Elise kniff die Augen zusammen und schaute die Robbe prüfend an. Aber diese hatte verstanden und hob die Flosse wie zum militärischen Gruß.
»Warum hab ich nur das Gefühl, das du mich nicht ganz ernst nimmst? Das war ein hartes Stück Arbeit du Flutsch-Bonbon und du hast nicht mitbekommen, wie wir dein Fieber gesenkt haben. Hätte deine Kolonie keine Meldung gemacht, wärst du jetzt auf der letzten Seite der Nordsee Zeitung. Aber was erzähl ich dir? Undankbares Stück!«, schimpfte Elise. Robbi winkte flehend.
»Nein, nein, ich bin dir doch dankbar. Ich bin nur diese Hitze nicht gewohnt. Ich fror mir zu Hause ständig den Hintern ab und dann kam die Grippe. Und ich liebe Pinguine und überhaupt … «, stotterte die Robbe.
»Keine Pinguine! Du … keine Pinguine! Du nicht! Du Fisch mögen, Scampis und Nordsee-Zeug! Du sein Seehund! Du Heulboje!«, schnauzte Elise.
»Heuler, Elise. Er ist ein Heuler!«, konterte Sandra.
»Wo ist hier ein Hund? Hab ich was verpasst?«, kläffte Jamie und kam um die Ecke gerannt. Elise tätschelte ihm wohlwollend auf den Kopf und vergaß die Kopfnuss anschließend nicht. Jamie kläffte sie sauer an.
»Da Hundchen im Wasser. Mach fein Sitz, du Heulboje«, kreischte Elise vergnügt. Jamie leckte sich verlegen über die Schnauze. Er kapierte gar nichts. Seit wann gab's Hunde im Wasser? Dann noch in Luftballon-Form mit Flosse?
»Ich glaub, wir haben Robbi erst einmal genug verwirrt. Ich nenne dich einfach Robbi und deiner Familie geben wir auch noch Namen. Die sind ja schon in der Bucht und denen geht’s gut. Morgen lassen wir dich dann zu Gerda raus und dort ist deine Wohnung auch schon fertig eingerichtet. Fisch ist reichlich vorhanden und dann üben wir täglich zusammen, bis du dich und deine Familie selbst ernähren kannst«, erklärte Sandra der Robbe. Die Robbe nickte dankend und versank dann im Becken. Sandra fasste Elise an den Schultern, drehte sie herum und schob sie zum Ausgang. Elise stemmte die Füße in den Boden und ließ sich auf den Fersen vorwärts schieben.
»Madam ist wohl heute mal wieder äußerst lustig gestaltet? Ich mach jetzt Feierabend und lasse mir einen Möwencaipy kredenzen«, sagte Sandra vor sich hin. Kaum ausgesprochen rannte Elise wie von der Tarantel gestochen los und flog Richtung Wohnanlage. Sandra schloss die Station, grinsend ab.
*
»Endlich Feierabend«, rief Thomas aus dem Wohnzimmer heraus. Sandra kam gerade mit Elise und Jamie auf die Terrasse. Thomas brachte gefüllte Gläser heraus und steckte in jedes einen Strohhalm. Ein Blubbern verriet sofort, wer als Erstes an seinem Glas zog. Thomas wusste, er musste umgehend in der Küche, Nachschub holen. Elise zog ihr Glas bis auf den Grund leer. In der Küche hörte er ein Möwenbäuerchen, von der Terrasse, welches sich gewaschen hatte. Das war vollkommen normal. Damit lebte man, wenn man Elise kannte. Er musste jetzt nur verhindern, dass sie genau dieses Detail nicht umgehend als Gruß ins Internet stellte. In letzter Zeit musste er sehr viel, auf ihren Seiten löschen. Peinliche Details waren von ihr, über die anderen herausgeplaudert worden. Auch Details über Thomas' Badehose. Sie erzählte einfach alles und bedachte nie, dass auch er eine Privatsphäre beanspruchte. Er hatte neulich seine Badehose verlegt. Sie war nach dem Waschen in einem anderen Korb gelandet. Das merkte er aber erst an der Bucht bei Sam. Da die Bucht versteckt lag und so gut, wie keine Touristen auf der Insel waren, konnte man prima Nacktbaden. Das aber, war für Elise mal wieder ein Grund, dies für ihre neuesten Nachrichten zu verwenden. Sie berichtete von einem Wesen, welches wie ein Affe behaart war und alles auffraß, was ihm in den Weg kam. Ein brüllendes, wildes Wesen. Selbst Sam geriet in Gefahr. Elise musste mit einem Alien kämpfen und rettete ihre Kreditkarten vor dem Ungeheuer. Sie hatte Angst um ihr Möwenleben und konnte am Ende des wilden Kampfes, ganz Elise Eiländ retten. Das Ungeheuer war nun in einem Käfig eingesperrt und wartete auf seine Hinrichtung. Wie gut, das Thomas eine Art Alarm auf Elises PC eingerichtet hatte und wie gut, dass er umgehend handeln konnte. Und wie gut, sehr, sehr gut, dass Elise nichts über Thomas Körperteile gepostet hatte! Das hätte noch gefehlt. Zum ersten Mal, nach dieser Aktion, sprach Thomas drei lange Stunden nicht mit ihr. Das war ihr eine Lehre. Sie vernahm auch, dass er ihre Seite bei Fäsbuck gelöscht hatte. Überhaupt hatte er alle Profile gelöscht. Sie wollten ihre Ruhe haben und kein Mensch sollte Einblick in ihr Leben bekommen. Es reichte vollkommen, dass sie ihre Homepage hatten und diese nutzte Elise schon vollkommen aus.
»Morgen früh werde ich Robbi zu Gerda rüber bringen. Er kann sich an die Gegend gewöhnen und erst mal, einen Probe-Tag einlegen. Mal sehen, wie sich die beiden vertragen. Wenn alles gut geht, dann können die anderen mit eingefügt werden. Das sollte aber eine Ausnahme bleiben. Die Seehunde sind hier eigentlich nicht heimisch. Sollte es schief gehen, müssen sie wieder zurück«, sagte Sandra. Es gab wieder ein schreckliches Geräusch am Tisch. Es hörte sich an, als wäre der größte Staubsauger der Welt auf Laminat haften geblieben.
»Eliseeeee!«, riefen alle. Es machte plopp und der Strohhalm blieb am Schnabel von Elise hängen. Sie warf ihren Kopf hin und her, als wäre sie verzweifelt. Sie verdrehte ihre Augen. Bis Jamie ein Stück Melone aus der Obstschale nahm und ihren Kopf traf.
»Kööööter!«, rief Elise. Es sah zu köstlich aus, wie das Stück Melone in ihrem Haaransatz haften blieb. Thomas schüttelte mit dem Kopf.
»Ihr zwei! Ihr gehört ebenfalls in eine Station für besondere Fälle. Hoffentlich muss ich nicht mal alleine mit Sandra nach Deutschland. Ihr beide, hier alleine, bedeutet den Weltuntergang«, schimpfte Thomas. Die Sonne ging unter und alle schauten verträumt zu, wie der rote Ball langsam im Meer versank.
»Dieser Anblick, ist einfach unbezahlbar«, schwärmte Thomas leise in den Wind.
»Mit deiner Kreditkarte ist das möglich, mein Schatz!«, flüsterte Elise zärtlich und legte ihren Kopf an seine Schulter. Thomas grinste breit und sog die Abendluft tief ein.
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