Gold fand ich keines mehr, aber mehrere, verschieden geformte, größere und kleinere ‚Glassteine’. Wie schon erwähnt, waren diese Glassteine, wie es sich später herausstellte, ein schier unbezahlbares Vermögen, das uns im Westen unsern Start ins neue Leben sehr erleichtert hat. Ich habe ganz an das Weiter-fahren vergessen, denn beim aufwärts Gehen im immer noch kaltem Wasser kam ich an ein kleines Bächlein, das in das bisherige Gebirgsbächlein mündet. Meine Neugier ließ mich auch dieses Bächlein hochsteigen. Der Erfolg ließ auch hier nicht lange auf sich warten. Wie es so aussieht, ist dieser Seitenarm des Gebirgsbaches der eigentliche Zubringer der Glassteine. Irgendwo und irgendwie muss das Wasser diese Glassteine aus dem Berginnern herausspülen. Meine Hosen- und Wamstaschen waren schon voller dieser Steine. Auch meinen Essenstopf, den ich immer mit mir herumtrage waren schon voll dieser verschieden großen Glassteine. Als ich zum Wagen zurückkam, hat Didilind schon ein Feuer hinbekommen und ziemlich guten Tee zurechtgebrüht, der nicht nur klasse zum Frühstück schmeckte, sondern auch meine kalten Füße mit bisschen heißer Phantasie wieder fast zum Glühen brachte.. Danach habe ich die nassen Glassteine auf der Plandecke in der Sonne getrocknet. Egal wie ich mich bewegte, diese Steine glitzerten und blitzten zum Verrücktwerden in der Sonne. Nachdem die Glassteine trocken waren, sammelte ich sie in den Blecheimern ein. Ihr werdet staunen, es waren fast zwei volle Eimer, die ich Didilind auf den Wagen reichte, damit sie, sie in unsern Kleiderkisten verwahren möge, was sie mit bisschen Unbehagen tat, denn sie konnte ja damals noch nicht wissen, was für einen unbezahlbaren Wert sie da gerade in den Kleiderkisten versteckte. Nachdem ich wieder meine langen Hosenbeine herabgelassen, Socken und Schuhe angezogen habe, half ich Didilind, dass alle unsere Sachen wieder ordnungsgemäß auf dem Wagen waren, die Mausefallen geleert und habe zwei der vier Banditenstuten vorne an den Wagen gespannt, und die andern sechs wieder hinten an den Wagen angebunden. Dann bekamen die beiden Pferde vorn an dem Wagen ihre Sonderration Hafer fürs Ziehen, und ab ging es weiter auf der Suche nach dem großen Nadelbaum, den wir gestern in westlicher Richtung haben wachsen sehen. Zwischendurch bin ich auch mal abgestiegen, um sicher zu stellen, dass wir auch wirklich unsere Reise nach dem Westen fortsetzen. Wir mochten schon so gute zwei Stunden unterwegs sein, da rief Didilind: „Du, da, da vorne ist er wieder, der große Nadelbaum, der uns gestern gezeigt hat, wo es lang nach dem Westen zu gehen hat.“ Ich klopfte belobigend Didilind auf die Schulter, dass sie so vortrefflich aufgepasst hat. Nur heute, je näher wir zum Baum kamen, umso größer wurde er. Als wir beim Baum ankamen, hielten wir kurz an und ich stieg vom Wagen. Ich musste einfach mal andächtig um den Baum gegangen sein und seine herabhängenden Äste ganz ehrfurchtsvoll auch einmal gestreichelt haben: „Denn wer weiß, ob ich so einem Naturriesen von Nadelbaum in meinem Leben noch einmal sehen oder begegnen werde?“, dachte ich so für mich im Stillen. Didilind bewunderte und verfolgte sitzend vom Kutscherbock aus mit einer Mischung aus Kopf schütteln und Kopf nicken meine andächtige „Amtshandlung“ und sagte dann voller Ernst: „Ich würde mir an deiner Stelle einen Zweig zum Andenken an deine heutige Begegnung mit ihm und von ihm mitnehmen!“ Gesagt und getan! Schnell waren einige Reiser von seinen Zweigen abgebrochen, die ich wieder oben auf unserm Wagen zwischen Wagenplane und Halterung steckte, die fortan unsere weitere Reise nach Westen begleiteten. Wir mochten noch so gut eine Stunde gefahren sein da machten wir auf einer nicht zu großen Lichtung, die sich links und rechts der Straße erstreckte, eine kleine Futterpause für alle Vier- und Zweibeiner und setzten bald unsere Fahrt fort. Diesmal hatten wir einen höheren Berg im Visier, der uns den Weg nach Westen weisen sollte, der genau auf unserm Weg nach Westen in den Himmel ragte. Die nächsten fünf Tage verliefen ohne irgendwelche nennenswerte Ereignisse. Doch am sechsten Tag sagte Didilind, als wir früh unsere Weiterfahrt fortsetzten, dass unser Fleischvorrat langsam zu Ende geht und ich vielleicht auch mal wieder an Nachschub denken sollte. „Am besten ist es ja, wenn man am Abend auf die Jagd geht, “ dachte ich so halblaut bei mir, „bevor die Tiere auf Futtersuche gehen!“ Diesen meinen eben gehabten Gedanken teilte ich auch Didilind mit und fragte sie, was sie davon halte, wenn wir heute Abend unser Jagdglück versuchen, vorausgesetzt, wir finden bis dahin eine Lichtung zum Übernachten? Didilind war mit meinem Vorschlag einverstanden. Und wie immer, auch heute, am späten Nachmittag stand das Glück wieder auf unserer Seite, denn unser Weg führte uns in eine nicht zu klein geratene Lichtung, durch die auch wieder ein kleiner Gebirgsbach floss. Unsere Pferde wurden zunächst ausgespannt und losgebunden, dass sie erst mal bisschen futtern konnten. Dann sattelten wir Thor und Odin, hängten Köcher und Bogen um, nahm meinen Ger und stiegen auf unsere beiden Pferde. Bevor wir losritten, bat ich noch unsern Chef da oben, dass er unseren heutigen Jagdausflug auch mit seinem Wohlwollen begleiten möge. Dann sagte ich so vor mich hin: „Lasst uns diesen Jagdausflug beginnen, im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, und Didilind sagte, gerade so als ob sie alles mitgehört habe, laut: „Amen!“ Dass ab sofort absolute Ruhe angesagt ist, brauchte ich Didilind nicht mehr zu sagen, denn sie war ja heute nicht zum ersten Mal mit auf der Jagd. Und dass wir nicht aus purer Lust am Töten jagen, das war allen bekannt. Wir töteten nur soviel, um überleben zu können. Also, mit Gott fang an, mit Gott hör auf, das ist der schönste Lebenslauf! Ich flüsterte Didilind noch zu: „Ab sofort Augen und Ohren ganz auf wach und beobachten schalten!“ Und ab ging es in den Wald; kreuz und quer und immer tiefer. Es sah so aus, als ob die Tiere, die sonst im Wald leben, heute in ein mir unbekanntes Quartier gewechselt sind. Ich wollte schon umkehren, um morgen an einer anderen Stelle unser Jagdglück wieder zu versuchen. Mit beiden Händen versuchte ich vergebens Didilind zu sagen, ob es nicht besser wäre, wenn wir für heute mit unserer Jagd Schluss machen und morgen wieder an einer anderen Stelle unser Jagdglück versuchen. Aber Didilind zuckte immer wieder nur ihre Schultern, als wollte sie sagen: „Sie kann mich beim besten Willen nicht verstehen!“ Und so sagte ich, gegen alle Regeln der Jagd laut, dass wir für heute mit der...... , weiter kam ich nicht, denn durch mein nicht zu leises Sprechen hab ich einen Riesenur aufgescheucht, der plötzlich wutschnaubend und mit gesenktem Haupt, gar nicht weit, uns gegenüberstand, als wollte er sagen: „Kommt nur näher, ich mach aus euch Hackfleisch!“ Meine Gedanken waren jetzt, wie kann ich, ohne viel Aufsehen Didilind dazubringen, dass sie langsam auf ihrem Odin nach links abdreht, und der Ur vor uns ihr langsam mit einer Rechtsdrehung folgt, während ich hier auf meinem Platz regungslos stehen bleibe, bis er mir seine linke Brustseite zeigt. Ich versuchte mit Händen und Füßen, möglichst unauffällig, ihr zu zeigen, dass sie mit ihrem Odin nach links abdrehen soll und sich langsam in diese Richtung fortbewegen möge. Es dauerte recht lange bis sie verstand was ich ihr immer wieder durch meine unauffälligen Handbewegungen sagen wollte. Unser Ur hat, obwohl er die ganze Zeit mit gesengtem Haupt uns gegenüberstand doch Didilinds Bewegung mitbekommen und drehte tatsächlich seinen Körper leicht nach rechts, um ihre Bewegungen zu beobachten und darauf zu achten, dass sie ihm auch nicht zu nahe kommt. Das war der Moment, auf den ich gewartet habe, denn seine linke Brustseite lag ungeschützt vor meiner noch ungespannten Pfeilspitze. Vor lauter Schauen auf Didilind, wie sie sich leise davonmachte merkte er gar nicht wie möglichst unauffällig und lautlos ich den Bogen spannte. Wahrscheinlich bemerkte er mich erst wieder, als mein Pfeil zwischen seinen Rippen in sein Herz drang, als es schon zu spät war. Ein kurzes lautes Aufbrüllen war seine Reaktion, und er sackte knurrend in sich zusammen. Didilind wusste schon worum es jetzt geht, als ich zu ihr geritten kam, dass sie wieder zum Lager zurückreiten und mit dem Wagen hier her kommen soll. Doch bevor sie wegritt, lobte ich sie, dass sie es wieder mitbekommen hat, den Ur zur Rechtswendung zu animieren. „Mit was für einer Grazie du das wieder gemacht hast, da kann ich nur staunen“, sagte ich allen Ernstes ohne jegliche Ironie. Wenn ich jetzt so im Nachhinein die letzten Minuten bei mir Revue passieren lasse, da ist es mir immer noch ein bisschen Angst! Es hat eine knappe Stunde gedauert, bis sie, begleitet von allen Pferden mit dem Wagen wieder bei mir war. Und sie packte es den Wagen rückwärts an den ausgebluteten Ur zu fahren, denn hier an der Wagenrückwand war für diese Sachen unser kleine Kran, mit dem wir die Jagdbeute beim auskleiden schon mal anheben konnten. In einer Stunde etwa war unser Bulle fertig entkleidet und ausgenommen. Von den Innereien hat Didilind nur die Leber, die Nieren und das Herz mitgenommen. Den Rest der Innereien haben wir für die Tiere hier im Wald zurückgelassen. Dann begannen wir den Bullen zu zerlegen und die einzelnen Stücke auf dem Wagen zu verstauen. Als letztes habe ich die Decke zusammengelegt, die ich dann bei Gelegenheit an einen Gerber weiter bringen kann. Danach wendeten wir und fuhren zurück zur Waldlichtung. Didilind hatte nichts dagegen, wenn wir heute noch recht viel vom Ur grillen. Also nahm ich zwei Eimer in meine Hände und marschierte den Geräuschen nach und kam tatsächlich wieder an einen kleinen Gebirgsbach. Hie schöpfte ich beide Eimer voll und brachte sie zu Didilind, die schon dabei war ein Feuerchen zu machen. Dann holte ich vom Wagen einige Fleischbrocken, die Didilind schon mal wusch und einsalzte, die wir dann gemeinsam auf den Grillspieß schoben und den behangenen Spieß in die Gabelhalterung legten. Die ersten Drehungen vollführte Didilind, während ich wieder zwei Eimer Wasser holte. Dann brachte ich wieder paar Stücke Fleisch vom Wagen, die jetzt Didilind wieder wusch und einsalzte, und ich das Fleisch weiter drehte. Sicher war der Bulle von heute nicht mehr einer der jüngsten, denn das Fleisch war nach den zwei üblichen Stunden immer noch nicht ganz durchgegrillt. Es hat fast drei ganze Stunden heute gedauert bis die erste Portion des schon älteren Urs durchgegrillt vom Feuer genommen werden konnte. Didilind war einverstanden, dass wir heute noch die zweite Portion grillen, die wieder ganze drei Stunden über dem Feuer gedreht werden muss. „Den Rest“, sagte sie, „können wir morgen vor unserer Weiterfahrt oder morgen Abend weitergrillen!“ Während ich den Dreher am Feuer spielte, stellte sie unsern Kochtopf, der halbvoll mit Wasser gefüllt war in die Glut und legte ein Stück gutdurchwachsenes rohes Bullenfleisch frisch von heute in den Topf, salzte die angehende Brühe und wollte für heute Abend und morgen früh eine dicke Nudelsuppe kochen, denn das vor einer Woche gekaufte Brot geht langsam zu Ende. Und wo gibt es den Wochenmarkt, auf dem es das gute frische Brot wieder gibt? Bis jetzt hat mich mein Chef da oben noch nicht wissen lassen, wo ich wieder einen gut bestellten Wochenmarkt finden werde. Bis jetzt habe ich noch keine Abzweigung von unserem Fahrweg gefunden, die uns vielleicht da oder dort zu einem Marktflecken geführt hätte. Also weiter dem Chef da oben vertrauen und die Hoffnung nicht verlieren. Während ich so beim Drehen dahingrübelte, kam Didilind und wollte mich beim Drehen ablösen, denn so wie es aussieht, müsste ich noch einmal in den Wald gehen und ein bisschen Brennholz zum Fertiggrillen holen. Beladen mit fast einem halben Ster Brennholz kam ich zurück und habe alsbald tüchtig nachgelegt. Dann habe ich Didilind gefragt, ob sie noch eine kleine Holzholrunde weiterdrehen kann und ich derweil noch einmal im Wald verschwinde, um das schon gesammelte Holz von eben noch holen kann? Didilind war mit meinem Ansinnen einverstanden und ich verschwand, bevor es dunkel wird noch einmal im Wald. Als Thor sah, dass ich zum zweiten Mal in den Wald gehen wollte, ließ er alles im Stich und folgte mir laut wiehernd nach. Gott sei´s gedankt, dass die andern Pferde bei Didilind geblieben sind und sie da am Feuer nicht allein gelassen haben. Bevor ich im Wald begann mir die zurechtgemachten dicken Äste auf meinen linken Arm zu laden, verpasste ich erst Thor einpaar ganz liebe und freundschaft-liche „Streicheleinheiten“ für sein unaufgefordertes Mitkommen. Als ich meinen linken Arm wieder mit Brennholz vollgeladen hatte, marschierten wir zu Didilind zurück, habe mein gebrachtes Brennholz neben das andere geladen und löste Didilind beim Drehen des Fleischspießes ab. Sie kümmerte sich wieder um den Suppentopf in der Glut und meinte, dass das Fleisch darin schon weich sei und sie jetzt die Nudeln hinein tun kann, das heißt: „In zehn Minuten kann unsere Nudelsuppe zum Abendessen gegessen werden.“ Und so war es auch. Nach gut zehn Minuten war das weichgekochte Fleisch zerschnitten wieder im Topf und Didilind brachte mir einen vollen Tonteller Nudelsuppe, stellte mir den Teller auf meine Knie und gab mir einen Esslöffel. Nachdem wir unser gelerntes Tischgebet gemeinsam gesprochen haben, begannen wir mit dem Essen. Mit der rechten Hand spielte ich den Dreher, mit der linken den Esser. Die Nudelsuppe, woher die Nudeln kamen, wissen sie noch lieber Leser, die haben wir am Samstag vor unserer Taufe unter der Anleitung von Didilind gemacht; diese Nudel-suppe schmeckte einfach einmalig. Leider hat diese gute und nicht zu dünngeratene Nudel-suppe auch sehr schnell sattgemacht. Nachdem ich im Topf festgestellt habe dass noch viel von der guten Suppe da ist, dass sie nicht nur für morgen früh reichen wird, sondern auch noch für morgen Mittag, habe ich mich ganz bestimmt nicht geärgert. Umso mehr Spaß machte mir jetzt das Drehen des Fleischspießes. Wie ich bald bemerkte dass Didilind Wasser zum Abwasch des Geschirrs suchte, bat ich sie für paar Minuten das Drehkommando zu übernehmen, während ich Wasser aus dem Gebirgsbächlein hole. Didilind war mit meinem Wasserholen aus dem nahen Bächlein einverstanden, rief mir aber nach: „Wasser holen, und keine Glaskugeln oder Goldeier suchen!“ Ich drehte den Kopf und rief zurück: „Habe alles verstanden, bis auf gleich!“ Als ich die zwei Eimer voll hatte, hat es wirklich in meinen Füßen wieder gekribbelt, und ich wäre sicher, wenn es noch hell wäre, wäre ich sicher in das Bächlein hineingestiegen, aber was heute nicht ist kann ja morgen früh bei Tageslicht noch sein! Als ich mit dem Wasser wieder zurückkam, habe ich Didilind als Dreher wieder abgelöst. Während Didilind die Aufwaschschüssel halb-voll in die Glut stellte und wartete, dass das Wasser zum Abspülen warm wird, schaute sie mir bisschen nachdenklich beim Drehen zu. Und so kam schon meine Frage: „Didilind, sag mir bitte, was denkst du jetzt so ernsthaft nach, oder woran denkst du jetzt?“ Ich meinte, dass sie ob meiner Fragerei erschrocken ist, gerade so, als ob sie sich bei etwas ertappt fühlte. Und dass ihre Antwort nicht ganz der Wahrheit entsprach, denn sie sagte, nachdem sie dreimal Anlauf genom-men hat, dass sie befürchtet hat ich werde, bevor ich mit dem Wasser zurückkomme noch einmal durch den Bach waten, habe ich ihr nicht ganz abgenommen. Ich hab sie, ob ihrer Aussage etwas ungläubig angeschaut und das Gesagte, trotz meiner Bedenken akzeptiert. Die wahre Wahrheit zum heutigen Abend hat sie mir drei Jahre später in der neuen Heimat gesagt, wir waren da schon Mann und Frau und unser erster Sprössling unterwegs war. Und was macht man da an den langen Winterabenden. Man rate was es geben wird, ein Stammhalter oder ein Prinzeschen? Aber noch einmal zurück zu ihrer Antwort, von wegen dem Bach nach Glaskugeln durchwaten? Ich hab ihr ins Gesicht gesagt: „Wenn es morgen nicht Kübelweise regnen wird, kann es schon passieren, dass ich den Bach durchwate und du mich dann wieder mit einem Glas heißen Tee, meine ganz tief abgekühlten Lebensgeister zum Leben erweckst! Und für alle Fälle, wir haben schon lange kein goldenes Ei mehr gefunden. Und wie sagt man da, wenn man einem Goldsucher im Wasser Erfolg wünscht, ‚Weidmanns Heil’ oder ‚Petri Heil’?“ Didilind musste besonders über den letzten Satz herzhaft lachen und sagte: „Da wünsche ich dir doch schon lieber beides, ‚Weidmanns’ und auch ‚Petri Heil’.“ Bei unserer Unterhaltung ist die Zeit sehr schnell verlaufen. Didilind hat schon bald mit ihrem scharfen Küchenmesser festgestellt, dass das Fleisch auf dem Grill durch ist und wir es zum Abkühlen aus der Halterung nehmen können. Dann haben wir die erste gegrillte und mittlerweile abgekühlte Portion auf den Wagen zum weiteren Abkühlen und Auslüften auf das Fleischtuch gelegt und auch schon das halb abgekühlte Fleisch dazu gelegt und leicht zugedeckt. Das restliche Fleisch wird morgen gegrillt. Unsere Pferde haben sich schon in unserer Nähe zum Schlafen niedergelegt und Didilind reichte mir vom Wagen unser Schlafzeug. Heute hab ich die beiden Bärenfelle an Thors warmen Rücken ausgebreitet und nachdem ich, wie üblich, bei allen Pferden noch einmal war, uns zum Schlafen niedergesetzt. Abwechselnd haben wir unserm Chef da oben unsern Tagesablauf berichtet und auch für all das gedankt, was er uns heute zum Eigennutz getan hat. Zum Dank bekannten wir gemeinsam unsern Glauben und sind bald eingeschlafen. Auch heute Nacht hat keines unserer Pferde uns, wegen irgendetwas geweckt. Die Sonne war es, die heute Früh alle wach küsste. Wir beide verschwanden am Bach und erledigten da unsere Morgentoilette. Ich hatte dabei nur Augen für den Gebirgsbach, konnte aber, weder oberhalb noch unterhalb meines Standortes etwas Glitzerndes feststellen. Danach schöpfte ich beide Eimer voll Wasser und kehrte zu unserm Schlafplatz zurück. Didilind hat auch heute schon ein Feuer gemacht und darauf die Nudelsuppe von gestern aufgewärmt, die heute fast noch besser schmeckte als gestern Abend. Nachdem Didilind den Abwasch getätigt hat, sah ich, wie alle Pferde zur Tränke an den Bach gingen. Ich aber konnte den Schelm in mir wieder nicht unterdrücken und fragte Didilind, ob die Pferde da Gold im Bächlein suchen gehen? Didilind schaute mich im ersten Moment ganz entgeistert an und wollte schon ob meiner dummen Frage explodieren. Doch sie schaltete sehr schnell und sagte gerade so schelmisch wie ich eben: „Wenn du mitgehen willst, nichts wie nach. Ich wünsche dir bei deinem Fußbad nur Weidmanns Heil, dass dein heutiger Jagderfolg riesengroß sein möge, mindesten so erfolgreich, wie dein gestriger!“ „Didilind, dass lass ich mir bei aller Liebe von dir nicht zweimal sagen!“ und verschwand hinter den Pferden. Während die Pferde ihren Durst stillten, zog ich meine Schu-he, meine Socken aus, krempelte die Hosenbeine hoch und verschwand im Bächlein. Zuerst ging es etwa fünfzig Meter bachaufwärts, dann zurück zur Einstiegsstelle und weiter fünfzig Meter Bach abwärts und zurück, ohne auch nur eine Spur von Gold zu entdecken. Damit ich nicht so ganz ohne zurückkomme, habe ich vier blankgescheuerte Kieselsteine in meinen Esstopf gelegt. In eine Hand nahm ich den Esstopf mit den Steinen, in die zweite die warmen Socken und die Schuhe und ging freudestrahlend zu Didilind zurück. Hier reichte ihr meinen Esstopf. An ihrer Miene konnte ich bald erkennen, wie sie über meinen Jagderfolg dachte und mit einem lauten, ehrlichen Lachen beglückwünschte sie meinen heutigen nicht ganz so großen Jagderfolg. Meine Füße waren mittlerweile schon so trocken, dass ich die Socken und die Schuhe wieder anziehen und die Hosenbeine herunterkrempeln konnte.
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