„Ich weiß es nicht. Das haben die mir nicht gesagt. Das würde ich schon früh genug erfahren!“
„Das ist ja bodenlos! Da müssen Sie sich einen guten Anwalt nehmen!“
„Ich habe einen; aber manchmal habe ich den Eindruck, der ist eher gegen mich! Kindesmissbrauch - da ist man geächtet. Da fasst einen auch ein Anwalt nur mit der Kohlenzange an!“
„Dann kündigen Sie ihm das Mandat auf! Ich kenne eine sehr gute Anwältin. Ich bin mit ihr befreundet. Wenn Sie wollen, spreche ich sie an. Morgen schon! Die kann wirklich was!“
„Oh je, mein Koffer! Ich muss schnell nochmal zu der Bank. Ich muss da meinen Koffer stehengelassen haben!“
Frau Schrader stellte den Herd ab, warf sich ihre Jacke über, half ihm in den schmierigen Mantel. Für den Hund war es das reine Vergnügen, noch einmal Gassi zu gehen. Gottlob fanden sie den Koffer unter der Bank. Franz begann neben dieser Frau wieder einen Funken Hoffnung zu schöpfen.
„Warum tun Sie das für mich?“
„Warum hat sich Ihre Frau damals so um uns gekümmert? Das war doch auch nicht selbstverständlich! Ich weiß noch, wie sie mir meine Zopfschleife neu gebunden hat. So was vergisst man nicht! - Und Sie haben keinen Verdacht?“
„Nein, ich habe wirklich keine Ahnung. Ich bin - Ehrenwort! - keinem der Kinder zu nahe gekommen. Ich habe nur versucht fortzusetzen, was meine Frau für die paar Kinder getan hat, bevor sie in die Klinik kam! Vielleicht steht ja irgendwas in einem der Briefe, die ich aus dem Kasten geholt habe.“
Franz durchsuchte den Packen feuchtes Papier. Ja, da waren ein paar Briefe von Leuten, die er nicht kannte. Rasch öffnete er einen, den Namen kannte er nicht, aber er war von jemandem, der in derselben Siedlung wohnte:
„Herr Schäfer, da Sie jetzt nicht mehr hier wohnen bleiben können, interessiere ich mich für Ihr Grundstück. Rufen Sie mich an, ich mache Ihnen ein gutes Angebot. Ich habe mir schon das Katasterblatt besorgt und den Grundbuchauszug. Es grüßt Erich Gschwandtner.“
Den Text hatte er halblaut vorgelesen.
„Das ist ja unerhört! Ich kenne diesen Typen. Ein widerlicher Kerl. Vielleicht weht ja daher der Wind! Die wollen Sie rausekeln! Die sind scharf auf das Grundstück! Wahnsinn!“
In einem anderen Umschlag war nur eine Geschäftskarte eines Maklers. Hinten drauf notiert: Sie werden bald professionelle Hilfe benötigen beim Verkauf Ihrer Immobilie.
„Klar, Herr Schäfer, Sie sind ja eigentlich ein ganz reicher Mann. Wieviel Quadratmeter hat das Grundstück?“
„Tausend!“
„Du meine Güte, das sind ja nach den heutigen Preisen vierhunderttausend Euro, die Sie mindestens erlösen könnten, falls Sie überhaupt verkaufen wollten. Aber an diese Typen würde ich nun gerade nicht verkaufen. Diese Briefe würde ich meiner Freundin der Anwältin, in die Hände drücken, und natürlich Anzeige gegen Unbekannt stellen wegen Rufmord, Verleumdung und Hausfriedensbruch!“
Jutta Schrader fuhr den Franz durch die finstere Nacht bis zu seiner Pension. Zugleich bot sie ihm an, jetzt laufend seinen Briefkasten zu leeren und dafür zu sorgen, dass das Häuschen nicht unbewohnt wirkt. Sie wollte die Blumen gießen. Die Läden schließen und öffnen, soweit es ihr zeitlich ausginge. Da sie ja ohnehin mit dem Hund spazierengehen müsse, könne sie auch diesen Weg nehmen.
Wortlos, aber unendlich dankbar, übergab er ihr die Hausschlüssel.
In der Pension fand Franz einen Zettel. Er war unter der Tür durchgeschoben worden:
„Bitte sofort in die Klinik kommen! Sobald Sie nach Hause kommen! Auch spät nachts!“
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