Lars Andersson - Jackpot - eine Heidelberger Romanze

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Unsere Eltern sind unsere Eltern. Oder doch nicht? Lucy und Theo sind Ende zwanzig und lernen sich in Heidelberg kennen und lieben. Als sie herausfinden, dass sie beide durch eine Samenspende gezeugt worden waren, versuchen sie herauszubekommen, wer ihre wirklichen Väter sind. Das Ergebnis ihrer Nachforschungen bringt sie in große Schwierigkeiten.

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Lars Andersson

Jackpot - eine Heidelberger Romanze

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Inhaltsverzeichnis Titel Lars Andersson Jackpot eine Heidelberger Romanze - фото 1

Inhaltsverzeichnis

Titel Lars Andersson Jackpot - eine Heidelberger Romanze Dieses ebook wurde erstellt bei

Zitate Zitate Jackpot Roman „ Ez ist an manegen wîben vil dicke worden schîn wie liebe mit leide ze jungest lônen kan“ ich sol si mîden beide sône kan mir nimmêr missegân“* Kriemhild, Nibelungenlied *„Es hat an manchen Weiben gelehrt der Augen Schein, wie Liebe mit Leide am Ende gern lohnt. . Ich will sie meiden beide So bleib ich sicher verschont.“ Übersetzung durch Karl Joseph Simrock

Prolog

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Epilog

Impressum neobooks

Zitate

Jackpot

Roman

Ez ist an manegen wîben

vil dicke worden schîn

wie liebe mit leide

ze jungest lônen kan“

ich sol si mîden beide

sône kan mir nimmêr missegân“*

Kriemhild, Nibelungenlied

*„Es hat an manchen Weiben

gelehrt der Augen Schein,

wie Liebe mit Leide

am Ende gern lohnt. .

Ich will sie meiden beide

So bleib ich sicher verschont.“

Übersetzung durch Karl Joseph Simrock

Prolog

Als ich ein kleiner Junge war, stand ich oft mit meinem Großvater am Ufer des Rheins und warf Kieselsteine ins Wasser. Er brachte mir bei, wie man einen Kiesel schleudern muss, damit er möglichst viele Sprünge macht. Hat man dem Kiesel genügend Energie mitgegeben, so schlägt er der Schwerkraft ein Schnippchen und springt in kühnen Sätzen über das Wasser wie ein junger Frosch über eine Wiese. Erst wenn er all seine Energie durch die vielen Sprünge verloren hat, gibt er sich geschlagen und lässt er sich mit einem leisen Plumpsen ins Wasser fallen und versinkt.

Genau so leise und sanft musste es sich damals, es war kurz nach meiner Geburt, angehört haben, als der Körper von der Nibelungen­brücke fiel und ins Wasser eintauchte.

Die Medizinstudenten, drei Frauen und zwei Männer, hatten es sich auf der Rheinpromenade nahe des Wormser Zentrums gemütlich gemacht, um den Abschluss ihrer letzten Prüfung des Semesters zu feiern. Sie genossen die laue Abendluft nach dem bisher heißesten Tag des Sommers 2015 und öffneten gutgelaunt ihre Bierflaschen. Es würde noch eine halbe Stunde hell bleiben.

Sie hatten sich nichts dabei gedacht, als der junge Mann in Jogging­bekleidung gemessenen Schrittes vorbeigegangen war, schließlich war das Rheinufer ein Eldorado für Jogger. Der Mann war zielstrebig in Richtung der Nibelungenbrücke gegangen. Nachdem er am Nibelungen­turm, der die Brücke zur Stadt hin abschloss, die Stufen hinaufgestiegen war, hatten sie ihn aus den Augen verloren.

Das Geräusch, das sie wenig später hörten, wäre den meisten nicht weiter aufgefallen. Einer der Studenten, Gernot, war allerdings Rettungs­schwimmer bei der DLRG. Er wusste, wie es sich anhört, wenn Menschen aus großer Höhe ins Wasser fallen. Wenn sie Angst haben, versuchen sie sich instinktiv auf der Wasseroberfläche abzu­stützen. Deshalb gibt es ein lautes Klatschgeräusch, wenn sie auf die Wasseroberfläche treffen.

Dieses Geräusch war anders gewesen. Dieser Mensch hatte keine Angst gehabt, sondern war mit großer Körperspannung und völlig kontrolliert ins Wasser eingetaucht. Er musste ein guter Schwimmer sein. Oder ein Selbstmörder.

Auf der Brücke bildete sich eine Menschentraube. Die Leute starrten ins Wasser und stießen spitze Schreie aus. Gernot stand auf, um zu sehen, ob der Springer wieder aus den Fluten auftauchte. Mit zusammen­gekniffenen Augen suchte er die Wasserfläche ab. Nichts. Der Springer blieb verschwunden. Die Leute auf der Brücke zückten ihre Handys, um Hilfe zu rufen. Gernot wusste, dass diese zu spät kommen würde. Er merkte sich die Unglücksstelle zwischen dem ersten und zweiten Brückenpfeiler, zog sein T-Shirt und seine Schuhe aus und stürzte sich ins Wasser.

Die Strömung war nicht sehr stark. An dieser Stelle besaß der Rhein ein breites Bett und floss träge dahin. Mit kräftigen Kraul-Armzügen pflügte Gernot durch das Wasser. Nach wenigen Sekunden hatte er die Stelle erreicht. Von dem Springer war nichts zu sehen. Gernot klappte seinen Oberkörper nach unten ab, streckte die Beine senkrecht nach oben, um durch deren Schwerkraft Schub zu bekommen, und tauchte unter. Das Wasser war trübe; Gernot konnte nicht mehr als zwei Meter weit sehen. Nach einer halben Minute tauchte er prustend wieder auf, um nach kurzer Erholung wieder abzutauchen. Diesmal folgte er der Strömung. Einige Meter weiter flussabwärts kam er wieder an die Oberfläche. Suchend streifte sein Blick über die Wellen, die von einer zarten Brise gekräuselt wurden. Nichts. Im Augenwinkel nahm er wahr, dass sich inzwischen auch am Uferstreifen neben der Brücke eine Gruppe von Schaulustigen eingefunden hatte. Er schaute zurück zu der Stelle, an der der Springer eingetaucht sein musste.

Ein kleiner weißer Zettel kam an die Oberfläche und trieb langsam auf ihn zu. Er sah aus wie ein Kassenbon. Gernot griff danach, knüllte den Bon zusammen und schob ihn in seine Sporthose. Hier musste der Springer sein! Gernot tauchte wieder ab. Nichts. Nach einer Reihe weiterer Tauchgänge gab er schließlich auf. Inzwischen war die Dämmerung herein­gebrochen; die Sicht unter Wasser wurde immer schlechter.

Als Gernot nach etwa zwanzig Minuten völlig ausgepumpt ans Ufer zurückkehrte, war es bereits dunkel geworden. Eine neugierig gaffende Menschenmenge erwartete ihn. Auch die Polizei und ein Rettungswagen waren mittlerweile eingetroffen. Ihre Signallichter zerschnitten die Dunkelheit mit ihren blauen Blitzen.

Gernot zog den Kassenbon aus seiner Shorts, strich ihn glatt und übergab ihn einem der Polizisten. Es war ein Einreichungsbeleg der staatlichen Lottogesellschaft. Der Polizist, der selbst regelmäßig Lotto spielte, überflog die getippten Zahlen auf dem Beleg und schüttelte verwundert den Kopf. Was für eine schwachsinnige Zahlen­kombination, dachte er.

Immerhin würde der Beleg vermutlich ausreichen, um über die Lottogesellschaft den Spaßvogel ausfindig zu machen, der den unnötigen Einsatz ausgelöst hatte. Oder, falls man später eine Leiche finden würde, um diese zu identifizieren.

Mit einem Mal fegte ein kalter Windhauch über das Wasser und verdrängte die laue Abendluft. Aus dem Rhein lösten sich zunächst ganz fein ziselierte, dann immer dichter werdende Nebelschwaden. Sie waberten hoch bis zur Nibelungenbrücke und sammelten sich dort, bis schließlich ein schier undurchdringlicher Schleier den Nibelungenturm einhüllte. Der Fluss schien stillzustehen. Die Gespräche der gaffenden Schaulustigen verstummten. Plötzlich war es totenstill. Schließlich löste sich der Nebelschleier vom Turm und sank nach unten. Dann breitete er sich wie ein Leichentuch über die Szene und deckte sie zu.

1

Lucy warf ihre Sporttasche auf den Rücksitz ihres Golf GTI und schnallte sich an. Es war ein Freitagnachmittag Mitte Januar. Die erste Seminarwoche als Referendarin für Mathematik und Sport lag hinter ihr. Sie kannte sich noch nicht gut in Heidelberg aus, deshalb programmierte sie die Adresse des Fitnessstudios in das Navigations­system. Sie hatte sich für ein erstes Probetraining das Fitness First ausgesucht, ein Studio, das sie schon in Freiburg ab und zu besucht hatte. Das Publikum dort war nicht ganz so sehr aufs Spannen bedacht wie in den typischen „Muckibuden“ vom Schlage eines McFit . Zumindest hatte sie das in Freiburg immer so empfunden.

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