Ursula Reinhold - Schwindende Gewissheiten

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Mit großer Erwartung beginnt Gisela Selber ihr berufliches Leben. Unendliche Bereitschaft für das Glück und der Glaube an die Verheißungen einer neuen Gesellschaft bestimmen ihr Lebensgefühl als Ostberlinerin. Als Kind kleiner Leute nimmt sie die Möglichkeiten wahr, die der neue Staat ihr eröffnet. Voller Neugierde, aber auch voller Unsicherheiten sucht sie ihren Weg.
Schrittweise zerfallen für Gisela die Gewissheiten, erlebt sie die Auflösung eines scheinbar so fest gefügten Weltbildes. Die Desillusionierung bewahrt sie nicht davor, den Zusammenbruch der DDR auch als persönliche Katastrophe zu erleben. Nur langsam findet sie in die Gegebenheiten der veränderten Verhältnisse. Der autobiografische Roman ist angeregt von dieser Erschütterung.

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Gisela hatte sich seit ihrer Kindheit daran gewöhnt, bestimmte Verbote zu übertreten und damit keine schlechten Erfahrungen gemacht. Manchmal, wenn es unangenehm für sie ausgegangen war, akzeptierte sie das als die Grenze, die sie nicht mehr zu übertreten versuchte. Da es meist gut ausgegangen war, verschafften ihr ihre Übertretungen ein leises Triumphgefühl, gaben ihr eine innere Freiheit, Lebenszuversicht. Als sie am Abend dieses Tages zusammen mit Irene und deren Freund Achim in Richtung Friedrichstraße ging, kam das Gespräch sofort auf dieses Thema. Gisela verriet nicht, wie sie mit der Sache umgehen wollte. Sie zuckte nur die Achseln und schwieg, als Irene und Achim ihren Ärger über die Zumutung herausließen. „Kannste mal sehen, wat die für Angst hab´n“, meinte Achim, nachdem seine Freundin die Worte der Kaderfrau berichtet hatte. „Es ist nicht zuletzt auch zu eurem eigenen Schutz“, hatte die, an beide Mädchen gewandt, verlauten lassen. Eine Bemerkung, die auch Giselas Erstaunen auslöste. Sie erschien ihr übertrieben. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sich außer ihren Eltern, jemand für sie interessierte.

Als sie zu Hause die Sache mit den Eltern besprach, machten die nicht viel Worte. Der Vater zuckte in der gewohnten Weise die Achseln und sagte: „Du musst wissen, was du tust”, nachdem sie triumphierend verkündet hatte, dass sie sich derlei nicht verbieten lassen würde. Die Mutter sagte mit leiser Stimme: „Gib nicht so an“. Und dann, nach eine kurzen Pause, ganz sachlich: „Du musst aufpassen“.

In den nächsten Monaten ging Gisela mehrmals in die verbotene Richtung. Obwohl sie sich einredete, alles sei wie immer, bemerkte sie eine Veränderung. Allenfalls ging es noch, wenn sie in der Nähe ihrer Laubenkolonie auf der Holzbrücke den Kanal überquerte, um zur Brusendorfer Straße in Neukölln zu radeln, wo der Großvater wohnte. Für weitere Strecken stieg sie in die Straßenbahnlinie 95, die in der Sonnenallee schon seit mehreren Jahren unterbrochen war. Man stieg aus der Bahn, die aus Köpenick kam, aus, lief einige hundert Meter zu Fuß über die damals noch unsichtbare Grenze, um in die Westbahn nach Tempelhof wieder einzusteigen. Sie musste, wenn sie am Schwarzen Weg zustieg, damit rechnen, dass in der Bahn Bekannte saßen. Die Leute aus ihrer Wohngegend hatte sie nicht zu fürchten, wenn sie davon absah, dass die sie mit einem leisen Triumphgefühl in der Stimme fragten, „Na, fährst wohl och in den Westen?” Sie bemerkte bald, dass dieser Tonfall nicht ihr galt, sondern dem Vater. Das berührte sie unangenehm, aber sie ertrug es, nickte nur mit dem Kopf. Komplizierter war es mit der S-Bahn von Baumschulenweg über Köllnische Heide nach Neukölln zu fahren. Auf dem Bahnsteig traf man so manchen. An einem Sonntagmorgen war es Anni, eine ältere Kollegin aus der Bibliothek, die sie gesehen haben konnte, wie sie ins Abteil des Zuges nach Westkreuz gestiegen war. Erschrecken fuhr ihr in die Glieder, sie konnte den ganzen Tag an nichts anderes denken. Die Frau musste sie gesehen haben! Obwohl sie so tat, als wäre es nicht so. Oder war es vorstellbar, dass sie Gisela wirklich nicht gesehen haben sollte? Und was bedeutete es, dass sie so tat, als wäre es so? Würde etwas nachkommen, ganz unerwartet? Sie bemerkte, sie hatte sich überschätzt mit ihrer großspurigen Ankündigung.

Ihr Inneres war auf eine Weise alarmiert, wie sie es bisher nicht gekannt hatte. Sie war in dieser Stadt aufgewachsen. Seit sie denken konnte, gab es diese Sektorenschilder. Auf ihrem Schulweg musste sie vom sowjetischen Sektor in den amerikanischen und dann wieder in den sowjetischen Sektor. Sie hatte auf diesem langen Weg, mehrmals die Erneuerung der Schilder erlebt. Einmal hatte einer der Männer sie gemalt. Das Bild bewahrte sie lange Zeit auf, sie fand ihr Gesicht darauf schöner als im Spiegel. Sie kannte Verkaufsbuden, Schuhgeschäfte und Kinos in Neukölln und Kreuzberg, wo ihre Cousins wohnten. Zuhause fühlte sie sich allerdings dort nicht, dazu war ihr alles doch irgendwie fremd, zu grell. Als Zehnjährige hatte sie zusammen mit ihrer Freundin Doris am Hermannplatz Dillbündel verkauft. Zehn Pfennig pro Päckchen für das selbst geerntete Kraut. Das war kurz nach der Einführung des neuen Geldes, für das es so viele Dinge gab, die Gisela ganz unbekannt waren. Das durfte der Vater damals nicht wissen, aber die Mutter tolerierte den kleinen Handel. Gisela bemerkte schnell, dass das Geld, das sie zusammenbrachte, nicht weit reichte. Auf jeden Fall nicht für das, was sie sich wünschte. Denn jeder erfüllte Wunsch gebar sofort neue. Sie entdeckte damals diese überaus begehrliche Seite an sich, die schwer zufriedenzustellen war. Diese Erfahrung bewahrte sie davor, das wenige Geld, das sie in den kommenden Jahren hatte, dorthin zu tragen und im Verhältnis 1:4 oder 1:5 in Chiffontücher oder Süßwaren anzulegen. Natürlich gab es dabei Ausnahmen. Manchmal ging sie ins Kino. Für „Die Saat der Gewalt“ und „Endstation Sehnsucht“ bot sie einiges auf, sie fand, es lohnte. Sie war hingerissen und aufgewühlt. Vor den Eltern sprach sie darüber nicht, sie fürchtete, nicht verstanden zu werden. Für den Vater wurden dort vor allem Schiebergeschäfte getätigt, bei denen sich die einen um Ehre und Gut brachten, während sich andere eine goldene Nase verdienten. Solche Reden trugen dazu bei, dass sie mit gespaltenen Gefühlen die Straßen entlang lief und froh war, wenn sie sich wieder in heimatlichen Gefilden befand.

Als Sechzehnjährige hatte sie ein Erlebnis, das ihr für einige Zeit das ganze Westberlin verleidete. Pfingsten 1954 traf sich in den Tiergartenfestsälen die SS-Bärendivision. Nicht nur der Vater, auch die Westberliner Verwandten empörten sich. Man sprach von einer Provokation. Der lange Fritz, FDJ-Sekretär an Giselas Schule, hielt eine flammende Rede, in der er sie alle dazu aufforderte, den Nazi-Spuk auseinanderzutreiben.

”Wir werden verhindern, dass die dort zusammenkommen”, kündigte Gisela großspurig der Mutter an, die den Kopf schüttelte, weil sie das für einen Missbrauch von Kindern hielt. Gisela fühlte sich erwachsen, wollte dabei sein. Immerhin hatte sie die Reaktion der Mutter etwas ernüchtert, die ihr riet, sich unbedingt zurückzuhalten bei allem.

Es gab einen für Gisela unerwartet großen Menschenauflauf dort, und es gab Mannschaftswagen mit Polizisten und Wasserwerfern. Sie wurden eingesetzt, nachdem die Versammelten den Lautsprecheraufforderungen, sich zu zerstreuen, nicht nachkamen. Im Gedächtnis blieb ihr vor allem der Polizist, der ihr mit einem erhobenen Knüppel in einen Park hinterherlief und über den Rücken schlug. Panische Angst schlug in ihr hoch, sie rannte wie um ihr Leben, konnte sich lange nicht beruhigen und begriff, dass sie Heldenhaftes von sich lieber nicht mehr verlangen wollte. Sie würde zukünftig solche Gelegenheiten meiden, fürchtete, in ihnen zu versagen. Erst langsam verlor sie die Angst, auch vor den grünen Polizisten, die sich um unauffällige Käufer nicht weiter kümmerten.

Nun begann es wieder unbehaglich zu werden. Die Grenze, die sie bisher ziemlich gedankenlos überquerte, bekam eine neue Bedeutung. Sie trug sie jetzt gewissermaßen in sich, wenn sie mit den Augen suchte, ob Bekannte zu sehen waren. Als sie am Montag nach ihrer Fahrt mit dem Westring der S-Bahn in ihre Bibliothek kam, war ihr unbehaglich zumute. Ein Gefühl zwischen Spannung und Angst schnürte die Luft ab und sie brauchte den ganzen Tag, um es loszuwerden. Sie bemerkte, dass sie sich überschätzt hatte mit ihrer Ankündigung, das abverlangte Gebot zu ignorieren. Bisher hatte sie direkte Verbote kaum kennengelernt. Die Eltern ließen zwar erkennen, was sie von ihr erwarteten, überließen ihr im Einzelnen aber die Entscheidung. Kleine Übertretungen blieben nicht unbemerkt, aber waren doch so, dass die Folgen zu tragen waren. Hier stand das erste Mal mehr auf dem Spiel. Es war ernst, das spürte sie. Sie würde gehorchen müssen, das Verbot achten, wenn es nur dies eine Mal noch durchgehen würde. Gegen Mittag, als sie aus der Kantine hochkam, ging Anni hinter ihr in den Lesesaal und sagte beiläufig, am Ende einer kurzen Unterhaltung: „Pass auf, Gisela, überlege, was du willst,“ Und nach einer kleinen Pause, „Ich möchte, dass du hier weiterhin arbeitest!” Sie schaute dabei mit ihren braunen Augen auf das Mädchen, das sich an die der Mutter erinnert fühlte. Sie war der Frau dankbar. Es würde nichts nachfolgen, zuckte es ihr durch den Kopf. Es war gut gegangen, aber sie würde sich entscheiden müssen. Die kurze Erleichterung würde nicht vorhalten. Sie verschob das Nachdenken darüber auf Morgen.

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