Herbert Knopp - Die Bayernaffäre

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Der Roman wirft einen Blick hinter die Kulissen der Politik. Mit Witz und Ironie beschreibt er, wie aus einer kleinen, alltäglichen Situation eine politische Bewegung entsteht, die ein ganzes Land erfasst. Und er zeigt, wie mühelos es einem ehrgeizigen, geschickten und skrupellosen Politiker gelingt, einen gutgläubigen «Mann aus dem Volk»
vor seinen Karren zu spannen und Ressentiments und Vorurteile für seine Karriere, die nach ganz oben führt, auszunutzen.

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„Sie heißt Bavaria!“ sagte Ludwig und merkte zu seiner Überraschung, dass er das mit lauter Stimme gesagt hatte. Er wurde selten laut, nicht einmal dann, wenn er sich in der Klasse Gehör verschaffen musste, wenn alle durcheinander redeten und niemand ihm zuhörte. Er blieb dann einfach stehen, sah zum Fenster hinaus oder vor sich hin, sagte kein Wort und wartete. Es dauerte nie lange, bis die Schüler sein Schweigen bemerkten, mit dem Reden aufhörten oder mit den Kritzeleien, den Briefchen, die sie schrieben oder mit den Gedanken an den Nachmittag, ihn ansahen, fragend, unsicher, manche mit schlechtem Gewissen und darauf wartend, dass der Unterricht weiterging.

Ludwig hatte erwartet, dass Mende empört reagieren, sich den Ton verbieten würde, aber er drehte sich von dem Monitor weg, warf einen kurzen Blick auf die Tür, die zum Nebenzimmer führte, deutete auf den Stuhl, der vor dem Schreibtisch stand und sagte: „Bitte.“ Es schien ihm unangenehm, ja peinlich zu sein, das es in seinem Büro laut geworden war. Ludwig setzte sich. Mende beugte sich zu ihm und sagte leise: „Bei uns in Dräsdn würde keener uff die Idee kumm, seine Tochter Saxonia z´nenn´ oder in Berlin Borussia oder in Hamburg Hammonia.“. Endlich wusste Ludwig, was für einen Dialekt Mende sprach – sächsisch. „Wollen Sie es sich nicht noch eemal überlesch´n, guter Mann?“ fragte Mende. Er lächelte, wie man jemand anlächelt, den man nicht ernst nimmt und loswerden will.

Eigentlich hatte Ludwig aufstehen und nach Hause gehen wollen, um noch einmal mit Charlotte darüber zu reden, und vielleicht hätte er sich für einen anderen Namen entschieden, wenn da nicht dieses Lächeln gewesen wäre und dieses „guter Mann“. Und als er sah, dass Mende anfing, sich die Fingernägel zu reinigen, mit einer Schere, war die Wut wieder da. Es ging hier nicht um irgendetwas, wie lange ein Reisepass dauert oder um die Aushändigung eines Formulars, sondern darum, mit welchem Namen seine Tochter, seine einzigartige Tochter durch ihr ganzes wunderschönes Leben gehen würde, und dieser sogenannte Beamte, der, aus welchem Grund auch immer, es für nötig befunden hatte, von Dresden nach Loisach überzusiedeln, dieser Kerl machte sich einen Spaß daraus, ihm, dem Vater, zu zeigen, wie gleichgültig ihm der Name, die Identität, die Existenz dieses wunderbaren und kostbaren neuen Menschen war.

Ludwig blieb sitzen und sagte, so beherrscht wie möglich „Wir sind hier in Loisach, und meine Tochter wird Bavaria heißen!“ Erneut schob er Mende die Geburtsbescheinigung hin. Endlich geruhte der Standesbeamte, einen Blick darauf zu werfen, einen widerwilligen. Ludwig war gespannt – würde er den Namen immer noch ablehnen oder würde er nachgeben, unter Protest und vorbehaltlich der Zustimmung seines Vorgesetzten, sich sogar zu einem Lächeln bequemen und zugeben, dass es gar keine Bestimmung gäbe, die den Namen Bavaria verbiete, dass er den Namen weder schön und passend fände und seine eigene Tochter niemals so nennen würde, und dass seines Wissens bislang auch niemand auf die Idee gekommen wäre, seine Tochter so zu nennen, dass es jedoch den Eltern freistehe, ihr Kind so zu nennen wie sie es für richtig hielten und Ludwig noch einmal darauf hinweisen, dass seine Tochter ihr Leben lang mit diesem Etikett herumlaufen müsste, zumindest so lange, bis sie sich einen anderen Namen zulegen könne, Anne oder Antonia oder Paula?

„Von der heilsch´n Bavaria?“ fragte Mende und verzog spöttisch den Mund. Er schob die Geburtsbescheinigung zurück und sagte laut und ohne sich die Mühe zu machen, seine Verärgerung zu verbergen: „Sach´n se ihr, wir sind hier in Deutschland, guter Mann, und dass keene bayerische Extrawürste gebrot´n wer´n, Sagen se das der heilschen Bavaria.“

Ludwig stand auf, so heftig, dass der Stuhl umgefallen wäre, wenn er ihn nicht im letzten Moment festgehalten hätte. Mende zuckte zusammen und beugte den Oberkörper ein Stück zurück, als ob er befürchtete, geschlagen zu werden. Ludwig sah aus dem Fenster. Es regnete immer noch. Er nahm die Geburtsbescheinigung, steckte sie in die Plastiktüte und verließ das Zimmer, ohne Mende eines Blickes zu würdigen oder sich zu verabschieden. Die Tür machte er heftiger zu als bei seinem Eintreten.

Es regnete nur noch wenig, dann hörte es auf. Ludwig stand auf dem Marktplatz und überlegte, was er jetzt tun sollte. Eigentlich hatte er etwas für die kleine Bavaria kaufen wollen, zur Feier des Tages, wo sie doch jetzt einen Namen hatte, einen Teddy, um dessen Hals eine Schnur mit einem kleinen Schild hing, auf dem Bavaria stand. Aber ihre Tochter hatte noch keinen Namen, hatte noch keine Identität, jedenfalls keine offizielle, war noch keine Loisacher Bürgerin, sondern nur ein anonymes menschliches Lebewesen. Er hätte einen anderen Namen angeben sollen, Therese eben. Warum hatte er sich bloß auf den Namen Bavaria versteift? Nur um vor der Klasse nicht als Umfaller da zu stehen? Es ging um seine Tochter, nicht um ihn und sein Prestige als Lehrer. Vielleicht hätte er auch nachgegeben, wenn ihm dieser Mende anders gekommen wäre, ned so ausgschamd, wenn er ihn höflich gebeten hätte, die Entscheidung noch einmal zu überdenken, gemeinsam mit seiner Frau.

Er setzte sich auf die Bank, die unter dem Denkmal für die in den beiden Weltkriegen gefallenen Loisacher stand, ein Soldat aus Bronze, vermutlich niederer Dienstgrad, der eine im Wind flatternde Fahne in der Hand hielt und grimmig nach vorne blickte, dem Feind entgegen, entschlossen, für das Vaterland sein Leben zu lassen, im Felde der Ehre, wie auf dem Postament stand, darunter etwa fünfzig Namen. Er zog die Geburtsbescheinigung aus der Plastiktüte und legte sie auf seine Knie. Sollte er Bavaria durchstreichen und stattdessen Therese in die betreffende Rubrik einsetzen, ins Standesamt zurückkehren und die Angelegenheit endlich hinter sich bringen? Charlotte würde, gelinde gesagt, ihm nicht böse sein, wenn er das täte. Der kleinen Bavaria wäre es egal, sie würde es nie erfahren, dass sie nicht Therese, sondern Bavaria hätte heißen sollen. Er sah die Kleine vor sich, im Schlaf lächelnd, dann plötzlich den Mund verziehend, vor Hunger vermutlich – seine Tochter Bavaria. Nein, dieser Name gehörte zu ihr, sie war mit ihm zur Welt gekommen, er war ein Teil von ihr, wie der Nachname Rieger, sie hatte ein Recht darauf, so genannt zu werden.

Er kaufte sich beim Metzger eine Bratwurst, aß sie im Stehen, trank ein Bier dazu und war mit sich im Reinen. Seine gute Laune war zurückgekehrt. Er würde Charlotte zunächst nichts von den Schwierigkeiten, in die er hineingeraten war, sagen, sie würde ihn nicht verstehen. Erst wenn er sich durchgesetzt und der Standesbeamte, dessen Name er nicht mehr wusste, klein beigegeben hatte, auf Druck von oben, erst dann würde er es Charlotte erzählen, sie würde den Kopf schütteln, und dann würden sie gemeinsam lachen. Das Büro dieses Herrn mit dem seltsamen Dialekt würde er nicht mehr betreten, sondern gleich zu seinem Vorgesetzten gehen, am besten zum Bürgermeister. Der würde ihn nicht nur verstehen, sondern ihm anerkennend auf die Schulter klopfen und seinem sächsischen Standesbeamten einen Rüffel erteilen, denn er war ein Bayer, sogar ein Loisacher.

Am Nachmittag besuchte er Charlotte im Krankenhaus. Sie saß auf der Bettkante und hatte ihre Kleider an. Neben ihr stand der Rollkoffer. Das Baby lag in einer Tragetasche und schlief. „Wo bleibst du so lange?“ fragte sie. Ludwig antwortete nicht. Er hatte vergessen, dass Charlotte und die Kleine heute entlassen werden sollten, einen Tag früher als geplant. Er gab Charlotte einen Kuss, nahm die Tragetasche, legte den anderen Arm um Charlottes Hüfte, dann verließen sie das Zimmer und kurz darauf das Krankenhaus.

Die kleine Bavaria schlief auch noch, als sie die Wohnung betraten und er sie in den Stubenwagen legte, langsam und vorsichtig. Noch lange blieb er vor dem Wagen stehen und betrachtete seine Tochter, ihren Mund, den sie im Schlaf spitzte, als ob sie an Charlottes Brust liegen und ihre Milch saugen würde. Er streichelte ihren Kopf, der feucht war, spürte die pulsierende Fontanelle, küsste sie auf die kleine Stirn und flüsterte: „Bavaria, sonst passt nix.“

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