Kai Kistenbrügger
Das Siegel des letzten Templers
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Inhaltsverzeichnis
Titel Kai Kistenbrügger Das Siegel des letzten Templers Dieses ebook wurde erstellt bei
(1) 21. März, Antiquariat „Max von Herchow“
(2) 13. Oktober 1307, irgendwo im Atlantik
(3) 1. April, Christian Roths Büro
(4) 1. April, Münchener Innenstadt
(5) 1. April, Münchener Innenstadt
(6) 1. April, ein abgelegener Parkplatz
(7) 1. April, Christian Roths Büro
(8) 1. April, Polizeipräsidium München
(9) 23. August 1795, Neuschottland
(10) 2. April, Christian Roths Wohnung
(11) 2. April, Christian Roths Wohnung
(12) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(13) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(14) 14. Oktober 1307, irgendwo im Atlantik
(15) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(16) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(17) 29. November 1307; Balantrodoch, Schottland
(18) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(19) 2. April, Wolfgang Bergmanns Wohnung
(20) 2. April, ein Café in der Münchener Innenstadt
(21) 2. April, eine Filiale der Deutschen Bank
(22) 2. April, vor der Filiale der Deutschen Bank
(23) 2. April, vor der Filiale der Deutschen Bank
(24) 2. April, vor der Filiale der Deutschen Bank
(25) 18. März 1314, Île de la Cité, Paris
(26) 2. April, Unterkunft des Zeugenschutzprogrammes
(27) 2. April, Wolffs Wohnung
(28) 2. April, Unterkunft des Zeugenschutzprogrammes
(29) 24. Januar 1319, ein letzter Rückzugsort
(30) 24. August 1795, Oak Island, Neuschottland
(31) 2. April, vor der Unterkunft des Zeugenschutzprogrammes
(32) 2. April, vor der Unterkunft des Zeugenschutzprogrammes
(33) 15. März 1321, Balantrodoch, Schottland
(34) 17. Juli 1804, Oak Island, Neuschottland
(35) 2. April, Michaels Haus
(36) 3. April, Notaufnahme
(37) 3. April, mitten im Wald
(38) 29. März 1321, Balantrodoch, Schottland
(39) 3. April, vor Benedikt Lessaults Haus
(40) 3. April, in der Krankenhauscafeteria
(41) 3. April, vor Benedikt Lessaults Haus
(42) 3. April, im Streifenwagen
(43) 3. April, vor Benedikt Lessaults Haus
(44) 3. April, vor Benedikt Lessaults Haus
(45) 29. März 1321, Balantrodoch, Schottland
(46) 3. April, im Streifenwagen
(47) 3. April, in Wolffs Dienstwagen
(48) 3. April, ein verlassenes Fabrikgelände
(49) 3. April, ein verlassenes Fabrikgelände
(50) 3. April, ein verlassenes Fabrikgelände
(51) 3. April, in Wolffs Dienstwagen
(52) 3. April, ein verlassenes Fabrikgelände
(53) 3. April, ein verlassenes Fabrikgelände
(54) 9. April, Friedhof am Perlacher Forst
(55) München, drei Jahre später
(56) Epilog: In eigener Sache
Impressum neobooks
(1) 21. März, Antiquariat „Max von Herchow“
Max von Herchow zog seine Brille von der Nase und rieb sich mit dem Zeigefinger und Daumen der rechten Hand seufzend den Nasenrücken. Sein Alter machte ihm zunehmend zu schaffen. Tag für Tag fiel es ihm schwerer, die vielen kleinen Zipperlein und Schmerzen zu ignorieren, die langsam aber sicher die Kontrolle über seinen Körper und seinen Alltag übernahmen. Seit kurzem brauchte er am Ende jeder Treppe mindestens fünf Minuten, bis aus seiner hechelnden Schnappatmung wieder so etwas wie normale Atemzüge geworden waren. Sein Rücken schmerzte, und seine Knie knackten bei jeder Bewegung grauenerregend. Ausdauerndes Arbeiten wurde zusehends zu einem Ding der Unmöglichkeit. Doch nicht nur sein Körper, auch seine Augen schienen mit jedem Tag an Leistungsfähigkeit einzubüßen. Dabei war er immer auf seine Adleraugen stolz gewesen, doch inzwischen ähnelte sein Sehvermögen eher dem Scharfblick eines halbblinden Maulwurfs.
Nachdenklich betrachtete Max das goldene Brillengestell, das seine besten Tage bereits vor Jahren hinter sich gelassen hatte. Der dicke Schmutzfilm, der seine Brillengläser in langen, dickflüssigen Schlieren verunzierte, verschlimmerte die Situation zusätzlich. Mit einem müden Seufzen zog er ein Stofftaschentuch aus seiner Brusttasche und begann damit, die Gläser in kreisenden Bewegungen zu reinigen. Er machte es dadurch nur noch schlimmer.
Nach ein paar Minuten gab er seine sinnlosen Reinigungsbemühungen auf und widmete sich wieder seiner Arbeit, obwohl seine Augen bereits durch die stundenlange Anstrengung brannten wie Feuer. Vor ihm stand eine kleine Statue, eine wunderschön gearbeitete Madonna aus Italien. Max zog die Lupe zu sich heran, um trotz seiner nutzlosen Sehhilfe etwas erkennen zu können. Die Lupe war an einem langen Schwenkarm an seinem Schreibtisch befestigt; bei seinem mittlerweile miserablen Sehvermögen sein wichtigstes Instrument, um die vielen kleinen Details wahrnehmen können, die Fälschungen sicher entlarvten. Kleine Lacknasen, unsaubere Linienführungen, kleine Fehler in der Maserung.
Fehler, die auch die kleine Madonna aufwies. Leise fluchend schob er die Statuette beiseite. Er hatte es bereits geahnt; sein neuester Erwerb erwies sich als Reinfall. Die Fälscher hatten sich zwar alle Mühe gegeben, ein originalgetreues Abbild zu erschaffen, trotzdem verrieten sie kleine Feinheiten, bei denen sie das Original nicht detailgetreu kopiert hatten. Die Farbnuancen stimmten nicht mit anderen Fundstücken aus dieser Epoche überein, und die Inschrift wies kleine, kaum sichtbare Fehler in der Verzierung auf.
Max lehnte sich erschöpft in seinem Stuhl zurück. Den stechenden Schmerz in seinem Rücken ignorierte er. Vielleicht ließ sich trotzdem noch etwas Geld mit diesem Kleinod machen. Zweifellos hatten die Fälscher etwas von ihrer Arbeit verstanden. Ein paar seiner Kunden, die mit einem prallen, locker sitzenden Geldbeutel aufwarten konnten, gepaart mit wenig Verstand, ließen sich vielleicht täuschen, mit etwas Glück.
Er lächelte säuerlich, als er an seine gut betuchte Kundschaft dachte. Ihnen gegenüber bezeichnete er sich selbst gerne als Antiquitätenhändler. Max von Herchow bewegte sich mit Vorliebe in der feinen Gesellschaft. Sein Name leistete ihm dabei gute Dienste, auch wenn er im Grunde weder adliger, noch feiner Herkunft war. Allerdings war er lange genug im Geschäft, um zu wissen, wie der Hase lief. Als ehrlicher Händler antiker Waren war heutzutage kein Staat zu machen. Die guten Geschäfte wurden stets unter der Ladentheke getätigt. Max war ein Hehler erster Garde, auch wenn er es nicht gerne zugab. Zu ihm kamen diejenigen, die auf ein schnelles Geschäft hofften, auf einen guten Preis und auf möglichst wenig Rückfragen, was ihre Geschäftspartner betraf.
Doch Max hatte gelernt, vorsichtig zu sein. Offensichtlich heiße Ware kam ihm nicht in sein kleines Eckgeschäft. Schließlich konnte er die Polizei auf seiner Fußmatte ebenso wenig gebrauchen wie die Rückenschmerzen, die ihn seit ein paar Monaten permanent quälten. Ihn interessierten die kleinen Schätze, die über verschlungene und dunkle Pfade ihren Weg ins Land fanden, meistens illegal entwendet auf den Ausgrabungsstätten dieser Welt. Diese Stücke ließen sich teuer an Liebhaber in den reichen Industrieländern verkaufen. Mit dem angenehmen Vorteil, dass diese Kleinodien nicht zurückzuverfolgen waren. Nur deswegen hatte die Polizei ihm nie etwas anhängen können. Wo kein Kläger, da kein Richter. Er hatte einen untadeligen Ruf in der Gesellschaft, die sprichwörtlich weiße Weste. Dieser Ruf war das Fundament seines Erfolges. Im Laufe der Jahre hatte Max auf diese Weise gute Beziehungen in alle Himmelsrichtungen aufbauen können, die ihm im Alter ein ruhiges, sorgenfreies Leben sichern würden.
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