mediziner sprechen in diesem Zusammenhang von der sogenannten Darm-Hirn-Achse! Diese steuert vor allem den Appetit sowie das Hungerempfinden. Es beeinflusst aber auch die Darmreaktionen auf Stress oder sonstige intensive Emotionen (vgl. Allen et al., 2017).
Sie kennen bestimmt das Gefühl, dass Sie sich um ein Problem besonders sorgen und Ihr Darm infolgedessen zu rebellieren beginnt.
Geraten bestimmte Darmmechanismen aus der Balance, dann wirkt sich dieses Ungleichgewicht auch negativ auf die Psyche aus. Das können auch einige Patienten bestätigen, die unter Darmbeschwerden leiden, denn sie sprechen begleitend ebenfalls von depressiven Verstimmungen, innerer Unruhe oder Ängsten (vgl. Li et al., 2018).
Wie bereits erwähnt, handelt es sich hier um eine gutartige Veränderung des Darmtraktes. Bei der Divertikulitis kommt es zu ballonartigen Aussackungen im Dickdarm. Lediglich die Bildung, also das Vorhandensein dieser Ausstülpungen (Divertikel), verursacht noch keine Beschwerden. In den meisten Fällen fallen solche Divertikel als Zufallsbefund im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung auf. Doch im weiteren Lebensverlauf können aus einer zunächst einmal beschwerdefreien Divertikulose unangenehme Darmbeschwerden resultieren. In vereinzelten Fällen kann es sogar zu einer Divertikulitis, also einer schweren Entzündung dieser Darmausstülpungen kommen.
Ärzte klassifizieren das als ein schwerwiegendes Erkrankungsstadium, das auch mit vielen Schmerzen und sogar Blutungen verbunden ist. Neben der Divertikel-Bildung lassen sich bei den betroffenen Patienten auch oftmals eine gestörte Darmbarriere, ebenso eine veränderte Zusammensetzung der Darmflora sowie eine überempfindliche Darmwand feststellen (vgl. Deutscher Ärzteverlag GmbH et al., 2007).
Wie entstehen die Darmausstülpungen eigentlich?
Prof. Dr. med. Hans-Dieter Allescher, Chefarzt für Gastroenterologie, Hepatologie, Stoffwechsel und Nephrologie am Zentrum für Innere Medizin am Klinikum Garmisch-Partenkirchen, beschreibt in seinem Buch „ Divertikel – für immer beschwerdefrei “, wie es überhaupt zur Entstehung dieser Darmausstülpungen (Divertikel) kommen kann.
Für die meisten physischen Veränderungen gibt es oftmals nicht nur eine Ursache, sondern vielmehr viele verschiedene Risikofaktoren oder Auslöser. Genauso ist es auch bei der Entstehung von Dickdarmausstülpungen (Divertikeln). Folgende Faktoren sind hierbei von besonderer Bedeutung:
Das Lebensalter
Je älter ein Mensch wird, desto mehr und mehr steigt auch die Wahrscheinlichkeit an, dass sich Divertikel ausbilden.
Ein weiterer Aspekt, den es in diesem Zusammenhang zu beachten gilt, ist, dass die Darmwand mit den fortschreitenden Lebensjahren vermutlich auch immer schwächer wird.
Ballaststoffarme Kost
Vor allem in den Industrienationen wird heutzutage sehr ballaststoffarm gegessen. Faserreiche Gemüse- und Fruchtsorten verschwinden ebenso vom Speiseplan wie komplexe Kohlenhydrate, also Vollkorn-Getreideprodukte. Hingegen ist die tägliche Ernährungsweise sehr fett-, fleisch- und zuckerreich. Es wird vermehrt zu Weißmehlprodukten gegriffen, wie herkömmliche Weizennudeln oder Weißbrot. Auch Fertigprodukte sind praktisch, gehen schnell und kommen leider viel zu oft auf den Tisch: Doch auch sie stecken voller leicht verdaulicher Komponenten.
Ein solches Essverhalten leistet einen wesentlichen Beitrag zur Entstehung dieser Ausstülpungen im Dickdarm. Essen wir zudem zu wenig Ballaststoffe, führt das zu einem zu harten Stuhl, den der Darm nur sehr mühevoll weiterbefördern und schließlich aus dem Körper herausleiten kann. Vegetarisch oder vegan lebende Menschen leiden übrigens seltener unter Divertikel als Menschen, die Fleisch konsumieren. Sie essen täglich viel mehr Ballaststoffe und bringen zudem auch ein geringeres Körpergewicht auf die Waage.
Das ist ein sehr wichtiger Aspekt, wenn es um die Entstehung von Divertikeln geht.
Enthält die tägliche Nahrung hingegen reichlich Ballaststoffe, führt das zu höheren Stuhlmengen und auch einem insgesamt weicheren Stuhl: Das erleichtert die Tätigkeit des Darms ganz massiv! Die Experten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung – kurz DGE – empfehlen für eine gesunde, ausgewogene und vollwertige Ernährung mindestens 30 Gramm Ballaststoffe pro Tag zu essen.
Auch die tägliche Flüssigkeitsversorgung ist von großer Bedeutung, damit die Ballaststoffe im Darm gut quellen können.
Mangel an Bewegung
Körperliche Bewegung ist nicht nur wichtig für die Gesunderhaltung des Körpers sowie für ein gesundes Gewichtsmanagement, sondern auch für die Darmgesundheit.
Wer sich zu wenig bewegt, begünstigt mit diesem Verhalten die Entstehung von Divertikeln.
Eng mit dem Bewegungsmangel verbunden ist auch das Übergewicht. Ein falsches Essverhalten und zu wenig Bewegung führen zu einem raschen Anstieg des Körpergewichts. Das ist nicht nur eine Belastung für Gelenke, Sehnen und Bänder, sondern auch für den Darm. Die Darmflora gerät aus dem Gleichgewicht und die guten Mikroorganismen werden immer mehr in den Hintergrund zurückgedrängt.
Schäden des enterischen Nervensystems
Wenn das darmeigene Nervensystem geschädigt ist, dann ist dadurch auch die sogenannte Darmperistaltik beeinträchtigt, also die wellenartigen Darmbewegungen, die zur Fortbewegung des Darminhaltes verantwortlich sind. Beeinträchtigungen dieser Darmperistaltik führen letztendlich auch zu einem Erschlaffen oder Verkrampfen des Darms und beides begünstigt die Entstehung für Divertikel.
Genetische Prädispositionen
Es gibt auch eine erbliche Prädisposition für Divertikel, das konnten diverse Zwillings- und Familienuntersuchungen aufzeigen.
So kommen Ausstülpungen im Dickdarm bei eineiigen Zwillingen häufiger vor als bei Geschwistern mit unterschiedlichen Erbanlagen.
Verstopfung und Trägheit des Darms
Diese beiden Ursachen gehören zu den Hauptauslösern von Dickdarm-Divertikeln. Der Stuhl ist fest und hart und muss mit viel Mühe herausgepresst werden. Dadurch steigt der Innendruck im Darm und überschreitet gesunde Werte.
Doch auch eine Darmträgheit oder vorkommende Verstopfung sind die Folgen einer falschen, ballaststoffarmen Ernährungsweise, einer zu geringen Flüssigkeitsversorgung sowie einem ausgeprägten Bewegungsmangel.
Die Risikofaktoren für die Entstehung von Divertikeln im Gesamtüberblick:
Übergewicht
Mangel an Bewegung
Genetische Prädisposition
Ballaststoffarme Ernährungsweise
Verstopfung
Trägheit des Darms
Fortgeschrittenes Lebensalter
Unterdrückte Darmentleerung (Stuhlgang)
Nervenstörungen an der Dickdarmwand
(vgl. Allescher & Iburg, 2020, S. 11-13.).
Diagnose und Behandlungsmöglichkeiten einer Divertikulitis
Divertikel verursachen an sich keine Beschwerden. Diese treten vielmehr erst dann auf, wenn sich die Ausstülpungen entzünden. Nur in sehr seltenen Fällen verursacht eine Divertikulose auch ohne Entzündung Beschwerden wie Verstopfung, Blähungen, Druckgefühl im Unterbauch oder Durchfall.
Um eine Divertikulose medizinisch zu diagnostizieren, wird in den meisten Fällen eine Blutuntersuchung durchgeführt. Im Blutbild lassen sich bereits klare Entzündungsparameter erkennen: Hierzu gehören beispielsweise ein erhöhter CRP-Wert oder eine erhöhte Anzahl der weißen Blutkörperchen.
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