Sabina S. Schneider
Die Vergessenen 01 - Skinwalker
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Inhaltsverzeichnis
Titel Sabina S. Schneider Die Vergessenen 01 - Skinwalker Dieses ebook wurde erstellt bei
PROLOG
BEGEGNUNG
ENTFÜHRUNG
TRAUM UND REALITÄT
TŌKYŌ
FREUNDE?
FEINDE!
GLOSSAR
Impressum neobooks
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Das Tor, gewaltsam geöffnet, zieht Spuren in der Blutlache des Panthers. Die Ebenen vereint, zerreißt Mystik die Realität, wenn Götter mit Dämonen auf Erden wandeln und die Menschheit unter ihren Füßen zu Staub zermahlen.
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München, August 2010
Er war bereits so oft gestorben. Was machte da ein weiteres Mal? Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn sich die Seele vom Körper trennte, jede Faser aufschrie und erfüllt war von Schmerz. Dann würde die Erleichterung kommen, wenn alles aufhörte und die Zeit stillstand. Ein kostbarer Moment der Ruhe. Er kannte das Gefühl, ein Teil von allem zu sein sowie die alles verzehrende Verzweiflung, wenn seine Seele, für ewig gebunden an diesen verfluchten Körper, an den Ketten zurückgezerrt wurde in den leblosen Leib. Die Ruhe würde sich in Kälte verwandeln; die Existenz, die sich zuvor ewig ausgedehnt hatte, würde zu einem Punkt zusammengepresst werden. Ein kleiner, für die Welt unbedeutender Urknall würde dem kalten Körper Energie einhauchen und er würde wieder leben.
Wenn man das Leben nennen konnte.
Er war viele Wege gegangen, um herauszufinden, was er war. Alte Wege, neue Wege. Nicht nur einmal war er dabei gestorben und die Wahrheit war ihm jedes Mal weiter entglitten. Wer war er? Was war er?
Er spürte, wie der Dolch in sein Herz eindrang. Er nahm jeden Millimeter wahr, konnte fühlen, wie es sich verkrampfte und begann, schneller zu schlagen, immer schneller, wie der Flügelschlag eines Kolibris. Er schaute auf den Dolch herunter. Er war schön. Sein pures Silber glänzte mit Edelsteinen besetzt im Licht des Vollmondes. Es gab wohl keine Waffe, durch die er lieber gestorben wäre.
Dann kam Stille. Er spürte nicht, wie sein Körper leblos zu Boden fiel. Die Zeit stand für einen Moment, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte, still. Dann kam der Sog. Die Ketten zerrten erbarmungslos an seiner schwindenden Existenz. Sein Ich, das dabei war, sich in allem aufzulösen, wurde wieder in seinen Körper gepresst. Er fühlte das Bersten, die gesamte Energie des Universums auf einem Punkt, wie sie in ihm pulsierte, bis kein Raum mehr da war und sie sich in einer Explosion in seinen Körper ergoss.
Er stöhnte. Es hatte wieder nicht geklappt. Er war immer noch oder schon wieder am Leben, und schlimmer noch, er gehörte jetzt zu ihnen. Auch ihr heiliger Dolch hatte ihn nicht erlösen können. Er wollte die Augen nicht öffnen. Was war er nun?
„Erhebe dich! Diene dem Großmeister, auf dass unser Orden zu alter Stärke findet im Kampf gegen die zersetzenden Mächte! Für die Weltenwende!“
„Für die Weltenwende!“, schallte es im Chor.
Ach ja, er war jetzt Mitglied des Armenen-Ordens oder Ähnliches. Er würde sich näher damit beschäftigen müssen. Schwerer, als in diese Kreise aufgenommen zu werden, war nur, wieder herauszukommen. Fände er auch hier nichts, das die Macht hatte, seinem schmerzerfüllten Dasein ein Ende zu bereiten, würde er sich überlegen müssen, wie er sie loswerden konnte. Ohne ein Massaker zu veranstalten. Ob ein weiterer Tod ausreichen würde? Die Zeit würde es zeigen. Er könnte ein wenig Ablenkung von der Ewigkeit in Schmerz vertragen. Alles war besser als Resignation.
Hoffnung jedoch war ein zweischneidiges Schwert, das seine vergiftete Klinge umso tiefer in das Fleisch seines Opfers bohrte, je größer sie war. Er kannte den Geschmack der Verzweiflung, wenn die Flamme der Hoffnung erlosch und die Dunkelheit schwärzer und bedrohlicher wiederkehrte. In solchen Momenten war das Tier in ihm stark, drohte ihn zu übermannen und ihn gänzlich zu verschlingen. Es gab Mittel und Wege, es im Zaum zu halten. Er musste ein Grinsen unterdrücken und war froh, dass sie ihm bei dem Aufnahmeritual die Hose gelassen hatten. Der Gedanke an die Jagd, die Augen seiner Beute verschleiert von einer Mischung aus Angst und Verlangen sowie der wilde Sex, wenn sie sich ihm ergaben, erfreuten den Mann und das Tier.
Seine nackte Brust hob und senkte sich schneller. Sein Puls raste. Er spürte die Erregung des Tieres und spannte seine Muskeln an, als das Blut schneller durch seine Adern rauschte.
Während sonnengebräunte Haut jeden in der Dunkelheit verirrten Lichtstrahl einfing, saugten schwarze Male, mit giftigen Nadeln tief unter die Haut gestochen, die Dunkelheit auf. Sich von seinem Handgelenk über den Arm hochschlängelnd, fraßen sie sich unmerklich mit jedem Herzschlag ein Stück weiter durch die bronzene Haut.
Er hob den Kopf gen Himmel und schickte ein lautloses Brüllen seiner Seele in die Nacht. Die Pupillen seiner Augen verengten sich zu Schlitzen. Er musste seinen Puls beruhigen, tief ein- und ausatmen!
Den Blick wieder gesenkt, erhob er sich und schritt durch die Reihe von Menschen, die nicht ahnten, wie nahe sie daran waren, von einer wilden Bestie zerfleischt zu werden. Er wich den Blicken der gesichtslosen Männer aus, die sich unter den Kapuzen ihrer Kutten versteckten.
„ Konzentriere dich!“ - Wie viele Massaker standen noch zwischen ihm und dem Wahnsinn? Das Blut war schwer wieder aus dem Fell herauszubekommen – und dieser Geruch! Wochenlang hatte er ihm in der Nase gehangen. Hätte einer den Angriff des wilden Panthers überlebt, hätten sie ihn zu einem Dämon oder zu ihrem Gott erklärt, da war er sicher.
Er musste sich beruhigen. Wenn er sich jetzt verwandelte, würde es keine Überlebenden geben, und seine Chance, einen Weg zu finden, seinem erbärmlichen Dasein ein Ende zu bereiten, wäre dahin. Vielleicht für immer. Wenn die Dämonenjäger keine Waffe hatten, die ihm die so erhoffte Ruhe bringen konnte, blieb ihm nur die Ewigkeit im Meer des Wahnsinns.
Er presste die Nägel gegen seine Handflächen. Zu Krallen gestreckt und gekrümmt gruben sich die Spitzen in sein Fleisch und Blut lief über seine Hände. Es war warm. Sein Blut war wieder warm. Es lief über den Ring, ein kaum sichtbares Dreieck mit einem Auge in der Mitte eingraviert.
„ Die Bruderschaft der Armenen sucht nach dem, was dem Panther den Tod bringen wird “, hallten Akikos Worte in seinem Kopf. Der kleine Körper gekrümmt und zitternd in seinen Armen, hatte ein Chor aus tausend Stimmen zu ihm gesprochen. Die Götter hatten ihn endlich erhört, und es war ihm egal, welche Götter. Er hatte den weiten Weg von Japan nach Deutschland zurückgelegt und würde dem Orden den Panther geben, wenn sie die Waffe gefunden hatten, die ihn erlösen konnte. Während der Mann berauscht war von dem Gedanken an seinen eigenen Tod, trachtete das Biest in ihm nach dem Leben anderer. Jagen, hetzen, eindringen, zerfleischen ... der Geschmack von Blut ...
Bonn, Oktober 2010
Wie der neue Job wohl war? Ob die Kollegen nett waren? Diese und viele andere Gedanken flogen Lina durch den Kopf, als ihr Herz schneller klopfte und ihre Handflächen schwitzten. Das war nicht gut. Am ersten Arbeitstag war die erste und einzige Aufgabe des Neulings, jedermann die Hand zu schütteln. Wenn sie da schon negativ auffiel ... Schnell wischte sie, hoffentlich unbemerkt, die Hände an ihrem Rock ab. Er war nicht teuer gewesen, saß aber gut.
Sie schaute den Leuten zu, wie sie durch die Tür gingen, sich grüßend zunickten, müde „Morgen“ zu murmelten und ihr ab und an einen neugierigen Blick zuwarfen. Sie wurde ein wenig unruhig. War der Rock zu kurz? Wieso musste das dumme Ding auch immer höher rutschen?
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