Till Angersbrecht - Im Schatten der Schuld

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Im Glück sind sie alle gleich, im Unglück ist jede Familie verschieden. Das gilt auch für die Hochreiths – ihr Unglück ist einzigartig, weil scheinbar aus heiterem Himmel hereingebrochen. Julia, einzige Tochter der angesehenen Bankiersfamilie v. Hochreith, hat in Indien Elend und Unrecht kennengelernt und darunter schon als überempfindsames Kind tief gelitten. Schließlich identifiziert sie sich mit einer Schuld, über die andere achselzuckend hinwegsehen können. So gerät sie in das Netz extremistischer Menschenfänger, die ihre Schwäche für eigene Zwecke auszunutzen. Als sie mit einem Sprenggürtel angetan, von der Polizei überwältigt wird, hetzt ein Boulevardblatt zur Menschenjagd auf. Die Schuld scheint eindeutig festzustehen: Julia v. Hochreith wird der Öffentlichkeit als skrupellose Mörderin präsentiert.
Was geschieht unter solchen Umständen mit einer Familie, die bis dahin besondere Hochachtung in der Bevölkerung genoss? Wie steht es um die Gerechtigkeit, die ja kein bloß abstrakter Begriff ist, sondern in den Händen bestimmter Menschen liegt, z. B. in denen der Richterin Wollbruck, die ihrerseits einem Gewohnheitserpresser ins Garn läuft? 'Im Schatten der Schuld' zeigt auf exemplarische Art, wie das persönliche Schicksal jedes einzelnen von uns aufs Engste mit den Vorurteilen, den kollektiven Emotionen und den Wahnvorstellungen der eigenen Zeit verknüpft ist.

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Ein Chronist hat es nicht leicht. Selbst wenn er die Tatsachen einigermaßen verlässlich aus dem Mund der Akteure erfährt, wird er doch niemals in ihren Kopf hineinschauen können. Doch selbst, wenn er sich in ihre Lage versetzt und vielleicht sogar glaubt, wissender oder gar klüger als die Handelnden selbst zu sein, so bleibt er doch immer der unbeteiligte Außenseiter, der über den Schmerz nur berichtet, ohne ihn lindern zu können. Wir lassen einen Mann im ersten Stock der Villa Hochreith zurück, der noch vor wenigen Tagen für viele ein Vorbild, ein Gegenstand der Bewunderung und des Neides war, aber der jetzt nur noch ein Häufchen Elend ist, in dessen Haut kein anderer Mensch stecken möchte.

Richterin Wollbruck

Im Gerichtssaal drängen sich die Menschen, selbst im Innenhof des großen Gebäudes in der Marschallstraße herrscht Gedränge, der Sicherheitsdienst hat das zweiflügelige Eingangstor mit Hilfe dreier Wachleute schließen müssen. Daran war natürlich der ungeheure Medienrummel schuld. Ein offenkundig terroristischer Anschlag - das allein hätte schon für einen vollen Saal gesorgt, aber ein Anschlag geplant von einer jungen Frau aus bester Familie, das war eine Sensation, die auf Anhieb zum Gesprächsstoff für Millionen von Menschen wurde. Unbedingt wollte jeder wissen, was für ein Mensch oder besser, was für ein Unmensch diese Tochter aus bestem Hause war. ‚V. Hochreith’, diesen Namen hatte man bisher nur mit Ehrfurcht über die Lippen gebracht. Selbst als die meisten anderen Banken bereits ins Gerede gekommen waren, schien die Bank ‚Hochreith und Brüder’ jenseits allen Zweifels und aller Verdächtigungen zu stehen. V. Hochreith, dieser Name galt als Synonym für Seriosität und Anständigkeit - ein leuchtendes Gestirn an einem Himmel, an dem nur noch wenige Sterne glänzten, zu denen die Leute mit Vertrauen aufblicken konnten. Die Nachricht, dass eine Tochter aus diesem Haus beinahe ein unerhörtes Verbrechen begangen hätte, schlug deshalb im Bewusstsein der Öffentlichkeit wie eine Bombe ein. Von einem Moment auf den anderen hatte der Name allen Glanz eingebüßt, sich schlagartig verdunkelt, statt Vertrauen erregte er nun äußerste Empörung. Dieser lief gleichsam mit einem Sprenggürtel herum. Auch wenn die Ordnungskräfte aufgrund ihres rechtzeitigen Eingreifens die Zündung dieses Gürtels verhindern konnten, der Name war ruiniert, in tausend unförmige Stücke zersprungen, zerfetzt und in den Dreck gezogen.

Die im Gerichtssaal zusammengeströmten Menschen drängten sich in Erwartung auf einen Schauprozess. Sie hatten einem Namen vertraut und sahen sich in ihrem Vertrauen getäuscht. Das ist es, was Menschen am wenigsten vertragen und wogegen sie sich mit dem Bedürfnis nach Rache wehren. Wenn es kleine Leute, arme Teufel oder Irregeführte sind, die ein derartiges Verbrechen begehen, dann wird das allenfalls noch für begreiflich gehalten; von solchen Leuten kann man sich eben nichts Besseres erwarten. Aber eine Tochter aus einem Hause, das vielen bis dahin als Vorbild galt, das empfinden sie als Betrug, arglistige Täuschung oder schlimmer noch: als Verrat.

Richterin Wollbruck hatte für solche Gefühle ein feines Gespür. Sie wusste, welche Erregung die Verletzung der öffentlichen Moral außerhalb des Gerichtssaal hervorzurufen vermag. Im Grunde, so ging es ihr durch den Kopf, erwartete die Menge im Saal und natürlich ebenso auch die durch die Presse seit Tagen aufgehetzte Öffentlichkeit eine Art staatlich inszenierter Hinrichtung von ihr, ähnlich wie während der Französischen Revolution, als eine sensationslüsterne Menge mit besonderem Genuss bei der Guillotinierung Dantons und Robespierres zusah, den einstigen Führern des Umsturzes. Die gleichen Gefühle waren auch in diesem Fall zu erwarten. Jemand, der bis dahin ganz oben stand und die besondere Achtung seiner Mitmenschen genoss, der sollte jetzt vor aller Augen ausgepeitscht werden; Julia v. Hochreith hatte die ihr entgegengebrachte Achtung schmählich missbraucht.

Richterin Wollbruck war allerdings fest entschlossen, sich diesem Bedürfnis nach Rache energisch zu widersetzen. Sie war eine ruhige, nicht leicht zu irritierende Frau. Ihrer unbeirrbaren Gelassenheit und Selbstsicherheit verdankte sie die schnelle Beförderung auf den verantwortungsvollen Posten, den sie seit wenigen Jahren bekleidete. Es war sehr selten, dass jemand mit dreißig das Amt eines Richters übernehmen durfte. Es war außerdem nicht lange her, da wäre es noch undenkbar gewesen, dass die überwiegend maskuline Mannschaft der Jurisprudenz eine Frau mit diesem Amt betraut.

Thea Wollbruck war sich gleichwohl sicher, dass der Prozess einfach verlaufen würde: eine reine Routine. Die Ausgangslage ließ ja keinerlei Zweifel zu. Julia Hochreith, die Angeklagte, hatte sich den Gürtel umgelegt und sich zu Fuß auf den Weg ins Zentrum der Stadt begeben. Wohin? Das hatte sie bis dato nicht sagen wollen, trotz intensiver Befragung durch die Kriminalpolizei, vielleicht war es der Gürtler Fleisch- und Gemüsemarkt, auf dem an einem Sonnabend Vormittag regelmäßig mehr als tausend Menschen zusammenströmen. Vielleicht war es die Kathedrale, die Folgen eines Terroranschlags wären dort noch viel grauenhafter gewesen. Die Angeklagte hatte nichts abgestritten, sie zeigte auch keinerlei Reue - eine solche Verbohrtheit sei ihm in seinem ganzen Berufsleben noch nicht vorgekommen, so der Polizeipräsident, der sich die Vernehmungsprotokolle hatte zur Durchsicht und Prüfung übermitteln lassen.

Die Anwesenheit so vieler Menschen und der gespannte Blick der Öffentlichkeit auf den Prozess waren für Frau Dr. Wollbruck kein Anlass zu besonderer Besorgnis. Die Richterin war sich allerdings durchaus bewusst, dass der voraussehbare Andrang und der mögliche Einfluss, den die Volkswut auf das Verfahren ausüben könnte, vermutlich die Verantwortung dafür trugen, dass man gerade ihr den Prozess übertragen hatte. Gern hätte Thea Wollbruck darin einen Beweis besonderer Wertschätzung vonseiten ihrer Kollegen erblickt. Sie war aber Realistin genug, um zu wissen, dass man einen Fall wie diesen, der in der Öffentlichkeit höchstes Aufsehen erregt, gewöhnlich keinem Richter überträgt, der erst über ein halbes Jahrzehnt Berufserfahrung verfügt. Donnegat und Gersten, die beiden ältesten und wohl auch erfahrensten Richter des Hauses, wären zuallererst in Frage gekommen. Thea Wollbruck musste sich daher eingestehen, dass es weniger eine ihr entgegengebrachte besondere Wertschätzung als vielmehr das Bedürfnis der alten Herren war, das heiße Eisen möglichst weit von sich zu schieben, das sie veranlasst hatte, den Fall an sie abzutreten.

Tatsache war dann aber, dass Thea Wollbruck den Casus sorg- und bedenkenlos übernommen hatte. Wenn ein Fall so eindeutig ist wie dieser, dann nimmt die Gerechtigkeit ihren durch nichts zu beirrenden Lauf - gerade dieser Umstand verschaffte der Richterin ein Gefühl von Verlässlichkeit und von Ordnung. Zwar war die Welt vorübergehend aus den Fugen geraten, aber sie, die Richterin, trug einen Anteil und ein Verdienst daran, dass die verletzte Ordnung anschließend wieder ins Lot gerät. Darin lag ihr eigener geringer Beitrag, der Beitrag der Jurisprudenz, so hatte es ihr Lehrer Prof. Kunz einmal großspurig, aber im Grunde ganz richtig ausgedrückt, zur Aufrechterhaltung dessen, was Theologen und Philosophen als Weltordnung bezeichnen. Darin liegt der eigentliche Sinn der Jurisprudenz.

An diese Worte ihres damaligen Lehrers erinnerte sie sich gern. Selten waren ja die Momente echter Befriedigung, die sie mit der Gewissheit beschenkten, einen Beruf gewählt zu haben, mit dem sie nicht nur einverstanden sein konnte, sondern den sie auch wirklich liebte. In vielen Verfahren war es ja keineswegs ausgemacht, wo das Recht eigentlich lag, der Angeklagte war nur selten ein unzweideutiger Verbrecher, oft trugen auch Kläger und Opfer einen beträchtlichen Teil der Schuld. Eindeutig waren nur Paragraphen, die Wirklichkeit konnte bisweilen derart komplex aussehen, dass man nach einem Richtspruch mit einem unguten Gefühl, vielleicht sogar mit einem schwer zu verdrängenden Schuldbewusstsein das hohe Haus verließ.

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