Andreas Burkhardt
Die Ferienmeister
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Inhaltsverzeichnis
Titel Andreas Burkhardt Die Ferienmeister Dieses ebook wurde erstellt bei
Alptraum im Strafraum
Ein anderer Ball
Schule Schluss – na endlich!
Daneben geschenkt?
Packen, fahren, endlich da
Volle Pulle Urlaub
Die explosiven Briefe
Wale Richtung Vogtland
Neulinge
Choco
Vorbereitung zum Training
Ich werde Torwart
Wir kommen ins Rutschen
Jogi Wasserraps‘ Treffer
Wasser- und Sandklatscher
Wilde Fahrten und Tränen
Die Botschaft
Am Feuer
Na warte, Inga!
Wichtig bei den Veilchen
Die Ferienmeister
Leseprobe, Teil 4
Impressum neobooks
Am letzten Spieltag der Saison verwandelte sich der Schiedsrichter in einen Frosch. Ich langweilte mich gerade an der Außenlinie, weil ich mal wieder nur Einwechsler war, und döste vor mich hin. Da passierte es. Die grüne Schiedsrichterkluft verschwamm zu einer glänzenden Froschwampe. Dick und rund hob sie sich von den dünnen Schenkeln ab, auf denen der Schiedsrichter anfing, über den Rasen zu hüpfen. Überrascht rieb ich mir die Augen, denn der schmale Haarkranz, den der Schiri gerade noch auf dem Kopf getragen hatte, verwandelte sich in eine goldrote Krone und leuchtete mich an. Während ich noch überlegte, ob ich lachen oder schreien sollte, legten die Gegner unseren Mannschaftskapitän Nico kurz vorm Strafraum aufs Kreuz. Wütend blies der Schiedsrichter in seine Trillerpfeife. Doch nein! Statt eines Pfiffs quoll ein ohrenbetäubendes „Quäääk!“ aus dem Froschmaul. Mit gewaltigen Sätzen sprang der Schiri-Frosch Richtung Tor, vor das sich unsere Gegner zurückzogen. „Quaki, quaki, quäk!“, schimpfte der Frosch den Spieler voll, der Nico gefault hatte. Dann schoss Flori einen herrlichen Freistoß und mein Papa klopfte mir beim Torjubel kräftig auf die Schulter. Da zerplatzte der Frosch und ich war zurück in der traurigen Wirklichkeit.
Ich, Tina Sturm, zehn Jahre, fuhr mir mit den Fingern durch die roten Locken, weil ich die Hände nicht höher bekam, um mitzujubeln. Wir hatten gerade das Eins zu Vier geschossen. Die Freude auf dem Platz fiel dementsprechend bescheiden aus. Und sowieso waren alle heilfroh, dass wir nach diesem Spiel eine Pause machen konnten. Manche hatten sogar beschlossen, unsere erste Ligasaison vorzeitig zu beenden. Drei Jungs hatten heute am Treffpunkt gefehlt und nur noch wenige Eltern wollten zum Zuschauen mit nach Mosern kommen. Vielleicht hatte es am grauen Wetter gelegen, das den Junitag vermieste. Aber viel mehr glaubte ich, dass sich keiner mehr unser Elend auf dem Rasen ansehen wollte. Die Enttäuschung war einfach zu groß. Unser Eröffnungsspiel auf dem neuen Fußballplatz an der Apfelwiese lag unendlich weit zurück. Man hätte meinen können, Frau Schnetts Training hätte uns zu einer eingespielten Mannschaft gemacht. Doch tief in uns drin schienen wir immer noch die alte Bolztruppe zu sein, und unsere Gegner nutzen das gnadenlos aus. Naja, wenigstens meine eigenen Eltern fuhren noch mit zu den Spielen. Klara und Alexander heißen sie. Mama trägt Zopf und Papa große Ohren. Beide fahren gern Auto, deswegen wechseln sie sich oft ab. Heute Morgen war Mama dran. Und obwohl sie ordentlich Gas gab, zog die Fahrt sich lang wie ein Kaugummi. Meine Schwester Leo starrte mit ihren grünen Augen aus dem Fenster, als träumte sie sich weit, weit weg. „Wann sind wir endlich da?“, fragte sie irgendwann. Das klang wie saure Milch mit Cornflakes.
„Ich denke, du hast keine Lust“, meinte Papa.
„Na und! Würdest du ständig der Depp sein wollen? Ich kann mir Mühe geben wie ich will!“
Leo übertrieb nicht. Wenn sie zehn Bälle hielt, flogen ihr trotzdem fünf rein. Das schien ihr Torwartschicksal zu sein. Sie war darüber so sauer, dass wir bei ihrer Geburtstagsfeier keinen Fußball spielen durften. Aber zum letzten Spiel mussten wir trotzdem fahren, von Süden nach Norden, von unten nach oben, so wie es auch in der Liga-Tabelle aussah.
„Nachher trampeln wieder alle auf mir rum“, klagte Leo, als wir den Sportplatz erreichten.
„Und ich darf wie immer nicht mitspielen“, sagte ich dazu. Und so geschah es auch.
Okay, wirklich wundern durfte ich mich nicht. Mir liefen die Gegenspieler einfach davon. Das gefiel weder den Jungs, noch mir, noch unserer Trainerin und Sportlehrerin, Frau Schnett. Ich hätte eine Altersklasse tiefer spielen sollen, aber mit wem?
„Wenn du dich beim Training reinhängst, kommst du in der nächsten Saison häufiger dran“, meinte Papa auf dem Weg zur Umkleide. Er hatte gut reden. Vielleicht probierte ich es besser einmal im Tor. Leo würde dann bestimmt niemand an der Außenlinie schmoren lassen.
„Auf dir trampelt überhaupt niemand rum, Leo! Du hältst prima“, ermunterte Mama meine Schwester. Leo und ich verdrehten die Augen. Diese Sprüche hörten wir zu oft.
Wir waren ziemlich spät dran. Die Moseraner Spieler erwärmten sich bereits – alles große Kerle! Frau Schnett verteilte die goldenen Trikots, nur Leo bekam wieder das grüne Torwart-Shirt.
„Ach, nee...“, sagte sie, aber ganz leise, weil Frau Schnett es nicht mochte, wenn wir über die Aufstellung meckerten.
„Wir stellen die Abwehr heute besonders eng“, erklärte sie. „Ein Stürmer an die Mittellinie und lange Bälle nach vorn! Wollen wir doch mal sehen, ob wir hier nicht eins zu null gewinnen können.“ Endlich mal gewinnen! Ich hoffte es wirklich. Aber Leo und die Jungs kamen schon mit ängstlichen Gesichtern aus der Kabine.
„Hey, jetzt geht‘s los!“, rief Papa. Leo lief in den Kasten und klatschte die Pfosten ab, ich trottete zur Außenlinie und Mama klatschte mich ab, damit ich nicht so traurig war.
Leider dauerte es nicht lange, bis wir hinten lagen. Den ersten Schuss auf unser Tor konnte Leo gerade noch halten, aber der Ball prallte von ihren Händen nach vorne, wo schon ein Stürmer wartete. Der krachte ihr die Pille ins Netz.
„Ihr müsst mit zurück kommen!“, rief Frau Schnett ins Spiel. Aber auf dem Platz hörte man die Zwischenrufe kaum. Wir verloren den Ball, sobald der Anstoß getreten war. Wie eine Welle rollte der Angriff auf Leos Tor. Wir konnten nicht mal so schnell gucken, wie die Moseraner Stürmer unsere Abwehr zerpflückten. Schnelle Pässe, direkt gespielt, das war echt ein Traum! Nur für uns leider ein Alptraum! Zum Glück schaltete Leo in diesem Moment schnell. Sie rannte los, warf sich an der Strafraumgrenze gegen den Ball und lenkte ihn ins Seitenaus. Mama und Papa klatschten Beifall. Mit nur einem Gegentor schafften wir es in die Halbzeit.
„Das war gut!“, rief Frau Schnett. „Stellt euch den anderen auf die Füße, dann haben sie bald keine Lust mehr! Wir schießen noch unser Tor!“ Alle nickten, auch Leo und Nico. Vor meinen Augen erschien ein Bild, in dem sich unsere kräftige Frau Schnett auf die Füße des Moseraner Trainers stellte. Ich musste grinsen. Ob wir das wirklich packen konnten? Mosern hatte in dieser Saison fast nie verloren. Wir hätten ein Unentschieden wie einen Sieg gefeiert.
Wenn ich wenigstens hätte mitspielen dürfen! Den guten Start in die zweite Hälfte sah ich wieder nur von draußen. Flori bediente Nico mit einem Querpass, aber der war so überrascht, dass er viel zu früh aufs Tor schoss. Der Torwart hielt natürlich, das war schade! Und nach zwei weiteren Chancen war Schluss mit lustig. Leo flogen die Bälle jetzt nur noch um die Ohren. Nach einer echten Bananenflanke köpfte Mosern das Zwei zu Null. Leo trat wütend gegen den Pfosten.
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