Der Druck zur Assimilation hat die deutsch-amerikanische Migration jedoch niemals entmutigt oder beeinträchtigt, und als Arbeitsmigration von Akademikern besteht sie bis in die Gegenwart fort.
Geschichtliche Entwicklung
Die Geschichte der Deutschen in den Vereinigten Staaten ist in ihrer zeitlichen Entwicklung nahezu identisch mit der Geschichte der Kolonialisierung Nord-Amerikas. Von Anbeginn waren Deutsche, Militärs wie Auswanderer an der Erschließung des Landes beteiligt.
Diese Entwicklung soll hier in chronologischer Abfolge geschildert werden.
Vereinzelt befanden sich Deutsche bereits unter den Pionieren, die die britischen Kolonien in Nordamerika mitbegründeten und besiedelten. In größerer Zahl kamen deutsche Einwanderer jedoch erst seit den 1680er Jahren nach Amerika. Ihr Ziel war etwa Upstate New York, dort das Mohawk-Tal oder New Jersey, noch öfter aber Pennsylvania, dessen für seinen Liberalismus bekannter Gründer William Penn in den 1670er Jahren zweimal nach Deutschland kam, um dort für die Besiedelung der Kolonie zu werben. Auch Reiseberichte wie das 1756 veröffentlichte Buch „Gottlieb Mittelbergers Reise nach Pennsylvanien im Jahr 1750“ und „Rückreise nach Teutschland im Jahr 1754“ regten die Migration an.
Die deutschen Auswanderer verließen ihre Heimat aus unterschiedlichen Gründen. Viele versuchten zu entkommen, weil die Landwirtschaft ihnen kein Auskommen mehr ermöglichte; andere – Mennoniten, Amische, Herrnhuter Brüder und Tunker – wurden wegen ihres Glaubens verfolgt; wieder anderen drohte eine Einberufung zum Wehrdienst. Die nordamerikanischen Kolonien verhießen bessere wirtschaftliche Bedingungen als Mitteleuropa, insbesondere boten sie die Aussicht auf Landbesitz. Um die Überseepassage, die etwa einem Jahreseinkommen entsprach, zu finanzieren, verpflichteten sich fast 60 % der deutschen Auswanderer als Schuldknechte. Diese wurden oft im Hudson Valley angesiedelt, wo sie, bis sie ihre Schuld abgeleistet hatten, für die britische Krone Teer herstellen oder Hanf anbauen mussten.
Jamestown und Nieuw Nederland
Als erster Deutscher, der sich auf dem späteren Staatsgebiet der Vereinigten Staaten niederließ, gilt der aus Breslau stammende Arzt Dr. Johannes Fleischer, der 1607 mit der ersten Siedlergeneration in der späteren britischen Kolonie Jamestown eintraf, aber bereits im folgenden Jahr starb. Im September 1608 folgten drei deutsche Glaser, die ebenfalls bald ums Leben kamen.
1625 reiste Peter Minuit, der im Herzogtum Kleve geborene Sohn eines Niederländers, im Dienst der Niederländische Westindien-Kompanie in die junge Kolonie Nieuw Nederland, heute: New York, wo er von 1626 bis 1632 das Amt des Generaldirektors ausübte. Die Legende sagt, dass Minuit die Insel Manhattan den Algonkin mit Glasperlen und anderen Kleinigkeiten abgekauft haben soll. Historisch belegt ist dieser Handel nicht.
Deutsche Siedlungen in Pennsylvania
Deutsche Auswanderer siedelten bereits früh in den Gebieten des heutigen Pennsylvania, ließen sich nieder und gründeten erste Siedlungen, aus denen bedeutende Stätten der deutsch-amerikanischen Kultur hervorgingen.
1683 gründeten deutsche Mennoniten aus dem Raum Krefeld die erste dauerhafte deutsche Siedlung, den Ort Germantown, der heute ein Stadtbezirk von Philadelphia ist, in der Province of Pennsylvania.
Gegründet wurde der Ort von dem Gelehrten Franz Daniel Pastorius, der hier gemeinsam mit 13 Familien – Quäkern und Mennoniten – eintraf. Viele dieser Siedler waren Weber. Im Jahre 1688 wurde von vier Einwohnern Germantowns – Franz Daniel Pastorius, Abraham Isacks op den Graeff, Herman Isacks op den Graeff sowie Gerrit Henderich – ausgehend, der erste Protest gegen die Sklaverei in Amerika verfasst. Zwei Jahre später richtete der Deutsche William Rittenhouse am Rande des Ortes die erste Papiermühle auf dem späteren Staatsgebiet der USA ein. 1743 druckte Christopher Sauer in Germantown die ersten Bibeln der Kolonien – in deutscher Sprache.
Einwanderung aus der Pfalz
Eine der bedeutendsten deutschen Auswanderungsregionen war die von Kriegen und religiösen Spannungen besonders heimgesuchte Pfalz. Die ersten Pfälzer, die nach Übersee gingen, waren religiös Verfolgte. So siedelte bereits 1675 eine von Abraham Hasbrouck geleitete Gruppe französischer Hugenotten, die in der Pfalz vorübergehend Zuflucht gefunden hatten, am Hudson River und gründeten dort 1677, in Erinnerung an ihre gastfreundliche Zwischenheimat, den Ort New Paltz. Auch in Germantown ließen sich schon im 17. Jahrhundert viele Pfälzer nieder. Eine Massenauswanderung begann jedoch erst nach dem sehr harten Winter von 1708/09; die meisten Betroffenen waren Bauern. Obwohl die britische Königin in der Pfalz für die Besiedelung ihrer Provinz Carolina warb, strebte die Mehrzahl der Pfälzer Pennsylvania an. Die Reise führte über Rotterdam und London und war äußerst beschwerlich.
Zehntausende von Auswanderungswilligen starben, bevor sie Amerika erreichten; andere wurden zwangsweise in Irland angesiedelt oder mussten aus England nach Deutschland zurück kehren. Dennoch landeten in Philadelphia bis 1727 ca. 15.000 Pfälzer; bis 1775 folgten rund 70.000 weitere.
Pennsylvania Dutch oder Pennsylvania Germans ist die Bezeichnung für eine Gruppe von deutschsprachigen Einwanderern, die sich seit dem 17. Jahrhundert in Pennsylvania, dem späteren US-amerikanischen Bundesstaat, angesiedelt haben und die ursprünglich mehrheitlich aus der Pfalz kamen. Es handelte sich um Protestanten wie z. B. Mennoniten, Amische und Mitglieder der Herrnhuter Brüdergemeine. Die von ihnen besiedelte Region wird in Amerika auch als Pennsylvania Dutch Country bezeichnet. Zu dem zunächst besiedelten Kerngebiet gehören die Städte Allentown, Hershey, Lancaster, Reading und York. Die Sprache dieser Gruppe von Deutschamerikanern, die teilweise noch heute gesprochen wird, heißt Pennsylvania Deitsch, offiziell Pennsylvania German.
Zwischen 1727 und 1775 kamen rund 65.000 deutsche Auswanderer nach Philadelphia. Während der Amerikanischen Revolution desertierten einige tausend hessische Söldner, die in Diensten Englands standen, und ließen sich im Pennsylvania Dutch Country nieder. Im Jahr 1790 waren 40 Prozent der Gesamtbevölkerung dieses Bundesstaates deutschstämmig. Da sich die Deutschen vor allem im Südosten von Pennsylvania niederließen, waren hier in manchen Townships bzw. Countys bis zu 80 Prozent der Siedler deutschstämmig. Sie widmeten sich zunächst ausschließlich der Landwirtschaft und der Selbstversorgung ihrer Farmen.
Während die Pennsylvaniendeutschen zunächst nur die Küstenregion bewohnt hatten, stieg die deutsche Einwanderung nach Pennsylvania von 1727 an deutlich an und das Siedlungsgebiet begann sich über den Susquehanna River hinaus nach Westen auszudehnen. Erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verebbte die pfälzisch-amerikanische Migration allmählich, als sich den Pfälzern alternative Auswanderungsziele im Osten und Südosten Europas erschlossen. Dennoch machten deutsche Einwanderer zum Zeitpunkt des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges ein Drittel der Bevölkerung von Pennsylvania aus. Die Pennsylvaniendeutschen, unter denen neben reformierten und lutherischen Christen viele Mennoniten und Amische waren, führten oft ein abgeschlossenes Leben, sodass ihre Mundart, das aus dem Pfälzischen entstandene Pennsylvania Dutch, sich bis heute weitgehend erhalten hat.
Die deutschen Einwanderer, die nach 1820 kamen, ließen sich eher in New York, Illinois oder Wisconsin nieder, da der Kaufpreis für Ackerland in Pennsylvania mittlerweile stark gestiegen war. Das „Pennsylvania Dutch Country“ wird von den Einheimischen bisweilen als „Pennsylvania Deitschland“ bzw. „Pennsylvania Dutchland“ bezeichnet.
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