Wir teilten den Anderen den Namen mit und die rissen natürlich gleich ihre Witze darüber, von wegen Syphilis und so, aber uns war es ernst und der Name blieb.
Wir bedachten nur ein bisschen, dass wir mit dem Namen Ärger bekommen könnten. Er war für viele, darunter auch Ludwig, so düster und depressiv. Wir hatten aber den Sinn der Sage als Metapher im Sinn. Unser Gründungsjahr war dann der September 1984.
Hier bin ich geboren, in dieser Stadt, im November des Jahres 1968, im Kreiskrankenhaus von Apolda, welches es heute nicht mehr gibt.
Apolda, ein kleiner Ort, eine kleine Stadt mitten in Thüringen, einem Bundesland von Deutschland, dem grünen Herz Deutschlands. Apolda liegt geographisch gesehen am nordöstlichsten Rand von Thüringen, im so genannten Thüringer Becken. Apolda ist eine Kleinstadt heute mit knapp 22.000 Einwohnern und gehört verwaltungstechnisch zum Weimarer Land mit Weimar als Verwaltungszentrale.
Hier bin ich geboren, aber das war zu der Zeit als Apolda (bis 1989) eine Kreisstadt mit knapp 30.000 Einwohner n war und im Bezirk Erfurt lag, einem Bezirk von 15 Bezirken der Deutschen Demokratischen Republik.
Die Stadt an sich ist eigentlich nicht hässlich, eigentlich schön anzusehen und gemütlich. Bekannt ist diese Stadt durch das Gießen von Glocken und wird auch als Glockenstadt bezeichnet Unsere Glocken sind in der ganzen Welt bekannt geworden, denn es gibt Glocken aus Apolda in Argentinien, Australien, den U. S. A. und was weiß ich noch wo. Eine berühmte Glocke gibt es in Köln im Kölner Dom, die aus Apolda stammt. Einmal im Jahr findet ein so genanntes Weltglockengeläut statt wo per TV und Internet die Glocken aus Apolda in der ganzen Welt zum Klingen erbracht werden. Insofern ist die Stadt musikalisch, denn jede Glocke hat einen bestimmten Ton, der ertönt. Und in einem Glockenspiel wie zum Beispiel am Apoldaer Stadthaus, kann dadurch sogar eine Melodie gespielt werden.
Es liegt also in Apolda schon seit Jahrhunderten Musik in der Luft durch die Glocken und ihrem Klang.
Ich weiß nicht, ob ich jetzt, wo ich das Licht der Welt erblickte in dieser Stadt, Glocken gehört habe, sicher nicht, aber geschrien habe ich bestimmt ganz mächtig. Ich bin also in einer durchaus musikalischen Stadt geboren worden. Mit Musik auf eine besondere Art und Weise, auch wenn in Apolda keine großen Komponisten gewohnt haben, durchgefahren sind oder dort geboren wurden. Musik lag also immer in der Luft. Weiter ist die thüringische Kleinstadt bekannt durch ihre Wirk- und Strickwaren, also Pullover und solches Zeug, welches schon sehr früh in Apolda entwickelt und produziert wurde und später dann in aller Welt verschickt wurde gegen hartes Geld. So gab es in Apolda unzählige Strickereifamilien mit Kleinstbetrieben und manche sind dadurch auch sehr reich geworden. Apolda war zu DDR-Zeiten die reichste Stadt gewesen, wo es zu DDR-Zeiten schon Millionäre gegeben hat.
Einen Hund haben wir in Apolda auch gezüchtet, den Dobermann ‚benannt nach seinem Züchter Friedrich Louis Dobermann, der einen besonders "scharfen" Wachhund züchten wollte und da mehre Hunde durcheinander gemischt haben muss. Eine echte deutsche Hunderasse eben dieser Hund.
Etwas anderes was auch echt deutsch war, war ein in Apolda entwickeltes Auto, der Apollo. Es gab aber auch ein noch kleineres Auto aus Apolda, den Piccolo, der hier gebaut und entwickelt wurde.
Ach, fast hätte ich es vergessen. Zu Essen und zu trinken gab und gibt es in Apolda immer reichlich, denn das lieben die Apoldaer, hält ja auch Leib und Seele zusammen. So wird natürlich die berühmte Thüringer Bratwurst auch in Apolda hergestellt, gebraten und verzehrt. Apolda produziert seit dem 14. Jahrhundert ein schönes würziges Bier, was in der DDR zum Beispiel damals sehr bekannt und begehrt war.
In Apolda wird auch ein Waffelbrot hergestellt, welches Filinchen heißt und lecker
schmeckt mit allem süßen Zeug, wie Honig, Marmelade und solchen Sachen drauf Das sind so die hauptsächlichen Fakten, durch die die Stadt berühmt wurde und bekannt ist.
Es gab und gibt aber auch Persönlichkeiten der Stadt, die Apolda Ruhm und Ehre gebracht haben, wie zum Beispiel unser Ausnahmesportler Wolfgang Hoppe, der sechsmal mit seinem Bob bei den Olympischen Spielen Medaillen holte; Louis Dobermann natürlich mit dem erwähnten Hund; oder der "Men of the World"
was nichts anderes heißt als schönster Mann der Welt mit den schon etwas skurrilen Namen Nico Schwanz.
Dann gibt es noch zwei Sänger aus Apolda, die einigermaßen bekannt sind. Zum einem der etwas volkstümliche Sänger und Ivan-Rebrov-Interpret Ronny Weiland und das Talent Mark Ashley, der eigentlich das dritte Mitglied von Modem Talking hätte sein können von seiner Stimme her und wenn es diese Band noch gäbe.
Und es gäbe noch viele andere Menschen aus Apolda aufzuzählen, die bekannte Persönlichkeiten der Stadt waren und sind.
Ja, ja, in Apolda und von der Stadt gibt es viel zu erzählen, denn die Stadt ist ja mittlerweile auch schon über 700 Jahre alt.
Apolda hat auch einen Spitznamen, der nur dem Apoldaer Einwohner und manchem aus der Region bekannt ist, denn die Stadt wird auch Gramont genannt, nachdem Namen einer französischen Kleinstadt. Ein General aus Frankreich, der während der Napoleonfeldzüge und bei der Schlacht von Jena/Auerstedt dabei war, ritt an der Stadt vorbei und rief zu seinem Kameraden von den Hügeln von Apolda, das diese Stadt seinem Gramont ähnlich sei. Seitdem heißt Apolda auch Gramont und weil es in Apolda oft um das Essen und Trinken geht, auch Fressgramont. Welch niedliche Bezeichnung für einen Ort.
In diese Stadt wurde ich also im vergangenen Jahrhundert hineingeboren und fühlte mich schon als Kind glücklich, denn ich wurde sonntags geboren, bin also ein Sonntagskind und habe auch ein durchaus sonniges Gemüt.
Meine Kindheit war glücklich und ich lebte in einer Großfamilie als vorletzter Spross und gedieh prächtig. Ich hatte als Kind immer viel gespielt, gelacht, ab und zu bestimmt auch Blödsinn gemacht und empfand die Tage als schön.
Mein erstes Erlebnis mit der Musik hatte ich dann in der Schule. Im Musikunterricht, wo man immer mal singen musste. Volkslieder und so etwas. Irgendwie habe ich meinen Gesang von meiner Mutter geerbt, die auch schon immer wie eine Nachtigall sang, und bekam immer die Note 1 im Singen. Das machte mich einerseits stolz, denn Singen machte Spaß, aber ich schämte mich auch ein bisschen, denn ich war ein Junge. Die meisten Jungen konnten bei uns nicht singen und so kam ich mir schon etwas doof vor, denn Singen war auch oft als Weiberkram angesehen. Ein Mädchen wollte ich dadurch ja nicht sein, aber wenn man so gerne wie ich sang, dann denkt man an so etwas nicht groß.
Mit 14 ungefähr trat ich dann dem neu gegründeten Singeclub der Schule bei, der von Frau Gundermann geleitet wurde. Wir mussten uns Anfangs erst zusammenraufen, die ganzen Mädels und Jungs und erstellten dann ein gemischtes und
abwechslungsreiches Programm, das auch Songs von Joan Baez, Volkslieder aber auch FDJ- und Kampflieder aufzuweisen hatte. Das war eben die Zeit und meist sangen die Singeclubs im Lande mit dem Blauhemd der FDJ und auch die Lieder der FDJ und der deutschen Arbeiterklasse. Ein Fakt, der unter dieser Diktatur des Proletariats mit der SED als Führungspartei nicht zu umgehen war. Man kann dies auch nur verstehen, wenn man als Mensch in einer Diktatur oder einem totalitären
Staat gelebt hat. Eigentlich war die FDJ sogar der Hitlerjugend ähnlich nur unter anderem Vorzeichen: statt Braunhemd, ein blaues Hemd, statt Nationalsozialismus, jetzt Sozialismus und Kommunismus, statt Kriegslieder jetzt Kampfeslieder. Alles sehr ähnlich und höchst verdächtig. Wir empfanden das als junge Menschen aber nicht ganz so und hätten eigentlich die Parallelen zur Vergangenheit ziehen müssen, vor allen Dingen auch deshalb, weil ja in der DDR der Antifaschismus zur Alltagspredigt gehörte.
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