»Woher kommst du denn?«, fragte Sophia.
»Aus Madrid«, antwortete Miguel, »ein paar Mal im Jahr verschlägt es mich hierher. Dann erledige ich ein paar Aufträge und verbringe meistens noch ein bisschen Zeit hier. Es gibt einige schöne Tauchspots. Wie lange bist du denn hier?«, wollte Miguel wissen.
»Vier Wochen«, sagte Sophia.
»Wow, das ist lange. Wo kriegt man denn so viel Urlaub?«, fragte er neugierig.
Doch Sophia lachte und sagte: »Bis später, Miguel. Ich muss los, frühstücken«, und ließ ihn zurück.
»Bis dann«, sagte er und schaute ihr nach.
Während Miguel am Strand blieb, ging Sophia quer durch die Anlage zum Hotelzimmer, um sich für das Frühstück im Hauptrestaurant umzuziehen.
Vielleicht war er ganz nett und eventuell konnte es spannend sein, etwas mit ihm zu unternehmen. Sie war gespannt auf nachher.
Vielleicht konnte ihr Raphael ein paar Tipps geben, was sie so machen konnte. Auf alle Fälle wollte sie für ihre Familie ein paar typisch dominikanische Souvenirs mitbringen und tauchen lernen.
Pünktlich um halb acht, nachdem sie noch einmal auf dem Balkon gesessen hatte, machte sie sich wieder auf den Weg zum Restaurant, um zu frühstücken.
Das Restaurant war menschenleer und sie suchte sich einen Zwei-Personen-Tisch am Rande des Lokals. So eine reiche Auswahl hatte sie selten gesehen.
Sie entschied, sich ein frisches Omelett zubereiten zu lassen und aß frische Früchte dazu. Dazu gab es einen dominikanischen Kaffee – köstlich. Sophia war zufrieden.
Beim Frühstück traf sie wieder auf Miguel.
»Darf ich?«, fragte er und hielt schon die Teller in der Hand. Er wartete darauf, sich zu Sophia setzen zu können.
»Ja bitte«, sagte sie. Er setzte sich zu ihr an den Tisch.
»In Gesellschaft schmeckt es besser«, sagte er zu Sophia.
»Das stimmt. Na dann guten Appetit«, antwortete Sophia.
»Danke gleichfalls«, erwiderte Miguel.
»Woher kommst du eigentlich?«, fragte er neugierig.
»Aus Venedig, Italien«, sagte Sophia.
»Oh, Italien, da ist es doch bestimmt auch schön um diese Jahreszeit. Was verschlägt dich denn so weit in die Ferne?«, wollte er wissen.
»Ich wollte schon immer mal hierher, nur hat es noch nie geklappt und jetzt war es möglich«, antwortete Sophia.
»Nachher bin ich mit einigen Leuten draußen auf dem Wasser. Wir wollen tauchen gehen. Sicherlich sehen wir uns erst später wieder«, meinte er.
»Das ist nicht schlimm, Miguel. Vielleicht kannst du mir ein bisschen von deinen Tauchgängen erzählen und wie ruhig hier das Wasser ist, wenn du zurück bist. Ich gehe gleich erstmal zu dem Begrüßungscocktail und dann mal sehen. Ich habe noch keinen konkreten Plan für heute.«
»Ja, das kann ich machen Sophia. Ich habe die verschiedensten Tauchspots schon ausprobiert.«
»Schön, ich muss los. Wir sehen uns später«, erwiderte Sophia und verließ den Tisch.
»Ciao, bis später und viel Spaß«, sagte er.
»Ja, dir auch«, erwiderte sie und begab sich zu dem Raum, in dem das Pult mit den vielen Ordnern stand. Hier sollte in ein paar Minuten der Begrüßungscocktail stattfinden.
Raphael traf auch gerade dort ein und sie begrüßten sich. Dann kamen nach und nach noch fünf andere neu angereiste Touristen dazu.
Sophia erkannte sie wieder, sie hatten gemeinsam im Bus gesessen, der sie gestern Abend vom Flughafen ins Hotel gefahren hatte. Es war eine Familie aus Deutschland mit einem Kind und ein Ehepaar aus der Schweiz.
Nun konnte es losgehen. Raphael machte es kurz und wollte es nicht unnötig in die Länge ziehen und erläuterte, wo die neu angereisten Gäste welchen Bereich in der Anlage finden konnten.
Dann ging er über zu den Ausflügen, die man bei ihm im Büro buchen konnte und warnte vor Touren auf eigene Faust, da diese zu gefährlich waren.
Es gab ein paar Warnhinweise für Alleinreisende und dann eine kleine Fragerunde. Raphael arbeitete schon viele Jahre hier im Hotel und ernährte so seine Familie. Er baute gerade ein kleines Haus für seine Frau, sich und die drei Kinder. Die Oma sollte auch mit einziehen, denn mehr Familie hatten sie nicht.
Er fragte nach und nach, was alle so beruflich machten. Das Schweizer Ehepaar war schon Rentner, die Familie aus Deutschland waren Beamte und dann fragte er Sophia.
»Ich arbeite in einem Reisebüro in Venedig und verkaufe Menschen die schönsten Wochen des Jahres«, sagte sie lächelnd und freute sich hier zu sein.
»Das ist großartig. Hast du schon den Zettel an meinem Büro gelesen? Ich kann Verstärkung gebrauchen. Es gibt viel zu tun. Vielleicht möchtest du nach den vier Wochen, die du hier bist, gar nicht wieder weg. Du kannst es dir überlegen, Sophia.«
Sophia lächelte verlegen und sagte: »Hm … wenn ich ehrlich bin, ich habe den Zettel schon gesehen und einen Moment mit dem Gedanken gespielt, aber …«
»Du musst jetzt nichts sagen. Genieße die Zeit und sag mir einfach Bescheid, bevor du abreist. Wenn du Fragen hast, du erreichst mich hier fast immer«, sagte Raphael und strahlte.
Sophia wollte noch etwas zu dem angebotenen Schnuppertauchkurs wissen und ließ sich ein paar Dinge zur medizinischen Versorgung erklären, falls man sie brauchte.
Dann buchte sie für den übernächsten Tag einen Ausflug zum Wasserfall Salto El Limon.
»Ich gebe dir nachher noch einen Zettel, Sophia. Du findest die Daten aber auch in dem Ordner, der hier ausliegt«, sagte Raphael.
»Ach so, dann gucke ich da mal nach. Dann brauchst du es nicht extra aufzuschreiben«
Nach dem Begrüßungscocktail sollte der erste Tag ihres Aufenthaltes ein Tag am Strand werden. Auf ihrem Weg zum Zimmer kam sie an der Hotelbar vorbei.
Hier musste sie einfach anhalten. Sie trank einen Mojito, ging dann kurz aufs Zimmer und zog ihren Bikini an. Ihr Weg führte sie zum Strand.
Sie zog ihre Liege bis runter zum Wasser und breitete ihr Handtuch darauf aus.
Nach einer Weile gesellten sich noch andere Gäste an den Strand. Dennoch blieb viel Platz und man hatte das Gefühl, man war fast alleine.
Sophia las ein Buch, genoss die Sonne und die leichte Brise auf ihrer Haut genauso wie das Rauschen des Meeres und die leise Musik.
Am frühen Nachmittag ging sie zur Tauchschule an den Strand.
»Hi, ich bin Sophia. Ich möchte mich gerne anmelden zum Schnuppertauchen.«
»Ja gerne, hi, ich bin Rosalie. Wir machen das immer zweimal in der Woche für eine gute Stunde und wenn du Spaß daran hast, kannst du am Nachmittag mit ins Meer, allerdings nur in Begleitung und auch noch nicht so tief. Danach kannst du dich entscheiden, ob du vielleicht deinen Tauchschein bei uns machen möchtest.«
Rosalie wartete einen Moment und fragte: »Für welchen Schnupperkurs darf ich dich denn eintragen?«
»Gleich für morgen. Wow, so schnell kann man schon ins Meer?«, fragte Sophia erstaunt.
»Ja, das ist kein Problem. Der Tauchkurs dauert vier Tage, davon ist vormittags Theorie und nachmittags fahren wir raus und tauchen«, erwiderte Rosalie.
»Die Schnupperstunde morgen ist aber im Pool oder?«, fragte Sophia neugierig. »Kommen da noch andere Leute? Wie viele können denn an dem Schnupperkurs teilnehmen?«, wollte Sophia wissen.
»Also wir nehmen im Schnitt maximal sechs Leute, damit wir uns auch ausgiebig um sie kümmern können. Das ist genug. Wir sind zu dritt – Tom, Antonio und ich«, sagte Rosalie.
»Okay, dann bis morgen. Ich freue mich«, sagte Sophia.
»Hasta mañana, Sophia«, rief Rosalie.
Sophia ging zufrieden zu ihrer Liege und legte sich in die Sonne. Sie kam mit einigen anderen Gästen ins Gespräch und man trank an der Strandbar ein paar Cocktails zusammen.
»Wir haben uns die ganze Zeit schon gefragt, was Sie hier alleine machen. Ist das nicht gefährlich?«, wollte die Schweizerin wissen.
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