Die Passagiere klatschten Beifall für die Landung und dann dauerte es wieder ein paar Minuten, bis sie die Maschine über eine Treppe verlassen konnten.
An der Tür bemerkte sie bereits das warme tropische Klima. Die Luft war heiß und die Luftfeuchtigkeit hoch. Es roch hier ganz anders als zu Hause.
Sie war überwältigt und von Weitem hörte sie schon Merengue-Klänge.
Wow, so habe ich es mir vorgestellt, toll. Ich kann es nicht glauben, ich bin wirklich hier. Ich habe es tatsächlich gemacht. Das ist total verrückt. Vielleicht ist es leichtsinnig, aber es ist schön.
Sie setzte den Fuß auf die Gangway und lief hinter den anderen Fluggästen her zum Flughafengebäude, wo das Gepäck wenig später zur Abholung bereit stand.
Es dauerte gar nicht lange und sie kam mit den anderen Fluggästen durch einen langen Flur in die große weiträumige Halle.
Von hier war also die Musik gekommen, die sie schon von Weitem gehört hatte. Hier spielten einheimische Musiker Merengue- und Salsaklänge zur Begrüßung. Das war toll. Da bekam sie gleich Urlaubsgefühle und sog die neuen Eindrücke gierig ein.
Ich habe wohl alles richtig gemacht. Genauso muss es sich anfühlen, ja, hier kann ich es aushalten. Die Musik ist mitreißend und man hat Mühe, nicht gleich loszutanzen.
Sophia strahlte.
Den ersten Teil ihrer Reise hatte sie nun schon hinter sich gebracht. Jetzt folgte der nächste Teil mit dem Bus.
Das Gepäck hatte sie inzwischen in Empfang genommen und auf einen Gepäcktrolley gepackt. Jetzt musste sie den richtigen Bus finden, um ins Hotel zu kommen.
Draußen am Ausgang wartete bereits jemand aus dem Hotel und hielt ein Schild hoch auf dem der Hotelname stand. Das machte es Sophia einfach.
»Ah, da ist ja jemand«, sprach sie ihn an.
»Hi, ich bin Raphael. Ich bringe die Touristen ins Hotel. Wer bist du? Ich darf doch du sagen?«
»Ich bin Sophia. Ich glaube, hier bin ich richtig«, sagte sie lachend.
Sie zeigte ihm ihr Ticket und er führte sie zum Bus. Das Gepäck wurde vom Fahrer verstaut und sie konnte sich in Ruhe einen guten Platz im Bus aussuchen.
Nach und nach füllte sich der Kleinbus mit anderen Touristen, die der Bus zu ihren Hotels fuhr, die auf der Strecke lagen.
Das Fahrzeug hatte seine beste Zeit bereits hinter sich, so wie es auf den ersten Blick schien, aber das war Sophia jetzt egal. Bis auf ein paar Beulen schien er noch ganz gut zu sein.
Zunächst hatte Raphael Späße gemacht und zählte alle durch. Nicht, dass einer verloren gegangen war und nie im Hotel ankam. Das wollte keiner.
»Unsere lustige Fahrt kann beginnen«, meinte er in die Runde und der Bus setzte sich langsam in Bewegung. Als es anfing zu schaukeln, wussten alle, was gemeint war.
Dann ging es los. Sie polterten und rasten über die Straßen. Die Reisenden hatten das Gefühl, der Fahrer führe wie ein Henker.
Im Anhänger polterte das Gepäck herum, und Sophia hatte Bedenken, dass dieser überhaupt zusammen mit dem Bus da ankam, wo er sollte, so wie der Fahrer fuhr.
Die Straßen waren auch ziemlich eng, sodass es ein paar gewaltige Ausweichmanöver gab, wenn jemand von vorne mit einem größeren Fahrzeug kam oder plötzlich ein paar Ziegen auf die Straße sprangen.
Die Klimaanlage war auf Eiszeit programmiert und Sophia begann, nach der langen Reise etwas zu frieren.
Sie schaute aus dem Fenster. Der Anblick war atemberaubend.
Der Weg führte vorbei an Sandstränden, durch Dörfer und alles, was sie sah, waren Palmen in jeder Größe, die üppigste Vegetation, die sie je in Natura gesehen hatte.
Sie glaubte, so ähnlich musste es im Dschungel auch aussehen – überall nur grün, wohin man schaute. So viel Grün und wunderschöne Feuerbäume, die gerade ihre Blütezeit hatten, wie Raphael allen verriet. Sie war im Paradies angekommen. Genau hier musste es sein – wo sonst.
»Die Strapazen der Reise haben sich jetzt schon gelohnt«, sagte sie zu ihm, als er durch die Reihen ging.
»Das hoffe ich doch«, lachte er.
Die ersten Touristen stiegen in Sosua und Cabarete aus. Der Bus war leerer geworden. So ging es eine ganze Weile weiter.
Dann stiegen noch einmal sechs Touristen in Las Terrenas aus und die restlichen fünf Leute fuhren weiter bis Las Galeras.
Hier war es noch grüner als auf dem Rest der Insel. Auf der Halbinsel Samana war der Pflanzenbestand noch viel höher.
Samana, ich kann es noch gar nicht glauben, dass ich wirklich hier bin. Samana ist die Perle der Dominikanischen Republik. Wie oft habe ich das meinen Kunden im Reisebüro erzählt und nun, nun stehe ich selber mittendrin, unglaublich.
I m Land wachsen ungefähr sechs bis sieben Millionen Kokospalmen. Das ist Wahnsinn. Ich kann mir so viele Palmen auf einem Fleckchen Erde gar nicht vorstellen.
Samana zählt zu den schönsten Orten der Dominikanischen Republik und jetzt bin ich hier. Ich muss total verrückt sein.
Raphael half beim Ausladen des Gepäcks, als sie nach vier Stunden endlich das Hotel erreichten. Inzwischen war es dunkel geworden.
Die anderen Touristen stiegen ebenfalls aus und man versammelte sich vor dem Eingang. Es wurden ein paar Details besprochen.
Raphael schickte den Bus wieder weg und begleitete die neuen Gäste bis zur Rezeption.
»Ich arbeite hier im Hotel. Ich bin der Reiseleiter. Wir werden in den nächsten Wochen noch Kontakt haben. Morgen ist der Begrüßungscocktail, da erfahrt ihr alle wichtigen Informationen. Also dann, herzlich willkommen auf dem schönsten Fleckchen Erde, das das menschliche Auge jemals gesehen hat, so sagte einst Kolumbus – und der muss es wissen«, lachte Raphael.
Dann kamen auch schon zwei weibliche Angestellte in ihrer schicken hellen Dienstkleidung und ein paar Hibiskusblüten im Haar, welche besonders hübsch zur Geltung kamen, und überreichten einen Begrüßungsdrink. Es war ein herzlicher Empfang und Sophia fühlte sich vom ersten Augenblick an wohl.
An der Rezeption erhielt sie den Schlüssel zu ihrem Zimmer und ein Hotelangestellter brachte das Gepäck dorthin.
Es war inzwischen später Abend geworden. Sophia bekam ihr All-inclusive-Bändchen und begab sich in ihr Hotelzimmer.
An diesem Abend war sie unfähig, sich noch irgendetwas anzusehen. Einfach nur glücklich, dass sie endlich angekommen war, schob sie die Koffer ins Zimmer, zog sich um, legte sich aufs Bett und schlief sofort ein.
Paolo schloss an seinem zweiten Tag das kleine Reisebüro auf und wartete auf Maria. Er schaute zur Uhr und stellte fest, dass Maria sich bereits leicht verspätet hatte.
Versteh einer die Frauen. Nie sind sie pünktlich. Wer weiß, was sie schon wieder hat. Sie sah irgendwie blass aus gestern. Vielleicht geht es ihr nicht gut.
Maria hatte versucht, mit Alessandro zu besprechen, wie sie denn nun weiter vorgehen wollten, jetzt, da die Wahrheit ans Licht gekommen war. Aber sie waren nicht wirklich zu einer gemeinsamen Lösung gekommen.
Je mehr Maria bat, die Sache auf sich beruhen zu lassen, so lange, bis Sophia aus dem Urlaub wieder zurück war, desto mehr drängelte Alessandro, es so schnell wie möglich aus der Welt zu schaffen. Er wollte unbedingt vermeiden, dass Sophia ihn hasste für das, was er getan hatte – was sie getan hatten.
Maria ging es auch an diesem Morgen nicht besonders gut. Sie hatte wieder einen dieser Übelkeitsanfälle.
Bis sie endlich die Wohnung verlassen konnte, um sich auf den Weg zur Arbeit zu machen, verging eine ganze Weile. Das gemeinsame Frühstück mit Alessandro ließ sie ausfallen.
Sie war in den letzten Tagen keine gute Gesellschaft gewesen. Alessandro machte sich bereits Sorgen um sie.
Paolo war guter Dinge und hatte frische Blumen für Maria auf ihren Platz gestellt, damit sie sich etwas wohler fühlte. Er hatte bereits Kaffee gekocht, damit er ihn gemeinsam mit ihr trinken konnte.
Читать дальше