Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Zu ihrem eigenen Erstaunen arbeitete sie mit wahrem Feuereifer, nachdem Herr Kobus ihr die Sachgruppen des Lesesaals erklärt hatte. Sie mussten den vier Abteilungen entsprechen, die es in dem auf Marmor bezeichneten Institut gab. Die Abteilungen hießen Lehrstühle und jeder von ihnen sollte ein Regal mit Büchern bekommen. Einige Regale standen schon, aber sie waren nur lückenhaft mit Büchern gefüllt. Herr Kobus erklärte ihr, dass sie den drei Bestandteilen des Marxismus-Leninismus entsprachen und erinnerte an das, was er im Unterricht der Fachschule dazu gesagt hatte. Sie erinnerte sich an seine Ausführungen, denen sie eher gleichgültig zugehört hatte. Aber sie wusste immerhin, dass es Philosophie, Ökonomie und die Historie sein sollten, die hier vertreten waren. Außerdem gebe es noch einen Lehrstuhl für Literatur und Kunst, die eigentlich nicht zum Marxismus gehörten, wie Herr Kobus sie wissen ließ, aber doch auch noch dazukämen. Auch verwies er auf die lange Stirnseite hinter ihrem Platz im Lesesaal, an der Lexika, Wörterbücher und Bibliographien standen. Auch sie müssten neu geordnet werden. Dann zeigte er auf die Katalogkästen. „Muss alles neu geordnet werden, ist alles höchst fragmentarisch“, meinte er ermunternd und verließ den Lesesaal.

Gisela war erleichtert, seinen Erklärungen zu entgehen, waren sie doch bei-nahe in Prüfungen ausgeartet. Die Informationen, die er ihr hinterlassen hatte, lagen so ungeordnet wie die Bücher. Sie würde sich langsam einen Überblick verschaffen, irgendwo beginnen. Fand sie einen Anfang, würde sich der Faden schon erkennen lassen, der alles zusammenhielt. Sie würde hier zunächst vor allem Titelaufnahmen machen müssen und dabei das brauchen, was man ihr in der Fachschule beigebracht hatte. Ihr Bemühen hatte sich da-rauf zu richten, auf einer Karteikarte alle notwendigen Angaben zu verzeichnen, mit deren Hilfe man ein Buch wiederfinden konnte. Jeder Punkt und je-de Klammer hatten dabei ihre Bedeutung, was ihr ziemlich übertrieben er-schienen war. Jetzt sah sie, es war notwendig, um sich in der Masse von Buchtiteln nicht hoffnungslos zu verlieren.

Während der Zeit des Praktikums in der Staatsbibliothek war es ihr nicht gelungen, Karteikarten zur Zufriedenheit der älteren Bibliothekarinnen aus-zufüllen. Die steile Normschrift von Ackerknecht fiel ihrer Hand schwer, Punkt und Komma, eckige oder runde Klammern standen an falscher Stelle. Auch mit dem Alphabet haperte es bei ihr, wenn sie die Karteikarten an ihren richtigen Ort stellen sollte. Weglaufen hätte sie mögen, als sie mitbekam, dass der Beruf, in den sie wegen ihres Bücherhungers geraten war, gar nichts mit Lesen zu tun hatte. Bücher ordnen, katalogisieren, eintragen, austragen; oh, es könnten auch Brote sein. Und solche Tätigkeit sollte ein Beruf fürs Leben werden!

Lange Zeit war sie ohne feste Vorstellungen über das, was sie werden wollte. Ihr Interesse war ganz unspezifisch auf das Leben gerichtet. Neugierig war sie, ohne zu wissen, worauf. Die Antwort hoffte sie in Büchern zu finden, die sie massenhaft verschlang.

Hier, in ihrer Arbeitsstelle hatte sie es glücklicherweise mit wirklichen Büchern zu tun. Anders als in der Staatsbibliothek, da lagerten die Bücher in fernen Magazinen, in die Bibliothekare gar nicht vordrangen. Magaziner, auf die ihre Berufskolleginnen geringschätzig herabblickten, zogen die Bücher aus den Regalen, wenn sie von Lesern verlangt wurden. Ihre Bücher hier mussten katalogisiert werden, die konnte sie anfassen, aufschlagen, lesen. Auch stand sie nicht ständig unter Aufsicht. Herr Kobus kam und fragte, womit sie beginnen wolle und wie sie den weiteren Fortgang der Arbeit geplant habe. Er gab ihr diesen und jenen Hinweis, vermied es, ihr auf die Finger zu schauen. Ein Vierteljahr veranschlagte er für die dringendsten Arbeiten, dann müsse der Leseraum benutzbar sein. Über diese genaue Festlegung war sie erschrocken, sie hatte keine Vorstellung von der Zeitdauer der Arbeit. Würde sie das schaffen, ertragen, eine so lange Zeit immer mit der gleichen Sache beschäftigt zu sein? Bis Ostern, ein unermesslich langer Zeitraum schien ihr das, hatte das Jahr doch eben erst begonnen. Sie hatte noch nicht erlebt, wie sich die Zeit in Abschnitte gliedert, die mit den Jahren immer schneller vergehen sollten. Noch hatte sie das Zeitgefühl der Jugend, alle Zeit lag vor ihr. Ein Schuljahr dehnte sich unermesslich lang, während die Ferien schnell vergingen, das immerhin hatte sie schon erlebt.

Mit seiner Bemerkung gab ihr Herr Kobus ein neues Zeitgefühl. Plötzlich strebte jetzt alles nach Ostern hin. Sie begann, die Tage und Wochen zu kalkulieren, Arbeitsschritte mit ihnen in Zusammenhang zu bringen. Herr Ko-bus kam auf seine Worte nicht wieder zurück. Sein Erscheinen in ihrem Lesesaal unterlag einem Rhythmus, der mit ihrer Arbeit nichts zu tun hatte. Täglich kam er um 12.30 Uhr, gleich nach der Mittagspause. Bis dahin hatte sie ihn nur am Morgen um dreiviertel acht, im Flur vor seinem Zimmer gesehen, wo er kurz guten Morgen! sagte. Wenn sie sich verspätete, Minuten nach Arbeitsbeginn den Flur entlang hastete, deutete er auf seine Taschenuhr, die er in der Hand hielt und sagte streng: „Pünktlich sein!“ Er hob die Augenbrauen, verzog den Mund zu einem angedeuteten Lächeln, nur seine hellen Augen blieben ernst. Das fand sie übertrieben, begriff aber, als sie eines Morgens zwanzig Minuten zu spät gekommen war, dass ihr das nicht mehr passieren durfte. Sie hatte die S-Bahn versäumt und lief mit schnellen Schritten an Herrn Kobus´ Tür vorbei. Sie saß schon hinter ihrem Schreibtisch, als der den Kopf zur Tür hineinsteckte. Heute bekam sie eine längere Lektion über die Einhaltung der Arbeitszeit, er lobte Irene, die immer zeitig da war, Gisela hätte vor Peinlichkeit im Boden versinken mögen. Als er nach der Mittagspause im Lesesaal erschien, kam er auf die Sache nicht mehr zurück, sondern erkundigte sich nach dem Fortgang der Arbeit. Er ging an den Regalen entlang, sah sich an, welche Bücher sie ausgewählt hatte, wie sie geordnet waren, kam schließlich an Giselas Schreibtisch. Auch hier schaute er auf die Bücherberge, die vor ihr lagen, fragte nach Dingen, die er sehen konnte, lobte, wenn er in den Katalogkarten blätterte, äußerte sich befriedigt über den Fortgang der Dinge. Bücher lagen zur Seite, bei denen sie ihn fragen wollte, wohin sie gehörten. Sie sammelte solche Fragen, weil sie unsicher war, aber auch, weil sie spürte, dass er Anlässe suchte, ihr etwas zu erklären. Das kannte sie schon von ihrem Vater, den es offensichtlich befriedigte, wenn sie sich gelehrig zeigte. Das war auch hier so. Sie hörte stehend zu, sah zu ihm auf. Er war nicht viel größer als das Mädchen, deshalb spürte sie, wenn er sich in Eifer redete, seinen feuchten Atem auf ihrem Gesicht. Die Schritte, die sie rückwärts ging, folgte er ihr nach. Lieber noch saß sie, dann sprach er über sie hinweg, sie blickte nach unten, übersah so den weißen Schaum, der sich in seinen Mundwinkeln bildete. Es ekelte sie. Er wirkte angespannt, wenn er sprach, zuckte mit Armen und Schultern, manchmal ging das auf sein Gesicht über. Es passierte, dass er beim Sprechen anstieß oder unerwartet in Heiterkeit ausbrach. Das verwirrte sie immer, weil es so unerwartet kam. Er kicherte und feixte, um ebenso plötzlich abzubrechen. Insgesamt fand sie ihn nicht unfreundlich, sah ihn bemüht, es ihr gegenüber auch zu sein. Das rührte sie ein wenig, hinderte aber eine gelöste Atmosphäre im Umgang mit dem Chef. Bei den wöchentlichen Arbeitsbesprechungen erlebte sie, dass er auch den anderen gegenüber befangen war, obwohl sich hier alle mit vertrautem Du anredeten. Die Mädchen wurden bald in dieses brüderliche Du eingeschlossen, nachdem man sie eine Zeitlang Fräulein genannt hatte. Gisela fiel der Gebrauch dieser Anrede den Älteren gegenüber schwer. Auch als man sie mit dem Vornamen ansprach, blieb sie beim Sie oder vermied jede direkte Anrede.

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