Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten
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Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.
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Glück gehabt!, war die Grundstimmung, mit der sie am Abend des ersten Arbeitstages vom S-Bahnhof Baumschulenweg in Richtung Laubenkolonie trabte, wo sie mit den Eltern wohnte. Der Lesesaal, in dem sie arbeiten sollte, gefiel ihr ausnehmend gut. Der Raum war ungefähr 12 Meter lang, sechs Meter breit. Er ließ mit drei großen Fenstern die Sicht auf den Gendarmenmarkt zu. Die Fenster lagen unmittelbar gegenüber der Ruine des Deutschen Doms, auf der mehrere halbhohe Birken gewachsen waren. Vor dem Gebäude stand eine eiserne Rotunde, solche, die sie von der Mutter als Pissoir bezeichnet wusste. Eine solche Einrichtung hatte in einer französischen Filmkomödie zu mannigfachen Verwicklungen geführt, weil Anstoß an den Männerbeinen genommen wurde, die bis zur Hälfte am unteren Rand der eisernen Wand zu sehen waren. Schräg gegenüber lag das Schauspielhaus, eine befestigte Rui-ne, und von der Stirnseite des langen Saales ging noch ein Fenster mit Blick auf das Gebäude der Akademie der Wissenschaften.
Sie erzählte den Eltern von den vielen Büchern, die ungeordnet lagen. Sie sollten in Sachgruppen unterteilt werden, für die Regale bereitstanden. „Na, da wirst du ja endlich Ordnung lernen”, meinte die Mutter und lachte. Gisela wehrte solche Bemerkungen ab, fand sie unpassend. Die Frau hat keine Ahnung, dachte sie und auch die Ermahnung des Vaters, sie solle aufpassen, wenn die älteren Kollegen ihr sagten, wo es lang geht, fand sie überflüssig. Er gab ihr auf solche Weise zu verstehen, dass er sie erst am Beginn ihres Lernens sah. Gisela gab ihm in ihrem Innern recht, widersprach den Eltern aber aus Prinzip. Sie trumpfte mit der Mitteilung auf, dass die meisten Kolleginnen dort keine Ausbildung hätten. „Aber dafür haben sie Erfahrung und du fängst erst an”, hielt ihr der Vater entgegen. Den Eltern gegenüber war Gisela keck und munter, manchmal etwas vorwitzig, wenig gottesfürchtig, wie die Mutter lächelnd feststellte. Sie machten sich keine Vorstellung, wie schüchtern die Tochter unter Fremden war. Unaufgefordert sprach sie dort kaum ein Wort. Wenn man sie ansprach, röteten sich ihre Wangen. Das vergrößerte ihre Verwirrung, die sich nur langsam legte. Erst wenn sie sich zugehörig fühlte, verlor sich langsam die Beklommenheit. Sie selbst litt unter dieser Zurückhaltung. In den zwei Jahren Bibliothekarsausbildung war es ihr nicht gelungen, sich unter den Fachschülerinnen selbstverständlich zu bewegen. Sie und Irene absolvierten in der Staatsbibliothek ihre Praktika, während die anderen in der Berliner Stadtbibliothek und in der Landesbibliothek Potsdam arbeiteten und Gelegenheit hatten sich kennenzulernen. Gisela kam ihren Mitschülerinnen nicht nahe, sie empfand es als hochnäsig, wie die sich als Potsdamerinnen mit Tradition gegenüber den hergelaufenen Berlinern absetzten. Sie waren Kinder von Ärzten, Pfarrern und Apothekern, von denen der eine in der dritten Generation eine berühmte Apotheke führte. Die Bibliothekarsausbildung betrachteten die meisten als kurze Zwischenstation, weil sie zum Hochschulstudium nicht zugelassen worden waren. Einige von ihnen verschwanden noch während, andere kurz nach dem Ende der Ausbildung, sie gingen in den Westen.
Gisela gehörte zu den wenigen, die in dieser Klasse in der FDJ waren. Aber auch sie hätte es am liebsten verschwiegen, als Frau Schmidt, die Schulleiterin sich danach erkundigte. Erst als bei Irene der Finger hochging und bei noch zwei anderen, hob auch sie zögernd den Arm. Sie fühlte sich, als ob sie gezeichnet wäre. Von den selbstbewussten Potsdamerinnen gab es so manche Anspielung auf die Berliner, die nicht wüssten, wer sie sind. Auch mit Irene stellte sich nicht die richtige Vertrautheit ein. Die entließ stoßweise und leise die Mitteilung, dass auch sie das nicht mehr lange mitmachen würde, FDJ und so. Nur noch so lange, bis die Ausbildung zu Ende und sie frei sei von ihrem Vater. Gisela unterließ jedes weitere Gespräch, weil sie sich hier nicht verstanden fühlte. Wie hätte sie erklären können, dass es bei ihr gerade umgekehrt war. Nicht, dass sie ihrem Vater zuliebe im Jugendverband war. Der überließ solche Dinge ihrer eigenen Entscheidung. Jedenfalls erschien es ihr so, wenn er sagte, sie solle selbst überlegen, wohin und wozu sie gehören wolle. Natürlich ließ er sie auch wissen, wo er sie gern sähe. Sie wusste, was er von ihr erwartete. Dennoch war sie nicht darauf aus, sich ihm gegenüber unbedingt wohl zu verhalten, seinen Beifall auf diese billige Weise einzuheimsen. Sie hatte durchaus ihren eigenen dicken Schädel, wie die Mutter meinte, wenn sie sich mit kindlichem Trotz gegen die Eltern durchzusetzen suchte. Sie widersprach dem Vater, wo sie konnte. Aber mit der Freien Deutschen Jugend war es so, dass sie spürte, das lag ihm am Herzen. Es hatte mit dem zu tun, was sie an ihm bewunderte, seinen Mut, seine Unerschrockenheit und seine Unbestechlichkeit, wenn es um Überzeugungen ging, seine Zivilcourage, den eigenen Standpunkt zu vertreten. Denn es war unpopulär, was er seinen Vereinskollegen sagte, kurz nach dem Krieg, wenn er sie daran erinnerte, dass sie noch vor Kurzem den Arm zum Hitlergruß nicht hoch genug bekommen hatten. „Russenknecht” hatte ihm ein Sozialdemokrat entgegengehalten, als er für die SED warb. Auch gegenüber dem Westberliner Teil der Familie stritt der Vater gegen die schnelle Vergesslichkeit der Menschen. Er hatte meistens gegen alle recht. So erschien es der Tochter jedenfalls, weil die anderen auf seine Fragen keine Antwort hatten und ihm in vielem beistimmten. Die Eindrücke aus solchen Familienszenen trug sie unverlierbar in sich: ihr Vater mit gestikulierenden Händen, die blauen Augen sprühten Funken in solchen Augenblicken. „Reg dich doch nur nicht so auf”, beschwichtigte die Mutter.
Zur Zeit ihres ersten Arbeitsganges war er ruhiger geworden, denn er war fast sechzig. Die Westberliner attackierte er nicht mehr so vehement, sondern schimpfte jetzt mehr auf die Leute, die im Betrieb etwas zu sagen hatten und von allem viel zu wenig verstünden. „Sie denken nur an den eigenen Vorteil”, beschloss er solche Betrachtungen. Hier schloss er alle ein. Den neuen Parteisekretär, der nur noch reden wolle und nicht arbeiten. Auch die Arbeiter, die seinen Betrieb, der medizinisch-technische Geräte herstellte, verließen, um hinter dem Teltow-Kanal, in Britz für einen Unternehmer zu arbeiten, bei dem sie sich ausbeuten ließen. Auch sie denken nur an den eigenen Vorteil. In seinem Betrieb war er verantwortlich gemacht worden, technisch begründete Arbeitsnormen zu entwickeln. Er stand mit der Stoppuhr hinter der Werkbank, nahm die Zeiten, die die Arbeiter für die einzelnen Handgriffe brauchten. Es ist nicht angenehm, aber notwendig, ließ er die Mutter wissen. Manche Kollegen wollten ihn für dumm verkaufen, das vertrage er schlecht. Die meisten Arbeiter akzeptierten eine leistungsgerechte Entlohnung. Aber die sehen auch, dass es oben nicht stimmt. „Warum denn nur wir?”, wiederholt er deren Fragen und fasst seine Bedenken in den Satz: „Ja, der Fisch stinkt immer zuerst am Kopf.“
Gisela hatte das Empfinden, dass der Vater meistens richtig lag mit seiner Meinung. Manchmal war er ungerecht, schoss über das Ziel hinaus, aber dann besänftigte ihn die Mutter und er lenkte ein. Er blieb nicht unbelehrbar und konnte reumütig sein, wenn sein cholerisches Temperament mit ihm durchgegangen war. Diese Ausbrüche hatte sie als Kind gefürchtet, begriff schnell, dass man ihm in solchen Augenblicken aus dem Wege gehen musste. Langsam verschwand ihre Furcht davor, sie sah, dass er selbst unter ihnen litt. Unbegreiflich blieb ihr, warum er sich so wenig beherrschen konnte, bei allem, was er von anderen verlangte. Aber vermisste nicht auch an sich, beschämend oft, die Unerschrockenheit und den Mut, den sie gern selbst gehabt hätte?
Ihr Lesesaal
Der Eindruck, dass sie mit ihrem Arbeitsplatz das große Los gezogen hatte, erhielt sich eine ganze Weile. Allerdings verging bald das Überraschende, das in einem Gewinn liegt, den der Zufall uns zuspielt. Neuordnen sollte sie den Buchbestand und ergänzen durch Bücher, die aus dem Magazin geholt wer-den sollten. Sie fragte sich nicht, wie viel Zeit eine solche Arbeit erfordern würde, sondern nahm alles in Augenschein und begann. Das war am zweiten Tag. Bevor sie gegen Mittag im blauen Kittel mit dem Abstauben der Regale anfing, musste sie mit Irene noch einmal zur Kaderleitung. Dort bekamen beide einen landesüblichen Laufzettel, mit dem sie sich in der Buchhaltung, beim FDGB, bei der FDJ und bei der Betriebsschwester zu melden hatten. Beide gaben ihre ausgefüllten Fragebögen zurück und bekamen ein Formular, das zu unterschreiben war. Darin verpflichteten sie sich durch Unterschrift, dass sie fortan die Berliner Westsektoren nicht mehr betreten würden. Sie unterschrieben damit gleichzeitig, sich für den Frieden einzusetzen und jeden Anschlag auf ihn vereiteln zu helfen. Nach kurzem Zögern, setzten beide ihren Namenszug unter das Schriftstück. Gisela mit dem Gedanken, dass es ganz unmöglich sei, solche Versicherung einzuhalten. Sie dachte an ihre Tanten und Cousins in Neukölln und Kreuzberg, an ihren Großvater, mit dem sie vor jedem Geburtstags- und Weihnachtsfest in der Hermannstraße einkaufte. Sie hing nicht übermäßig an ihm, denn er war ein stiller in sich gekehrter Mann, zu dem man nicht leicht Zugang fand. Aber sie schätzte diese Einkaufsgänge, die er mit ihr unternahm, seitdem er bei der Tante, einer Schwester ihres Vaters wohnte. Die hatte ihn offensichtlich dazu ermuntert. Es war erst seit Kurzem, dass er ihr so auf diese Weise half, Wünsche zu erfüllen. Irene machte ihren verkniffenen Mund, als beide das Zimmer verließen und die Treppe hinuntergingen. „Das hab ich erwartet“, sagte sie böse, und Gisela wunderte sich, wie sie das hatte wissen können. Aber sie fragte nicht nach, schloss aus der verärgerten Reaktion der anderen, dass die das offensichtlich ernster nahm, als sie selbst.
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