Reinhold Vollbom
Grüße von Charon
Kriminalgeschichten 6.Gruß
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Inhaltsverzeichnis
Titel Reinhold Vollbom Grüße von Charon Kriminalgeschichten 6.Gruß Dieses ebook wurde erstellt bei
Hinweis zum Titel Grüße von Charon Hinweis zum Titel Grüße von Charon In der griechischen Mythologie ist Charon der düstere, greise und unbestechliche Fährmann, der die Toten in einem Binsenboot über den Fluss Acheron (andere Fluss-Namen sind Lethe und Styx ) zum Eingang des Hades (Unterwelt) übersetzt. Auf die Fähre durfte nur, wer die Begräbnisriten empfangen hatte. Die Überfahrt musste mit einer Geldmünze bezahlt werden. Die Münze wurde den Toten unter die Zunge gelegt.
Alles im Plan
Heißes Eis
Tödliche Eifersucht
Jeder Fall ist anders
Das Ende der Suche
Geld und Verwandtschaft
Mehr Schein als Stein
Verschenkte Jahre
Der Stich im Rücken
Der Maulwurf
Im freien Fall
Der Verdacht der Tante
Später Dank
Gefährliche Infektion
Der falsche Täter
Ausgetrickst
Zwei Verdächtige
Betrug mit Hindernissen
Der Hellseher
Ninas letzter Coup
Nebel auf Amrum
Verzögerte Abreise
Der zweite Sieger
Wenn Liebe tötet
Doppeltes Spiel
Es passierte auf Mallorca
Ein neues Leben
Falsche Hoffnung
Späte Reue
Verhängnisvolle Leidenschaft
Impressum neobooks
Hinweis zum Titel Grüße von Charon
In der griechischen Mythologie ist Charon der düstere, greise und unbestechliche Fährmann, der die Toten in einem Binsenboot über den Fluss Acheron (andere Fluss-Namen sind Lethe und Styx ) zum Eingang des Hades (Unterwelt) übersetzt. Auf die Fähre durfte nur, wer die Begräbnisriten empfangen hatte. Die Überfahrt musste mit einer Geldmünze bezahlt werden. Die Münze wurde den Toten unter die Zunge gelegt.
Der Essensgeruch, in der Gefängnisküche, hing wie schwere Wolken in dem großen verwinkelten Raum. Die Mahlzeiten waren ausgegeben. Klaas Berker, seit einem Vierteljahr als Aushilfe in der Küche tätig, war mit dem Koch allein. Zwei, drei Sekunden kreuzten sich ihre Blicke. Dann lief alles nach einem genau festgelegten Schema ab.
Blitzschnell hob der Koch den Deckel von einem der leeren Abfallbehälter. Etwas umständlich zwängte sich Klaas Berker in die Tonne. Gleich darauf legte der Küchenmeister eines der Schneidebretter obendrauf. Kaum das er die Reste der Gemüsezubereitung darin entleert hatte, öffnete sich die hintere Küchentür.
»Ist Berker schon wieder auf Toilette?«, wollte der Wachmann wissen und sah hierbei in die Tonne, die neben dem Koch stand. Nachdem der Angesprochene nickte, gab der Beamte die Mülltonne zum Verladen frei.
Klaas Berker musste in seinem unbequemen Versteck nicht lange warten, bis sich das Müllfahrzeug vom Gefängnishof entfernte. Die scharfe Rechtskurve, gleich hinter der Gefängnisausfahrt, half ihm bei der Orientierung. Gleichzeitig war sie das Signal sein Schlupfloch zu verlassen. Die Ladefläche war abgedeckt, so dass er unbemerkt aus der Tonne herauskrabbeln konnte. Er schob die Plane ein wenig zur Seite. Auf seinen Lippen lag ein Lächeln. Der Tipp vom Koch war gut. Alles lag bisher im Plan.
Er riss sich gleich aus den Träumen. Jede Sekunde war kostbar. Dann fing er an, den Inhalt der Abfalltonne vom Wagen zu werfen. Es dauerte nicht lange, bis der Fahrer anhielt. Neugierig begab er sich nach hinten. Er schob die Plane zur Seite. Kaum das er dies tat, erblickte er plötzlich das dunkelgraue Metall eines Küchenmessers.
»Halt die Klappe und warte hier, bis man dich findet«, herrschte Klaas Berker ihn an. »Klar?!« Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er den Platz des Fahrers ein und ließ diesen verdutzt zurück.
Es waren noch keine fünf Minuten vergangen, als auf seiner Straßenseite eine Imbissbude auftauchte. Gleich dahinter befand sich ein Parkplatz. Der Koch hatte recht, überlegte er schmunzelnd. Er fuhr auf den Platz und stellte das Fahrzeug direkt neben dem einzigen dort stehenden Wagen. Damit versperrte er die Sicht vom Auto zur Imbissbude.
Nun konnte er ein Grinsen nicht vermeiden. Im Kraftfahrzeug saß nur die Beifahrerin. Der Zündschlüssel steckte. Mit wenigen energischen Worten dirigierte er die weibliche Person in sein Fahrerhäuschen und schloss dies ab. Einen Augenblick später war er auf dem Weg zum nächsten Autobahnanschluss. Nun fast übermütig laut vor sich hin lachend, stellte Klaas Berker beruhigend fest, dass alles im Plan lag.
Mit normaler Geschwindigkeit lenkte er den Wagen in Richtung seines Ziels, vorbei an der Autobahnauffahrt. Ein Blick auf die Uhr im Armaturenbrett. In etwa fünfundvierzig Minuten würde er dort sein, überlegte er.
Eine knappe Stunde später steuerte er den Wagen von der Landstraße auf einen schmalen Seitenweg. In Sichtweite befand sich ein Gebäude. Halb Haus, halb Stall. Kurz vor dem Coup hatte er seiner Bekannten das Geld gegeben, das entlegene und verfallene Bauwerk zu kaufen. Hier hatte er die gestohlenen Geldscheine deponiert. Erst, wenn Gras über die Sache gewachsen wäre, hätte er es abgeholt. Er konnte es hier solang liegen lassen, bis er aus dem Knast kam. Falls man ihn erwischen sollte. Was leider passierte, stellte er fest.
Klaas Berker parkte den Wagen hinter dem Haus, damit er von der Straße aus nicht gesehen werden konnte. Langsam, eher behäbig, stieg er aus dem Auto. Nicht weit von der Haustür entfernt hob er einen Stein an, nahm den Schlüssel, der darunter lag und öffnete die Tür. Sicherlich wäre es für einen Fremden ein Leichtes gewesen eines der Fenster einzuschlagen und die Hütte zu betreten. Aber in diese langweilige Gegend verirrt sich so schnell niemand.
Gemächlich schritt er ins Haus. Dann betrat er den einzigen Raum, der für ihn von Interesse war. Die Küche. Vor dem alten Herd, mit den gusseisernen Ringen obendrauf, blieb er stehen. Dann glitt sein nachdenklich schmunzelnder Blick zur Kaminklappe, neben dem Küchenherd. Vorsichtig öffnete er die quietschende Klappe.
»Hier also hast du das Geld versteckt«, ertönte plötzlich eine Männerstimme, mehrere Meter hinter ihm. Kommissar Palmut sah ihn mit einem zufriedenen Lächeln an.
Klaas Berker blickte mit weit aufgerissenen Augen zu dem anderen hinüber. Bevor er antworten konnte, wurde er von dem Kriminalbeamten zur Seite gestoßen.
»Tja, Berker, deine ganze Flucht war von uns inszeniert. Und in dem Wagen, auf dem Parkplatz, war ein Peilsender eingebaut.« Bei diesen Worten griff der Kommissar in den Schacht des Schornsteins. Nach einigem Tasten zog er überrascht einen Briefumschlag heraus. Grübelnd faltete er das darin befindliche Stück Papier auseinander und las die mit Schreibmaschine geschriebenen Zeilen laut vor: Tut mir leid, Klaas, aber die Luft ist mir hier zu heiß geworden. Jetzt, wo du den Brief liest und aus dem Knast heraus bist, sind wahrscheinlich weit über zehn Jahre vergangen. Die Versuchung war zu groß deinen Anteil liegen zu lassen. Außerdem hast du dich in den Coup kaum eingebracht. Versuche nicht mich zu finden. Meine Fährte ist für dich und die Polizei verwischt. Mach es gut.
»Mistkerl«, schrie Klaas Berker ärgerlich.
»Also doch«, knurrte Kommissar Palmut. »Wir waren uns nie sicher, ob du den Coup allein oder mit einem Komplizen gedreht hast. Du siehst, dein Schweigen bei den Vernehmungen wurde bestraft. Wer hat die Zeilen geschrieben, Berker?«
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