Am Samstag, meinem ersten Ferientagtag bin ich bald nach dem für mich doch bisschen verspäteten Frühstück, denn ich habe für heute früh keinen, wie immer gewohnten Wecker gestellt und dem entsprechend bisschen länger geschlafen habe, aber jetzt bewaffnet mit meinem kleinen Feldstecher, der Kamera, falls sich doch einer von den Geistern bei mir vorstellen oder sich sollte sehen lassen, um mir bei der Suche nach dem möglichen Geisterheiligtum gar behilflich zu sein, möchte ich ihn dann gleich in einem Bild für die Nachwelt um uns herum festzuhalten, unserem Hund und der Wünschelrute, bin ich jetzt hoch zu unserer alten Eiche gewandert, die ich dann auch wie einen alten, bekannten Kumpel, die sich schon sehr lange nicht mehr so nahe kamen, hier aber durch mein Tätscheln des Baumstamms begrüßt habe, um sie schon mal ruhig und nicht angriffslustig oder auf ein stürmischen Gebaren zu stellen, die so glaube ich, auch uns beide, den Bernhardiner und mich auf ihre Eichenart doch recht friedlich begrüßt hat, die jedem, ihr Unsympathischen gleich zeigte, wer hier das Sagen hat, indem da aus der Baumkrone der eine oder der andere Ast fast zischend heruntergefallen ist, um dann dem Betroffenen auch bisschen weh zu tun oder den nötigen Respekt vom Ankömmling abzuverlangen, wer hier eigentlich in dieser Ecke das Sagen hat, was sicher nicht ohne bisschen zu erschrecken über die Bühne ging. Uns beide, den Hund und mich hat sie scheinbar doch durch ihre Friedfertigkeit begrüßt, denn sie hat keinen Ast, auch keinen kleinen drohend rauschend oder ihn gar leise, zischend auf uns zielsicher hat herabfallen lassen. Doch hier bei der Eiche, in ihrer unmittelbaren Nähe, scheint es doch jemanden zu geben, den ich noch nicht sehen kann, aber er, unser Vierbeiner, er scheint doch vor dem für mich noch unsichtbaren Phantom mehr Respekt zu haben, als ich es ihm zugetraut hätte, der doch bisher vor keinen sichtbaren Zwei- oder Vierbeiner auch die kleinste Unsicherheit uns gezeigt hat, was er gerade jetzt eben tut, obwohl ich nichts, wenn auch nur schemenhaft sehen kann und auch weiter nicht konnte, was das für ein Wesen sein mag, das unserm Bernhardiner so viel Respekt abverlangt hat, dass er weiter, mit stehender Rückenmähne brav an meiner Seite geblieben ist. Ich jedenfalls habe dieses unsichtbare Etwas schon mal lautstark begrüßt und mich auch brav nach seinem Wohlbefinden erkundigt und auch brav gefragt habe, was ich für sein Wohlgefallen auch tun kann oder es tun soll? Doch ich bekam von niemandem eine Antwort, was ich auch akzeptiert habe, dass der wahrscheinliche Geist um uns herum noch nicht mit jedem Unbekannten, der hier im Geisterbereich auftaucht auch reden mag. Als wir beide, unser Hund und ich die Eiche einige Male umrundet habe, fiel es mir gleich auf, dass unser Hund, der ein richtiger Mordskerl oder vierbeiniger Draufgänger ist, der eigentlich keine Angst oder Furcht vor nichts kannte, bestimmt einen guten Zentner wog und trotzdem recht flott noch auf seinen Beinen war, doch mehr und mehr recht unruhig wurde, je länger wir an dieser alte Eiche oder unter ihrer Astkrone waren und seine Haare auch auf seinem Rücken noch steifer zum Stehen kamen, was sicher kein gutes Zeichen war, denn da war oder musste jemand sein, den ich noch nicht habe sehen oder auch irgendwie habe bisher fühlen oder spüren können, sich aber scheinbar auch mehr und mehr vermehrt haben muss und der Bernhardiner nicht von meiner Seite wich und keinen Anstand machte, das Gebiet um die und unter der alten Eiche selbst oder allein zu erkunden, was er doch sonst anderswo immer gerne tat und dabei auf meine Obhut gern verzichtet hat, was er jetzt und auch hier aber nicht tat oder tun wollte, denn er blieb die ganze Zeit treu an meiner rechten Seite, direkt auf Tuchfühlung und ich ihm immer wieder mit meiner rechten Hand seinen Kopf streichelte, was ihm scheinbar sehr gut getan hat, und neuen Mut einflöste, vor dem für immer noch ganz und gar Unsichtbaren. Es sah aber fast so aus, als wollte er mich vor der für mich noch unsichtbaren Gefahr nicht allein lassen, sondern notfalls mich hier beschützen oder zur Seite stehen will, wenn es seiner Hundemeinung nach hart auf hart kommt, wenn das nur er wahrnehmende Subjekt sich notfalls auf mich stürzen sollte. Oder glaubte er gar, dass er mich vor all dem Unsichtbaren, das nur er zur Zeit schon oder noch wahrnehmen konnte, hier nicht allein lassen kann, was nur er bis jetzt alleine sah, spürte oder wahrnehmen kann, von alledem ich noch nichts gemerkt hab oder merken konnte und bis jetzt auch noch nichts gesehen habe, dass hier jemand durch das ungemähte Gras laufen oder gar über dem Gras schweben würde, der unser Tun sehr genau beobachtet. Und so bin auch einen längeren Moment, in Gedanken versunken im Schatten der uralten Eichenbaumkrone stehengeblieben, um derer zu gedenken, die jetzt vielleicht sich für mich unsichtbar um uns beide herum aufhalten oder uns beide beobachten, was wir beide bloß jetzt hier oben wollen oder suchen mögen, unser Bernhardiner und ich, was bis jetzt noch niemand, sicher aus Zeitmangel hier in ihrem Schatten getan hat, denn zu so einem sinnlosen Verweilen oder Herumstehen hatten alle meine Vorfahren aber auch die anderen Dorfbewohner zu ihrer Zeit keine Zeit! In Gedanken habe ich immer wieder versucht die richtige Welle zu diesem unsichtbaren Etwas zu finden, das hier sicher unsichtbar in unmittelbarer Nähe ganz nahe sein muss, was, wie ich es auch versuchte, nicht klappen wollte, eine kleine, wenn auch ganz kleine Kontaktaufnahme zwischen den Unsichtbaren und uns beiden den Sichtbaren. Auch schaute ich immer wieder verstohlen in die Baumkrone und fragte die dicken Äste, die sich da schwungvoll vom Stamm wegstreckten, wer wohl von ihnen der nächste Ast sein wird, der meine Neugier bestrafen muss und dann auf mich plötzlich oder unversehens lautlos oder lautstarkkrachend, um die umliegenden Geister auch auf mich aufmerksam zu machen, dass sie ihren Auftrag, alle Zudringlichen von hier fernzuhalten, herabfallen lassen wird? Da sich nichts von alledem ereignet hat, schaute ich verstohlen oder fragend zum Himmel und holte zunächst die Wünschelrute aus meiner Jackenseitentasche, nahm sie in meine beiden Hände und habe mit ihr in meinen Händen in immer größer werdenden, mehr ovalen Kreisen die alte Eiche langsam umrundet. Manchen immer länger werdenden, ovalen Kreis bin ich mehrmals im Zickzackkurs gegangen, nachdem oder weil ich mir die unregelmäßigen Zuckungen der Wünschelrute in meinen Händen noch nicht weiter erklären konnte was das hier wieder bedeuten soll, dass es keine Wasserader ist oder war ist mir bald klargeworden. Und da musste ich feststellen, dass sie, die Wünschelrute sich nicht immer gleich verhielt oder die gleichen Verneigungen vor wem auch immer in der Erde machte, was ich hier im Gelände wahrlich nicht sehen konnte, oder hier im leicht buckligen Gelände wieso auch immer machte. Manchmal ging es stürmischer und manchmal oder dann wieder um vieles langsamer mit der Nasenspitze hinunter, geradeso, als ob hier eine unsichtbare Kraft die Wünschelrute regelrecht gezwungen hätte sich hier an dieser Stelle, gegen ihren Willen ehrfurchtsvoller oder da wieder draufgängerisch zu verneigen, als an einer anderen Stelle, was gerade so aussah, als konnte sich die Nasenspitze meiner Wünschelrute gerade nicht schnell genug hier vor etwas, was sicher in der Erde versteckt sein muss, zu verneigen. Aber keine dieser eigenartigen Verneigungen waren die Anzeichen, dass sich hier im Erdinneren oder unter uns, wenn auch in sehr tiefer Tiefe irgendein Wässerchen fließen oder sich befinden würde, das der Wünschelrute gar nicht schmecken oder zusagen wollte, aber durch eine höhere, für mich unsichtbare Kraft regelrecht gezwungen wurde, sich auch vor dem, was da in der Erde ist, sich zu verneigen oder dem da in der Erde auch die nötige Ehre zu erweisen. Ob das die Schiefersteine alleine sind, die ja alle hier auch ein kleines bisschen von dem einst so kostbaren Eisenerz haltig sind; die eine Eisenerzschicht bisschen mehr und die andere Schicht wieder bisschen weniger; jedenfalls so viel, dass man noch vor einigen hundert Jahren aus diesen Schiefersteinen in unserer Gegend das bisschen Erz für die wenigen hier brauchbaren oder gebrauchten Geräte und das Werkzeug herausgeschmolzen hat, und daher dann die schwankenden Verneigungen der Wünschelrute vor diesen einst so kostbaren, dünnen Eisenerzadern in den Schieferplatten unter uns in den Felspartien?
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