Anja Kuemski
Troll und Kopfgeldjäger
Die Fälle des Alois Hintertupfer 1
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Inhaltsverzeichnis
Titel Anja Kuemski Troll und Kopfgeldjäger Die Fälle des Alois Hintertupfer 1 Dieses ebook wurde erstellt bei
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Impressum neobooks
Alois hatte es sich gerade erst auf seinem Synthetiksofa bequem gemacht, um seinen Lieblings-Stream zu genießen – Trollcops im Elfenwald – als es an der Tür klingelte. Er war überzeugt, wenn er es ignorierte, würde der Störenfried einfach wieder gehen. Überhaupt hatte sich bestimmt nur jemand an der Tür geirrt. Niemand wollte ihn je besuchen. Und das war gut so. Der Concierge des Appartementkomplexes hatte die strikte Anweisung, niemals irgendwelche Leute ohne Vorankündigung zu ihm zu lassen. Es klingelte erneut. Jemand hämmerte gegen die Tür. Wütend sprang Alois auf. Der Concierge würde sich wünschen, er hätte dereinst einen anderen Job gewählt.
Alois riss die Tür auf und starrte in das Gesicht einer Orkin, die bei seinem wutschnaubenden Anblick einen Schritt zurück machte. Noch viel schlimmer aber war, dass sie einen Säugling auf dem Arm hatte, der sofort anfing zu plärren. Mit einer schwungvollen Bewegung schlug er die Tür gleich wieder zu, aber sie war schon an ihm vorbei gehuscht. Krachend fiel die Tür ins Schloss und er drehte sich zu der unverschämten Orkin um. Sie kam ihm vage bekannt vor, eventuell bewohnte sie eines der Appartements auf dem selben Flur. Er vermied im Allgemeinen jeglichen Kontakt mit den Nachbarn, er wollte seine Ruhe haben.
„Was wollen Sie? Raus aus meiner Wohnung, aber zügig! Kapiert?“ Er machte die Tür wieder auf und schaute sie auffordernd an.
„Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Hören Sie mir zu, bitte!“
Er konnte erkennen, dass die schiere Verzweiflung sie zu ihm geführt hatte, aber solche emotionalen Ausbrüche berührten ihn wenig. Er nickte Richtung Tür. „Raus!“
„Bitte, es ist wichtig. Sonst wäre ich nicht hier.“
Das war nachvollziehbar, interessierte ihn aber immer noch nicht.
Sie ging mit dem schreienden Balg auf dem Arm einfach weiter in sein Wohnzimmer und setzte sich ungefragt auf das Sofa. Alois konnte kaum glauben, wie dreist diese Person war. Er schloss die Tür und ging ihr nach. Fehlte nur noch, dass das kleine sabbernde halslose Monster auf sein teures Sofa kackte. Er machte ein paar Schritte auf die dreiste Orkin zu, um sie am Kragen zu packen.
„Ich habe einen Job für Sie.“
Er hielt inne und schaute sie misstrauisch an.
„Ich habe schon einen Job.“
„Nein, haben Sie nicht. Ich weiß, dass man Sie vor kurzem entlassen hat. Und wenn Sie nicht bald wieder Arbeit finden, dann können Sie sich dieses Appartement nicht mehr lange leisten.“ Sie sagte es nicht einmal unfreundlich, sondern eher mitfühlend, etwas, das Alois vollkommen abging. Warum sollte sie Mitgefühl haben, wenn ein ihr völlig fremder Troll seine Wohnung verlor. Konnte ihr doch vollkommen egal sein. Sie schien sein Schweigen als Aufforderung oder vielleicht auch als Schwäche zu interpretieren und lächelte freundlich. Er war sich ziemlich sicher, dass es ein Lächeln war. Die Physiognomie der Orks war denen der Trolle nicht unähnlich, so dass er recht gut darin war, ihre Gesichtsausdrücke zu interpretieren, ganz im Gegensatz zu den Spitzohren oder all den anderen Rassen, die ihm gerade mal bis zur Hüfte reichten.
„Vielleicht sollte ich mich erst einmal vorstellen: mein Name ist Selma Mommsen, ich wohne am anderen Ende des Flurs. Dies ist meine Tochter Vicky.“ Sie hielt das Balg hoch, als ob er es bisher irgendwie hätte übersehen oder überhören können. Grimmig warf er einen schnellen Blick auf das Balg, erkannte sofort, dass es sich um einen Mischling handelte und verzog das Gesicht. Menschengene machten alle Rassen hässlicher. Aber er sagte noch immer nichts. Falls sie darauf wartete, dass er sich ebenfalls vorstellte, dann würde sie hier überwintern müssen. Andererseits wäre das eine grauenvolle Vorstellung.
„Alois Hintertupfer.“
Sie nickte. „Ich weiß.“
Er wartete geradezu darauf, dass sie einen Witz über seinen Nachnamen machte, aber sie lächelte einfach nur weiterhin freundlich. Er war es nicht gewohnt, angelächelt zu werden. Er hielt Leute für dumm, die grundlos lächelten, egal ob Menschen, Elfen, Orks oder sonst was.
„Also, ich weiß, dass Sie für diese Anwaltskanzlei gearbeitet haben, um Leute zu finden, die nicht gefunden werden wollen.“ Sie schaute ihn fragend an, ob er das kommentieren wollte. Er wollte nicht. Statt dessen bekam er noch schlechtere Laune. Diese Arschlöcher hatten ihn rausgeschmissen, weil er mit diesem Wichser von Gunther nicht hatte zusammenarbeiten können oder wollen. Der Schnösel war ihm als Partner zur Seite gestellt worden. Als Partner! Was sollte er denn bitte mit einem Partner? Nur weil Daddy ein bisschen Geld hatte, durfte Junior sich seinen Job in der Firma aussuchen, und wollte ausgerechnet mit Alois zusammenarbeiten. Was für ein Idiot. Nach den ersten vermasselten Aufträgen gab man ihm die Schuld. Natürlich konnte das Jüngelchen nicht Schuld sein, Daddys Geld sprach ja dagegen. Man warf ihm vor, er wäre unkooperativ, was stimmte, und unfähig, was ihn wütend machte. Er ging, bevor man ihn rausschmeißen konnte. Die blöde Orkin hatte verdammt noch mal Recht, er brauchte schnell einen Job. Sein Erspartes würde noch maximal für drei Monate reichen, danach saß er auf der Straße.
„Ich höre. Was für ein Job soll das sein?“
„Vickys Vater. Er ist untergetaucht. Finden Sie ihn, damit ich ihn verklagen kann. Er soll endlich Unterhalt zahlen.“
Alois schnaubte verächtlich. Wie er das hasste. Rammelten wie die Karnickel, diese Orks, aber vorher mal drüber nachdenken, dass das teuer werden könnte, das taten sie nicht. Er wollte gar nicht nachzählen, wie viele entsprungene Väter er schon aufgespürt hatte im Auftrag der Kanzlei Jammer & Co .
„Und wenn ich den gefunden habe, was zahlen Sie dann?“
„Eine Monatsmiete?“
Er war sehr geneigt zuzusagen, tat aber, als müsse er darüber erst mal nachdenken.
„Ich denke, ich könnte auch noch andere Aufträge vermitteln. In meinem Job treffe ich eine Menge Frauen, die mit ihren Kindern sitzengelassen wurden. Und auch sonst gäbe es sicher noch andere Dinge....“ Sie machte eine vage Geste, die alles offen ließ.
Er fragte nicht, welchen Job sie machte, es interessierte ihn nicht. Und Small Talk war nun wirklich nicht seine Stärke. Er ging ohnehin davon aus, dass sie es ihm trotzdem erzählen würde. Die meisten Leute brauchten keinerlei Aufforderung, um ihre halbe Lebensgeschichte zu erzählen. Als ob es irgendjemanden interessierte. Jeder hielt sich selbst für unglaublich interessant. Warum auch immer.
„Wissen Sie, ich arbeite als Society-Journalistin. Ich kenne alle VIPs der Stadt. Na ja, zumindest einige. Und da gibt es Aufträge für Sie, da bin ich sicher.“
„Also gut, ich mache das. Aber denken Sie bloß nicht, dass ich darauf angewiesen wäre.“
Sie lächelte. „Nein, natürlich nicht. Das ist Ihre orkfreundliche Ader.“
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