Miriam Pharo - Von Möpsen und Rosinen

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Lucio Verdict hat alles verloren: seinen Job als Spion, seine Glaubwürdigkeit und seine Geliebte Kaori. Mit etwas Geld, zwei Koffern und Kaoris kleinem Sohn Shou strandet er im Münchner Umland des Jahres 2066, wo die Gesichter der Hundertjährigen so glatt sind wie Alabaster und bewaffnete Blumenmädchen für die Sicherheit sorgen. Bei seinen Ermittlungen bekommt es der frischgebackene Privatdetektiv unter anderem mit einem explosiven Mops, einer tollwütigen Oma und einer Rosine im Trenchcoat zu tun. Und er trifft eine alte Freundin wieder, die nicht vor Mord zurück schreckt …
Enthält die Episoden «Jimmy der Mops», «Frikassee zum Frühstück», «Trouble in the Bubble», «Doktor Wo» und «Ratte im Schlafrock».

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Miriam Pharo

Von Möpsen und Rosinen

Inhaltsverzeichnis

Titel Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Impressum Impressum

Widmung Widmung FÜR DIE LIEBE MEINES LEBENS

Jimmy der Mops Jimmy der Mops

Frikassee zum Frühstück Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Trouble in the Bubble Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Doktor Wo Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Ratte im Schlafrock Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Glossar Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Danksagung Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Sektion 3/ Hanseapolis-Romane Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Sektion 3 / Hanseapolis Band 1: Schlangenfutter (Leseprobe) Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Kurzgeschichten Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Impressum Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Impressum neobooks Miriam Pharo Von Möpsen und Rosinen

Impressum

Pharo, Miriam: ISAR 2066 – Von Möpsen und Rosinen

Originalausgabe

Cover Design by James, GoOnWrite.com

Korrektorat: Astrid Ann Jabusch

© Miriam Pharo, München 2013

Alle Rechte vorbehalten

http://www.miriam-pharo.com

ISBN-13 der Paperbackausgabe: 978-1492274100

Widmung

FÜR DIE LIEBE MEINES LEBENS

Jimmy der Mops

1. Ein Schmiss im Antlitz

„Oaschloch!“ Als Jimmy der Mops mein Büro entert, bin ich gerade dabei, die letzte Kiste auszupacken. Den blank polierten, schwarzen Schreibtisch zieren bereits eine polyforme Lichtskulptur und ein Hacker-Tablet. An den unsichtbaren Halterungen rundum reiht sich MiniCube an MiniCube – noch sind die Datenspeicher leer – und neben der Eingangstür hängt ein Panel mit den Hologrammen der am höchsten dotierten Verbrecher der Europäischen Föderation. Mit etwas Glück kreuzt einer dieser grimmig aussehenden Jackpots schon bald meinen Weg. Das Bullauge hinter dem Schreibtisch bietet freie Sicht auf die gelb verhangenen Berggipfel, vorausgesetzt eine Expressbahn jagt nicht gerade lautlos vorbei, was exakt alle sechsundsiebzig Sekunden geschieht.

In der Regel bedarf es einigem, um mich zu verblüffen. Jimmy gelingt das auf Anhieb. Wie ein Poller steht er mitten im Raum, klein und gedrungen, die Hände in die Seiten gestützt. Sein Gesicht ist mit roten Flecken übersät und er scheint kurz vor der Explosion zu stehen.

„So a bleeds Oaschloch!“, bellt er noch einmal für den Fall, dass ich schwerhörig bin. Als ich immer noch nicht reagiere, seufzt er hörbar. „Ich will wissen, welcher Mistkerl das getan hat!“ Bei diesen Worten reißt er sein Hemd auf und zeigt auf seinen Solarplexus, in dem ein fünf Zentimeter langer Bolzen steckt. „Das ist doch Ihr Job oder?“, brüllt er weiter.

Ich nicke und versuche das Klingeln in meinen Ohren zu ignorieren.

„Gut!“ Er wirkt erleichtert. „Ich kann Ihnen nur fünfhundert zahlen!“

Ich verziehe keine Miene. Die Monatsmiete für das Büro allein beträgt zweitausend Eurodollar, obwohl es sich im wenig glamourösen Außengürtel der Biosphäre befindet. Andererseits ist der Poller mein erster Klient. Sollte ich die Sache also nicht vermasseln, und das werde ich nicht, könnte das weitere Aufträge nach sich ziehen.

„Tut es weh?“, frage ich und zeige auf den Bolzen.

„Ja, Zefix!“

„Wie ist das passiert? Und könnten Sie bitte etwas leiser reden, sonst steht gleich die Security auf der Matte.“

„Geht nicht!“ Seine Augen drohen aus ihren Höhlen zu fallen. „Rede ich mit normaler Stimme oder versuche den Bolzen zu entfernen, detoniert das Teil!“

Unwillkürlich trete ich einen Schritt zurück. „Sie machen Witze.“

„Sehe ich vielleicht so aus?!“

„Werden Sie erpresst?“

„Nein! Keine Ahnung, was die Schweinerei soll! Heute Morgen bin ich mit diesem Ding da aufgewacht und daneben lag ein handgeschriebener Zettel!“

„Handgeschrieben?“ Das ist ungewöhnlich. „Haben Sie ihn dabei?“

Wortlos fischt er einen durchsichtigen Beutel mit einem Zettel aus der Tasche und reicht ihn mir. Ein umsichtiger Mitbürger. Ich werfe einen kurzen Blick darauf, dann lege ich ihn zur Seite. Ich werde ihn mir später genauer anschauen.

„Also, was is?“, reißt mich mein Gegenüber aus meinen Gedanken. „Helfen Sie mir oder nicht?“

„Ich tue es.“ Zwar fällt mein Lächeln angesichts des mickrigen Honorars etwas dünn aus, dennoch kann ich nicht verhehlen, dass der Fall einen gewissen Reiz birgt – auch wenn er mir samt Klient jede Sekunde um die Ohren fliegen könnte.

Ich bitte meinen Gast im Besuchersessel Platz zu nehmen und während sich das Wall-Flax seiner Körperform anpasst, nehme ich ihn in Augenschein. Er ist schätzungsweise zwischen fünfzig und sechzig – ziemlich jung für die Biosphäre – mit gegeltem Haar, Augen in der Farbe eines qualmenden Kamins und Pranken wie ein Boxer. Er ist nachlässig gekleidet, Hose und Hemd passen nicht zusammen, und weder trägt er Handschuhe noch Weste. Ein Wunder, dass er nicht von der Straße weg verhaftet wurde. Die geringste Abweichung der Norm wie das Nichttragen modischer Retrofits – Einglas oder Halstuch bei Männern, brodiertes Taschentuch oder Spitzenfichu bei Frauen, um die knitterigen Schultern zu verdecken – sorgt gewöhnlich für Unmut. Eine für mich entscheidende Erkenntnis. So glänzen meine Schaftstiefel mustergültig mit dem Schreibtisch um die Wette, Hose und Seidenweste lassen jeden Sonnenuntergang blass aussehen, die taillierte Jacke sitzt tadellos.

„Mein Name ist Jimmy Marquard! Ich bin der hiesige Coiffeur!“

Überrascht ziehe ich die Augenbrauen hoch. Coiffeur? Auf mich wirkt er wie ein Totschläger. Ein flüchtiger Gedanke würde ausreichen, um einen direkten Kanal zur GCS, der globalen Plattform für Kommunikation, Information, Business und Entertainment, zu öffnen und sein Profil aufzurufen, doch für den Moment bleibt der Neurokommunikator in meiner Hornhaut deaktiviert und ich genieße die seltene Waffenruhe zwischen mir und dem Rest der Welt.

„Angenehm. Ich bin Lucio Verdict.“

„Ich weiß! Sonst wäre ich ja wohl nicht hier!“, dröhnt es mir entgegen. Es folgt ein erregtes, durch die Nase herausgepresstes Schnaufen, das mich spontan dazu veranlasst, den Poller durch einen Mops zu ersetzen. „Ich dachte, Sie wären älter. Und nicht so verdammt hübsch !“

Innerlich lächle ich. Männer mit perfekt modellierten Zügen werden oft unterschätzt, was immense Vorteile mit sich bringt und einer der Gründe ist, warum ich mir vor zehn Jahren auf Staatskosten genau dieses Gesicht habe machen lassen. Missbilligend verziehe ich die wohlgeformten Lippen, kneife die dunkelblauen Mandelaugen zusammen und fahre betont gelassen durch mein volles kastanienbraunes Haar. „Nun, Herr Mar…“

„Nennen Sie mich Jimmy!“

„Also gut, … Jimmy.“ In einer geschmeidigen Bewegung lehne ich mich gegen den Schreibtisch, ohne mein Gegenüber aus den Augen zu lassen. „Erzählen Sie mir mehr über dieses Ding in Ihrer Brust. Oder noch besser: Lassen Sie Ihre Gedanken für sich sprechen!“

Während Jimmy der Mops meine laut gestellten Fragen über den Neurokommunikator mental beantwortet, rhythmisch begleitet vom nervösen Zappeln seines rechten Beins, schaue ich durchs Bullauge nach draußen. Vor genau zwei Wochen bin ich in den Isar Auen angekommen. Beladen mit zwei Koffern, einer Geldkarte mit zehntausend Eurodollar, die mir Elias Kosloff bei unserem Abschied vermacht hat, und einem vierjährigen Kind, das kein Wort Deutsch spricht. Aber das ist eine andere Geschichte.

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