Uwe Woitzig
Die Schatten des Glücks
Liebe, Sex und sonstige Katastrophen
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Uwe Woitzig Die Schatten des Glücks Liebe, Sex und sonstige Katastrophen Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1: Liebe und Tod
Kapitel 2: Endlichkeit
Kapitel 3: Hölle im Paradies
Kapitel 4: Im Reich der Sinne
Kapitel 5: Gefährliche Verwicklungen
Kapitel 6: Eine Orgie in Rot
Kapitel 7: Eifersucht und Lügen
Kapitel 8: Ein heimtückischer Überfall
Kapitel 9: Ein denkwürdiger Nachmittag
Kapitel 10: Eine bedingungslose Liebe
Kapitel 11: Eine folgenschwere Geste
Kapitel 12: Hass und Rache
Kapitel 13: Ent-täuschung
Kapitel 14: Glück und Unglück
Kapitel 15: Spiel mit dem Feuer
Kapitel 17: Blinde Leidenschaft
Kapitel 18: Spielball des Schicksals
Kapitel 20: Vaterliebe
Kapitel 21: Eine ungewöhnliche Reise
Kapitel 22: Sex und Magie
Kapitel 23: Motiv: egoistische Liebe
Kapitel 24: Die Illusion des Todes
Kapitel 25: Der Adel des Beiläufigen
Kapitel 26: Überwindung der Wächter
Kapitel 27: Determination und Karma
Kapitel 29: Freiheit und Glück
Kapitel 30: Abschied und Aufbruch
Kapitel 31: Zeit der Ungewissheit
Kapitel 33: Im Reich des Handelns
Kapitel 34: Turnstunden
Kapitel 35: Die Nagelfeile
Kapitel 36: Erfüllung der Wünsche
Kapitel 37: Trügerische Harmonie
Kapitel 38: Die Löwin
Kapitel 39: Spiegeleier und Speck
Kapitel 40: Der Gärtner
Kapitel 41: Transformation
Kapitel 42: Der schwarze Eros
Kapitel 43: Die vier Phasen des Sex
Kapitel 44: Ein gefährliches Spiel
Kapitel 45: Angekommen
Kapitel 46: Tragik und Irrtum
Kapitel 47: Ein glückliches Leben
Kapitel 48: Freude
Epilog
Impressum neobooks
Prolog Glück ist ein großes Thema der Menschheit. Warum sind so viele Menschen nicht glücklich? Wenn ein Kind geboren wird, ist es im Nabelzentrum, im Hara verwurzelt. Es wurde neun Monate durch die Nabelschnur ernährt und am Leben erhalten. Seine ganze Aufmerksamkeit ist auf diese Stelle seines Körpers konzentriert. Es atmet mit dem Bauch, es lebt aus dem Bauch. Der Kopf und das Herz spielen noch keine Rolle. Kopf, Herz, Hara – das sind drei wesentliche Zentren, Chakras, des Menschen. Das Nabelzentrum ist im Sein, das Herzzentrum im Gefühl und das Kopfzentrum im Wissen. Das Wissen ist am Weitesten vom Sein entfernt, das Gefühl ist ihm näher. Wenn das Gefühlszentrum fehlt, ist es schwierig, eine Verbindung zwischen Kopf und Hara, zwischen Wissen und Sein herzustellen. Ein Mensch, der liebt, kann leichter erkennen, dass er einfach nur Sein muss als ein Mensch, der durch den Intellekt lebt. Nach und nach entfernt das Kleinkind sich von dem Hara. Das Kind lernt die Liebe kennen. Das Herzzentrum des Kindes muss sich entfalten, damit es zum Bindeglied zwischen den beiden anderen Zentren werden kann. Wenn ein Kind in einer lieblosen Situation groß wird, dann kann sich das Herzzentrum nicht entfalten. Ohne einen Menschen, der es liebt und ihm Wärme und Geborgenheit spendet, wird sich sein Herzzentrum nicht entfalten. In erster Linie helfen die Liebe der Mutter oder des Vaters, dieses Zentrum zu entwickeln. Es ist aber in der gestressten westlichen Gesellschaft nicht leicht, eine liebesfähige Mutter und schon gar nicht, einen liebesfähigen Vater zu finden. Vielen Menschen fehlt daher das Liebeszentrum. Wenn ein Kind aber ohne Liebe aufwächst und kein entwickeltes Herzzentrum hat, wird es niemanden wirklich lieben können. Darum lebt fast die ganze Menschheit ohne Liebe und ist unglücklich. Aber es gibt Ausnahmen. Der Dokumentarfilm „Flucht aus dem Todeslager – Camp 14“ erzählt die Geschichte eines jungen Nordkoreaners namens Shi, der in einem Arbeitslager der kommunistischen Diktatur geboren und aufgewachsen ist. Um in so ein Lager eingesperrt zu werden, reicht es, beim nennen des Namens des Parteivorsitzenden das Wort „Genosse“ zu vergessen. Oder sich eine Zigarette mit dem Papier des Volksorgans zu drehen, wenn es in der Volksrepublik mal wieder keine Zigarettenfilter gibt. Die meisten Lagerinsassen wissen nicht, warum sie dort sind. Sie wurden eines Abends heimlich von der Geheimpolizei abgeholt und ohne Angabe von Gründen verschleppt. Ihre Verwandten und Nachbarn wurden nicht informiert. Niemand hatte eine Ahnung, was mit ihnen geschehen war. In diesen Lagern des Terrorregimes herrscht die totale Willkür der Wachen, die ohne Konsequenzen fürchten zu müssen über Leben und Tod der Insassen entscheiden. Beim geringsten Vergehen wird man erschossen. Eine junge Frau wurde vor den Augen des sechsjährigen Shi wegen des Diebstahls von vier Weizenkörnern öffentlich exekutiert. Ein ehemaliger Wärter berichtet in dem Film, dass er Gefangene erschoss, nur weil er keine Lust hatte, sie zu ihren Unterkünften zu bringen. Wenn er selbst sich nicht die Hände schmutzig machen wollte, befahl er acht Insassen, einen von ihnen zu töten. Hätten sie es nicht innerhalb einer Stunde erledigt, würde er sie alle erschießen. Ohne jeden Grund, nur aus einer Laune heraus. Die schönsten Frauen des Lagers wurden von den Wärtern regelmäßig vergewaltigt. Wurden sie schwanger, wurden sie aufgehängt und zu Tode gepeitscht. Alle Lagerinsassen arbeiteten von fünf Uhr morgens bis elf Uhr abends in einer Mine. Die Erwachsenen schlugen mit Hacken die Kohle aus dem Felsen, die Kinder mussten die zentnerschweren, mit Kohlestücken vollgeladenen Loren zum Ausgang schieben. Zu essen gab es jeden Tag zwei Maisklumpen mit Chinakohlsuppe. Ohne Ausnahme. Das ganze Jahr. Die Portionen waren viel zu klein und die Insassen hungerten. Viele starben wegen der unzureichenden Ernährung. Essen war ein großes Thema im Lager. Ein älterer Mitgefangener hatte Shi von gebratenen Hähnchen und gegrilltem Fleisch erzählt. Das wollte er auch einmal essen. Deswegen riskierte er die Flucht, obwohl er wusste, dass darauf die Todesstrafe stand. Shi lebt jetzt in Seoul. In der letzten Szene des Films steht er in einer U-Bahn und spielt mit seinem Handy. Im Hintergrund sieht man die Hochhäuser der Metropole Südkoreas, die in jeder Stadt der westlichen Hemisphäre stehen könnten. „Nur mein Körper lebt hier“, sagt Shi leise. „Ich kann mich nicht darin gewöhnen, dass hier alles mit Geld geregelt wird. Ich bin sehr traurig, weil ich die Unschuld meines Herzens verloren habe.“ Genau das ist der Punkt. Die Unschuld des Herzens bedeutet die Fähigkeit, zu fühlen, ein entwickeltes Herzzentrum zu haben. Im Lager war er der einzige Lebensinhalt seiner Mutter. Sie muss ihn abgöttisch geliebt haben. Und er sie. In jeder Sekunde ihres Zusammenseins hat sie ihn diese Liebe spüren lassen. Deswegen sehnt er sich ins Lager zurück. Ihrer beider Herzzentren waren weit geöffnet und ihre Energien strömten zueinander und verschmolzen. Die äußeren Umstände werden bedeutungslos, wenn man in der Liebe lebt. Aber in der westlichen Zivilisation, zu der auch das amerikanisierte Seoul gehört, wird das Kopfzentrum zum Mittelpunkt. Nur das Wissen, mit dem man zu Geld kommt, zählt. Das Herz wird nicht benötigt. Die Menschen sind entwurzelt und hasten falschen Idealen hinterher. Während der U-Bahn Fahrt erzählt Shi dem Filmteam, dass es in Seoul mehr Selbstmorde gibt als in dem Todeslager. Seine Augen leuchten, als er erklärt, dass die Menschen in dem Lager manchmal sehr glücklich waren. Ich kann das sehr gut nachvollziehen. Wie ein Krieger, der mit dem Schwert kämpft, haben sie keine Zeit zum Denken.
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