Hans Müncheberg - Ein Sender für Deutschland?

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Hans Müncheberg, Jahrgang 1929, hat von 1953 bis 1992 als Dramaturg und Autor die Entwicklung des Fernsehens in der DDR miterlebt. Er erzählt von Höhen und Tiefen in der Arbeit, von zahlreichen Begebenheiten vor und hinter der Kamera und von politischen Vorgaben, die zunehmend das Fernsehprogramm mitbestimmten.
Dieses Buch ist eine ergänzende Überarbeitung des 2000 im Verlag Das Neue Berlin erschienen Bandes
Blaues Wunder aus Adlershof
Der Deutsche Fernsehfunk
Erlebtes und Gesammeltes

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Hans Müncheberg

Ein Sender für Deutschland?

Konzeption und Realität des Deutschen Fernsehfunks

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis Titel Hans Müncheberg Ein Sender für Deutschland - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Hans Müncheberg Ein Sender für Deutschland? Konzeption und Realität des Deutschen Fernsehfunks Dieses ebook wurde erstellt bei

Einige persönliche Vor-Sätze

1. Kapitel: Zur tele-visionären Vorgeschichte

2. Kapitel: Das offizielle Versuchsprogramm und die "kleine" Form

Wenn der Zufall zu Hilfe kommt...

Ein Aprilscherz und seine Folgen

3. Kapitel: Gemeinsame Erfolge – einsamer Sturz

Adlershof lag im Windschatten der Ereignisse

Eine erste TV-Leistungsschau

Als ob eine alte Rechnung präsentiert würde

4. Kapitel: Auf dem Weg zur »großen« Form

Eine Grenze wird überschritten

Ausbau der Technik und des Programms

Experimente auf neuen Wegen

Ein neuer Chef kommt selten allein

Auf dem Weg zur Professionalisierung

5. Kapitel: Das offizielle Versuchsprogramm will die Studioenge überwinden

Die Studioenge und die Ausnahmen von der Regel

"Flax und Krümel" erobern nicht nur den Bildschirm

Wie Geduldetes und Gefördertes zusammenfanden

Wir erlebten unser »blaues Wunder«

6. Kapitel: Ein autonomes Fernsehsystem etabliert sich

Auch Ansprüche haben eine Rangfolge

Wie Schauspieler zu Fernsehlieblingen wurden

Sendungen zum Wissen und Wünschen

Endspurt für das Versuchsprogramm

7. Kapitel: Der DEUTSCHE FERNSEHFUNK - Ein Programm für alle Deutschen

Die Fernsehdramatik erhält Vorrang

Internationale Vernetzungen und Verstrickungen

Vom Wert einer wirkungsvollen Bildsprache

Ein Programm für den Alltag der ganzen Familie

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Hoffnungen und Illusionen

Eine Herausforderung und die Folgen

8. Kapitel: Der DFF auf dem schwierigen Weg in die Realität

Was aus dem sendefreien Montagabend wurde

Technische und andere Premieren

Verbindungen und Trennungen

„Das Wagnis der Maria Diehl“

Es war zum Lachen und zum Weinen

Warum "Opfer" geopfert wurde

9. Kapitel: Das Fernsehen wird Massenmedium / Neue Reihen und neue Konsequenzen

Humor war eingeplant

Das Prinzip der Reihe setzt sich durch

Eine Demission und ihr Hintergrund

10. Kapitel: Mehrteiler als Konterprogramme; Steine auf dem Weg zum menschlichen Sozialismus

Experimente auf dem Bitterfelder Weg

Momente der Hoffnung auf politischer Bühne

Der dramatische Held ist Parteisekretär

Experimentelles und Dauerhaftes für kleine Zuschauer

Weihnachtliche und andere Leistungen

11. Kapitel: Steine auf dem Weg

Ein erfolgreiches Wochenschema

Dem »sozialistischen Frühling« folgte eisiger Herbst

Nicht nur ein Sonntag im August

12. Kapitel: Vom Kampf um Antennen und Köpfe

Ein ernster Zwischenfall

Ein Festprogramm und verletzte Konventionen

13. Kapitel: Zwischen Kunst und Agitation; Zugriffe, Eingriffe, Missgriffe

Gegenwartsdramatik auf dem Instanzenweg

Richtlinien und Unsicherheiten

Sehnsucht nach der großen Harmonie

Schwierigkeiten beim Akzeptieren der Realität

14. Kapitel: Verunsicherungen / Ein Versuch, neuer Enge zu entkommen

"Täter kommen nicht aus der Arbeiterklasse!"

Nach dem 11. Plenum

Neue Aufgaben - neue Hoffnung

Auch »Anleitung« will gut organisiert sein

Angepackt und weggepackt

15. Kapitel: Ein STAATLICHES KOMITEE FÜR FERNSEHEN

Der unruhige Sommer 1968

Der kurze Draht zur Macht

Ein Bericht von der Peripherie

Ost-West im Klassenkampf

Alles für das Festprogramm

Farbig vom zweithöchsten Fernsehturm der Welt

16. Kapitel: Das Ende des DFF - das Ende einer Konzeption

Machtkampf und Deutschlandpolitik

Nicht nur fernsehdramatische Akzente

Vorbereitung und Auswirkung des VIII. Parteitages

17. Kapitel: Es war mehr als ein Abschied vom Namen

Letzter Bericht von der Peripherie

Was nach dem DEUTSCHEN FERNSEHFUNK kam

Anmerkungen:

Impressum neobooks

Einige persönliche Vor-Sätze

Vom ersten Tag an war ich nicht beim Adlershofer Fernsehen. Wer war es schon, ist dabei geblieben und weilt noch unter den Lebenden?

Außerdem: Welcher Tag ist der erste gewesen? War es der 30. Oktober 1949, als die Projektierung eines Fernsehzentrums für Berlin begann? War es der 4. Juni 1952, als regelmäßige Testsendungen so provisorisch wie überraschend ausgestrahlt werden mussten? Könnte es nicht mit mehr Berechtigung der 21. Dezember 1952 gewesen sein, als das offizielle Versuchsprogramm eröffnet wurde?

Aus bundesrepublikanischer Sicht wird meist ein späterer Termin genannt, der dritte Tag des Jahres 1956, der Tag, an dem das FERNSEHZENTRUM BERLIN unter dem neuen Namen DEUTSCHER FERNSEHFUNK offiziell begann, ein reguläres Programm über mehrere Sendetürme und manche Grenze hinweg zu verbreiten.

Dass noch vor Weihnachten 1952 von Adlershof aus das Fernsehen senden würde, hatte ich bereits Ende November gehört. Hermann Rodigast, zu diesem Zeitpunkt erster und einziger Dramaturg des FERNSEHZENTRUMS , war in das Spielfilmstudio der DEFA gekommen, um technische und personelle Unterstützung für geplante filmische Vorproduktionen des künftigen Senders zu vereinbaren. Bei dieser Gelegenheit besuchte er dann die gutbesetzte Dramaturgie des Studios, verbreitete die Kunde vom großen Experiment Fernsehen und versuchte, Mitstreiter zu gewinnen.

Seine Botschaft erreichte auch mich, der humorvolle Mann mit dem dröhnenden Lachen gefiel mir, aber meine Wünsche zielten in eine andere Richtung. Innerhalb der DEFA sollte ein Kinderfilmstudio gegründet werden. Für Kinder Filme voller Phantasie zu entwickeln, war eine Aufgabe, die mich mehr reizte. Wer mir in jenen Tagen prophezeit hätte, dass ich mich drei Wochen später beim Fernsehen bewerben würde, den hätte ich ausgelacht.

Der Wechsel von einem Betrieb des Landes in einen anderen erforderte, so waren damals die Regeln, die Zustimmung der jeweiligen Direktoren. Die DEFA-Studios galten als selbstständige Betriebe. Der von der SED-Spitze neu eingesetzte Hauptdirektor der DEFA, Hans Rodenberg, war für alle Studios zuständig. Ihn musste ich um Zustimmung bitten.

Am 15. Dezember 1952 durfte ich bei ihm vorsprechen. Er ließ mich meine Bitte formulieren und forderte mich auf, meinen Lebenslauf in allen wichtigen Stationen vorzutragen. Ich spürte, er wollte meine Aufrichtigkeit prüfen. Wieso hätte ich verschweigen sollen, was ich in fast jeden Fragebogen eintragen musste? Ich war Ostern 1940, mit zehn Jahren, von meinen Eltern auf die NATIONALPOLITISCHE ERZIEHUNGSANSTALT POTSDAM geschickt, dort als Jungmann bis zum April 1945 unterrichtet, ausgebildet, indoktriniert worden, um mit fünfzehn Jahren von meinem Anstaltsleiter, einem SS-Oberführer, ins letzte Aufgebot des groß-deutschen Reiches und in die Schlacht um Berlin befohlen zu werden. Noch am 2. Mai 1945, bei dem Versuch mit den letzten deutschen Einheiten nach Westen durchzubrechen, schwer verwundet, hatte ich nach und nach begreifen müssen, wie maßlos ich belogen worden war.

Der Hauptdirektor ließ mich aussprechen, atmete tief durch und fragte: "Hans Müncheberg, ist Ihnen jemals bewusst geworden, dass Sie neunzehnhundertfünfundvierzig hätten erschossen werden müssen?!"

Es war nicht, wie ich zuerst hoffte, ein seltsamer Scherz, seine Frage war bitterernst gemeint. Nach seiner Überzeugung hatte ich als Schüler einer NS-Eliteschule mit Kriegsende mein Leben verwirkt. Weil ich offenbar nicht begriffen hätte, dass mir mein jetziges Leben von der Roten Armee geschenkt worden sei, und weil ich dieses zweite Leben nicht mit der einzig denkbaren Konsequenz als Mitglied der SED für die Sache der Sowjetunion einsetzte, sei ich für ihn ein unverbesserlicher Faschist und gehörte nach Westdeutschland. Beim Kinderfilm hätte ich also nichts zu suchen.

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