Nicole Beisel - Der Ruf des Albatros

Sie schauen sich die kleine Gästetoilette an, die sehr einfach gehalten ist. Sie bekommen so selten Besuch, dass dieser Raum fast schon überflüssig ist. Aber sie wollten einen solchen Raum im Haus haben, für alle Fälle. Sie gehen weiter, schauen in die Abstellkammer, in der Putzmaterial und Vorräte ihren Platz haben. Lediglich eine schwache, nackte Glückbirne spendet hier das nötigste Licht, das völlig ausreichend ist. Der nächste Raum, den sie betreten, ist die Küche. Ebenfalls sehr modern mit vielen Schränken und Schubladen, um all ihr Geschirr zu verstauen. Beide kochen sehr gerne, auch wenn sie nicht immer sehr viel Zeit dafür haben. "Ich liebe diese Sitzecke. Hier mache ich mir immer Notizen bezüglich der Häuser, die zum Verkauf stehen." Na immerhin, sie kann sich also doch noch erinnern. David hat ein wenig Angst vor dem, was ihm gleich noch bevorsteht und er ist sich sicher, dass es bereits im Wohnzimmer erste Anzeichen gibt, die Carolin auf etwas stoßen lassen, was sie in Angst versetzen könnte. Aber er kann sie schlecht einfach nach oben führen, um zuerst ihr großes Bad und ihr Schlafzimmer zu begutachten, anstatt hier unten noch schnell ins Wohnzimmer zu schauen, wobei auch das Badezimmer Hinweise versteckt halten könnte. Er könnte sie zwar einfach mit sich ziehen, aber was sollte er ihr erzählen? Es hat keinen Sinn, sie wird es sowieso gleich erfahren. Also auf geht's ins Wohnzimmer. Anfangs scheint ihr nichts aufzufallen. Sie gehen hinein, lassen einander los, Carolin scheint nicht mehr ganz so ängstlich und schüchtern zu sein. Sie lässt ihren Blick grob über die Einrichtung schweifen und lässt sich auf das Sofa plumpsen. David zuckt zusammen, als er sieht, dass etwas buntes, gummiartiges auf der Couch liegt und befürchtet schon, Carolin könnte durch ein Quietschen wieder aufgescheucht werden. Aber die Gummifigur bleibt stumm und es bildet sich auch keine Kuhle auf dem Polster. Es scheint, als wäre Carolin schwerelos, aber sie fällt seltsamerweise auch nicht auf den Boden. Sie sitzt tatsächlich und hat ein leichtes Lächeln im Gesicht, ein kleines Zeichen der Entspannung, als käme die Vertrautheit langsam zurück. Gleich wird sie es entdecken, das erste Anzeichen. Sie wird die Dinge sehen, die ihn verraten, die zeigen, dass es ihn gibt, dass er hier wohnt und dass er hier Zuhause ist. Bunte Dinge, die auf dem Boden liegen, Fotos, die an den Wänden hängen, herumliegende Kleidungsstücke, die weder ihr noch David passen.

Weil sie viel zu klein sind.

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