»Hi, Mum, wie war dein Tag?«, empfing mich mein Sohn überschwänglich warmherzig. Ein Zeichen dafür, dass sich sein Taschengeld dem Ende zuneigte.
»Wie viel?«
»Ich wollte mit Roy und Peggy ins Kino …«
»Kenne ich den Film?«
»Timmys Dreamworld.«
»Und wie lautet der deutsche Titel?«
»Das ist der deutsche Titel, Mum.«
Mit einem knirschenden Dreh schaltet ich das Radio ein, um mir die Nachrichtensendung anzuhören.
» … eine ethnische Expatriierung … die DSGVO verlangt … die BIVS stellte fest … multifunktional agierende, von Doppelstaatlern unterstützte … «
»Kauderwelsch«, protestierte ich und schaltete den Empfänger wieder aus. Ich gab es zu. Der Fremdwörter-Dschungel war nicht etwas, wo ich mich heimisch fühlte.
Mein Sohn, der Abiturient, sah zu mir herüber. »Das kommt nur daher, weil du einige Fremdwörter nicht verstehst.«
»Einige?! Fremdwörter sind was für Wichtigtuer. Ich komme ohne aus.«
»Aber du benutzt doch auch fremde Ausdrücke. Zigarette, Schokolade oder Telefon zum Beispiel. Und nicht jeder, der mehr Fremdwörter als du beherrscht, muss ein Angeber sein.«
»Jedenfalls besteht auch die Möglichkeit, sich klar und deutlich auszudrücken. Idiotensicher sozusagen.«
»Du meinst stümperhaft? Für jeden Dummkopf verständlich? Idiot ist nämlich ebenfalls ein Fremdwort. – Wörter zu übersetzen ist eine Sache. Deren Bedeutung zu begreifen, eine andere. Im Übrigen muss man nicht gleich jeden verstehen, nur weil er kein Fremdwort benutzt.«
»Was soll ich also deiner Meinung nach tun?«
»Ausdrücke, die du nicht kennst, aufschreiben. Später erkundigst du dich, welche Bedeutung sie haben.«
»Dann habe ich den Zusammenhang vergessen.«
»Moment mal«, sprach mein Sohn. »Da gibt es auch ein Wort, das ich nicht kenne.« Er verschwand und kam gleich darauf mit einem Wörterbuch zurück. Eifrig blätterte er darin herum. »Verworrenes, unverständliches Sprechen«, zitierte er schließlich.
»Welches Wort meinst du?«, wollte ich wissen.
»Kauderwelsch.«
Ich nahm das Wörterbuch und steckte es in die Handtasche. Dann lächelte ich meinem Sohn zu. »Prophylaktisch.«
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