Martin Cordemann
Rosen von der Erde
Science Fiction Krimis
Dieses ebook wurde erstellt bei
Inhaltsverzeichnis
Titel Martin Cordemann Rosen von der Erde Science Fiction Krimis Dieses ebook wurde erstellt bei
Rosen von der Erde
Wunden, die die Zeit nicht heilt
Ein geradezu klassischer Fall
Die verschwundene Zivilisation
Der Pudel und sein Kern
Rosen und ein Mordversuch
Nachwort
Impressum neobooks
Schon vor Jahren hatten die Bewohner des Planeten Gardos mit der Bevölkerung der Erde Kontakt aufgenommen. Die Gardonier waren ein Volk von, mit irdischen Menschen verglichen, kleinen Wesen von blauer Hautfarbe, die der Menschheit an kultureller und wissenschaftlicher Entwicklung voraus waren. Dennoch hatte der Rat des Planeten entschieden, den Kontakt zu der anderen Rasse herzustellen. Man entsandte ein Raumschiff. Es überbrückte die große Distanz, die die beiden Planeten, die in verschiedenen Sonnensystemen ihre Bahnen zogen, voneinander trennte. Und man trat in Verhandlungen. Anders als erwartet erwiesen sich die Menschen als freundlich und kooperativ. Bald schon wurden Botschaften errichtet: eine der Gardonier auf der Erde – und eine irdische auf Gardos.
Der Planet Gardos hatte etwa die gleiche Größe wie die Erde und eine ähnliche Oberflächen- und Atmosphärenzusammensetzung und Temperatur. Es war also eine Umgebung, in der Menschen überleben konnten, ohne einen hinderlichen Raumanzug tragen zu müssen. Die Gardonier hatten sich vor vielen Jahrhunderten von Gewalt, Krieg, Diebstahl und derlei Dingen losgesagt, die der Menschheit noch immer schwer zu schaffen machten. Und neben den sieben Fingern pro Hand und der Tatsache, dass sich ihr Herz auf der rechten Seite der Brust befand, gab es noch einen Unterschied zwischen ihnen und den Menschen – sie lebten nachts, statt am Tage. Etwa wie irdische Eulen. Dass sie Federn anstatt von Haaren hatten, kam dem Vergleich nur zugute.
Es war für alle überraschend, dass sich im Jahre 2051 auf dem Planeten Gardos ein Mord ereignete.
Das Telefon klingelte. Alvy ignorierte es, so gut er konnte und versuchte weiterzuschlafen. Doch das Klingeln hörte nicht auf. Also langte er suchend mit seinem Arm über den Tisch, bis er das Telefon gefunden hatte – es war noch immer dunkel in Los Angeles.
"Ja?", meldete er sich undeutlich.
"Sind Sie es, Alvy?"
"Hätten Sie mich sonst angerufen?"
"Ich habe einen Auftrag für Sie. Sind Sie gerade frei?"
"Das wissen Sie doch. Was für'n Auftrag?"
"Ein Mordfall."
"Wie eindeutig? Ich meine der Täter!"
"Gar nicht eindeutig."
"Das ist schlecht."
"Deshalb haben wir Sie angerufen."
"Vielen Dank für das Vertrauen."
"Übernehmen Sie den Fall?"
Alvy überlegte. Warum nicht, dachte er, er hatte gerade sowieso nichts zu tun. "Okay. Hoffentlich ist es nicht so weit entfernt. Sagen Sie denen, die sollen nichts anfassen, klar?"
"In Ordnung, Alvy."
"Ach, wo ist es denn?"
"In Pendura. Auf Gardos."
"Scheiße!"
Alvy war noch nie mit einem Raumschiff der Gardonier geflogen, ein Privileg, das zur Zeit noch einer kleinen Anzahl Menschen vorbehalten war. Als er den Raumhafen in Los Angeles erreichte, erwartete ihn dort schon ein Gardonier, der eine Art Uniform trug. Mit den Worten: "Sind Sie Alvy Rosen?" trat er auf ihn zu.
"Ja, Rosen, Alvy Rosen. Ähm, ich soll zum Planeten Gardos, äh, gebracht werden."
"Ja, Sir. Folgen Sie mir bitte." Der Gardonier trug eine Sonnenbrille, deren Gläser fast schwarz waren. Es war nicht wirklich sonnig heute. Eigentlich eher diesig. Der Smog über der Stadt ließ nicht soviel Licht durch, wie sich die Leute am Strand gewünscht hätten. Die dunklen Brillengläser blickten Alvy neugierig an und ihm wurde klar, dass er nicht besonders viel über das Volk der Gardonier wusste. Zum Glück hatte er seinen Chef um genauere Angaben darüber gebeten.
Sie gelangten durch einen langen, gebogenen Korridor in das Innere des Raumschiffs. Er merkte erst, dass er sich drinnen befand, als sich eine Tür hinter ihm schloss und der Gardonier ihm sagte, er solle bitte einen Moment warten. Alvy sah sich neugierig um. Er kam sich eher vor wie in einem Hotel; die ganze Einrichtung war dafür gedacht, menschlichen Passagieren den Raumflug so angenehm wie möglich zu gestalten. Nette Burschen, diese Gardonier, auch wenn sie nicht sehr groß sind und Sonnenbrillen tragen.
Alvy nahm in einem der Sessel Platz und öffnete seine Aktentasche; seinen Koffer hatte der Gardonier mitgenommen. Während des Fluges, oder, wie er sich kundig gemacht hatte, unverfänglicher: während der Reise nach Gardos würde er sich mit den Informationen vertraut machen, die die Menschheit über die Gardonier gesammelt hatten, seit diese den Kontakt zu den Menschen aufgenommen hatten. Er würde sie brauchen, um sich auf Gardos zurechtzufinden.
Auf dem Raumhafen in Pendura, der Hauptstadt des Planeten Gardos, wurde Alvy vom irdischen Botschafter und einem gardonischen Regierungsbeamten höheren Ranges erwartet. Die Verständigung zwischen den beiden Rassen, so hatte Alvy festgestellt, wurde durch Übersetzungsgeräte gewährleistet, die die Gardonier bei sich trugen. Er würde sich darum bemühen müssen, ein eigenes Gerät zu bekommen. Zurzeit befanden sich etwa 250 Menschen auf Gardos, davon 52 in der Hauptstadt, ausschließlich Botschaftspersonal. Die Leiche war ein Mann, der Anatole Stavros geheißen hatte, ein griechischer Psychologe, der sich in den letzten Jahren auf dem Gebiet der interplanetarischen Psychologie einen Namen hatte machen wollen. Aus den Akten ging hervor, dass er eng mit gardonischen Ärzten zusammengearbeitet hatte, bevor ihn ein unerwartetes Schicksal abberief. Außerdem wurde die Freundlichkeit und der Friedenswille der Gardonier betont; wenigstens eine Gesellschaft, die über die Jahre vernünftig geworden war. Wie lange würde die Menschheit noch dafür brauchen?
"Mr. Alvy Rosen, vom L.A. Police Department?" fragte der weißhaarige Mann, der Friedensnobelpreisträger war, einer der Gründe, warum er auf Gardos Vertreter der Erde geworden war. Sebastian Newman, 52 Jahre, Engländer, eigentlich Sir Sebastian, Botschafter in Krisengebieten, erfolgreich, auf jeden Fall ein guter Diplomat, den die Gardonier akzeptiert hatten. Die Gardonier hielten es für vernünftig, die Beziehungen zwischen den beiden Gesellschaften langsam aufzubauen. Deshalb befand sich derzeit nur eine kleine Anzahl von irdischen Wissenschaftlern auf Gardos, um von den Gardoniern und auch über sie zu lernen, während eine ähnlich große Gruppe Gardonier mit dem gleichen Anliegen auf der Erde war.
"Ganz recht. Und Sie sind Botschafter Newman, nicht wahr?" Er schüttelte ihm die Hand.
"Und dies ist Psitor Angos, der gardonische Beamte, der für das Austauschprogramm verantwortlich ist."
"Guten Tag." Alvy schüttelte auch ihm die Hand.
"Sie sind also das, was man bei Ihnen einen Polizisten nennt?" fragte Angos. "Ich habe in Ihrer Literatur oft diesen Begriff gefunden. Scheint ein beliebter Stoff für Schriftsteller zu sein."
"Tja, ich dagegen habe gelesen, dass bei Ihnen unsere Zunft seit Jahrtausenden nicht mehr vertreten ist."
"Das ist richtig, Mr. Rosen. Unser Volk hat sich schon vor Jahrtausenden von Gewalt als Mittel zur Durchsetzung von Wünschen getrennt, da man festgestellt hat, dass es andere, weit effektivere Wege gibt, zum Ziel zu kommen."
"Na, ich hoffe, Sie werden unserem Planeten ein bisschen in die richtige Richtung helfen, hmm?" Rosen grinste bitter.
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