Zwei mit Eins
Eine glückliche Familie – ja bitte, aber wie?
Anja Kannja
Anja Kannja
Korrektorat: Rosemarie Konrad, Graz
Umschlaggestaltung: Ernst A. Linschinger
1. Auflage
ISBN: 978-3-200-04952-9
Autorin: Anja Kannja
kannjaanja@gmail.com
Das Werk ist einschließlich aller seiner Teile urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung und Vervielfältigung des Werkes ist ohne Zustimmung unzulässig und strafbar. Rechte und Vertrieb Eva Sommersgutter. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks und der Übersetzung, sind vorbehalten! Ohne ausdrückliche schriftliche Erlaubnis darf das Werk, auch nicht Teile daraus, weder reproduziert, übertragen noch kopiert werden, wie zum Beispiel manuell oder mithilfe elektronischer und mechanischer Systeme inklusive Fotokopieren, Bandaufzeichnung und Datenspeicherung. Zuwiderhandlung verpflichtet zu Schadenersatz.
Ein großer Teil der Schauplätze dieses Buches entspricht nicht realen Gegebenheiten. Auch sind sämtliche Personen und Handlungen frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind rein zufällig und keineswegs beabsichtigt.
Dieses Buch widme ich meiner Tochter.
Jenny, ich liebe dich!
Inhaltsverzeichnis:
Vorwort
Die Kindheit
Irgendwann im Mai 1982
Gestohlene Kindheit
Ein neuer Anfang
Brücke der Einsamkeit
Die Jugend
Gefühltes Glück
Gelebtes Glück
Als Frau und Mutter
Licht meines Lebens
Sommer ohne Sonne
Angst vor der Wahrheit
Wer bist du
Vertrauensvorschuss
Zeig mir dein Gesicht
Herz als Kompass
Alleinerziehend
Ein Jahr voller Erkenntnisse
Was war nun der Weg
Und wenn es auch weh tut
Freunde sind wichtig
Endlich wieder Perspektiven
Neues Leben
Alles, um dir geschenkt zu werden
Finale
Über Männer und andere Schwierigkeiten
Zwei Opfer – kein Täter
Was, wenn du einfach nicht mehr kannst
Und was auch immer
Zwei mit Eins?
Zwei mit Eins!
Kennen Sie das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden? Wenn die Sprösslinge aus dem Haus sind? Und Sie sitzen da und suhlen sich in Selbstmitleid – weil Sie jetzt ganz allein sind, weil Sie nichts zu tun haben, weil Sie sich sicher sind, dass dies die Vorstufe zum Altsein ist. Was soll man mit sich selbst anfangen? Alles, wofür man sich abgerackert hat, was dem Leben Sinn gegeben hat, ist mit einem Schlag weg. Also, was nun mit meinen vierundvierzig Jahren? Dieses Gefühl hatte ich vor etlichen Monaten, und es kam ohne Vorwarnung. Einfach so, als mir nämlich klar wurde, dass meine Tochter nun wirklich bald ausziehen würde, was sie wohl schon öfter gesagt, gottlob aber nie wirklich gemacht hatte. Es war dieser Satz, den sie allabendlich Beim-aus-dem-Haus-Gehen in einem leicht genervten Tonfall zu mir sagte, wenn ich sie liebevoll anlächelte. Dieses „Ja, Mama, ich bin warm angezogen, und nein, Mama, ich hab keinen Hunger“, das es mir unmissverständlich vor Augen führte. Lass das Gluckenhafte, du gehst ihr auf die Nerven!
Plötzlich sah ich dann auch diese Falten in meinem Gesicht, stellte mich vor den Spiegel, mit diesem kritischen Blick. Oh mein Gott, dachte ich im ersten Moment, da geht wohl nicht mehr viel! In Joe Cockers Sex Bomb kann ich eindeutig nur mehr eine Statistenrolle übernehmen! Warum das alles? Hatte ich doch noch nie MarilynMonroe-Maße von 90/60/90 gehabt. Was sollte das bringen, einen Heulkrampf oder was? Und da das Leben bekanntlich kein Erbarmen kennt, stellte ich, als ich mir meine Fingernägel manikürte, auch noch fest, dass ich den Rand meines Nagels unscharf sah. Wochenlang veranstaltete ich geheime Sehtests. Die alle das Gleiche ergaben. Ich brauchte eine Brille!
Natürlich ist das alles nur der Beginn. Diese Erfahrung macht angeblich jeder. Das habe ich einmal gelesen. Gehört zu den sogenannten Entwicklungsphasen eines Menschen. Oder nennt sich das Krise? Hat man ja jetzt zum ersten Mal Zeit, um überhaupt auf so einen Blödsinn zu kommen, um über vieles nachzudenken, um alles infrage zu stellen. Und es wollte so sein, dass ich im Radio ein Interview mit einem sehr prominenten Menschen hörte, der gefragt wurde, was denn seine letzten Worte sein sollten. Seine Antwort lautete: „Schön war’s!“ Was in mir sofort dieselbe Frage aufwarf. Natürlich kam ich zu dem Fazit: Ja, es war schön, bis jetzt! Und jetzt folgt ein neuer Abschnitt in meinem Leben. Es gilt, neue Prioritäten zu setzen, bin ich ja nun keine Mami mehr, die täglich gebraucht wird.
Welch wunderbare Fügung, dass sich zu diesem Gedanken noch ein zweiter gesellte, der da lautete: „Mädel, du hast jetzt Zeit! Zeit, um all das zu tun, was du schon immer mal machen wolltest! Welch ein Glück!“ Und ich überlegte, was ich denn, da mir nun sozusagen alle Türen offen standen, mich in jeder nur erdenklichen Form selbstverwirklichen zu können, mit dieser gewonnenen Erkenntnis anfangen sollte?
Als Erstes musste ich dieses „In-den-Spiegel-Schauen“ weglassen, denn das hatte ich ja noch nie gemacht! Dann fiel mir mein lang gehegter Herzenswunsch ein, den ich nie verwirklichen konnte, weil er enorm zeitintensiv ist. Immer schon wollte ich alles, was ich so erlebt habe, niederschreiben! Ich packte also die Gelegenheit beim Schopf, öffnete eine Datei auf meinem Computer, auf der schon seit fünfzehn Jahren meine Tagebucheintragungen abgespeichert sind, um sie gleich wieder zu schließen. Denn was da stand, das wollte ich eigentlich nicht lesen. Waren es doch Eintragungen aus einer Zeit, in der es mir nicht so gut ging wie heute. Aber es ließ mir keine Ruhe mehr. Und so setzte ich mich hin und begann zu schreiben.
Jetzt, wo mein Text fertig vor mir liegt, bin ich froh darüber! Wirklich froh, meinen Herzenswunsch erfüllt zu wissen. Dieses Buch soll nicht dazu dienen, die Welt zu retten. Aber es ist eine Geschichte, die ich erzählen möchte, weil ich glaube, dass sie auch für andere interessant und hilfreich sein kann! Auf jeden Fall aber verlangt dieser Abschnitt meines Lebens nach Aufmerksamkeit. Denn ich hab mir mal fest vorgenommen, die Welt all mein Erlebtes wissen zu lassen, ganz einfach um anderen damit zu helfen. Und was ich mir einmal vornehme, das mache ich auch! Ob es wirklich interessant ist, das können nur andere Menschen beurteilen, aber ich für mich weiß, dass es wohl an der Zeit ist, mir einen Verlag zu suchen.
Es war eine unglaublich spannende Sache für mich und auf jeden Fall wertvoll für meine Tochter, denn die hat nun schon mehrere Monate Ruhe vor mir! Was ja so gesehen auch Sinn und Zweck der ganzen Übung war! Im Übrigen ist mir so nebenbei, zum Trost für alle anderen in meiner Altersgruppe, auch noch bewusst geworden, dass man mit vierundvierzig noch kein Tattergreis ist, der alles hinter sich hat. Gibt es doch jede Menge zu erledigen! Zum Beispiel mal die Pubertät verdauen und sich Gutes tun!
Ich hab also mit der Arbeit an diesem Buch zwei Fliegen auf einen Schlag getroffen! Zum einen geht’s mir jetzt blendend, und zum anderen habe ich erkannt, dass ich auf dem letzten Foto, das meine Tochter und ich gemacht haben, gar nicht so schlecht aussehe für mein Alter. Na ja, ich würde mal sagen: „Genial, finden Sie nicht?“
Und nur für den Fall, dass dieses Buch tatsächlich seinen Weg geht, was ich mir jetzt und hier wünsche, will ich nicht verabsäumen, mich dafür zu bedanken, dass Sie es gekauft haben und auch tatsächlich lesen wollen. Möge es Ihnen gefallen! Ich zitiere meinen Bruder: „Dann habe ich gewonnen!“
P. S.: Hab jetzt auch eine wunderschöne rote Brille!
Meine Geschichte beginnt, wie so viele Geschichten beginnen: mit den Worten Liebe und Glaube. Es ist eine Geschichte, die sich leider viel zu oft wiederholt auf dieser Welt. Eine Geschichte, die das Ende eines viele Jahre andauernden Leids erzählt. Ihre Hauptdarsteller sind ein Mann Mitte dreißig, dunkles Haar, kleines Bäuchlein, überdurchschnittlich intelligent, ausgesprochen attraktiv, charmant und humorvoll, und eine hübsche junge Frau, gescheit, charismatisch, voll Energie, Charme und Zuversicht. An der Hand hält sie einen kleinen Jungen, fünf Jahre alt. Bildhübsch, aufgeweckt und spitzbübisch. In der Tragetasche ein Baby, sechs Wochen alt, blondes, schütteres Haar, einfach süß!
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