Ulrich Hutten - Die letzte Dorade von Saint Philibert oder - Leben und Sterben um jeden Preis

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Die letzte Dorade von Saint Philibert oder: Leben und Sterben um jeden Preis: краткое содержание, описание и аннотация

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Es macht Freude, seiner eigenen Beerdigung zuzuschauen. Wann sonst hört man soviel Gutes über sich selbst. Charles Dupont, Magnat der Lebensmittelindustrie und Pate ihrer Schattenwelt, gönnt sich dieses Vergnügen in der Kirche von Carnac. Dass er bald wirklich sterben muss, ahnt er noch nicht…
Man kann diese Lektüre einfach genießen wie feine Lesekost, raffiniert komponiert, ein achtgängiges Menü voll feinster Zutaten, liebevoll abgeschmeckt. Aufgetischt werden allerdings äußerst unappetitliche Machenschaften, angerichtet von Todbringern aller Art. Eine Speisenfolge, die den beiden Journalisten-Freunden Leonhard und Paul übel aufstößt.
Wer anders liest, stößt auf anderes. Zum Beispiel auf den grünen Karl Marx, das Böse im Guten, Charlie Hebdo, die Fiktion des Faktischen und auf Europa. Ein Europa, das etwas ganz anderes meint als eine Geldmaschine.

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An diesem Punkt pflegte der Père seine Geschichte vorerst abzubrechen, um die gehobene Rotweinstimmung seiner Zuhörer durch ihren weniger erfreulichen Ausgang nicht zu verderben. Denn am Ende vermochte das Wunder der Bretagne den wackeren Cornély nicht zu retten. Ganz offensichtlich hatte er es versäumt, oder es war ihm nicht gelungen, sämtliche Häscher zu versteinern und damit ganz und gar unschädlich zu machen. Sonst wäre er kaum von einem der Söldner enthauptet worden, im Jahr des Herrn 253, wie es heißt. Bei näherem Hinsehen kämen für seinen Märtyrertod aber auch ganz andere Todesorte und Todesarten in Frage. Möglicherweise verschied er sogar auf ganz natürliche Weise. Aber wer wollte den Père schon mit solchen Einwänden irritieren, wenn ihn der Wein beflügelte. Und überhaupt, wer weiß schon so genau, was jemals wirklich geschehen ist oder geschieht.

Hätten die Gallier und ihre Vorfahren schon damals die Schrift gekannt, wäre noch mehr aus jenem Dunkel ferner Zeiten aufgezeichnet, als sich die Menschen Unvorstellbares in Geschichten vorstellbar machten. Und sie weiter erzählten, nicht anders, als es der Père noch heute tat. Charles war inzwischen nüchtern genug, um eher an die genialen Ingenieurleistungen der Megalithiker und ihre bewundernswerten kosmologischen Kenntnisse zu glauben als an noch so wunderbare Legenden. Und er hatte sich eigentlich vorgestellt, seiner Verdienste wegen eines Tages unter einem Dolmen begraben zu werden. Aber dafür war es zu spät, daraus konnte nichts mehr werden.

„Charles Dupont hat sich um unsere Region, unsere Stadt und unsere ehrwürdige Kirche St. Cornély, ja um uns alle verdient gemacht“, predigte der Père gerade in jenem salbungsvollen Sermon, der vor allem bei älteren Gläubigen die Wirkung jedes Schlafmittels übertraf. Eine Zeit lang noch erging er sich in ähnlich abgestandenen Phrasen. Dann aber hob er die Stimme plötzlich und schlug einen gänzlich irritierenden rhetorischen Bogen von den Rätseln der Dolmen und Menhire in vorgeschichtlicher Zeit zu den Geheimnissen, die im Hier und Heute schlummern, und zu der grundsätzlichen Unmöglichkeit, die Zeichen der Zeit wirklich zu entschlüsseln. Seien sie ja doch nur diesseitige Verweise auf die menschliche Transzendenz, immer bloß Wegweiser zu Verborgenem, zu Unerkennbarem, immer nur Fingerzeige auf die Verheißung lebendiger Auferstehung nach dem Tod und auf das Paradies, das gute Christen wie Charles Dupont erwarte.

Kaum jemand außer den Eingeweihten und Charles Dupont auf seiner Empore ahnte, was damit gemeint war. Die Trauergemeinde folgte dem Père eher ratlos auf seinem etwas abstrakten Exkurs. Und der verfolgte auch gar nicht die Absicht, sich seinem gemeinen Kirchenvolk verständlich zu machen. Er wandte sich in diesem Moment an einen Anderen, ein höheres Wesen. Im Unterschied zu manchem Priester glaubte Caneloux tatsächlich an Gott. Und hier im Gotteshaus, unter den Augen des Allerhöchsten, wollte er mit seiner vielleicht etwas abseitig klingenden Anspielung dem eigenen Gewissen Genüge tun, indem er geschickt, aber doch wahrhaftig auf die verborgenen Aspekte im Hier und Jetzt dieser Trauerzeremonie verwies.

Dann aber fand er schnell wieder den Weg zurück zu dem Verstorbenen und dessen verdienstvollem Vorstoß, die vorkeltischen Altertümer endlich auf die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu setzen, nicht zuletzt, um den Tourismus im Morbihan weiter anzukurbeln. Und er vergaß keineswegs, Duponts von reiner Nächstenliebe geprägte Fürsorge zu erwähnen, die er über seine Stiftung hungernden Kindern in der Dritten Welt zuteil werden ließ.

So erschien Charles Dupont der Trauergemeinde in der Kirche wie die Inkarnation des guten Christenmenschen. Selbstverständlich unterließ der Père die entfernteste Andeutung, die einen so strahlenden Heiligenschein hätte trüben können, etwa dass der reiche Geschäftsmann aus Paris, ein gelernter Jurist, in Wirklichkeit von den Einheimischen in der ganzen Region verabscheut wurde, dass extremistische Regionalisten ihn sogar unverhüllt bedroht hatten, indem sie ihm unter anderem, aber in dieser Reihenfolge, einen Haufen abgehackter Hahnenköpfe, einen Kübel übel stinkender Fisch-Innereien und eine Fuhre undefinierbaren Kots vor die Türe setzten.

Die Bürger von Carnac fühlten und dachten bretonisch, nicht französisch. Und sie wollten nicht, dass die Pariser sich hier breitmachten und ihr Land kolonialisierten. Viele von ihnen sympathisierten offen oder versteckt mit der Protestbewegung der Rotmützen, die in der ganzen Gegend begonnen hatte, Großkundgebungen und Streiks zu organisieren, um gegen Paris und den französischen Zentralismus Front zu machen.

Charles Dupont versuchte sich ein Bild zu machen. Vorne in der dritten Reihe saß der ehrenwerte Doktor Briand, durch und durch konservativ, aber trotz des ehelichen Sakraments mit ununterdrückbarem Gefallen am anderen Geschlecht. „Aha“, dachte sich Charles. Briand trug einen Hut und, ungewöhnlich für seine Gewohnheiten, eine getönte Brille, wohl um seine inneren Regungen zu verbergen. Aber warum nur war Albert nicht hier? Der Père pries gerade die Großzügigkeit als einen von Duponts edlen Charakterzügen. Das Heucheln beherrschte er perfekt. Respekt, dachte Charles, der darin selbst eine beachtliche Routine erworben hatte. Auch der Vervollkommnung dieser Kunst, wenn auch nicht nur ihr, hatte er seinen Aufstieg und sein nicht ganz unbescheidenes Vermögen zu verdanken.

Irgendetwas Aufmunterndes muss ein Pfarrer ja sagen, dachte Charles, auch wenn hier gar niemand aufgemuntert werden wollte, schon gar nicht Gisèlle, seine Gattin, die von dieser Beerdigung in jeder Beziehung profitierte. Prüfend und wohlgelaunt lauschte Charles den klagend kümmerlichen Klängen der Orgel, die sich unter Spitzbögen verkrochen und ihn auf diese Weise wissen ließen, dass er doch noch nicht auf dem Weg ins himmlische Jerusalem war. Auf dem bunten Glasfenster am Chor des neugotischen Kirchleins ließen die Sonnenstrahlen dieses Junimorgens das Bild noch schauriger als gewöhnlich leuchten. Er glühte in ihrem Licht, der Märtyrer, der Kirchenpatron, der arme Cornély, von einem römischen Legionär ganz in der Nähe von Carnac geköpft, und erinnerte die Gläubigen so an wahre christliche Opferbereitschaft.

Albert, sinnierte Charles, wäre vielleicht der Einzige gewesen, der aufrichtig um ihn trauern würde. Nicht allein der großherzigen Trinkgelder wegen, die er ihm jedes Mal aufs Tablett gelegt hatte. Die beiden mochten sich. Charles’ feine Fünf-Gänge-Menüs, die im Hauptgang fast immer eine gegrillte „Dorade à la maison“ einschlossen, zu der Albert einen Chardonnay aus der Provence kredenzte, endeten gen Mitternacht in schöner Regelmäßigkeit mit einer Runde Calvados und einem höflich distanzierten und doch sehr mitteilsamen Geplauder. „À la votre!“, pflegte Albert zu sagen, „à la votre!“, Charles zu erwidern. Die Zeremonie war nicht weniger eingespielt als die Rituale des Priesters in der Totenmesse. Zu später Stunde durchbrach zuweilen ein Anflug von Vertraulichkeit die beiderseits sonst stets sorgfältig gewahrte Form. Dann redeten sie sich mit ihren Vornamen an, um freilich schon am nächsten Tag wieder zur gebotenen Distanz zurückzukehren. Innerlich bedankte sich Charles in diesem Moment bei Albert noch einmal, während der Organist die Tasten seines Instruments bediente. Ohne ihn, ohne seine Geistesgegenwart läge er nun wirklich in der bekränzten Eichenkiste, die der Père mit dem Schlangengesicht gerade ein weiteres Mal mit Weihwasser bespritzte. Der Choral auf der Orgel klang gespenstisch.

Auf der Empore registrierte Charles jede Bewegung unter ihm, auch wenn er die meisten Trauergäste nur von der Seite oder von hinten sehen konnte. Er hob den Kopf und glitt unmerklich in ein Grübeln hinüber, gestand sich ein Gefühl von Unsicherheit ein, das ihm neu war oder das er bisher immer verdrängen konnte. Es wäre ihm auch mehr als hinderlich gewesen in einer Branche, in der es immer härter zuging und gnadenloser. Jetzt aber hatte sich dieses Gefühl eingeschlichen, festgebissen, und er konnte es nicht mehr abschütteln. Trotz aller Abgebrühtheit und Cleverness, die er sich in vielen Jahren und äußerst brenzligen Situationen erworben hatte, belauerte es ihn, stellte Fragen, die ihm nicht mehr aus dem Kopf wollten: Wer war es, der ihn im „La Mer“ vergiften wollte? War er jetzt womöglich hier, saß unter seinen Augen? Oder hatte irgendeiner seiner Widersacher einen Mordauftrag erteilt? „Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“, zitierte unter ihm das Schlangengesicht Psalm 90, Vers 12.

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