Fraubert de Montagnon entstammte einem alten Adelsgeschlecht, rein in der Herkunft, loyal gegenüber dem Orden. Er hatte seinen ganzen Besitz dem Orden überschrieben, seine Stammburg, sein Geschmeide, sein Land, und sich der gerechten Mission des Ordens gewidmet. Heute würde er beweisen können, dass er wahrlich ein Sohn des Ordens war und ihm bis in den Tod folgte, wenn es erforderlich war.
Fraubert wurde aus den Gedanken gerissen, als sein Sergeant vor ihm salutierte. Er trug ein braunes Gewand, die weißen Mäntel waren allein dem Ritterstand des Ordens vorbehalten. „Wie ist die Lage?“, fragte Fraubert. Gleichzeitig fürchtete er sich vor der Antwort.
Sein Sergeant, Philippe Hérail, zog ein Pergament hervor, auf dem er mit schwungvoller Schrift die aktuelle Situation aufgezeichnet hatte. „Nur drei Schiffe haben das Unwetter unbeschadet überstanden. Bei zwölf Schiffen sind es nur kleinere Reparaturen und Lecks, die sich innerhalb von zwei Tagen richten lassen.“ Er machte eine Pause, die den Ernst der Lage unterstrich. „Bei den verbleibenden drei Schiffen sind die Schäden allerdings gravierender. Die Saint-Amand hat schwere Schäden an der Takelage und an den Segeln erlitten. Drei Tage Minimum. Im Laderaum der Saint-Mareille steht das Wasser knietief.“ Er machte mit seiner freien Hand eine abgehackte Bewegung in entsprechender Höhe, während die andere das Pergament umklammerte, als wäre es sein Bezug zur Realität in diesem Alptraum. „Das Wasser dringt an zwei verschiedenen Stellen ein. Bruder André bezweifelt sogar, dass wir das Schiff retten können. Vermutlich werden wir es aufgeben und die Ladung auf die verbleibenden Galeonen umladen müssen.“
Er blickte zurück auf das Meer, wo die kleine Flotte bei ruhigem Wasser dahindümpelte. Von ihrem Standpunkt am Strand waren die Schäden kaum zu sehen. Fraubert fühlte Stolz in sich aufsteigen, als er die Schiffe sah. Es waren prächtige Galeonen, mit tapferen Männern.
„Euer Schiff hat es am Schlimmsten erwischt. Der Hauptmast muss ersetzt werden. Glücklicherweise bietet die Umgebung genügend Holz. Damit können wir arbeiten.“ Philippe zeigte auf den an den Strand angrenzenden Wald.
„Wie lange?“, fragte Fraubert.
„Schätzungsweise zehn Tage, vielleicht mehr, vielleicht weniger.“
Fraubert entließ Philippe, mit der Anweisung, die Reparaturen schnellstmöglich abzuschließen. Der Schaden war immens, aber es war nicht alles verloren. Die Schiffe ließen sich reparieren. In spätestens zwei Wochen sollten sie wieder einsatzbereit sein. Ihre Vorräte sollten so lange reichen, Frischwasser und Frischfleisch konnten sie gegebenenfalls hier an Land erbeuten. Die Zukunft allein würde zeigen, in welche Richtung es den Orden verschlagen würde. Seine Aufgabe war es, die Fracht der Schiffe in Sicherheit zu bringen, bis sich der Orden aus der Asche dieser Katastrophe wieder zur alten Größe aufschwingen würde. Vielleicht kam es tatsächlich nicht auf ein paar Tage an. Ihre Zeit würde kommen, irgendwann. Und mit der Morgendämmerung ihrer neuen Stärke würde die Sonne des französischen Königshauses untergehen.
Seine Lippen bewegten sich unablässig, als er ein kleines Gebet gen Himmel schickte. Nie war er sich seiner eigenen Schwäche so sehr bewusst gewesen wie in diesem Moment. Alles hing von diesen Schiffen und ihrer Ladung ab. Und damit von ihm. Fraubert wanderte gemächlichen Schrittes zurück zu seinen Männern, um ihnen in dieser Situation Mut zuzusprechen. Sie würden ihn brauchen können.
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